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Oh, Gott

19.12.2015

Zum Weihnachtsfest passt doch eine göttliche Komödie wie die Faust aufs Auge. Mit der Liebsten und FreundInnen schaute ich im Yorck Kino "Das brandneue Testament".

Eine sehr bittersüße Komödie um eine Familie, die im obersten Stockwerk des höchsten Brüsseler Hochhauses wohnt. Der Vater ist Gott, ein Widerling, der am Rechner sitzt, sich neue Gemeinheiten zum Schaden für die Menschheit ausdenkt. Sogar solche kleinen Bösartigkeiten, wie dass Marmeladenbrote immer mit der Marmeladenseite auf den Fußboden auftrifft, bereiten ihm Freude.
Dass ein solcher Stinkstiefel die Familie nicht glücklich macht, ist zwangsläufig. Der Sohn Jesus hat sich deshalb schon lange verdrückt.

Gott putzt seine Frau ständig herunter, sie häkelt und sammelt Fotokarten von Baseball Spielern.
Jetzt kommt die Tochter  ins rebellische Alter, hat keine Lust mehr dem Tyrannen zu gehorchen.
Éa ist eine pfiffige Göre, kann ein wenig zaubern und nachdem der Papa sie mit dem Gürtel verprügelt hat, beschließt sie aus der hermetisch abgeschlossenen Wohnung zu fliehen. Nicht ohne vorher Gott schachmatt zu setzten, sie lässt seinen Computer abstürzen.

Ihr Weg führt sie durch die Rückwand der Waschmaschine. Auf der Erde endet er ebenfalls in einer Waschmaschine in einem Brüsseler Waschsalon.
Ihr Bruder hatte ihr aufgetragen sechs Jünger zu suchen, deren Aufgabe es nicht ist Éas Leben aufzuzeichnen, sondern ihre eigenen Geschichten zu erzählen.

Deren Adressen hat sie aus einem Karteikasten im Büro ihres Vaters geklaut.
Auf der Straße lernt die junge Dame einen Obdachlosen kennen, der ihr Schriftführer wird.
Vom folgenden Feuerwerk an dramatischen Einfällen verrate ich euch nichts mehr. Müsst ihr selbst ins Kino gehen.
Nur noch das, Ente gut - Alles gut.
Gott muss zu Schluss im Knast kontrollieren, ob in den dort produzierten Waschmaschienen die Rückwände ordnungsgemäß eingebaut sind. Frau Gott hat den PC wieder zum Laufen gebracht und beglückt die Welt mit Häckelmustern.
Irgendwie sehr diesseitig.


Regisseur Jaco Van Dormael
Besetzung:
Kritiken der Anderen: n-tv, cinema, Spiegel, Deutschland, critic, Frankfurter Rundschau,

Als wir kichernd aus dem Kino kamen, entdeckten wir drei Meter links vom Eingang das NeuWestBerlin.
In den ehemaligen Supermarkt ist ein Kulturplattform eingezogen. Es ist eine Bar aufgebaut, es gibt große Tische und Konzerte und Videokunst. Ein schnuckeliger Platz. Nach dem nächsten Besuch berichte ich genauer.


Foto: Andreas Hachulla

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