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Rotterdam - Fotomuseum

30.12.2017

Am letzten Tag unserer Städtereise war das Wetter mild und regenfrei. So überquerten wir die Maas über die Erasmusbrücke. 1996 fertiggestellt ist sie eines der großen architektonischen "Wunder" der Stadt.
Mit ihren Stahlseilen ist sie einer der Gründe, weshalb Sie in Rotterdam den Fotoapparat nicht vergessen sollten. Die Brücke ist es wert sie zu Fuß zu überqueren.
So erreichten wir per Pedes die Halbinsel Kop van Zuid.
Hier kauften früher AuswanderInnen in die USA die Passage.

Millionen EuropäerInnen weinten hier ihre letzten Tränen in der alten Welt.
Die junge Dame auf dem Plakat weinte wohl weniger. Sie durfte als Erste Klasse Passagierin aufs Oberdeck und im eleganten Speisesaal Austern schlürfen.
Die Situation unter Deck, wo die dritte Klasse lebte, war katastrophal. In Massenschlafsälen wurden die Menschen eingepfercht und konnten froh sein, wenn sie die Überfahrt überlebten, nicht beraubt oder vergewaltigt worden zu sein.

Heute bietet die ehemalige Verwaltung der Holland Amerika Line im Hotel New York hübsche Zimmer zum Übernachten.
Dieses Haus ist das einzige historische Gebäude auf der Landzunge.
Sonst gibt es nur schicke Neubauten

Witziges war auch dabei, wie der Dachaufbau im Bild. Mich erinnerte er etwas einen längst im Müll gelandeten Wecker aus der Zeit des Nierentisch Design.
Hier befindet sich auch das Fotomuseum Rotterdam.
Doch dieses besuchten wir später.
Zunächst überquerten wir den ehemaligen Waalhaven über eine Fußgängerbrücke nach  Katendrecht.
Dort war die Reeperbahn Rotterdams.

Hier fanden die Seeleute einstmals Prostituierte und Alkohol.
Außerdem wohnten hier viele chinesische Rotterdamer.
Ein guter Bekannter verbrachte hier in der Nachkriegszeit einen Teil seiner Kindheit.
Seine Oma besaß dort einen gut gehenden Friseursalon.

Dort ließen sich die Prostituierten vormittags die Haare richten.
Er schwärmt noch heute davon, denn die Frauen des horizontalen Gewerbes schickten ihn gerne zum Einkaufen und gaben ihm immer einen kleinen Lohn dafür.
Katendrecht war ein rechter "Schmutzfleck" in der Stadt.
Aber auch in den Niederlanden stinkt Geld nicht.

Der Containerversand und die kurzen Liegezeiten der Schiffe sorgten dafür, dass dem Rotlichtmilieu die wirtschaftliche Grundlage entzogen wurde. Das Viertel wurde daraufhin entmietet und es entstand ein Neubaugebiet.

Es sind jedoch noch ein paar alte Industriegebäude vorhanden und in einer leerstehenden Fabrik befindet sich eine hippe Markthalle. In der Fenix Food Factory wird fast alles selbst hergestellt, ist Bio und wahrscheinlich sehr lecker. Die Atmosphäre ist recht angenehm.

Trotz der Vielen, die hier mit der Zubereitung oder dem Verkauf von Nahrungsmitteln beschäftigt sind, genießt man/frau hier entspannt.
Wieder draußen entdeckte ich die Steuerfrau, die die Halbinsel in der Maas auf Kurs hielt. Bravo!
Gut wenn jefrau weiß, woher der Wind weht.


Dann ging es weiter ins Fotomuseum. Wieder ein gelungener Neubau.
Im Haus finden ständig wechselnden Ausstellungen statt.
Wir sahen von Josef Koudelka Fotografien unter dem Thema. "EXILES / WALL".

Der wurde weltweit durch seine während der Besetzung der Tschechoslowakei  durch Truppen des Warschauer Pakets gemachte Bilderserien bekannt. Außerdem entstanden damals Reportagen über das Leben der Roma im Land.
Nach seiner Emigrantion nach London wurde er Mitglied der Agentur Magnum.
Das linke Foto zeigt seine berühmte ungarischen Kollegin Ata Kando, die ebenfalls mit einer Ausstellung vertreten war

Gut gefielen mir auch seine Aufnahmen der Mauer, die Israel zur Unterdrückung der Palästinenser errichtet hat.
Schön wenn jemand den Besatzerstaat Israel demaskiert.

Am unserem letzten Abend besuchten wir nochmal eine Kneipe im Oude Binnenweg.
Das Interieur war historisch. 
Auch der Altersdurchschnitt entsprach unserem.
Bei musikalischer Unterhaltung durch eine Saxofonistin schlürften wir Bier.
Süß war dort eine Infotafel aus der Zeit der deutschen Besatzung zu entdecken, die das Swing tanzen verbot.

Alle Fotos: Irmeli Rother / Martin Gerhard

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