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Friede, Freude, Eierkuchen und Willkommenskultur

08.06.2014

Zum Umzug beim Karneval der Kulturen bewegte ich mit I. im weiten Umfeld der Demonstration der kulturellen Vielfalt Berlins. So konnte mich die Begeisterung der TeilnehmerInnen nicht anstecken.

Morgens früh hatte ich im Tagesspiegel in Berlinteil mal wieder in einer Nachricht der Polizei gelesen, dass ein Ausländer bei einem Einbruchsversuch verstarb. Seit Jahren kritisieren antirassistische Gruppen diese Praxis der staatlichen Gewalttäter.
Nationalitätsangaben im Zusammenhang mit Kriminalität nur für Nichtdeutsche anzuwenden ist brandgefährlich, denn so bleibt bei vielen Deutschen der ausländische Straftäter im Gedächtnis. Diesmal nannte die rassistische Polizei einen Bulgaren.

Zwei Seiten weiter im Tagesspiegel wurde dann sehr wohlwollend auf den Karneval der Kulturen hingewiesen. Da entstand bei mir der Gedanke, dass der Karneval ein Feigenblatt für die gleichen Politiker sein könnte, die Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen lassen oder an den Außenmauern der EU zurück jagen. Vielleicht sollten die teilnehmenden Gruppen mal auf Kostüme verzichten und statt dessen Fotos der im Mittelmeer ertrunkenen Menschen an den ZuschauerInnen vorbei tragen.

Wir begannen den Besuch mit einem Rundgang über das Straßenfest.
Noch war es ziemlich leer und selbst die DLRGlerInnen konnte noch die Eier schaukeln, so sie welche hatten. Es war noch zu früh, als dass Besoffene in den Landwehrkanal fielen.

Den größten Teil des Nachmittags verbrachten wir dann vor dem Dodo in der Großbeerenstraße. Die Tische davor auf dem Trottoir lagen im Schatten, so ließen wir uns dort gerne nieder. Das Bier war kalt und lecker und die The Gluebrass Company spielte zu unserem lazy sunday afternoon.

Als der Hunger kam, besuchten wir zwischendurch das Restaurant Da Enzo am Chamissoplatz. Wir ergatterten einen freien Tisch auf dem Bürgersteig. Dort schnabulierten wir appetitliche cucina italiana. Von Ferne klangen machmal die dumpfen Bässe von Techo Trucks herüber.

Auf dem Rückweg schauten wir kurz dem Umzug zu. Dort sahen viele ZuschauerInnen aus, als ob sie nicht mehr ihren Namen buchstabieren könnten. Die Hitze führte schon bei geringem Alkoholkonsum zu erheblichen Aussetzern. Die wartenden Ambulanzen transportierten die Schnapsleichen im Minutentakt ab. Der Herr nebenan musste sich keine Sorgen machen im Krankenhaus zu landen, sein treuer Kampfhund wachte über seinen Schlaf.

Um keine kompromittierende Bilder im Netz zu verteilen, habe ich dem Ruhenden schwarze Pocken verpasst. Hoffentlich erkennt niemand den treuesten Freund des Menschen.
Wieder vorm Dodo wurde gejammt und wir beschlossen den Abend bei guter Mucke und Bier.

Alle Fotos © Irmeli Rother

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