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Das erste in 22

20.01.2022

 1. Das Staatstheater Cottbus bot uns konzertante Unterhaltung. Das dort angesiedelte Philharmonische Orchester unter den Dirigenten Johannes Zurl und mit der Solo-Violinistin Sophia Jaffé stellten drei Werke vor.

Johann Sebastian Bach: Fuga (2. Ricercata) a sei voci aus „Das musikalische Opfer“ in der Orchesterbearbeitung von Anton Webern.

- Alban Berg (1885-1935) Violinkonzert („Dem Andenken eines Engels“)

- Johannes Brahms  Klavierquartett g-Moll Fassung für Orchester: Arnold Schönberg (1874-1951)

Also ein Abend mit Schönberg und seinen Meisterschülern Berg und Webern. Alles Heroen der Wiener Schule der Moderne, Stück Eins und Drei waren jedoch nur Orchesterbearbeitungen, also ohne atonale Töne.

Hier die Solistin des Abends mit einem anderen Orchester.

2. Die Jazzpianistin Julia Hülsmann gastierte mit ihren Trio in den Räumen des ZigZag Clubs. Begleitet wurde sie am Vibraphon von Christopher Dell und an der Posaune von Nils Wogram.
Sie spielten ein Programm mit improvisierten Beatles Stücken und Eigenkompositionen. Wir hörten Jazz auf sehr hohem Niveau.

Hier ein Live Mitschnitt des Beatles Programms vom Bayrischen Rundfunk.

Bei dem Beatles Titeln erinnerte ich mich besonders gut an "Paperback Writer", aber stellte fest, dass ich bis auf den Namen keine Vorstellung vom Songtext habe. Doch das ist dank Suchmaschinen kein Problem mehr:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
wären Sie so freundlich, mein Manuskript zu lesen?
Ich habe Jahre gebraucht, um es zu verfassen - schauen Sie wenigstens mal rein?
Die Story beruht auf einem Roman eines gewissen Herrn Lear.
Ich bin derzeit auf Jobsuche, und da dachte ich, Taschenbuchautor wäre das Richtige für mich.

Es kommt viel Sex drin vor, die Geschichte handelt von einem richtig geilen Bock.
Seine Frau versteht ihn nicht, hängt aber wie eine Klette an ihm.
Sein Sohn arbeitet für die "Daily Mail" - ein sicherer Job, aber eigentlich wäre er lieber Taschenbuchautor...
Es sind ungefähr tausend Seiten, aber in ein, zwei Wochen kann ich nachliefern.

Wenn Ihnen die Schreibe gefällt, kann ich problemlos noch was dran stricken.
Bei Bedarf kann ich auch was verändern -
schließlich will ich ja Taschenbuchautor werden.

Wenn Sie wollen, können Sie die Rechte haben,
ich spiele Ihnen aus dem Stand eine Million ein.
Falls Sie's doch nicht gebrauchen können, schicken Sie's an meine Adresse zurück.
Dann lege ich eben eine Kreativpause ein -
aber ich will Taschenbuchautor werden!
"

Ich muß zugeben, jetzt das erste mal den Text verstanden zu haben. Kannte ich bisher Taschenbücher nur als preiswerte Ausgabe von gebundenen Büchern, deshalb dachte ich, dass es eigentlich keine Taschenbuch Autoren gibt. Aber im Englischen ist ein "Paperback Writer" wohl so etwas wie ein Schreiberling für Schundromane.
Für diese Erkenntnis musste ich neunundsechzig werden.
Mann lernt nie aus!

3. Zu meinen Lieblingsregisseuren gehören die Coen Brüder. Einer von beiden, Joel, hat jetzt eine Neuverfilmung von Macbeth vorgelegt. Ziemlich mutig, - hat doch Altmeister Roman Polanki schon eine meisterliche Verfilmung des Stoffes geschaffen. Außerdem ist die Version von Joel Coen nur eine, von bisher fünfundzwanzig, des Dramas von Shakespeare.
Nun bin ich kein Cineast und kenne nur zwei.
Bei der von Coen sind mir die Bauden, zwischen denen die SchauspielerInnen bewegen, zu künstlich. Sie erinnern mich an Dekorationen von Expressionistischen Filmen aus dem 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Ebenfalls recht antiquiert ist die Art wie die die SchauspielerInnen die Texte vortragen. In Dokumentationen von Stücken aus den sechziger Jahren des letzen Jahrhunderts werden Texte ähnlich steif deklamiert.
Verstärkt wurde dieser Eindruck noch dadurch, dass der Film Schwarz/Weiss aufgenommen ist.
Zu Loben ist die Leistung der Kameraleute und Beleuchter, die beeindruckende Licht / Schatten Effekte gezaubert haben.
Die sehr hohe Kunst der SchauspielerInnen ist zu bewundern, wobei von der Creme der US Akteure eigentlich auch nichts anderes zu erwarten ist. Bei Frances McDormand und Denzil Washington ist keine schlechte Leistung möglich.
Jedoch sind mir die beiden Hauptpersonen zu alt besetzt, bei Polanki ist es ein junger ergeiziger Heißsporn und seine machtgeile junge Frau, die passen meiner Meinung nach besser zum Stück.
Auch gefällt mir die eher naturalistische Realisierung von Polanski besser. Dort sind die Ritter nach der Schlacht verdreckt, der Hof der Burg ist voll Matschepampe und Blut macht sich in Farbe auch besser. 👿

Macbeth in der Version von Roman Polanski

Macbeth in der Version von Joel Coen

Die englisch sprachige Orginal Version von Polanski könnt ihr im Netz zu bewundern.

Kritiken der Anderen: rp-online, Zeit, Süddeutsche,

4. Allzu viel habe ich von einer Lesung in der Katholischen Akademie nicht erwartet. Bei kirchlichen Institutionen, egal welcher Richtung, bin ich vorsichtig. Aber die Veranstaltung war professionell organisiert.
Gisela von Wysocki stellte ihr Buch Der hingestreckte Sommer“ vor. Das sind neunundvierzig Kurzgeschichten, teilweise biografisch.
Hier ein Interview mit de Autorin zu ihrem neuen Buch.
So ein Buch mit kleiner Poesie hat meist den Vorteil recht kurzweilig zu sein. Doch man/frau merkt der Erzählerin an, das sie bei Adorno studiert hat. Einige Geschichten waren sehr hintersinnig und nicht leichtgängig zu verstehen.
Aber die Literaturkritik jubiliert.

Gisela von Wysocki: Der hingestreckte Sommer.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021.
240 Seiten , 24,00 EUR.
ISBN-13: 9783518430149

Rezesionen: Süddeutsche, WDR, Tagesspiegel, literaturkritik.de

 

5. Bei der Familie Flötz war ich schon mehrfach zu Gast. Das Maskentheater bezaubert durch Pantomime ohne Miene. Dadurch dass ihre Gesichter hinter Masken verborgen sind, können sie Geschichten nur durch Körpersprache erzählen. So erstaunlich wie das klingt, es funktioniert. Nach kurzer Zeit fängt das Gehirn an die fehlende Mimik auf die Masken zu projizieren. Ähnliches kenne ich vom Marionetten Theater.
Diesmal spielen sie im Schillertheater, dort ist z.Z. die Komödie am Kurfürstendamm zu Gast.

Das neue Stück der Familie "Feste" zeigt ein Team von Bediensteten, das ein Hochzeitsfest bei reichen Leuten ausrichten. Slapstick und viel Herz und Schmerz gehören immer zum Repertoire dieser Theater Truppe. Lachen und bewegende Momente wechseln sich ab. Mir gefällt das, und wenn ihr keine Angst vor ein wenig Kitsch habt, schaut euch das Stück an.
Witzig war, dass drei männliche Schauspieler, die bestimmt zwanzig Rollen, von der Putzfrau über die Braut bis zu Hausmeister ausfüllten. Der Applaus war dem entsprechend heftig.

Kritiken der Anderen: Hamburger Abendblatt, rbb, tanz.at,