Sonntag will die Liebste immer spazieren gehen, manchmal latsche ich mit. Irgendwie ist es mir fremd meine Gehwerkzeuge ohne Ziel zu gebrauchen. Aber wenn die Liebste es so will.. So durchquerten wir den Tiergarten.
Zum Glück fanden dann in der Bülowstraße 90 noch drei Finissagen statt, die entschädigten mich für das erlittene Leid.
1. Berlinutte Art Space
Drei italienische Künstler stellten unter dem Motto "Neapolitanfire" aus. Dabei waren Ulderico, Giò Di Sera aka Don Rispecto und A-Morale.
Insgesamt war das Ausgestellte recht trashig. Aber auch irgendwie typisch italienisch, zumindest was die Vorstellung der eigenen Manneskraft angeht.
Anscheinend ist darauf nicht nur Berlusconi stolz, dem Künstler genügt es nicht nur harte große Eier zu haben, es müssen auch noch drei sein.
Wie sagte meine Mutter so klug: "Hochmut kommt vor dem Fall.
Die oben zu sehenden Materialcollagen fand ich zu einfältig, eher was für einen von Touristen besuchten Kunstmarkt.
Spannend fand ich nur eine Arbeit, wo kleine ca. DINA6 große Collagen mit roten Fäden verbunden waren.
Hier wurden Videos von Merit Fakler und Gemaltes von ter Hell gezeigt
Logischerweise stehen KünstlerInnen immer in der Tradition ihrer Vorfahren, aber etwas mehr eigenen Stil erwarte ich trotzdem.
Im Gegensatz dazu boten die vier Videos von Merit Fakler optisch Interessantes. Sie gefielen mir gut. Besonders eines, in dem Fahrstuhlfahrten und die Blickwinkel aus der und in die Kabine eine Rolle spielen. Hier ist das Werk einer professionellen Videoarbeiterin zu sehen. Leider ist dieser Film nicht im Internet zu finden, so kann ich euch nur drei Szenenfotos zeigen.
Sehfahrt © Merit Fakler 1999, 7 min
3. Freies Museum in Cooperation mit SAVVY Contemporary
Unter den Titel "DEVOUR! SOCIAL CANNIBALISM, POLITICAL REDEFINITION AND ARCHITECTURE" wurden im ersten Stock über dem Museum hauptsächlich längere Videos gezeigt.
Dabei ging es um soziale Kannibalisierungsprozesse.
Wir sahen den Film Africa Shafted aus Südafrika über das höchste Gebäude in Johannesburg, das Ponte City. Es ist 173 Meter hoch, kreisrund und sollte mit seinem Innenhof nach den Ideen der Architekten eine Stadt in der Stadt werden.
Leider liegt es im Stadtteil Hillbrow, der als einer der gefährlichsten des Landes gilt. So wohnen im Haus nur noch Menschen mit geringem Einkommen, darunter viele Emigranten aus dem Rest von Afrika.
Die Videomacher interviewten BewohnerInnen im Fahrstuhl. Das war interessant, aber machte nicht richtig Laune in das Haus einzuziehen.
Der Film zeigte, dass eine asoziale Architektur asoziales Verhalten produziert.
Werden in einem Haus mehrere tausend Menschen in Apartments untergebracht, entsteht nicht automatisch nachbarschaftliches Verhältnis. In Ponte City funktioniert das Leben nur mit Kontrollen und Überwachung.
Aber der Profit für die Kapitalgeber wird gesichert.
Danach hatten wir nicht die Muße noch weitere Videos anzusehen.
Alle Fotos bis auf eines © Irmeli Rother