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Frau Jelinek ist wütend

04.03.2017

Noch nie kam ich entspannt und froh gestimmt aus einem Stück von Elfriede Jelinek heraus. Also war ich innerlich auf einen harten Brocken gefasst.

Im Stück Wut im Deutschen Theater war das nicht anders. Frau Jelinek war wütend über die Morde an den Juden im Supermarkt und an den KarikaturistInnen von Charlie Hebdo. Daraufhin untersucht sie in ihrem Text die Geschichte der Wut besonders unter dem Aspekt der religiösen Erregung. Die Autorin beginnt im antiken Griechenland, da waren noch die Götter wütend wie die Menschen. Im Stück vollzieht sie ein Parforceritt durch mörderische Wut bis heute.

Eine solche Textvorlage lässt sich nicht einfach für das Theater adaptieren.
Der Regisseur Martin Laberenz versuchte es jedoch mit allem, was das moderne Theater zu bieten hat, die Gedanken der Autorin ans Publikum zu bringen.
Mir gefiel das recht gut, doch öfter war es zu marktschreierisch. Das führte über die Länge der Aufführung durch die Wiederholungen zum Überdruss. Mindestens dreißig Minuten weniger wären gut gewesen.
Einiges war auch nicht zwingend. Weshalb z.B. ein Schrottauto auf die Bühne gerollt wurde, konnte ich nicht nachvollziehen. Das scheint wohl gerade auf den Theaterbühnen beliebt zu sein.
Meine Liebste wäre gerne früher gegangen, wenn wir günstiger gesessen hätten.
Einen solchen schwierigen Text auf die Bühne zu bringen ist aber auch nicht einfach. ZuschauerInnen müssen konzentriert aufpassen, um nichts zu versäumen, das kommt der Inszenierung nicht zu gute.

Mit dem Theaterabend war ich trotzdem überwiegend zufrieden.
Frau Jelineks Gehirnwäschen sind immer wie geistige Gesundbrunnen.
Ihre Texte sind hart und unfair.
Die Musik vom Duo Bernhardt zum Stück passte wie die Faust aufs Auge.


Die Besetzung: Andreas Döhler, Sebastian Grünewald, Linn Reusse, Anja Schneider, Sabine Waibel

Kritiken der Anderen:  Berliner Zeitung, Freitag, Nachtkritik,



Fotos Irmeli Rother, Video Deutsches Theater