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Sag es mit Heine

 07.10.2023

-  Auf der Panda Platforma in der Kulturbrauerei gibt es unterschiedliche Veranstaltungen.
Mittwochs ist immer PandaJazz angesagt.
Diesmal jazzte das String Stream Trio, Eli Khentov – violin, Johannes Fink – cello, Rodolfo Paccapelo – double bass. Der Cellospieler Johannes Fink ist eine bekannte Größe in der Berliner Szene, doch ich erlebte ihn noch nie mit nur Saiteninstrumenten. Das Konzert gefiel mir gut, es war unterhaltend, denn es wurde fleißig improvisiert.



 

 






- Im Osten, in Halbe lies sich der deutsche Kaiser einen eleganten Extra Bahnhof, bauen damit er auf seinen Jadgausflügen per Kaiserzug nicht mit den gemeinen Leuten konfrontiert wurde. Das gemeine Pack durfte dreißig Meter weiter aussteigen.
Aber nachdem die blaublütigen Blutsauger vertrieben waren, verfiel das Haus bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dann trat ein wahrscheinlich und zum Glück etwas verrückter Neuseeländer auf den Plan und steckte ordentlich Geld in die Restaurierung. Diese ist seit ein paar Jahren vollendet und das Gebäude kann für Veranstaltungen genutzt werden.
Ich besuchte ein Heine-Programm, gesprochen, gesungen und gespielt von Uwe Neumann (Gesang und Posaune)und Ian Melrose (Gitarre und Gesang). Da hoffe ich, dass der Kaiser derweil im Grab rotiert hat, denn die Adelshäuser gehörten zu den Zielscheiben Heines Spots. Dem Duo gelang es, seine Lyrik überzeugend vorzutragen.
Heinrich Heine war vom deutschen Adelspack so ungelitten und von den deutschen Antisemiten so gehasst, dass er mit 25 nach Paris zog und dort verstarb.
Kulturhistorisch stand er am Ende der Romantik und hat diese u.A. mit diesem Spottgedicht beerdigt:

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! Sein sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

 
 

- Es wird draußen ungemütlich, da zieht es mich ins warme Kino. Diesmal in eine britische Komödie.
The Lost King ist eine wahre Geschichte um eine Hobbyariologin, der es gelang, das Grab von Richard den III. ausfindig zu machen. Sie wird genial von Sally Hawkins gespielt.
Wenn ihr denkt, dass Briten etwas schrullig sind, könnt ihr euch dieses Vorurteil im Film bestätigten lassen.. Aber ein bedeutendes Werk der britischen Filmkunst ist es sicher nicht.
Aber erheiternd ist es allemal.

Die Kritiken der Anderen: epd, Bayrischer Rundfunk, BBC

- Alte Musik atmet den Geist längst vergangener Zeiten. Meist kommt sie mit alten, sprich heute kaum noch gespielten Instrumenten daher.
Ich besuchte dazu ein Konzert in der Zionskirche nah bein U-Bahnhof Rosenthaler Platz. Diese war in der Untergangsphase der DDR ein wichtiger Ort des Widerstands gegen das Regim.
Die Musica Sequenza mit Burak Özdemir spielte dort auf. Das sind Burak Özdemir (Barockfagott), Edi Kotlyar (Barockvioline), Kerstin Dewan (Barockvioline), Chang Yun Yoo (Barockbratsche), Rahel Bader (Barockcello), Mirjam Wittulski (Kontrabass), Tung Han Hu (Orgel), Charlie Zhang (Theorbe)
Sie brachten die Silent Cantata von Emanuel Bach zu gehör. Dies ist in Wirklichkeit kein Stück von ihn, sondern Heer Özdemir hat verschiedene Kantaten, die Bach ab 1723 komponierte ausgewählt. Er hat diese so arrangiert, dass die Gesangsstimmen vom Fagott übernommen werden.
Ein interessantes Konzept, das genial umgesetzt wurde.


- Wenn ein weltbekannter Regiseur (Wim Wenders) einen weltbekannten bildenden Künstler (Anselm Kiefer) porträtiert, sollte etwas Bedeutendes herauskommen.
Nun ist das Œuvre von Kiefer nicht sehr anheimelnd. Dunkle Töne, grau und braun sind die bestimmenden Farben auf seinen überwiegend abstrakten Bildern. Fröhliche Malerei ist anders.
Doch KünstlerInnen müssen nicht zum Gefallen Anderer malen. Ihre Inspiration ist meistens ihr Seelenzustand.
Leider setzt die filmische Biografie erst mit einem Preis den der Gymnasiast Kiefer erhielt. Der junge begabte Mann durfte das Leben Van Goghs durch Zeichnungen dokumentieren. Über sein Leben vorher erfährt man / frau kaum etwas.
Die weitere Karriere Kiefers vom Meisterschüler von Joseph  Beuys bis über das Berühmtwerden in den USA bis hin zu großen Ausstellungen in Deutschland erfuhr ich durch Videoschnipsel. Und zwischendurch fährt der Meister mit dem Fahrrad durch sein neues riesiges Atelier, in dem riesige Bilder darauf warten, dass er noch ein wenig daran weiterarbeitet.
Gut, interessant waren ein paar Einblicke in die Techniken, mit denen er Skulpturen und Bilder fertigte..
Aber insgesamt war der Film nicht sehr erhellend.
Auch die fiktiven Einsprengsel aus seiner Jugend waren dürftig.
Mir fehlte z.B. eine Dissusion mit Wenders über das Gemeinsame und Trennende der künstlerischen Arbeitsweisen.
So verschlief ich teilweise den überwiegend schwermütigen Film. Vielleicht war auch die etwas eintönige Musik daran schuld.
Die filmischen Bilder waren natürlich gewaltig und schön, wie es bei Wenders zu erwarten ist,
doch u.A. Artes Mediathek bietet KünstlerInnen Portraits, die erheblich kurzweiliger und  spannender sind.


Kritiken der Anderen: epd, ndr, br, Kunst+Film