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Theater, Theater,- der Vorhang geht auf

16.06.2021

Als Katja Epstein 1980 diesen Song beim eurovision song contest sang, hatten die Theater wohl noch Vorhänge, heute sehe ich sie kaum noch.

Ich besuchte endlich mal wieder Theater live.

1. Schaubühne - Das Leben des Veron Subutex 1

Zu Beginn sitzt Veron (Joachim Meyerhoff) in seiner Wohnung, wartet auf den Gerichtvollzieher, der ihm räumen wird.
Hinter ihm liegen Jahre als anfangs erfolgreicher Schallplattenhändler in Paris. Nachdem er den Laden aufgeben musste (er wollte und konnte sich der neuen Zeit nicht anpassen) lebte er noch eine Weile vom Plattenverkauf über Ebay. Danach unterstütze ihn ein befreundeter Rockstar, doch als der starb konnte er seine Miete nicht mehr bezahlen. Von nun an geht´s bergab.
Er beginnt sich bei "FreundInnen" durchzuschlauchen. Diese waren im Leben "erfolgreicher", haben zumindest eine Couch für ihn.
Dabei durchwandert die bunte Szene der französischen Neureichen.
Sie nehmen ihn meist auf, um sich als Wohltäter zu fühlen, oder weil sich so die Gelegenheit bietet, einem Schwachen live die Verachtung zu zeigen.
Er zieht von einer zur nächsten Bleibe, lässt auch gerne mal was mitgehen und endet zum Schluss endgültig in der Gosse.

Ich war von der Inszenierung und der Leistung der Schauspieler begeistert, ich denke nicht nur, weil ich lange Theater Entzug hatte. Nur zwei Punkte gefielen mir nicht, es standen einige Mikrofone herum die teilweise genutzt wurden. die Systematik dahinter erschloss sich mir nicht und nach der Pause gab es pädagogische Einlagen, z.B. wie ist es queer zu sein. Fand ich überflüssig.
Die Romanvorlage lese ich gerade.

Die Kritiken der Anderen: RBB, Zeit, Tagesspiegel, Süddeutsche

 

2.Theater Aufbau Berlin - geRecht

Ein Stück über ein Asylverfahren vor Gericht. Die Richterin (Corinna Harfouch) trifft auf einen afghanischen Flüchtling (Omar El-Saeidi). Ein ungleiche Auseinandersetzung beginnt. Der Flüchtling sieht für sich keine Perspektive in Afghanistan und fürchtet berechtigter Weise um sein Leben, wenn er abgeschoben wird. Die Richterin steht kurz vor der Pensionierung, hat selbst eine Geschichte als Flüchtling aus der DDR.
Es kann bei diesem Setting keine gerechte Entscheidung geben.
Bei dieser Vorstellung gibt es wieder keinen Vorhang. Die ZuschauerInnen bewegen sich in zwei Räumen in deren an den Wänden mehrere Videos gleichzeitig projiziert werden. Teilweise kommunizieren die DarstellerInnen von Wand zu Wand miteinander, manchmal sprechen sie Monologe. Wir ZuschauerInnen bewegten uns frei dazwischen.

Mir gefiel die Vorstellung gut, die Widersprüche wurden präzise dargestellt. Aber das ein Sohn der Richterin in die Geschichte eingeführt wurde, der zufälligerweise in Afghanistan zur selben Zeit in Afganistan entführt wird, fand ich zu dick aufgetragen.

Die Kritiken der Anderen: RBB, Inforadio

Langsam füllt sich auch der "Freier Eintritt" Kalender meines Blocks. Eine besonderes Highlight ist das Hoffest des Berliner Ensemble am 21. August. Karten bitte Vorbestellen.