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Neuer Ort, fremde Musik

17.12.2019


Den Kunstbunker an Hohenzollerndamm wollte ich schon immer kennen lernen. Das Artist Homes ist in einem Wehrmacht Bunker untergebracht. Gelegen ist der Veranstaltungsort in Schmargendorf, von meinem Wohnsitz aus also ein wenig am Arsch der Welt. Aber dort gibt es regelmäßig Konzerte und Ausstellungen.

Das Homes wird von einem koreanischen Paar betrieben. Passender weise konzertierten zwei Frauen aus Korea.

Sie spielten die alten Instrumente Gayageum und Geomungo.

Beide Instrumente gehören zu den weltweit verbreiteten so genannten Hackbrettern, wer jetzt an Fleischzubereitung denkt liegt komplett falsch. Im deutschsprachigem Raum heißen die Dinger manchmal Zitter. Man/frau zupft die Saiten oder schlägt sie mit Stöcken.

Trotz starker Affinität zur Weltmusik habe ich immer noch Schwierigkeit die klassische Südost asiatische und chinesische Musik zu mögen. Schon als Jung Revoluzzer besuchte ich einen Solidarität Abend unter dem Motto "Waffen für den Vietcong". Dabei wurde vietnamesische Musik gespielt. Mir kräuselten sich die Nackenhaare, ich meinte so müsste es klingen, wenn Katzen gefoltert würden.

Heute, um Jahre älter und ein wenig weiser, konnte ich die von den Beiden im ersten Set gespielten klassischen Weisen besser ertragen, richtig gut gefiel mir die Musik nach der Pause. Sie improvisierten auf ihren Instrumenten und es wurde mehr jazzig.

Der Ort ist auf alle Fälle spannend anzuschauen und da es ein vielfältiges Programm gibt, lohnt sich der Besuch, es gibt auch nicht immer koreanische Klassik.

Rythmen aus Brasilien


20.11.2019

Trotz des widerwärtigen neoliberalen Präsidenten Bosara bietet die brasilianische Botschaft in Berlin noch immer ein spannendes Kulturprogramm.
Dort verbrachte ich einen Abend im Rahmen des Festivals Brasilien trifft Berlin unter dem Motto: Ritmos de Brasil.

Geboten wurde eine Art Einführung in die vielfälltigen Musik- und Tanzstile Brasiliens.
Klingt trocken, war es aber wegen der Musik und den Tanzeinlagen nicht.


Die notwendigen inhaltlichen  Informationen wurden mit einem Handzettel gereicht.
Es wurden vorgestellt: Carimbo, Afoxe, Musica Sertaneja, Samba, Gafieira, Literatura de Cordel, Forror, Bossa Nova, Maracatu, Musica Popular Brasileira, Frevo.


Unter den KünstlerInnen waren auch Bekannte wie Abraao Dutra und Jabuti Fonteles und TänzerInnen der Schule von Carlos Frevo.



Nach der Kunst wurde dann noch Wein und Selter serviert, das nenne ich ein gelungenes Abendprogramm.

Venceremos!

07.11.2019

Berlin wurde heute vom Cumbia Orchester Chico Trujillo heimgesucht und die brachten den Festsaal Kreuzberg zum beben.
Ihr Musikstil die Cumbia ist in Südamerika verbreitet und ist stark von traditioneller indianischer Musik beeinflusst. Angereichert haben sie diese mit Elementen von Ska und Rock.
Eine sehr gut tanzbare Mischung. Die "Kleinen Gangster - Chico Trujillo" kommen aus Chile.
Vom Publikum wurden sie mit - El Pueblo Unido Jamás Será Vencido - begrüßt, dem Wahlspruch der Regierung unter Salvator Allende. Dessen gewählte Regierung wurde von den USA 1993 mit Hilfe des Chilenischen Militärs weggeputscht, "Die Demokratie in Blut gebadet", wie es der Miltärdiktator Augusto Pinochet so treffend formulierte. Eines der Ziele des Diktators war die Privatisierung der staatlichen Strukturen und auch die nachfolgende bürgerliche Demokratie hat den Neoliberalismus beibehalten.
Dieses Wirtschaftskonzept fliegt ihr gerade um die Ohren, berechtigt!
Darum ging es auch in den Liedern der Band.
Auf der Fläche vor der Bühne hüpfte und sprang die Jugend dazu, während Paare die Cumbia tanzten, auf den Balkonen ihre Schritte setzten. Es war ein Fest der Musik und der Politik.
Leider ist die Europatour von Chico Trujillo zu Ende. Wenn ihr die Band genießen wollt, schaut das Video und kauft ihre Songs. Venceremos!

Angel from Saxonia with Sax

21.10.2019

Ich las schon von der neuen Generation hervorragender Jazz MusikerInnen aus Groß Britannien. Darunter sind auch viele Schwarze.
Eine der Band aus diesen Stall konnte ich im Gretchen erleben. Nubya Garcia ist die Frontfrau und Saxofonistin.
Die anderen Musiker konnte ich nicht alle identifizieren, nur den Namen des E-Pianospieler Joe Armon Jones konnte ich finden. Er und auch der Schlagzeuger und der Bassist produzierten exzellenten Sound.
Das zeigte sich nicht nur, wenn die Saxofonistin mal pausierte.
Doch richtig guten Jazz zu erklären fällt schwer, seht und hört das Video an.


Andere Liebeserklärungen in Englisch: Guardien, Bristol in Stereo, Downbeat
Die Dame tourt gerade durch Europa, besucht ihre Konzerte.

Pianoisimo

17.10.2019

Ich erlebte einen wahren Virtuosen am Flügel. David Six stammt aus Österreich, ist um die dreißig, und international recht bekannt, ich hatte ihn jedoch bisher noch nie von ihm gehört.


Nach einer klassischen Ausbildung wurde er ein wenig ein musikalischer "Rumtreiber" und lernte Komposition, was bei seinem Auftritt gut zu erfahren war. Viele der Stücke stammten von ihm. Musikalisch finden sich in seinem neustes Album Karkosh Einflüsse von Jazz und Weltmusik.


In der Botschaft seines Landes spielte er auf. Deren wackere Direktorin vom Kulturforum, Victoria Wagner, hat mir schon so manchen außergewöhnlichen Seh- und Hörgenuss bereitet.
Als der letzte Ton verklang, klatschte das Publikum im vollem Saal enthusiastisch.
Bitte besucht Konzerte von ihm, so sich euch die Gelegenheit bietet.

Hören sie auf mich zu beleidigen!

08.10.2019

Als 1966 die "Publikumsbeschimpfung"  von Peter Handke im Frankfurt uraufgeführt wurde, löste das einen kleinen Skandal aus. Das Stück bietet dem Publikum keine übliche Handlung, es werden keine Geschichten erzählt, die Schauspieler spielen nicht im klassischen Sinn, sondern sprechen monologisch über die Beziehung zwischen Publikum und dem Theater.
Das Reden der Vier Protagonisten beginnt so:

"Sie werden kein Schauspiel sehen.
Ihre Schaulust wird nicht befriedigt werden.
Sie werden kein Spiel sehen.
Hier wird nicht gespielt werden...."


In Erwartung eines Skandals hatte der Hessische Rundfunk das Stück mitgeschnitten.
Dabei filmten sie auch das Publikum, in Hoffnung auf einen Tumult.



Ich sah das Remake von Martin Laberenz im Deutschen Theater. Die Vorstellung heute, 52 Jahre später, fand jedoch nicht vor dem bürgerlichen Frankfurter Publikum aus dem Jahr 1966 statt. Für den Theaterbesucher von Heute ist die Provokation von damals schwer nachzuvollziehen. Castorf, Schlingensief u.A. haben uns gestählt, so das ein wenig Dada gekoppelt mit Philosophie zum Thema Theater niemand mehr schockt.
Auf diese Veränderung regierte die Regie, mit einer hübsch bunten Verpackung des Stücks.
Die Schauspieler bildeten eine Band, die krautrockige psychodelische Melodien spielte. Gefiel mir gut, weil es mich an meine Jugend erinnerte. Wie die vielen Jungen Leute dies aufnahmen, kann ich nicht sagen.
Sie gutierten jedoch die Szene, als der älteste Schauspieler in Chaplin Manier versuchte, einen Joghurt Becher zu öffnen mit vielen Lachern. Eine unpassende Sequenz, denn im Stück sollte eigentlich kein Amüsement geboten werden.
Dass Wodka ans Publikum verteilt wurde fand ich jedoch sympathisch, aber auch wie anbiedern.
Erhellend fand ich, das aus einem versteckten Karton eine Hakenkreuzfahne fast herausgezogen wurde, aber dann ganz schnell wieder versteckt wurde.
Damals wie Heute werden die "dunklen Zeiten unsere Geschichte", die mittlerweile ausführlich ausgeleuchtet sind, gerne im Dunkeln belassen.
Mit Abstand betrachtet kann ich den Besuch des Remake der Publikumsbeschimpfung nicht empfehlen, trotz guter Leistungen der SchauspielerInnen. Schaut euch besser den Mitschnitt von 1966 an. Das ist nicht nur preiswerter, sondern auch erhellender.



Kritiken der Anderen: Nachtkritik

Jüdischer Staub

15.09.2019

Die Berliner Film Festival Landschaft ist vielfältig, gibt es noch ein Thema, das noch nicht zum Zuge kam? Irgendwie ist das mit den Filmen, jedoch wie mit den Büchern, jedes Jahr kommen so viele heraus, dass selbst die guten Filme zeitlich nicht in mein Programm passen.
Zum Glück habe ich Freunde, die sich gut auskennen. So geriet ich in den US Spielfilm "Dust" der im Rahmen der Jüdischen Filmtage gezeigt wurde.
Das Thema des Plots erscheint etwas abseitig, ist aber doch nicht.
Sterben müssen wir alle und da gesagt wir "Von Erde zu Erde" gehen unsere Körper, ist es ja wohl klar, das wir zu Humus werden.
Aber das wie und wann möchte der orthodoxe Jude Shumel genauer wissen, den seine Frau ist gestorben und er ist überzeugt, dass ihre Seele erst Ruhe findet, wenn ihr Körper zu Staub zerfallen ist.
Er geht in die nächste Hochschule, um von einem Biologen die Antwort zu erhalten. Er trifft Albert, einen Biologie Lehrer, der sich in diesem Thema nur marginal auskennt.
Beide suchen sie dann gemeinsam die Antworten.
Da die Beiden sehr verschieden sind und das Thema eher ernst, ergibt sich ein guter Stoff für eine gelungene Komödie.
Mehr verrate ich nicht



Der Regiseur Shawn Snyder ist wohl ein Wiedergänger von Ernst Lubitsch.
Auch bei der anschließenden Diskussion konnte er mit Witz und Ernsthaftigkeit überzeugen.



So viel Kunst Positions

14.09.2019

Einer der großen Kunstaufläufe, die ich jährlichen besuche ist die Berlin Art Week. Ein Teil ist die in einem Hangar des Flughafen Tempelhof stattfindende Ausstellung Positions. Dort präsentieren Galerien in Kojen, Kunst die an die Käuferinnen gebracht werden soll, sprich sie ist eine Verkaufsmesse.
Entsprechend ist dort wenig innovatives zu finden. Viele Besucherinnen tragen jedoch Bilder oder Skulpturen nach Hause. Die Werke sind auch nicht zu hochpreisig, auch unter 1000 Euro wird Einiges angeboten.

In einer der Kojen traf ich einen Fotografen den ich aus Berlin kenne.
Daffke Hollstein ist ein Spezialist für Überblendungen, d.h. das ihr auf seinen Bildern oft mehrere Fotos übereinander seht. So entstehen vielschichtige Sichten.

Canet de Mar, © Daffke Hillstein
Was mir sonst besonders in Auge stach, waren handliche Gips-Skulpturen, die mich sehr stark an Gargoyles erinnerten, die sonst Kathedralen als Wasserspeier schmücken. Der Künstler heißt Jan Thomas.




Ewige Gärtnerei © Hermann Reimer
In einer weiteren Koje entdeckte ich ein Gemälde von Hermann Reimer. Seine Arbeiten gehören wohl in die Kategorie Fantastischer Realismus, wo die Fantasie in die Bildrealität einbricht. Auch so etwas gefällt mir.

Es gab auch die bei mir so beliebten Wimmelbilder. David Hochbaum ist Detail versessen. Mir gefällt auch die Frau mit dem Pfeil in der Brust. Wie nicht nur die Künstler wissen, Sex sells.
Violence of dreams© David Hochbaum
Leider habe ich wenig Platz an den Wänden und außerdem fehlten mir ein paar tausend €, sonst hätte ich sicher mindestens eine der Arbeiten Heim getragen.


Reise in die Zukunft

13.09.2017


Die URBAN NATION BIENNALE 2019 findet traditionell unter den U-Bahnbögen zwischen Nollendorfpatz und Potsdamer Str. statt. Diesmal war zwischen Froben- und Steinmetz Str. eine ca. 100 Meter lange Höhle aufgebaut, die es zu erwandern galt.
Drinnen erwartete uns eine dystopische Landschaft, die von allen möglichen Wesen der nachmenschlichen Epoche bevölkert waren. Überall lag Plastik und anderer Müll herum.
Augen beobachteten uns.
Es war ein ziemlich ästhetisch angerichtetes Horror Szenarium.
Ich weiß nicht recht, ob eine solche Installation gegen unser Aussterben hilft, aber hübsch angerichtet ist das Ende schon. Ich hoffe das wird auch so harmlos, wie es als Kunstwerk wirkt.
Aber was kann die Kunst anderes tun, als versuchen uns aufzurütteln.






Die Installation ist am 13.09. von 10:00 - 22:00 Uhr und am 15.09.  von 10:00 - 18:00 zu besichtigen.
Beteiligte KünstlerInnen:
Coderch & Malavia // Cryptik // Dan Rawlings // David de la Mano // Dima Rebus // Ekow Nimako // Filthy Luker // Frédérique Morrel // Gerhard Demetz // Herakut // Inti // Julien de Casabianca // Louis Masai // Milenium FX // NeSpoon // Quintessenz // Nomad Clan // Rune Guneriussen // Sandra Chevrier // Theater Anu // Vermibus

Zauber - Kunst

11.09.2019

Ich möchte euch Tobias Dostal vorstellen, laut Info Radio ein neuer Stern am Berliner Kulturhimmel. Er ist der erste professionelle Zauber und dazu auch noch VideoKünstler den ich kenne.
Beiden Künsten ist gemeinsam, dass sie visuell arbeiten, doch der Zauberer schafft Illusionen, die ZuschauerInnen möglichst nicht entschlüsseln sollen, der andere versteckt den Prozess der Entstehung eher nicht.
Tobias Dostals aktuelle Soloshow im Haus am Lützowplatz trägt den Übertitel "Perplexy". Die ganze Galerie ist verdunkelt, so dass BesucherInnen verführt werden ihre Blicke stark auf die einzelnen beleuchteten Kunstwerke zu fokussieren.

Tobias Dostal
Dia-Mond, 2018
Plexiglas, LEDs, elektrische Schaltung
Auflage 10 + 2 AP
Preis: 1.300,- Euro
Neben dem Dia-Mond und anderen aus Plexiglas gefertigten sind auch noch ältere Arbeiten zu sehen, bei der denen er auf großformatigem Film gezeichnet hat. Dieser läuft in Endlosschleife auf alten Filmprojektoren, alleine vom Volumen sind die Ungetüme nix fürs Wohnzimmer und vom Geräuschpegel schon gar nichts.
Zu bestaunen ist alles bis zum 17. November im HAL und parallel in der Galerie KWADRAT unter den Titel "Tunnelblick" bis zum 30. Oktober. Dort wird einiges zum  making off der Werke gezeigt.