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Im Folterkeller

11.08.2013

© Johannes-Kramer
Nachdem die Mehrheit der Deutschen den Führer an die Macht gewählt hatte, wurde die Prügel- und Mordtruppe Sturm Abteilung der NSDAP in die Polizei integriert. Mit staatlicher Legitimität ausgestattet bezog eine Abteilung Quartier in einem Kasernengelände am Bahnhof Papestraße (heute Südkreuz).

Die Aufgabe dieser Spezialabteilungen waren politische GegnerInnen zu verhaften, zu foltern und mit diesem Terror Widerstand zu brechen. Dies überließen die Herrschenden erst später der "normalen" Polizei, nachdem politisch unzuverlässige Elemente aus ihr entfernt waren.

Die Sondereinheit in der Kaserne bei der Papestraße bewegte sich mit den Quälereien an den Gefangenen sicher nicht auf rechtlich korrektem Terrain.Trotzdem wurden die Folgen der Folterungen im Polizei Krankenhaus von Ärzten genau protokolliert. Die Befunde sind einsehbar.

Werner Ilberg zeichnete Erinnerung
Ob man den Häftlingen den Schädel eingeschlagen hat oder ob sie tot getreten wurden, alles ist ordentlich dokumentiert.
Wer jetzt meint, dass dieser Terror versteckt geschah, liegt falsch. Das Kasernengebäude lag auch damals in einem viel frequentierten Industriegebiet, so dass die Schreie der Opfer gut zu hören waren.

© Harry Weber
Aber dies war ja wohl auch zum Teil der Zweck. Die Folterer waren sich wohl sicher, dass sie nicht belangt werden.
Leider behielten sie überwiegend recht. Die Nachfolgestaaten DDR und noch mehr die BRD zeigten kaum Interesse die Täter zu verfolgen.

Dazu passt gut, dass das SA Gefängnis Papestrasse, mehr aus Zufall, der einzige noch erhaltene Gedenkort des Terrors der NSDAP ist.
Im Haus befinden sich Wohnungen und der Folterkeller wurde lange als Mieterkeller genutzt. Er wurde nach der Nutzung durch die Sonderpolizei kaum baulich verändert. So blieben sogar Wandzeichnungen der Häftlinge erhalten.
Nachforschungen von Anwohern brachten es ans Licht, dass sich im Keller einstmals ein Polizeigefängnis befand. Erst 1992 konnte ein Zeitzeuge dessen Existenz bestätigen.

2011 wurde dann der Gedenkort eröffnet. An jedem Sonntag um 14:00 Uhr findet dort eine kostenlose Führung statt. Bei der Teilnahme erfuhren wir viel über die Geschichte des Ortes.

Als wir heim radelten, machte wir einen Zwischenstopp in der Gartenwirtschaft Süden am S-Bahnhof Priesterweg. Die ist ein lauschiger Ort am Südgelände Park.
Angeboten werden ausschließlich BIO Speisen und Getränke.
Bei leckerem Weizen ließen wir im Garten den Tag ausklingen.

Das Copyright für die meisten Fotos liegt bei Irmeli Rother.