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Von Bunker in die Hölle

12.05.2013

Wenn die Wettergöttinen Schauer voraussagen, bevorzugen die Liebste und ich uns indoor erschauern zu lassen. Wir hatten eine Führung durch den Mutter - Kind Bunker an der Fichtestraße ausgewählt. Der Verein Berliner Unterwelten organisiert regelmäßig Rundgänge durch das Bauwerk.

Dieser Bunker ist außergewöhnlich, weil er eigentlich nur für Mütter mit Kindern gedacht war. Diese Mütter unterstützten die Raubzüge ihrer Männer an der Heimatfront. Dafür sollten sie nachts ruhig schlafen, um am Tag arbeiten zu können. Die Mörder benötigten Nachschub an Waffen und Nahrung. Neben den ZwangsarbeiterInnen produzierten die Frauen Waren für den Krieg. Großmaulig wie die Nazis sind, versprachen sie damals Bunkerplätze für alle arischen BewohnerInnen der Hauptstadt.

Offensichtlich erfüllten sie diese Versprechung nicht, so dass kurz vor der Eroberung Berlins durch die Sowjetarmee 30.000 im Bunker eher standen als saßen. Mitleid ist aber nicht nötig, die Deutschen hatten sich jede Bombe selbst verdient.

Wer stolz auf die Bombenangriffe auf Guernica, Rotterdam und London war, durfte sich nicht beschweren, wenn die Angegriffenen zurück schlugen.

Um die Jahrhundertwende, im zweiten deutschen Reich, war das Gebäude als einer von vier Gasspeichern entstanden. Mit dem Gas wurden damals überwiegend die Straßen Beleuchtung gewährleistet. Das Gas wurde nur in der Nacht benötig und so entstanden im gesamten Stadtgebiet Speicher. Nach dem ersten von den Deutschen angezettelten Weltkrieg gewann die Versorgung der Haushalte mit Gas eine immer größere Bedeutung. Es wurde jetzt 24 Stunden verbraucht.

Die Zwischenlagerung wurde nicht mehr benötigt. Fast alle Gasspeicher wurden stillgelegt. 1940 wurde der Speicher an der Fichtestraße zum Bunker umgebaut.
Nach verlorenem Krieg wurde er Flüchtlingslager, Obdachlosenunterkunft und zum Schluss Lager der Senatsreserve.

Wen und mit wieviel der Besitzer, die Projektentwicklung speicherWerk Wohnbau GmbH, das Objekt kaufte und den Denkmalschutz dabei vernachlässigen konnte, ist ungeklärt. Sie haben auf dem Gelände Luxuswohnungen errichtet und diese mit hohen Zäunen gesichert.
Bei dem Ganzen hat der grüne Bezirksbürgermeister Schulz (er ist auch für den Abriss an der East Side Gallery verantwortlich)  mal wieder seine Finger im Spiel. Über die Hintergründe der Schweinerei berichtet die Initiative Fichtebunker im Netz.

Da unser liebster Italiener Enzo am Chamissoplatz am Sonntag verschlossen ist, besuchten wir das von der katholischen Kirche in der Yorkstraße betriebene Restaurant Kreuzberger Himmel. Dass beim anhaltenden Mitgliederschwund neue Einnahmequellen erschlossen werden, ist legitim. Die Preise und die Qualität  von Speisen und Getränken waren gut. Leider vergaß ich nachzufragen, ob die Angestellten entlohnt werden oder ob ein Segen zum Feierabend ausreichen muss. Dass Fürze von Nonnen zum Nachtisch verkauft werden, weist ja in diese Richtung oder kann man / frau sich vorstellen, dass den Nonnen pro Furz ein Anteil von vierzig Cent bezahlt wird.

Nach zwei Vorsuppen, meine schmeckte etwas langweilig, aß die Liebste Blutwurst und ich Tafelspitz. Beide Gerichte schmeckten lecker und die Nonnenfürzchen als Nachtisch waren ein Gedicht.

© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
© Irmeli Rother

Auf dem Weg zum Klo wurde ich dann mit meinem Unglauben konfrontiert. Im Flur fand ich ein Glaubenstraktat mit dem Titel: Ich habe den Glauben verloren.... Da fühlte ich mich angesprochen, denn als Kind glaubte ich noch an den Weihnachtsmann und andere Märchen.
Im Text fand ich dann einen Satz wie: Glaube bedeutet Gott zu vertrauen. Doch wie soll ich Jemand vertrauen, der nichts dafür tut, dass man ihn erkennen kann. Abgesehen davon, dass seine Stellvertreter auf Erden selten eine gute Figur machen. Da hilft es auch nicht mir mit der Hölle zu drohen.


Etwas dreist fand ich jedoch die Missionsarbeit auf den Klo. Im Urinarium schaute mich ein Jesus am Kreuz als Zielhilfe an.
In anderen Klos sah ich schon mal Fußbälle, Marienkäfer oder Fadenkreuze, die helfen sollten, dass Mann, besonders wenn er besoffen ist, besser trifft.
Doch diese Selbstironie hätte ich der Katholischen Kirche nicht zugetraut. Ist das der frische Wind, den der neue Papst erzeugt? Lautet das neue Motto:
"Mit Jesus ins Ziel"?

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