Dieses Blog durchsuchen

Rotterdam - Architekturprogramm

27.12.2017

Nach dem Aufstehen klapperten wir ein paar architektonische Highlights ab.
Zuerst schlenderten wir den Oude Binnenweg entlang. Dort befinden sich u.a. ein paar nette Cafes und Kneipen.

Foto: Restaurant Sijf
Ich zeigte der Liebsten das Sijf, wo sich schon das Kieken lohnt. Die Inneneinrichtung aus Holz und Schmiedeeisen ist im Art Deco Stil gehalten, wie das Äußere des Hauses. Als wir dann noch zum Kaffee von Chef zwei Schnäpschen ausgegeben bekamen, waren wir bezaubert.
Auf der Suche nach einem Fotogeschäft bewegten wir uns dann auf der Lijnbaan. Auf dem ersten Blick eine autofreie Einkaufsmeile wie viele. Doch als sie 1953 eingeweiht wurde, war sie die erste ihrer Art in Europa.
Über die Ment erreichten wir den Großen Markt. An zwei Tagen, Dienstag und Samstag, findet man / frau seit 1650 an frischer Luft in ca. 1000 Verkaufsständen Waren aus aller Welt und den Niederlanden. Ich schätzte, der Schöneberger Winterfeldmarkt fände in ihm vier bis fünf mal Platz. Fast alles gibt es hier zu kaufen.
Als Erstes aß ich mit der Liebsten rohen Hering mit Zwiebeln im Brötchen, eine der niederländischen Spezialitäten.

Dann besuchten wir die Zentral Bibliothek Rotterdam. Von außen nicht sehr auffällig, von innen jedoch ein Juwel.
Rotterdam hat richtig Geld in die Hand genommen, um den BürgerInnen einen kulturellen Treffpunkt anzubieten. Vieles wird geboten auf sechs Stockwerken auf 24.000 m².

Auf einem Großfeld wird öffentlich Schach gespielt, im Internet kann recheriert werden, Kinder haben Spielflächen und ein hübsches Cafe wartet auf BesucherInnen.
Es finden auch regelmäßig Konzerte und Lesungen statt.
Für so etwas gibt es in Deutschland kein Geld.

Nach einem Kaffee in der Bibliothek zeigte ich der Liebsten die Kubushäuser, einen etwas ungewöhnlichen Gebäudekomplex des Architekten Piet Blom aus dem Jahr 1978.
Diese galten damals als spektakulär und sind es noch heute. Wenn man / frau auf die Häuser zuläuft, wirken sie sehr malerisch.

Wir besichtigten dann noch eines der Häuser von innen. Hübsch anzusehen sind die Wohnungen schon, doch möchte ich dort nicht wohnen. Die Räume sind sehr klein und über drei Stockwerke verteilt. Sie sind verwinkelt und in den Räumen ist es wohl besser einen Helm zu tragen.

Die Möglichkeiten sich den Schädel anzuschlagen sind äußerst vielfälltig.
Auf dem Weg nach Hause warfen wir noch von außen einen fotografischen Blick auf die 2014 fertiggestellte Markthalle. An den Längsseiten ist sie mit Wohnungen umbaut.
Ein weiteres architektonisches Wahrzeichen für Rotterdam.

Alle Fotos Irmeli Rother




Rotterdam - mon amour

26.12.2016

In die Stadt Rotterdam verliebte ich mich vor vierzig Jahren. Sie war die erste ausländische Stadt, die ich so intensiv besuchte und sie hatte es mir schon damals angetan.
Ich denke, dass hat etwas damit zu tun, dass ich mich als halber Spanier in damals noch sehr wenig multikulturellen Berlin als Exot fühlte. In Rotterdam gab es einen so hohen Anteil anderer Ethnien, dass ich nicht mehr wegen meines Äußeren auffiel.
In der größten Hafenstadt Europas waren viele Farbige anwesend und ich fühlte mich unter ihnen wohl.
Bei den kurzen Ferienaufenthalten zusammen mit einem Freund bei einem schwulen Paar bekam ich natürlich mehr solche Äußerlichkeiten mit.

Foto: Stadtarchiv Rotterdam
Dass meine deutschen Vorfahren in Rotterdam ein Terrorakt direkt nach dem Überfall auf das Land begangen, erfuhr ich erst später.
Als während des Versuchs Rotterdam zu erobern, niederländische Truppen Widerstand leisteten, um die Flucht der Königin nach England zu decken, steckte die deutsche Luftwaffe zur Strafe mit Brandbomben die historische Altstadt an. Diese brannte komplett ab, 800 Menschen starben und 78.000 waren obdachlos.
Neben dem Leid der Opfer hatte dieses Kriegsverbrechen jedoch eine sehr förderliche Wirkung gegen die Besatzer. Hatten die deutschen  Nazistrategen geplant den flämischen Teil der Niederlande ins Reich einzuverleiben, war die Begeisterung der Niederländer für solche Pläne nach dem Bombardement auf Null gesunken. Auch die inländischen Faschisten vom NSB bekamen danach keinen Fuß auf den Boden. Besonders auch weil die deutschen Truppen massiv Lebensmittel requirierten und so Hungersnöte auslösten.
Der niederländische Widerstand griff die Deutschen daraufhin erfolgreich an. Kommandos töteten Deutsche und Kollaborateure und direkt vor der Befreiung legte ein Eisenbahnerstreik den Nachschub der deutschen Truppen lahm.

Diesmal und zum ersten Mal kam ich am Flughafen Rotterdam / Den Haag an. Dort traf ich mit der Liebsten ein.
Sehr viel ist zu dem Areal nicht zu sagen, außer dass dieses an den Airport einer mittelgroßen Kleinstadt erinnert.
Gut, dass es einen direkten Bus zum Hauptbahnhof Rotterdam gab.

Nach zwanzig Minuten dort angekommen, war ich wieder mal begeistert, wie gut Rotterdam moderne Architektur kann.
Der Rotterdam Central ist recht neu und noch immer nicht komplett fertig. Trotzdem lässt sich jetzt schon sagen, dass der Berliner Hauptbahnhof dagegen nach Posemuckel aussieht.

Er ist großzügig erdacht, so dass man / frau viel Platz zum Bewegen hat.
Ähnliches wurde in Berlin das letzte Mal in den sechziger Jahren gebaut. Spannende Architektur ist in Berlin seit der IBA 1987 Mangelware geworden.
Betrachte ich z.B. den Entwurf zur Kunsthalle auf dem Kulturforum, streuben sich mir die Nackenhaare.

Dann liefen wir zu unserem Small Hotel in der Witte de With Straat. Das Haus ist, wie der Name sagt, sehr schmal und die Treppe entsprechend steil. Aber wir beide sind zu Fuß recht fit, so dass diese kein wirkliches Hinderniss war. Dafür war die Einrichtung des Zimmers recht stylisch. Über unserem Bett hing ein Longhorn Schädel.

Da wir schon am frühen Nachmittag eingeflogen waren, hatten wir noch Zeit für die Erkundung der näheren Umgebung.
Zuerst spazierten wir zum Löwenhafen, an dessen Ende das Maritime Museum gebaut wurde und im Hafenbecken liegen Museumsschiffe und am Kai kann Verladekram angeschaut werden.
Solltet ihr mal mit den Kindern in Rotterdam unterwegs sein, ein guter Tipp.
Das Denkmal vor dem Museum erinnert an die Opfer des deutschen Bombenterrors.

Weiter gings zum Ufer der Maas (so heißt der Rhein dort). Dort war die 1996 eingeweihte Erasmusbrücke zu bewundern. Sie verbindet die Innenstadt mit den gegenüberliegenden Neubaugebieten.
Mit ihrem Namen ehrt sie den mittelalterlichen Philosophen Erasmus von Rotterdam ( gest. 1536 in Basel)

Vor der Rückkehr ins Hotel besuchten wir noch das Zentrum für zeitgenössische Kunst in "unserer" Straße. Das Witte de With lockt seit 1990 mit wechselnden Ausstellungen.


Daan Botlek








Britta Marakatt-Labba, die Raben, 1981

Die Arbeiten des Streetart Künstlers Botlek und der Künstlerin Marakatt-Labba mit samischen Wurzeln fielen uns besonders auf.

Den Abend ließen wir später in der Bar Witte Aap (Weißer Affe) ausklingen, die ich schon von früher kannte.

Alle Fotos Irmeli Rother