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Nach Bremen woll´n wir ziehen....

15.05 - 17.05.09

Können Tiere lügen? Eigentlich nicht, obwohl die Geschichte mit den Stadtmusikanten klingt, als wäre sie von Bremen Marketing in die Welt gesetzt worden, um leibeigenen Arbeitskräften vom Land Jobs in Bremen schmackhaft zu machen.
Was mich an der Story auch misstrauisch macht, ist, dass der Esel die Tiere getragen haben soll, weiß doch jedes Kind, dass Esel in Hierarchien die Spitze besetzen.

Ich verbrachte das Wochenende bei einem Schwarzwald Mädel, das über Berlin in die Hafenstadt an der Weser zog, um zu studieren.
Bis auf das Bremer Wetter ist die Stadt ganz schnuckelig, natürlich ist es mit seiner 1/2 Million EinwohnerInnen ein relatives Provinznest, doch die Altbauten sind mit ihren 3 Stockwerken nett anzuschauen und es gibt das so genannte Viertel. Dort bezog ich Quartier.

Hier gibt es in den Seitenstraßen viele gut sanierte Gebäude und eine Hauptstraße, die ein wenig an die Oranien Straße in Kreuzberg erinnert.
Bremen sieht hier etwas wie Berlin aus, nur nach einer 100° Wäsche eingelaufen.


Es findet sich im Viertel ein buntes Durcheinander von Trendläden bis zu den oft von EmigrantInnen betriebenen Gemischtwaren Läden. Cafés, Bars, Restaurants, Imbisse und Veranstaltungsorte sorgen dafür, dass auch nachts was los ist. Ein Platz so ganz nach meinem Geschmack.


FREITAG

Nach einem Milchkaffee in einem Café lief ich an der wegen Erweiterung geschlossenen Kunsthalle vorbei über den Wall (ehemalige Befestigungsanlage) in die Altstadt zum Domplatz.




Der architektonisch spannende Neubau rechts lag an meinem Weg.







Auf dem Domplatz steht der Neptun Brunnen, ein Werk von Waldemar Otto.


Er löste bei mir einen Heißhunger auf Fisch aus. Liebe ich doch das Meer wegen des meist leckeren Getiers, was es bevölkert. Es war Markttag und ein Stand bot Filets frisch aus der Pfanne an. Ich speiste vorzüglich Pangasius mit Kartoffelsalat.

So gestärkt stand mir der Sinn nach Kunst, doch vorher wollte ich noch schnell eine Bank überfallen. Erst das Geld und dann die Kultur! Ich konnte das Vorhaben dank der mitgebrachten Waffe gut ausführen.


Das Bremer Ordnungsamt störte dies nicht, denn die Domuhr schlug gerade 13:00 Uhr.

Unter dem Künstlerhaus Bremen, an den Bahngleisen beim Hauptbahnhof, fand in dem ehm. Güterbahnhof der Kunstfrühling Bremen statt.
Einzel, in Gruppen oder an Ständen von Galerien präsentierte sich die Bremer Szene.

Ein Potpori von figürlich bis abstrakt, Installationen und Video, Kunst zum Mitmachen wurde geboten. Was mir in diesem Durcheinander ins Auge fiel ist mit Fotos dokumentiert.
Z. B. die Plastik links von Jana Przygodzki.

Ele Hermel verarbeitet in ihrer Installation offensichtlich Erinnerungen an ihre Jugend im Schwarzwald, toll anzusehen.

Jub Mönster war mit einem Wandbild vertreten.
150 KünstlerInnen in einer 10.000 Quadratmeter großen ziemlich nach Renovierung schreienden, aber durch die Deckenlichter erhellten Halle anzusehen, hatte morbiden Charme.



Doch wer sich der Kunst versichert wird schnell verunsichert. Unweit vom oben zu sehenden Schießstand, 10 Schuss auf eine signierte Scheibe 1 Euro, lief ein Video wo eine junge Frau in einem Schulmädchenkostüm in der Schweiz versuchte in Cafés Buttons für einen Franken zu verkaufen.
Ich nahm einen solchen unbesehen mit und steckte ihn an meine Tasche. Mit Brille wäre das nicht passiert, später mit Sehhilfe sah ich auf dem Anstecker das selbe Schulmädchen breitbeinig vor einer Geburtagstorte sitzen, allerdings ohne Slip.
Das liebe ich an den KünstlerInnen, man / frau wird konditioniert genau hinzusehen.

Am Abend, nachdem wir einige Kisten aus dem Keller geschleppt und schlecht portugiesisch gegessen hatten, besuchten wir eine Vernissage in alten Bremer Hafengelände.
Videos mit Bildern aus den alten Hafenbetrieb und auf dem Boden verteilte Papierschiffe begeisterten mich wenig.
Dafür hatten wir auf dem Rückweg das Glück eine halbe Stunde im Bremer Regen daheim zu radeln.


Dieser ist so sprichwörtlich das eine Pferdedecke Bremer Regen (Aus wasserabweisendem 420 Denier Nylon-Ripstop-Außenmaterial) seinen Namen trägt und der so genannte Ostfriesennerz kommt ja auch aus der Gegend. Puddelnaß kam ich Heim und laboriere seit dem am Bremer Husten. Die Friesen nennen so ein Wetter Schietwetter.

SAMSTAG

Am Morgen beim Spargeleinkauf in Viertel entdeckte ich einen Berliner Modeladen. Schön die Heimat in der Fremde zu treffen und das Geschäft sah so vertraut angeranzt aus. Es bröckelte der Putz von den Wänden.


Zum Glück war das Wetter erträglich, es nieselte nur selten, so konnte ich zu einer Erkundung des Weser Wiesen aufbrechen. Dabei geriet ich in einen Strom von Werder Bremen Fans. Diese zogen zum Spiel gegen den Karlsruher SC um eine 3:1 Niederlage zu kassieren.


Wenn die Massen Fans so durch die Stadt strömen gewinnt man / frau einen Eindruck was so ein Fußballclub für eine Bedeutung für eine Kleinstadt wie Bremen hat.
Als Fußball Feind setze ich mit der Fähre zur Werderinsel über.

Um bei Milchkaffee und Bratwurst auf den trägen Fluss zu schauen und dem aus den nicht sehr fernen Stadion zu vernehmenden Wehklagen der Werderfans zu lauschen ist das Cafe Sand der rechte Ort. Und als sich dann noch die Sonne zeigte ...

Abends gab es dann Spargel und Mangososse beim Schwarzwald Mädel und später besuchten wir eine super coole Künstler Party die im Rahmen des Kunst Frühlings stattfand. Gepflegtes Rumstehen mit Musikbegleitung war angesagt.


Schnell zog es uns von Dannen. Wir zogen weiter ins Kulturzentrum Lagerhaus um bei Rotwein zu schwatzen.
Ein richtig guter Platz in Bremen und die Kunst ( Ildikò Puskàs ) an den Wänden war auch OK. Nette GästInnnen und moderate Preise in tollen Räumen.

Danach versackten wir gepflegt im sehr gemütlichen Wohnzimmer bei Mojito um den Kater für Morgen gut vorzubereiten.

SONNTAG

Der teuer erkaufte Kater krallte sich am Morgen in die der Kopfhaut. Selbst das Frühstück war anstrengend.
Was hilft da besser als ein Spaziergang ins nächste Museum?
Über den Vorplatz des Hauptbahnhofs, dort begrüßte ich die Affen der Skulptur von Jörg Immendorf, steuerte ich das Überseemuseum an.
Dort findet man unter anderem was der Norddeutscher Lloyd weltweit so zusammengeklaut hat.


Die Ausstellung der Exponate im Haus ist sehr gut gegliedert und durch Diarahmen, Nachbauden und reichlich Multimedia ergänzt.
Ich hörte mir zum Beispiel eine Serie von Kommentaren und Reden von Ureinwohnern aus Neuseeeland an, in denen sie beschreiben wie sie die Kolonialzeit erlebten und wie sie den Kampf um die Rückgabe ihres Eigentums angehen.

Hier ein paar Fotos aus dem Museum:














Danach zwang ich mir trotz Widerstand meines Magens ein leckeres Gemüsecurry im Museumsrestaurant Übersee hinein. Traf das Schwarzwald Mädel und wartete bald darauf auf meine Mitfahrgelegenheit nach Berlin.
Mein Ausflug hat sich gelohnt.