25.04.2010
Eigentlich wollte ich schon immer mal beim Spaziergang über einen Friedhof mehr wissen.
Mit Unterstützung eines Führers der Stattreisen Berlin besuchte ich mit einer Gruppe den 1881 eröffneten Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Er war der erste kommunale Friedhof Berlins und neu in Preußen, zum ersten mal war dort Urnen Beisetzungen erlaubt. Als Gartenarchitekt wurde Hermann Mächtig, der hat auch den Viktoria Park geplant. Diesen planerischen Einfluss spürt man / frau beim durchschreiten des Tors.
Dort ließ sich Wilhelm-Liebknecht, einer der Gründer der Sozialdemokratie beerdigen.
Sein Sarg wurde 1900 von 200.000 GenossInnen die 16 Kilometer von Charlottenburg bis Friedrichsfelde begleitet.
In der Folge fanden hier viele ArbeiterführerInnen ihre letzte Ruhestätte.
So hatte der Ort bald seinen Beinahmen "Sozialisten Friedhof" weg.
1919 wurden dann, die mit Billigung der Sozialdemokraten ermordeten, Rosa Luxemburg / Karl Liebknecht und andere, die in den damaligen Kämpfen gefallenen Revolutionäre beigesetzt.
Nachdem die Deutschen den Führer gewählt hatten, versuchten sie die Erinnerung daran und die Gräber zu zerstören.
Die Gräber der 1919 Beigesetzten wurden eingeebnet.
Nachdem die Deutschen besiegt waren, wurde im Friedhof ein Ehrenhain der Sozialisten angelegt.
Die Führung der DDR ließ sich hier von den Parteisoldaten feiern und versuchte einen Gedenkort für die teilweise unter Zwang durchgeführte Vereinigung von KPD und SPD zu installieren.
Auch ich begrüßte meine nicht anwesenden AnhängerInnen.
Heute ist der Friedhof Denkmalgeschützt. Trotzdem finden weiter Beerdigungen statt. So ist ein ganzes Gräberfeld von SED Kadern belegt und die Ehefrauen haben das Recht auf eine letzte Ruhestätte an der Seite ihres Mannes.
Beim spazieren fanden wir auch die eine oder andere Person der Zeitgeschichte, z.B. vom Regisseur Konrad Wolf und seinem Bruder, dem Chef der Auslandsspionage der DDR Markus Wolf.
Wahrscheinlich haben die doofen Schlapphüte vom BRD Geheimdienst BND eine Kamera in den Grabstein eingebaut damit sie alle die davor stehen dokumentieren können.
Also Vorsicht!- den Friedhof besser nur mit Motorradhelm und geschlossenem Visier betreten.
Spion und Spion aus der Feder von Peter Kuper
Abends besuchte ich dann mit G. den Film Boxhagener Platz von Matti Geschonneck.Er schildert den Alltag eines Heranwachsenden 1968 in der Hauptstadt der DDR. Die CSSR ist gerade von Truppen des Warschauer Platzes besetzt worden, die Haare der Jungs werden länger, die Röcke der Mädchen kürzer und dann beginnt auch noch die Pubertät.
Eine sehr sehenswerte Milieustudie und eine gute Ergänzung zum Mittags besichtigten Friedhof.