Dieses Blog durchsuchen

Mitsommerfeier

25.06.2010

Da habe ich wieder was gelernt.
Nicht alle Nordlichter saufen sich zu Juhannus zu, tanzen dann nackt ums Feuer und hängen später kotzend an einer Birke.
Solche Vorstellungen hatte ich von diesem Ritual.

In Nybacka hatte es mehr den Charakter einer Familienfeier.
Bestimmte Regeln wurden eingehalten, die Großmutter, 85 Jahre alt, wachte über deren Einhaltung.

Entsprechend der Tradition kauften nach dem Frühstück die Frauen auf dem Markt ein (alle Geschäfte schließen um 12:00 Uhr). Wir, die Männer fällten kleine Birken und schmückten mit diesen Fruchtbarkeits Symbolen die Türen des Hauses.

Sonst eine kluge und sehr sympathische Frau kennt sie da kein Pardon. Auch der Rest des Tages war bis auf Phasen der Entspannung recht geordnet.

Um 15:00 wurde üppigst gespeist. Unter Fisch, Fleisch, Salat und Kartoffeln bog sich das Büfett. Jeder / Jede hatte etwas mitgebracht und satt werden war kein Problem.
Zwischendurch wurde immer wieder mal mit Wodka angestoßen.

Am Kopfende der Tafel seht ihr die Großmutter in die Kamera blicken.



Das Aufziehen der finnischen Fahne im Vorgarten erfolgte um 18:00 Uhr. Nur in dieser Nacht wird sie nicht eingeholt, es wird ja nicht dunkel. Patriotisch sind die FinnInnen schon sehr.
Nachfolgend wurden Kaffee und Kuchen gereicht.

Auch die sexuellen Übergriffe des nordischen Frauen stellten sich nicht wie befürchtet ein. Das, was ich fotografisch dokumentieren konnte, war eher harmlos als pornografisch.
Da war auf den Knutschpartys meiner Jugend sehr viel mehr los.

Juhannus ist eines der wichtigsten Feste im finnischen Kalender. Ursprünglich ein heidnisches Fest, wurde die Sommersonnenwende von christlichen Kirchen besetzt, um die Heiden unter ihr Joch zu zwingen. Der Namenstag Johannes des Täufers, einer der vielen, die versuchten als Heilige Karriere zu machen, wurde auf diesen Tag gelegt. Hier im Norden bliebt die Sonnenwende ein wichtiger Tag, trotzdem die Kirche endlich unbedeutend wird, denn die Sonne geht trotzdem die ganze Nacht nicht unter.
Ein traditionelles Feuer durften wir wegen der Waldbrandgefahr leider nicht anzünden.


Auf meine Nachfrage, was es denn früher noch für Sitten zu Juhannus gab, erfuhr ich, dass unverheiratete Frauen nackt in den Wald zum Blumenpflücken geschickt wurden. Sie mussten sieben verschiedene Blüten sammeln, bevor sie nach Hause konnten, und sie durften nicht reden. Der Mann, der in dieser Nacht in ihrem Traum erscheint, ist der, der sie heiraten würde.
Eine weitere nette Sitte der Frauen ist aus der Sauna nackt mit dem Hintern nach vorn auf einen Holzstapel zu zulaufen. Die Beschaffenheit des Holzstücks, auf das der Po trifft, soll dann weissagen, ob der Mann treu ist oder eine Andere nebenbei hat?!?
Naja, die FinnInnen von früher waren sehr fantasievoll.

Anders Zorn, Mittsommer (1897)