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Kunst und goldige Flocken

13.03.2012

Am frühen Abend besuchte ich seit langem mal wieder als einsamer Wolf eine Vernissage.
In der Galerie Tanas präsentierte die bekannte Künstlerin und Hochschullehrerin Ayse Erkmen eine Auswahl der Arbeiten ihrer StudentInnen.
Unter dem leicht veränderten Namen einer Boygroup segelte diese Ausstellung.
In einer Gruppenausstellung ist eine BetrachterIn meist doch etwas zufrieden, denn irgend was Nettes findet sich fast immer.

Ayse Erkmen
Diesmal dürfte der Prozentsatz, dessen was mich beeindruckte, über vierzig liegen. Ein sehr guter Schnitt, der in der Auswahl von Ayse Erkmen begründet ist. Sie ist stark von Fluxus beeinflusst, denn auch bei ihr steht die künstlerische Idee im Vordergrund und nicht das Werk.
Gut ist dies bei der Skulptur zu erkennen, die sie in die Ausstellung einbrachte.
Die "Tiere" sind wahrscheinlich auf dem Flohmarkt gekaufte Porzellanfiguren. Ihr grüner Anstrich soll wohl Natur symbolisieren und sie werden wie in Zoo hinter Glas ausgestellt.

Bo Hee Choi
Die schiefen Beine unter der Plattform erschlossen sich mir jedoch nicht. Doch muss der Martin alle Kunst verstehen?
Das hölzerne iPhone in Originalgröße mit bemalten Icons hat mich besonders bezaubert.
Es war wie ein klassisches Diorama aufgebaut. Der Kunstlerin wünsche ich viel Erfolg. Sie hat kluge Einfälle und setzt sie mit Witz um.
Sie war noch mit dem Foto eines Pissoirs vertreten, in das sie einen Monitor montierte hatte. Der zeigte das Video eines Springbrunnens.

An einem Werk wäre ich fast achtlos vorüber gegangen. Einen mit schwarzem Stoff bespannten Rahmen fand ich nicht richtig spannend. Zum Glück half mir eine Angestellte der Galerie zu einem Aha Erlebnis. Sie riet mir näher heran zu gehen. Da hörte ich ein regelmäßiges Kratzen und entdeckte, dass irgend etwas sehr Kleines von hinten rhythmisch gegen die Leinwand drückte. Die Angestellte klärte mich auf, dass ein elektrisch betriebener Vogel dahinter steckte. Der pickte gegen den Stoff. Eine sehr unauffällige jedoch auch witzige Arbeit von Sun-Hwa Lee.

Birgit Wichern
Schlicht aber sehr schön fand ich die stark durch Ornament Strukturen geprägten Bilder oben.

Zum Schluss möchte ich noch auf die ein wenig böse Videoinstallation "The Candy Man Can" von Nadia Pereira Benavente verweisen. Da stand ein Sessel vor einem Tisch mit Fernseher darauf. Auf dem Tisch befand sich noch eine Schale mit Lutschbonbons. Diese waren mit Portraits von Dean Corll bedruckt, einem Serienkiller aus den 70ern,  der 28 junge Männer vergewaltigte und anschließend ermordete. Er trug den Spitznamen "The Candy Man". In dem Video hatte die Künstlerin Schnipsel aus einem Film über den Massenmörder mit einem Musik Clip über den Hit von Sammy Davis Junior verknüpft. Das war schon etwas böse.
Leider kann ich euch die Videos nur getrennt zeigen.



Wenn ihr jetzt  wissen wollt, weshalb ich nur Arbeiten von Frauen ausgewählt habe, muss ich antworten: "Sie waren halt besser".
Nachdem ich mich satt geschaut hatte, bewegte ich mich nach Neukölln.
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof hockte dann ein Baby Schneemann auf einer Mauer. Der war schon irgendwie süß, aber langsam hatte ich das Gefühl, dass mir langsam leicht bekleidete Menschen in Liegestühlen mit Cocktails in der Hand lieber sind.


Aber ich will nicht heulen, solange meine geliebten Haferflocken Swingers regelmäßig auftreten, kann es ruhig kalt sein. Ich war nur ein wenig ängstlich wegen den Auftrittsort. Beim letzten Mal in Fuchs und Elster erlitt ich Panikattacken. Es ging eine schmale Holztreppe hinunter in den Keller. Der war vollgestellt mit brennbaren Sofas, es war knackevoll und viele rauchten und die Notausgänge waren nicht zu sehen. Hätten die Lieblinge nicht gespielt, ich wäre umgedreht und hätte den Eintritt zurück verlangt. Als die Flöckchen spielten, konnte ich dann erfolgreich den Gedanken verdrängen, wie das so wäre, wenn ca 200 Personen in Panik versuchen über eine sehr schmale Holztreppe zu fliehen.

Inzwischen gab es wohl eine feuerpolizeiliche Begehung. Die Treppe ist jetzt breit, Rauchen ist verboten und Notausgänge sind gekennzeichnet.
Trotzdem platzierte ich mich mit meinen Bekannten nah bei einem Notausgang.
Um einen Sitzplatz zu ergattern, kamen wir schon um 22:30 Uhr.

Gegen 0:30 Uhr spielte die Band dann auf, es war zwar nett, dass sie uns so viel Zeit zum Schwatzen ließen, aber irgendwie fühlte ich mich doch alt. Um mir das Gegenteil zu beweisen, tanzte ich während des ganzen Auftritts. Gegen 4 Uhr Morgens kroch ich dann unter meine Bettdecke.

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