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Lieberfrau und -mann

08.04.2012

Ein sehr netter kleiner Sonntagsausflug für BerlinerInnen ist ein Besuch der Liebermann Villa am Großen Wannsee. Diese bewohnte der Großfürst der Berliner Malerszene Max Liebermann mit seiner Familie in der Sommerfrische. Wir nutzten eine Führung.

Er wurde 1898 durch seine Ernennung zum Professor an der Akademie der Künste der bekannteste Maler Deutschlands. Da halfen auch die Wünsche des doofen deutschen Kaisers nicht, der seine Kunst als französisch brandmarkte, wollte, dass seine Werke boykottiert werden.

Neben seinem Atelier direkt am Brandenburger Tor nutzte er das Haus am Wannsee. Dort malte er im Lebensherbst viele Gartenbilder.
Das Haus verfiel jahrelang. 2006 wurde es denkmalgerecht restauriert und wird als Museum von der Max-Liebermann-Gesellschaft betrieben..

Bei gutem Wetter ist ein Besuch des Cafés mit Tischen auf der Terrasse mit Seeblick sehr empfehlenswert.
So lässt sich die Freude des Malers am Wannsee-Idyll gut nachvollziehen.
Als die Deutschen ihren GröFaz wählten und die SA durch das Brandenburger Tor zog, kommentierte Liebermann das in Berliner Mundart so: "Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“
Max Liebermann hatte das Glück eines frühen Todes. So konnten ihn die Deutschen nicht mehr ermorden.

Seine ebenfalls jüdische Frau Martha lebte länger. Sie nahm sich gerade noch rechtzeitig das Leben, bevor meine Vorfahren sie ins Gas schicken konnten.
Komisch fand ich deshalb die Ankündigung einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Antisemiten und NSDAP Mitglied Emil Nolde. Der hat zwar auch hübsche Gartenbilder gemalt, doch es wirkt etwas geschichtsvergessen, Bilder des Täters und des Opfers rassistischer Gewalt kommentarlos nebeneinander zu hängen. Ich besuche keine Ausstellung mehr, in der Noldes Bilder zu sehen sind.

Wannseegarten 1926