Einen über tausend Seiten Roman in eine viereinhalb stündige Theatervorstellung zu gießen, dazu gehört Mut.
An das Buch 2666 von Roberto Bolaño hat sich der spanische Regiseur Àlex Rigola gewagt. Wir sahen das Stück in der Schaubühne.
Die Geschichte um mindestens dreihundert unaufgeklärten Frauenmorde in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez teilt sich in fünf Aufzüge, die miteinander verwoben sind.
Hier umkreisen sich vier Germanisten, eine davon eine Frau, und reden über den fiktiven Autor Benno von Archimboldi, der eigentlich der ebenfalls fiktive deutsche Hans Reiter ist. Dieser gilt als in Cuidad Juarez verschollen. Nebenbei hat die Germanistin mit allen Kollegen Sex. Kongresse in London und anderswo bilden die Folie.
2. Der Teil von Amalfitano
Wir sind in Cuidad Juárez angekommen. Aus Kummer darum, weil seine Frau ihn verließ, hat der Philosoph Amalfitanto dort eine Professur angenommen. Bei ihm ist seine Tochter Rosa, die auf einer Gitarre klimpert und sich von Männern bewundern läßt.
3. Der Teil von Fate
Rosa ist die Geliebte eines Reporters und zieht mit ihm durch die Nacht. Ein junger Kollege aus den USA stößt dazu. Die Feiernden werden dann in einem Raum gefercht, dessen Decke langsam herabkommt und sie immer mehr zusammenquetscht.
4. Der Teil von den Verbrechen
Hier wurde es hart. Auf dem Bühnenhintergrund wurden die Namen der ermordeten Frauen in Cuidad Juárez projiziert. Die Liste ist auf The Mexican Wall of Remembrance nachzulesen.
5. Der Teil von Archimboldi
Die Geschichte von Benno von Archimboldi alias Hans Reiter bekommt hier Raum. Er war deutscher Soldat während des 3. Reichs und wurde danach Schriftsteller und verschwand zum Schluss in Mexiko.
Alle Fotos © Gianmarco Bresadola
Im Jahr 2666 werden die ermordeten Frauen wohl vergessen sein, so wie sie heute verdrängt werden.
Die Geschichte ist null heiter und soll es auch nicht sein. Sie richtet den Blick auf die rechtlosen mexikanischen Frauen und entlarvt dem Machismus, der die Morde gebiert.
Leider spielen die SchauspielerInnen kaum, sie wirken hölzern. Das macht es über die lange Spielzeit schwierig der Handlung aufmerksam zu folgen. Aber vielleicht war die Aufführung ja in erster Linie eine Werbung für das Buch 2666. Das soll laut KritikerInnen genial sein.
Von
Roberto Bolaño
Regie Àlex Rigola
Bühne Max Glaenzel
Kostüme Nina Wetzel
Dramaturgie Florian Borchmeyer
Licht Albert Faura
Mit Robert Beyer, Jule Böwe, Christoph Gawenda, Franz Hartwig, Ingo Hülsmann, Urs Jucker, Eva Meckbach, Sebastian Schwarz, Regine Zimmermann
Regie Àlex Rigola
Bühne Max Glaenzel
Kostüme Nina Wetzel
Dramaturgie Florian Borchmeyer
Licht Albert Faura
Mit Robert Beyer, Jule Böwe, Christoph Gawenda, Franz Hartwig, Ingo Hülsmann, Urs Jucker, Eva Meckbach, Sebastian Schwarz, Regine Zimmermann
Kritiken der Anderen: Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Deutschland Radio, NZZ, Nachtkritik