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Scheinbar komisch

03.01.2015

Auf Drängen eines Freundes besuchte ich mit I. ein Comedy Programm im Theater Scheinbar, einer winzigen Bühne in Schöneberg. Drängen musste man mich, weil ich Comedy nicht besonders mag und genüsslich das Vorurteil pflege, dass Comedy eher was für Flachbrett BohrerInnen ist. Besonders wenn sie rassistische Vorurteile bedient und dann alle herzlich lachen. So war meine letzte einschlägige Veranstaltung bestimmt zehn Jahre her.

Damals riss der US-amerikanische Comedian Chin Meyer ziemlich dumme Witze über polnische Mitbürger.
Zum Glück geschah dies an dem Abend in der Scheinbar nicht.
Trotzdem war ich vom gebotenen Kessel Buntes nicht wirklich begeistert.
Masud Akbarzadeh versuchte den gelangweilten Conferencier zu geben und kam dabei teilweise langweilig rüber. Die anderen Auftretenden waren schlecht bis mittelmäßig.

Ausschließlich Heinz Blue konnte richtig überzeugen. Seine Präsenz in einem silbertürkisen Anzug war heftig und seine denglisch vorgetragene Geschichte herzzerreißend. In dieser Story gelang seiner Nachbarin trotz Hartz4 und Depris durch seine Unterstützung der Aufstieg zum Star einer Astro TV Sendung.

Ich weiß zwar nicht, ob es anständig ist über Menschen zu lachen, die so doof sind ihr Geld für Hokuspokus auszugeben und sich davon Hilfe zu versprechen, aber zumindest hatte die Nachbarin damit ihre Depris verloren. Ein kleines Happyend auf Kosten von Anderen.

Das turnt gut

28.12.2014


Nach vielen Empfehlungen von Bekannten sah ich mit I. den Film Mr. Turner, Meister des Lichts von Mike Leigh. William Turner war der Maler (1775 - 1851), der zum Ende seines Lebens den Übergang vom abbildenden Stil zum Impressionismus einleitete. Er gilt als einer der Väter der Moderne. Nicht umsonst ist er der Namensgeber des heute wichtigsten Kunstpreises Großbritanniens.


Der Film beleuchtet die letzten 25 Jahre des Künstlers. Wie viel davon der Realität entspricht und wie viel davon der Fantasie des Regisseur entspringt, konnten wir nicht nachvollziehen.
Der Maler war durch seine Arbeit recht bekannt und wohlhabend. Seine Seeschlachten verkauften sich gut und er studierte bei Reisen nach Italien und den Niederlanden die Alten Meister.
Leider erfuhren wir nicht, aus welchem Grund sich Turner sich vom  realistischen Malstil entfernte.
In dem Erzählzeitraum fiel der Aufstieg der Fotografie, die innerhalb der MalerInnen eine Sinnkrise auslöste.
Es wird vermutet, dass diese das Entstehen der Moderne befeuerte.


Mir gefiel der Film in erster Linie wegen der genialen Filmbilder, die die Bilder von Turner spiegelten.
Im Film wird Turner als ein grantelnder Stinkstiefel gezeigt, sein Englisch war zum Weinen und oft grunzt er anstatt zu antworten. Sein gezeigtes Verhalten Frauen gegenüber würden wir heute als widerlich bezeichnen. Eine Künstlerfreundin Sandra Hübner äußerte zum Film: Unwissenheit erhält bisweilen das Staunen und den Zauber.


Ich dagegen finde, dass die fantastischen Werke Turners durchaus vom Stinkstiefel Turner getrennt betrachtet werden können.
Außerdem hat er zum Ende seines Lebens die noch nicht verkauften Arbeiten dem Staat geschenkt und verfügt, dass der Zugang für die Bevölkerung kostenfrei ist.

Kritiken: Spiegel, Stuttgarter Nachrichten, Süddeutsche,

Im Video seht ihr eine Künstlervorstellung des National Gallery London



Mehr Schein als Sein?

02.12.2014


In der Kunst zeigen die KünstlerInnen immer ihre persönlichen Ansichten.
Von der Wirklichkeit wird dagegen behauptet, dass sie objektiv ist. Doch sie ist immer auch eine Vereinbarung der gemeinsamen Sichtweise. Als die Erde noch eine Scheibe war, war das die herrschende Wirklichkeit.
Eines der großen Probleme der Kunstvermittlung ist es den Menschen, die an das "objektiv" Richtige glauben, die Sinne für Infragestellungen zu öffnen.
KünstlerInnen erfahren, wenn sie es zulassen, im Schaffensprozess notwendigerweise, dass sie schwindeln. Oft spielen sie auch mit den BetrachterInnen und diese spielen mit.
Um das Thema Schwindel der Wirklichkeit kreiste die gleichnamige Ausstellung in der Akademie der Künste im Hansaviertel. Ein Metabolisches Büro zur Reparatur von Wirklichkeit zog ins Haus am Tiergarten.
Dort wurde ein breites Spektrum von Arbeiten unterschiedlicher KünstlerInnen, die von Malerei bis Installation reichten, gezeigt.
Die hervorragend kuratierte Ausstellung war in sechs Untergruppen gegliedert.
1. Videos unter dem Motto: Spielweisen - Gespräche mit Schauspielern
Josef Bierbichler, Edith Clever, Maren Eggert, Jens Harzer, Fabian Hinrichs, Sandra Hüller, Signa Köstler, Ulrich Matthes, Joachim Meyerhoff und Wiebke Puls wurden befragt.



2.  Closed Circuits - Einzelne in sich geschlossene Werke
Alex Hay, Art+Com, Bruce Nauman, Dan Graham, Franz Reimer, Giny Vos, Jochen Gerz, Nam June Paik,
Peter Campus, Richard Kriesche, Servaas, Valie Export
Viele Bekannte Namen waren dabei.

Nam June Paik, Three Camera Participation, 1969/2000© Maja Hitij
3. Game Art - Spiele in der Kunst
Alexander Bruce, Bill Viola and the USC Game Innovation Lab, Daniël Ernst / The Shoebox Diorama,
Lynn Hershman Leeson, Paidia Institute, Paolo Pedercini/ Molleindustria, Robin Arnott, Tale of Tales, gold extra

Daniel Ernst, The Shoebox Diorama,
Der große Gottlieb, 2014

Eine Person durfte auf einem Stuhl Platz nehmen und eine Datenbrille aufsetzen. Diese schuf die Illusion auf einem hohen Berg von Stühlen zu sitzen.
Wind wurde hinter dem Rücken durch einen Ventilator erzeugt und das perfektionierte den Schwindel.

4. Mediale Schwelle - Wie sind Massenmedien strukturiert und wie beschwindeln sie uns.
Andrea Clemens, Ariana Dongus, Bjørn Melhus, Harun Farocki u. Trevor Paglen, Herman Asselberghs, Julian Oliver und Danja Vasiliev, Lars Harzem, Bastian Schmidt, Lohner Carlson, Men in Grey, Rosa Feigs, Sarah Möller, Studiengang Europäische Medienwissenschaft, Thomas Demand, Thomas Wrede, Ulrike Rosenbach

Harun Farocki und Trevor Paglen

In parallelen Videos sind US Soldaten beim virtuellen Kriegsspielen zu sehen und auf dem zweiten Bildschirm sind die Szenarien zu sehen, in denen sie sich bewegen.

Schade, echte tote Soldaten sind mir lieber.
5. Mirrors - Was spiegelt der Spiegel
Jeppe Hein, Magdalena Jetelová, Michelangelo Pistoletto, Olafur Eliasson, Sophia Pompéry

© Roman März
Olafur Eliason,
Concentric mirror, 2004

Einer der großen Lichtkünster der Gegenwart lud uns ein, dem eigenen Spiegelbild nicht allzu viel zu vertrauen.
6. Participations - der Zuschauer wird einbezogen.
Christian Falsnaes, Hamish Fulton, Marina Abramović, Tino Sehgal

© Christian Falsnaes, Just Belief
Der Künstler ließ BesucherInnen nach seinen über Kopfhörer gegebene Anweisungen performen.
Insgesamt eine tolle Ausstellung, doch weniger wäre mehr gewesen. Um alles komplett zu sehen, schätze ich einen Zeitaufwand von zwei bis drei Tagen. Dies ist einfach zu viel.
Leider ist die Ausstellung Vergangenheit.

Nichts vergeben, nichts vergessen

01.12.2014

Im Film "Im Labyrinth des Schweigens" wird 1953 ein junger ambitionierter Staatsanwalt von seinem Vorgesetzten darauf angesetzt die Mörder von Auschwitz hinter Gitter zu bringen.
Der Film beginnt damit, dass ein Ex-Häftling einen Lehrer als einen der Mörder aus Auschwitz wiedererkennt.
Ein mit ihm bekannter Journalist versucht den SS-Mann anzuzeigen, aber der mit vielen Ex-Nazis durchsetzte Justizapparat versucht dies zu verhindern. Doch unser redlicher Hauptdarsteller durchkreuzt das Ansinnen und erhebt mit Unterstützung seines Vorgesetzten Anklage gegen die KZ-Aufseher. Der Film beschreibt sehr gut die verdrängende deutsche Bevölkerung, die solche Ankläger als Netzbeschmutzer ansahen. Neben einer wohl notwendigen Liebesgeschichte wird sehr gut dargestellt, wie der Hauptdarsteller sich immer mehr einigelt, weil ihm klar wird, dass er unter Mördern lebt. Ein toller Film und es gibt sogar ein Happy End, soweit es bei dem Thema möglich ist.

Die Geschichte beruht auf den Erlebnissen von Fritz Bauer, der damals Staatsanwalt wurde und den Prozess gemeinsam mit Anderen durchsetzte. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Journalist Thomas Gnielka, der als Flakhelfer im KZ-Werk der IG Farben Auschwitz Birkennau eingesetzt war und der sich in der Nachkriegszeit dem deutschen Wunsch wiedersetze, die eigenen Taten zu verdrängen. Die so genannten Auschwitz Prozesse fanden in Frankfurt nach zehn Jahren Ermittlung statt.

Andere Kritiken: Zeit, Spiegel, Stuttgarter Zeitung, Frankfurter Rundschau

Lecker Prinzenrolle

29.11.2114


Durch Zufall bin ich auf eine Perle der deutschen musikalischen Unterhaltung gestoßen. Prinz Chaos der Zweite spielte in der Kellerbar DoDo. Teilweise unterstützte ihn Simon Blüthner am E-Piano.
Bei dem Namen Prinz Chaos hegte ich zuerst Zweifel, ob was Gutes geboten wird. Doch den Wirten des Dodo ist ein super Konzert zu verdanken. Der Prinz spielt mit seiner Band als Vorgruppe von Konstantin Wecker.
Die Songs waren meist selbst geschrieben oder sonst oft von Franz Josef Degenhardt. Der junge Mann kann gut singen und sieht auch noch ziemlich gut aus.
Da dachte ich, dass er, wenn er so durch die Lande zieht, sicher schon viele Frauenherzen gebrochen hat. Pustekuchen, - er outete sich als Schwuler. Da bekam ich Zweifel, ob es so gut ist, dass ich ausschließlich Frauen mag ;-)

Schnitzverrückter Bauer

27.11.2014

Julian Strek hat sein Leben lang geschnitzt. Nicht wie die anderen polnischen Volkskünstler, die meist traditionelle Arbeiten kopieren, er hat seinen eigenen Stil entwickelt. Seine Kunst ist in Polen nie anerkannt worden. Der Berliner Sammler Jochen Schmidt hat sie entdeckt, doch bekannt wurde Strek zu Lebenszeiten nie, so starb er einsam und verkannt.
Wenn ich die Skulpturen einordnen müsste, würde ich sie dem Bereich Naive Kunst zuordnen, obwohl sie nicht gefällig sind.
Arbeiten von ihm stellt aktuell die Galerie Art Cru aus.

Ich fand die Figurengruppen ganz hübsch, doch mich störten die reichlich vorhandenen religiösen Symbole. Als armes Heidenkind kann ich damit wenig anfangen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 24.01.15 zu betrachten, Di - Sa von 12:00 bis 18:00 Uhr.


KA - GER - ZMK

23.11.2014

Bei Karlsruhe über die Rheinbrücke liegt das Nest Wörth (Germersheim). Dort arbeitete ich wieder mal in einer Firma, die Zuckerbrause herstellt, dieses mal für Lidl. Ein paar Kabel fehlten und die fädelten Kollegen und ich in Kanäle ein.

Wörth selbst ist eine reiche Kleinstadt, die ihren Wohlstand einen riesigen LKW Werk und dem zweitgrößten Rheinhafen verdankt. Alles ist hier sehr ordentlich, man / frau lebt halt im Helmut Kohl Land. Als ich auf den Auto Rückbanken die Klorollenmützen sah, wollte ich hier nicht begraben sein.

Den arbeitsfreien Sonntag nutzte ich zu einem Besuch im ZKM. Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie entstand 1997 in Karlsruhe in einer ehemaligen Munitionsfabrik.
- Schwerter zu Kulturflügeln -

Das Gebäude ist gelungen konvergiert, es beherbergt zwei Museen, drei Forschungsinstitute und eine Mediathek. Außerdem ist eine Designschule und die Städtische Galerie Karlsruhe eingezogen.
Im Haus spürt man sofort, dass es nicht nur ein Museum ist. Schon das Museumsrestaurant ist auch Studentenmensa. Die Gerichte sind günstig, aber trotzdem sehr lecker. In den Foyers finden Partys, Konzerte und Diskussionen statt.
Leider fehlten am Sonntag die Studenten.
Andere Museen sollten ähnlich lebendig sein.


Der Feigling, der das
Herz beschützt, 1966
In der ersten Ausstellung entdeckte ich den mir unbekannten italienischen Künstler Gianfranco Baruchello. Unter dem Titel Certain Ideas - Verschiedene Ideen ist eine Werkschau von ihn zu sehen. Er ist 1934 geboren und ist künstlerisch ein Kind seiner Zeit. Dada, Konzeptkunst, Popart waren ihm Vorbilder.
Das sehr Besondere an seiner Kunst ist, dass er vielfach auf weißem Papier mit feinem Stift eine Art von Karten zeichnet. Dort finden sich Flüsse und Straßen, vielfach beschriftet und öfter auch mit kleinen Bildern beklebt.
Abwechslungsreich und spannend war das anzuschauen.

Für die Wiedereinführung des
Mythos der Helden, 1964
Die Bildbeschriftungen waren oft witzig.
Er ist ein Spätzünder was die Kunst anbelangt. Erst im Alter von 35 Jahren begann er sich dort ohne Studium zu engagieren.
Marcel Duchamp, der Zampano der Konzeptkunst, hat ihn stark inspiriert. Baruchellos Werk unterliegt aber auch politischen und philosophischen Einflüssen.

Andreas Schulze, Pferd, 1991
Eine weitere Ausstellung Von Ackermann bis Zabotin zeigte Teile des Bestandes der Städtischen Kunsthalle Karlsruhe. Es war ein zeitlich geordneter Rundumschlag durch das Depot. Viel Ansehnliches war dabei.


Jörg Immendorff, 1978
Café Deutschland IV
Das meiste war irgendwie ganz nett. Natürlich kannte ich nicht alle KünstlerInnen und Bilder, aber ich mag gut kuratierte Ausstellungen lieber.
Sich fünfzig Namen und Werke merken zu können ist mir nicht gegeben und so bleiben mir meist doch wieder die Bekannten im Gedächtnis. Da hilft auch kein ausführliches Textheft, es landet doch bald im Papiermüll.

Die dritte Abteilung im ZKM behandelte Computerspiele. Hier zeigten StudentInnen aus dem Haus ihre Werke. Da ich meine intensive PC Spielephase schon seit zwanzig Jahren hinter mir habe, schaute ich nur kurz hinein. Einmal probierte ich etwas aus.

Ein riesiger Flachbildschirm lag auf dem Boden. Darauf waren reale Werkzeuge verteilt. In den Ecken warteten virtuelle Autos. Man / frau konnte diese mit Spielkonsolen um die Werkzeuge herum steuern. Kaum hatte ich gelernt wie die Wagen zu steuern waren, als ein zirka acht Jähriger sich eine andere Konsole griff, sein Auto vor meines steuerte und meines mit zwanzig Schüssen Dauerfeuer erledigte. GAME OVER!
Diese Jugend von heute ist ja beinah noch schlimmer, als wir es waren ;-(

Ist eine Pfütze nur eine Pfütze?

15.11.2014

Nein, sagt Mirja Busch und mit ihrem Pfützenarchiv in der Galerie cubus-m beweist sie dies.
Sie hat vier Jahre lang Wasserlachen abgebildet und die Flüssigkeit aufgesaugt und diese dann in Flaschen abgefüllt.
Doch nicht jede Pfütze war ihr wert abgelichtet zu werden. Sie wählte nur die aus, in denen sich etwas Spannendes spiegelte.

Die Bilder waren hervorragend fotografiert und das Pfützenwasser machte aus der Arbeit Konzeptkunst.
Die Lachen oben stammen aus Buenos Aires und die Flaschen sind in der Galerie im ersten Stock zu besichtigen.

Übertrieben fand ich nur den Preis der Aufnahmen. Eine soll 350 € kosten, die Künstlerin betonte zwar, dass jede ein Unikat ist und es nur einen Abzug gibt. Mich würde es nicht stören, wenn es hundert Abzüge gäbe und das Set oben 50 € kosten würde. Da könnte sie doppelt so viel erlösen, wenn sie hunderte LiebhaberInnen findet.
Bis zum 17.01.2015 könnt ihr noch Mirja Buschs Arbeiten ansehen. Es lohnt sich.

2vl Marja Busch, 2vr der Galerist

B flach greifen

12.11.2014


Beim Besuch des wöchentlichen Jazz Jam im b-flat entdeckte ich mal wieder eine besondere Stimme. Quasi als Vorgruppe sang Efrat Alony mit Unterstützung des Bassisten Childo Tomás und des Perkussionisten Nené Vasquez.
Die Dame verzauberte mich mit ihrem teilweise meditativen Gesang, zu dem sie geschickt eine Loopmaschine einsetzte und ihre Begleiter standen ihr an musikalischem Können nicht nach.
Die Sängerin ist gerade auf Tour, neue Auftrittstermine in Berlin fand ich jedoch nicht auf ihrer WEB Seite, schaut einfach mal nach. Ihre Gesangsperformance ist fantastisch.

Fast nur Fotos

11.11.1952

Weil die Liebste arbeitsfrei war und ich bezahlt freigestellt, nutzten wir die Gelegenheit ein wenig Fotografisches anzusehen. Sie ist ambitionierte Hobbyfotografin, so bereitete es mir Vergnügen ihr an meinem Geburtstag eine kleine Freude zu machen.

1. Willy-Brandt-Haus
Hier sahen wir Arbeiten des türkischen Magnum Fotografen Ara Güler. Er ist seit den 50er Jahren ein Chronist des Lebens in der Türkei. Zuerst Schwarz / Weiss - später mit Farbfotos. Dabei hat er nicht das Leben der Reichen und Schönen im Fokus, er bildet vorwiegend das der einfachen Leute ab.
Das war in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg nicht leicht. Die Menschen wurden arm gehalten und versuchten sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren.
Die Reportagen erinnerten an Heinrich Zille.

Wenn sich die türkischen Menschen gegen die Herrschenden erhoben, wurden blutrünstige Militärdiktaturen installiert. Die Nato unterstützte die Putschisten. Die USA war immer dabei. Zehntausende GewerkschafterInnen und Linke wurden ermordet.
Auch dies dokumentierte Ara Güler.
Wie bei einer 1. Mai Demonstration in Istanbul, bei der durch Scharfschützen hunderte Demonstranten erschossen wurden.
Mit seinen Bildern dokumentiert er die Kontinuität der Unterdrückung bis zum Taksim Platz.

Im gleichen Haus schauten wir noch Malerei von Rita Preuss aus Berlin.
Unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die malerische Qualität war nicht besonders und manche Bilder erinnerten ein wenig an naive Malerei. Obwohl Rita Preuss Meisterschülerin von Max Pechstein war, überzeugten uns ihre Arbeiten nicht vollständig. Ein paar gefielen mir doch gut.

Die Ausstellung der Fotos von Ara Güler sind noch bis zum 15. Januar 2015 zu sehen. Die Malereien von Rita Preuss bis zum 07. Dezember 2014. Alles bei freiem Eintritt.

------------------------ Streetart am Halleschen Tor ------------------------



Manchmal finden sich auch Perlen am Wegesrand, obwohl ich mit dem Spruch Kunst nicht Krieg zu machen nur mäßig zufrieden bin.
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2. Carpentier Galerie
Unter dem Titel Berlin Photography zeigt die Galerie eine Serie von Ausstellungen. Wir besuchten die No 4, zu sehen war Stadt- und Straßenfotografien.
Vier FotografInnen wurden vorgestellt.

Frank Silberbach, dokumentiert mit seiner Panoramakamera schwarz / weiss den Alltag in Berlin.

© Frank Silberbach, Projekttitel: BERLIN 140°
- Silvia Sinha, vertritt eher die künstlerische Position, sie lichtet Dinge mehr wegen der ästhetischen Qualität ab.

© Silvia Sinha, Projekttitel: Brandmauern
Stefanie Steinkopf, arrangiert fotografische Standbilder wie  für eine Bildergeschichte. Der Titel des Bildes unten lautet: Die betrogene Ehefrau.

© Stephanie Steinkopf, Projekttitel: From Somewhere and Now
Erik-Jan Ouwerkerk, sein Werk ist stark mit der Stadtarchitektur verbunden, seine Protagonisten erobern sie.

© Jan-Erik Ouwerkerk, Projekttitel: Short Stories
Die weiteren Kapitel von Berlin Photography:
No 5 / 22.112014. - 19.12.2014
FotografInnen: Michele Caliari, Oliver Scholten, Hans-Martin Sewcz, Marga van den Meydenberg
No 6 / 10.01.2015 - 06.02.2015
FotografInnen: Markus Lehr, Michael H. Rohde, Jörg Schmiedekind, York Wegerhoff
No 7 / 21.02.2015 - 20.03.2015
FotografInnen: Stefanie Bürkle, Maximilian Meisse, Jörg Rubbert, Henrik Vering
No 8 / 04.04.2015 - 01.05.2015
FotografInnen: Jürgen Bürgin, Thomas Hillig, Frank Machalowski, Florian Profitlich

Besuche lohnen sich.

3. Kino Delphi
Dort sahen den neuen Dokumentarfilm von Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado.  Das Salz der Erde berichtet über den Fotografen Sebastião Salgado.

© Sebastião Salgado, 1986
The Serra Pelada gold mine
Mit Salz der Erde bezeichnet dieser die Menschen auf der Erde.
Er kam erst sehr spät, als er dreißig war, zur Fotografie. Als Kind des Kampfes gegen die von den USA initialisierte brasilianische Militärdiktatur war sein Blickwinkel sozialdokumentarisch.
Rund um den Globus fotografierte er arbeitende Menschen wie Goldschürfer in Brasilien, die den Abraum aus den Minen mehrere hundert Meter hoch über wacklige Leitern nach oben tragen. Später zog es ihn nach Afrika, wo er die Hungerlager dokumentierte.

Nach Bilderserien über die Massaker in Ruanda brach er jedoch über das Elend, das er sah und ablichtete, zusammen.
Nach einer längeren Arbeitspause begann er Positives auf der Welt zu fotografieren.
Zuerst war er mit Ureinwohnern im Regenwald Brasiliens unterwegs und heute arbeitet er als Tierfotograf.
Ein kluger Film über einen besonderen Fotografen.
Leider taucht seine Frau, die er selbst als so wichtig für seinen Werdegang und seine Arbeit bezeichnet, fast gar nicht auf. So ist es wohl, wenn Männer einen Film drehen und Geschichte schreiben.