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Polonaise

31.12.2010

Silvester in einer Kurklinik zu verbringen, ist so spannend, wie es klingt. Aber wer es sehr beschaulich mag, dem sei dies empfohlen.
Ich traf die Liebste auf dem Marktplatz von Saalfeld. Dort waren die Schaufenster mit Brettern vernagelt, wie in Kreuzberg vor dem 1. Mai. Werfen Thüringer etwa auch Fensterscheiben ein?
Insgesamt scheint die Schadensbilanz jedoch nicht schlimmer ausgefallen zu sein als in letzten Jahr, schreibt die Thüringer Allgemeine. Für hiesige Verhältnisse war ordentlich was los, wie die Polizei meldet.

Vor den ausbrechenden Krawallen besuchten wir das Café Wien, es war als einziges geöffnet und widerstand mit deutscher Volksmusik und Heldenmut. Aus dem Lautsprechern dröhnten die "Kassel Dreckspatzen". Aber Kaffee und Kuchen waren gut.

Danach zogen wir uns in die Klinik Bergfried zurück, um das Geschehen aus sicherer Distanz zu beobachten.

Dort tobte bereits die Party. Der DJ heizte mit Diskofox Mucke ein und einige begannen zu tanzen und zu schunkeln. Der Saal begann zu kochen.
Wir versuchten mit alkoholfreien Getränken in Stimmung zu kommen, verzogen uns jedoch später auf´s Zimmer.

Wie uns TeilnehmerInnen erzählten, war besonders die Polonaise nach Mitternacht der Bringer.

Wir tranken derweil den eingeschmuggelten Wein und sahen uns vom Balkon das Inferno über der Stadt an.


Wird Saalfeld je wieder aufgebaut werden können?
Martin Gerhard, für CNN aus dem Thüringischen.