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Viel Zigarettenrauch um nichts

22.10.2010

Gastpost von Dora:

© kinokompendium
An der wohl unwirtlichsten Straße Neuköllns, nah beim Herrmann-Platz, befindet sich ein Lichtspielhaus aus der guten alten Kinozeit, das Neue Off. Die Hermannstraße lädt nicht zum Flanieren ein, aber der Weg in eins der sympathischsten Kinos der Yorck-Gruppe lohnt sich.

Das ursprünglich als Revuetheater gebaute Saal wurde bereits 1926 zu einem Filmtheater umgebaut. Vor gut zehn Jahren wurde das Kino liebevoll im 50er Jahre-Stil restauriert und bietet heute knapp 200 Plätze und ein attraktives Filmprogramm.

Eine Handvoll Menschen der Generation Fünfzig Plus stand am Freitag Nachmittag etwas irritiert vor verschlossenen Türen des Kinos. Hechelnd kam der  Vorführer, ließ die Truppe rein und versicherte uns, dass der Film auf alle Fälle gezeigt wird.

Die Kasse fehlte noch.
Mit passendem Geld oder mit der Option nach dem Film zu zahlen, ließ man uns rein. ... der Vorhang ging auf.

Ein pubertierender Junge betrachtet interessiert die sekundären Geschlechtsmerkmale der erwachsenen Frauen, rauchend  -  und fängt an zu zeichnen und malen. Bald gesellt zu ihm, als Begleiter und Ratgeber, eine witziger Figur mit Vogelschnabel und mit hauchdünnen Krallen. Der jüdische Junge überlebt die Nazizeit, wird erwachsen und steigt in das kulturelle Leben Frankreichs ein.
Eine schrille Kultfigur ist geboren.

Serge Gainsbourg,  gespielt von Eric Elmosnino, singt, komponiert Filmmusik, schreibt Liedertexte und Drehbücher, steht vor Filmkameras.
Es wird ein Potpourri von schönen Frauen präsentiert:
Die Frauen kommen und gehen. Warum und weshalb ist unwichtig, die Beziehungen sind es auch.
Das schmollmundige Supermodel Laetitia Casta als Brigit Bardot ist gut gelungen.


Später taucht der sexiest Song aller Zeiten auf: Serge Gainsbourgh und Jane Birkin hauchen und stöhnen zusammen Je t'aime... moi non plus und das Skandal des Jahres 1969 erobert die ganze Welt. Daran kann ich mich sehr gut erinnern.



Auch eine Provokation der gutbürgerlichen Gesellschaft ist die Reggae-Version der französischen Nationalhymne, die wie eine Bombe einschlägt.

Selbst gezeugte Kinder verschiedenen Alters tauchen kurz auf der Leinwand auf,  spielen jedoch im Ganzen eine untergeordnete Rolle. Die Hauptrolle spielen  -   ÜBERRASCHUNG ! -  Sex, Drugs and Rock 'n' Roll.

Der Film, Gainsbourgh: Der Mann der die Frauen liebte, beschreibt zentrale Ereignisse und Etappen im Leben des Bohemiens. Es wird auch ein bisschen hinter die Kulissen geschaut. Mir blieb unklar, was das alles sollte. Der Sexappeal der Hauptfigur näherte sich an derselbigen von Günter Netzer, die Beischlafszenen boten null Erotik, Liebe habe ich auch nicht entdecken können. Kurzum, meine Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Bei den beiden alten Kinogängerinnen, die eigentlich einen ähnlichen Filmgeschmack haben,  klafften die Meinungen weit auseinander; ich fand den Film grottenschlecht, die Begleiterin wiederum supergut. Außerdem wurde ich bei der ständigen Raucherei nicht das Gefühl los, dass der Film von Gitanes gesponsert wurde.
Serge Gainsbourgh starb 1991 an Lungenkrebs (Emphysema), wie der berühmte Marlboro-Man.

Sufis, Wurstsalat und Salsa

22.10.2010

Der Abend begann im Sufi Zentrum Berlin.
Ich war zuerst nur mit Roger unterwegs. Ein Bekannter von ihm wollte im Zentrum heiraten und er und ich statteten diesem dort einen Besuch ab.
Als wir dort ankamen, tanzte noch kein Derwisch, alles wartete auf den Sheikh Esef Efendi. Wir gingen gerade als er ankam.
Mir war nicht danach die arabische Weisheit und Mystik zu entdecken.

Aber Berlin bietet schon eine große Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten für das Freizeitprogramm.

Um Rogers Appetit zu stillen, liefen wir ins Valentin am Südstern. Leider hielt die angebotene Küche meinen strengen Kriterien nicht stand. Der Wurstsalat schmeckte so spannend wie ein Telefonbuch zu lesen ist. Nicht nur dass er keine Lyoner, sondern etwas wie Jagdwurst enthielt, er war auch kaum gewürzt. Dafür war Rogers Sauerkraut versalzen.

Liesel und Karl hätten den /die KöchIn sicher an den Ohren gezogen.
Eigentlich wird die bayrische Küche gelobt.

Aber G. stieß zu uns, wir schwatzten gepflegt und zogen weiter zur Werkstatt der Kulturen am Hermannplatz. Dort spielten Fidel Conde & Latin Connection Tanzbares aus Amerika. Ich schnappte mir G. und legte mit ihr eine flotte Sohle aufs Parkett.