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Atemlos

19.04.2014

In der Schaubühne sah ich mit I. das Stück Atmen von Duncan Macmillian, inszeniert von Katie Mitchell.
Frau Mitchell lernte ich als Regisseurin der fantastischen Inszenierung der Gelben Tapete kennen.
Die Geschichte von Atmen ist schnell erzählt.
Ein Paar diskutiert den eigenen Kinderwunsch vor dem Hintergrund, dass die Menschheit dabei ist, die Erde gegen die Wand zu fahren.
Ist es da legitim aus egoistischen Motiven ein Kind in eine eskalierende Klimakatastrophe zu werfen?

Das Kind wird schon allein durch seine Existenz die CO² Bilanz der Welt verschlechtern. Kann man / frau es dem Nachwuchs antun in einer sterbenden Welt zu leben?
Ich finde diese Diskussion spannend. Selbst denke ich manchmal, dass ich froh bin in absehbarer Zeit sterben zu können. So muss ich das kommende Elend nicht mehr erleben. Die nachfolgenden Generationen tun mir leid.
Das man / frau sich im Leben abstrampeln muss, wird ihn / ihr spätestens beim Eintauchen in den Schulalltag klar. Der Bühnenaufbau war daran orientiert.

Der gesamte verbrauchte Strom während der Verstellung (ca. 600 Watt) wird durch sechs Personen mit Fahrraddynamos erzeugt. Das ist eine tolle Idee.
Leider trat auch das Schauspieler Paar in die Pedale. Ihre Leistung, trotz der offensichtlichen körperlichem Anstrengung den Text sauber zu sprechen, kann ich nur bewundern.
Irgendwie bewirkt jedoch das dauernde Schnaufen und die Strampelei eine Hektik, die manchmal zu den Szenen nicht passen. Dieses Auseinanderklaffen der Geschwindigkeit der Handlung, mit dem immer gleichen Takt der Stromerzeugung, gefiel mir nicht.
Nun spielte das Paar ja gar nicht die Rolle, sie sprachen sie. Das war natürlich auch der Tretmühle geschuldet und bei so viel Text wurde ich etwas schläfrig. Leider verschlief ich einige Sätze.
Trotzdem klatschte ich gemeinsam mit den anderen ZuschauerInnen reichlich.
Es war ein klug und interessant gestalteter Abend.

© Irmeli Rother


Kritiken der Anderen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel, taz, Deutschlandfunk, Nachtkritik