21.07 – 27.07.09
DIENSTAG
Anreise:
Zum Glück wählte M1ao die falsche Autobahn, so dass sie Gelegenheit hatte im Plauer See zu baden. Dazu die Autobahn in Richtung Rostock bei der Abfahrt Waren (Müritz) verlassen und die Strecke bis zum Strand bei Lenz fahren.
Ein schönes Fleckchen Erde.
Weiter fuhren wir auf der B192 nach Wismar, dem Ziel der ersten Etappe. Dort war für drei Übernachtungen im Hotel am alten Hafen eine geräumige Ferienwohnung für 49,- € pro Nacht angemietet.
Kein Luxus, aber OK, leider lag das Zimmer neben einer viel befahrenen Straße.
Wismar war ein Mitglied der Hanse und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine der großen Handelsstädte im Ostseeraum. Heute ist die Stadt ein Weltkultur Erbe. Im Stadtbild wird der ehemalige Reichtum durch viele große Kirchen augenfällig.
MITTWOCH
Nach einem leckeren Frühstück im Hotel (im Preis einbegriffen) setzen wir um 11:00 Uhr mit einem Schiff der Reederei Clermont zur Insel Poel über.
Nach einer Stunde begrüßten uns im Hafen von Kirchdorf die Fischerboote. Wir mieteten Fahrräder und erkundeten das Eiland. Im Uhrzeigersinn versuchten wir die Insel zu umkreisen. Es ging vorbei an Vogelparadiesen wie (NSG Rustwerder) aber auch an Touristen Orten wie Timmendorfer Strand, in dem Pommesbuden neben Nippesläden stehen und wir die Fahrräder, ob des Trubels, schieben mussten.
An einem Abschnitt mit Steilküste umkreisten uns Schwalben, die in den Wänden ihre Bruthöhlen gebaut hatten.
Menschen begegneten uns jedoch wenige, es finden sich nur einige Dörfer, die meist aus Ferienhäusern bestehen, auf der Insel. Neben reichlich vorhandener Natur hat die Insel für mich nicht viel zu bieten. Nach der Hälfte der Umrundung brauchen wir diese wegen der fortgeschrittenen Zeit ab.
Um 15:30 Uhr traten wir die Rückfahrt an.
Der Nachwuchs durfte steuern.
Derweil erzählte der Käptn etwas zu den vorbeiziehenden Sehplätzen, wir drehten auch eine Runde durch den Hafen und an der Wadan Werft vorbei. Diese ist wie so viele Firmen von Investoren gegen die Wand gefahren worden, wo die Millionen Fördergelder geblieben sind, weiß "NIEMAND". Und ein paar Politiker, die geholfen haben das Geld in den Sand zu setzen, weinen Krokodils Tränen dazu. Für die Beschäftigten gibt es laut Ostseezeitung Hoffnung auf einen Investor.
Gegen 18:00 besuchten wir das Restaurant Seeperle. Hier wird täglich bis 19:00 Uhr Fisch roh, geräuchert und zubereitet angeboten. M1ao aß Brathering und ich gebackenen Dorsch beide mit Bratkartoffeln. Bis auf die kaum gebratenen Kartoffeln war es lecker und für den Preis mehr als gut.
Abends zur Erbauung in ein Orgelkonzert nach St. Nikolai. Stefan Kießling aus Leipzig spielte Werke von Buxtehude, Bach, Mendelson Bartholdy, Ligeti (einige ZuhörerInnen waren geschockt ob der modernen Musik). Das Konzert waren gut, mir jedoch juckte der Pferdfuß ob des vielen christlichen Tands, der herumstand. Kritisch betrachtete ich die Kirchenkunst und das in der Backsteingotik gefertigte Gebäude.
Sehr erfreut war ich einem der Altäre den heiligen St. Martin zu entdecken. Ein vor langer Zeit verstorbener Mildtäter, dessen Name und Tun mir immer Vorbild war.
Leider wird dies heute nicht mehr so geachtet, z.B. wenn ich meine Jacke teile. Die modernen Obdachlosen bekommt vom Sozialamt eine komplette Jacke, ein Ärmel genügt ihnen nicht mehr, was eigentlich verständlich ist.
Nach so viel Geistlichem stand uns der Sinn nach geistigen Getränken. In der Alten Löwenapotheke dealen Sie mit vorzüglichen Wein, unser Schluck zur guten Nacht war gesichert. Es gibt außerdem kleinere Leckerein zum knabbern.
Abends ist Wismars Innenstadt immer noch schön aber leider auch recht tot.
Eigentlich könnten sie auch um 23 Uhr das Licht ausschalten.
DONNERSTAG
Nach den Frühstück Shopping in der Wismarer Innenstadt. Auf dem Marktplatz traten in Rahmen des Wismarer Volkstanz Festival Danzlued Tänzer und Musiker der Lampang Folklore Group aus Thailand auf.
Als Mulicultis ließen wir uns das nicht entgehen. Irgendwie fehlt mir allerdings der Zugang zur Musik Chinas und der Länder des Mekong. Für meine Ohren ist das oft fremd, ich bin nicht in der Lage zwischen den einzelnen Stücken zu differenzieren. Vielleicht sollte ich mir dort eine Arbeit suchen, denn im Land findet man / frau bekanntlich den besten Zugang.
Beim Gang durch Wismar sahen wir immer wieder die Sogenannten Schwedenköpfe. Zwar war die Stadt lange schwedisch, doch das Schweden so komischen Kopfschmuck trugen, konnte ich mir nicht vorstellen.
Eine plausible Erklärung scheint das die Vorlage Heck Figuren von einem schwedischen Schiff waren. Die Holzschnitzer der Schiffe hatten damals viel künstlerische Freiheit, so können sie entstanden sein.
Es gibt in Wismar noch viel anzuschauen. Z.B. die Wasserkunst, eine Brunnenanlage auf dem Marktplatz, die die Versorgungen bei den zahlreichen Belagerungen sichern sollte. Der Vorgänger war ein Holzbrunnen. Der steinerne wurde 1602 von einem Baumeister aus Flandern entworfen.
Die Geschichte des Reichtums der Stadt begegnet einem / einer an jeder Straßenecke.
Sogar die erste Karstadt Filiale wurde 1881 hier eröffnet.
Mittags mieteten wir am Bahnhof Fahrräder und befuhren den Ostsee Radweg in Richtung Westen. Fast den ganzen Weg führte dieser in diesem Teilstück am Ufer der Wismarer Bucht entlang. Wir kamen bis zum ehemaligen Dorf Zierow.
Dieses beherbergt einen riesigen Zeltplatz aber bietet auch einen schönen Strand.
Beim Rückweg erwischte uns ein Unwetter, wir verbrachten 2 Stunden unter einem aufgespannten Schirm und wurden trotzdem bis zur Unterwäsche nass.
Zu Abend speisten wir vorzüglich Fisch im Ziegenkrug. M1ao gedünsteten Dorsch auf Lauchbett mit Weißweinsoße und ich gebackenen Steinbutt mit Blattspinat. Dazu hatten wir beide Stampfkartoffeln mit Speck und Zwiebeln gewählt. Wir befanden beide die Speise war ein Gedicht.
Gutes Wetter kann sogar auf einer Terrasse an Kanal Frische Grube genossen werden.
Unbedingt aufsuchen!
FREITAG
Nach dem letzten Frühstück in Wismar machten wir uns auf den Weg nach Eutin. Ein Freund von M1ao gab dort seiner Liebsten das Jawort.
Zuerst im Standesamt (zu einer von den Sternen bestimmten Zeit) und dann in der Kirche.
Danach waren wir zu einem Fest in Haus und Garten geladen.
Zuerst wurde ein Programm aus Musik und Wortbeiträgen geboten.
Danach gab es Leckeres vom Grill mit Salaten.
Im Anschluss tanzte unser Paar den Hochzeit Walzer. M1ao und ich machten im Folgenden die Tanzfläche unsicher, wir glänzten mit so mancher gelernten Figur.
SAMSTAG
Mit dem Zug von Eutin nach Bremen, um die junge Malerin Judith Lehnhardt zu besuchen. Sie studiert an der Fachhochschule Ottersberg Kunst Therapie. Ich lernte auch einen Mitstudenten kennen, Stefan Rathkes Zeichnungen stellen Spannendes dar.
Bremen begrüßte mich unerwartet mit Sonnenschein, so das ich auf der Terrasse des Café Übersee noch einem Latte Machiato schlürfen konnte, ohne nass zu werden. Natürlich setzte danach der Bremer Regen ein und so verzehrte ich eine vorzügliche Gemüsepfanne mit Safranreis inhäusig.
Ein schöner Ort nur 50 Meter vom Bahnhof entfernt.
Nachdem ich mein Gepäck abgestellt hatte und das Wetter besser wurde spazierte ich mit Judith an der Weser entlang.
Der Fluß war über die Ufer getreten, für die Kinder ein Vergnügen.
Die Bilder der saufenden Fußballfans auf der Promenade erspare ich euch.
By the way entdecke ich am Martini Kai die Figur "Mann mit Vogel" von Stefan Balkenhol. Der fertigt sympathische Kunst die keine Verständigungs Probleme hervor ruft. Deshalb und weil er anscheinend für Geld mit jedem ins Bett steigt stellte er auch für Springer ein Mauerdenkmal her.
Der Bild lief zur Einweihung vor Eigenlob der Sabber. Angeblich hat Bild die Statue Berlin geschenkt, lügt Bild wie meist?
Als der Abend herein brach gingen wir weiter zum Fest der AufAuf Kunstaktion auf einer ungenutzten Industriebrache beim Hauptbahnhof.
In der Mitte war eine rote Bühne aufgebaut und auf dem Gelände befanden sich einige elendig schlecht zusammen gezimmerte Bretterbuden, die einige Konstruktionen, die ich in Slums in Mittelamerikas sah, an Deletantismus übertrafen.
Aber die Atmosphäre war witzig, ein wenig wie auf einem Abenteuer Spielplatz. Und ich entdecke auch ein Kunst. Dieser Schlüsselbaum wirkte in die untergehenden Sonne fotografiert besonders überzeugend.
Wir brachten uns mit Longdrinks (viel Wodka mit wenig Bionade) in Stimmung und versuchten der aufziehenden Kühle zu trotzen.
Zum Glück begannen dann die Bands zu spielen und ich tanzte mich zu Elektro Mucke ala Kraftwerk warm.
Der Bühnenturm gewann in der Nacht ungemein an ästethischer Qualität und er bildete schon fast eine ideale Plattform für die Elektro Poper von Testsieger.
Auf der Suche nach einem Pinkelbaum traf ich dann noch diesen schrägen Vogel. Zum Beweis, dass ich ihn nicht halluzinierte, machte ich ein Foto. Dann zogen es uns Heim.
SONNTAG
Am letzten Tag der Reise ein kleiner Spaziergang durch die Bremer Altstadt. Hier scheint der Springer Verlag noch im kalten Krieg einen Spruch hinterlassen zu haben.
"Gedenke der Brüder (wo sind die Schwestern!), die das Schicksal unserer Trennung tragen", ist an die Wand geschmiert.
Aber vieleicht haben die Bremer nicht mitbekommen, dass die DDR heim ins Reich geholt wurde.
In der Böttchergasse schauten wir uns das für Paula Moderson-Becker errichtete Museum an. Ein Meisterwerk des Backsteinexpressionismus.
Die Tafel ist mit folgendem Text beschriftet:
Paula Moderson-Becker Haus aus alter Häuser Fall und Umbau errichtet von Bernhard Hoetger Zum Zeichen edler Fraue Werk zeugend das siegend steht wenn tapferer Männer Heldenruhm verweht
Judiths Komentar: "Der muß aber verliebt gewesen sein", warscheinlich hat sie ja Recht. Frauen sollen dafür eine Antenne haben.
Im Anschluß und zum Abschluß der Reise schaute ich mit ihr den Film Alle Anderen an.