6. - 8.08.09
DONNERSTAG
Um 10 Uhr machten T. und ich uns auf nach
Rostock.
Sie ist in einem Verein, der einen Traditions Segler nachbauen will, und der warb auf einem Stand bei der
Hanse Sail für sich.
In Rostock angekommen strebten wir sofort zum Hafen.
Dort war ein riesiger Rummel aufgebaut, hinter dem die Segelschiffe fast verschwanden.
Als ich jedoch den Kai erreichte, war ich von dem Anblick der ca. 250 Großsegler, die teilweise in Viererreihe dort lagen, überwältigt. T. quartierte uns in der Kajüte des Seglers
de Gallant aus den Niederlanden ein. Das war mit 30 Euro pro Nacht und Nase günstig und alle Hotels in Rostock waren eh belegt.
So schleppten wir unser Gepäck über zwei andere Segler auf „unser“ Schiff.
Dann trat T. ihren Dienst an und ich nutzte die Zeit um mir den Rummel anzuschauen. So richtig Spaß hatte ich dran das letzte mal ca. 1965.
Und auch die Hanse Sail schaffte es nicht mich dafür wieder zu erwärmen. Jungs zeigen auf dem Scooter, was sie für tolle Hechte sind, Mädchen schauen interessiert zu und alle Jungs, die keine abbekommen haben, betrinken sich und abends gibt’s Schlägereien.
Aber es gab ja noch die wunderschönen Schiffe, und mein Bett in einer Kajüte, da musste ich 56 werden, um das erste Mal in einer Koje zu schlafen. Nach T.s Schicht schauten wir uns in Rostock um.
Ich war ja schon zu seligen DDR Zeiten von Rostock begeistert. Hier wurden schon damals im Hafenviertel schnucklige Plattenbauden mit Meeresdekor gebaut, hübsche Plätze mit Brunnen waren zu finden.
Die Küstenorte sind fast alle vom Schicksal begünstigt.
Die Bausubstanz wurde schon in der DDR erhalten.
In Rostock sogar trotz der schweren Kriegsschäden.
Zum Glück hat das Einverleiben der DDR die Stadt nicht zu sehr verunstaltet.
Neue neben alten Häusern sind angenehm zu betrachten.
Nur die Einkaufsmeile mit dem üblichen langweiligen Einerlei von H&M bis Burger King frustriert.
Lebendig wirkt die Stadt auch wegen der 1419 gegründeten Universität und den herumlungernden StudentInnen.
Sogar die Flugratten des Meeres freuen sich am munteren Treiben und ziehen so manchen leckeren Happen aus der Mülltonne.
Selbst sie wirkten recht locker, ganz anders als in vielen Küsten Orten, wo sie den Touristen die Fischbrötchen aus der Hand klauen.
Hier haben Rostocker Antifas Fotos örtlicher Nazis Chefs veröffentlicht, die Fahndungs Plakate sah ich in der Stadt.
Erkennbar Nichtdeutsche sollten in Rostock und Umgebung vorsichtig sein. Die Innenstadt wirkt eher nazifrei. Aber auch auf der Hanse Sail kam es zu einem Überfall.
Bericht
Zum Abend speisten wir im
Gastmahl des Meeres, einem Restaurant, das ich schon aus DDR Zeiten kannte. Leider ist der Service bis heute verbesserungswürdig, die verzehrten Fischgerichte waren aber lecker. An lauen Tagen ein sehr schöner Platz, die Terasse liegt in einem Hof mit einem künstlerisch gestalteten Brunnen.
FREITAG
Nach meiner ersten Nacht in einer Schiffskajüte, durch die geöffnete Decksluke sah ich die Sterne, wurde ich vor Aufregung um 6:00 Uhr wach.Geduscht, aber noch sehr verschlafen, ging ich aufs Deck um den Sonnenaufgang über der
Warnow zu geniessen. Und die vielen Segelschiffe, ich konnte mich kaum sattsehen.
Ein paar Fotos von unserem Hotel:
Nach Frühstück und Diversem liehen wir uns am Bahnhof Fahrräder. Unser Ziel war
Warnemünde, der Ort an der Mündung der Warne in die Ostsee. Die 15 Kilometer taten uns nicht weh, doch führt der Radweg an einer vielbefahrenen Strasse entlang, da kam wenig Freude auf.
Am Wege lag das Neubaugebiet Rostock Lichtenhagen, das durch ein rassistisches
Pogrom im Jahr 1992 weltweit Berühmtheit erlangte.
Dass alle Ossis doof sind, halte ich für übertrieben, aber sich von der Politik zu einem solchen Übergriff anstacheln zu lassen, weist doch auf geistige Mängel bei einem großen Teil hin.
Auf eine Besichtigung verzichtete ich.
In Warnemünde angekommen erwartete uns ein Ableger der Hanse-Sail. Wieder viele Buden, aber am Kai lag die deutsche Kriegsmarine und warb für sich.
Angewidert wandte ich mich ab und der Altstadt von Warmemünde zu.
Dort besuchten wir den
Teekontor Vera Zorn, T. kauft hier immer leckere Mischungen ein.Ein nettes Geschäft, in dem es fantastisch riecht.
Weiter zogen wir zum Strand. T. sprang ins Wasser und ich briet in der Sonne und betrachtete das um mich tobende Leben.
Da ich nicht schwimme, geniese ich solche Flecken am liebsten im Strandkorb mit einem Buch und einem leckeren Getränk in der Hand.
Es folgte, worauf ich mich die ganze Zeit gefreut hatte, der Besuch im Cafe Röntgen. Dort wird Schleckermäulern die unbeschreiblich schmackhafte Sanddorntorte serviert. Die gibt es zwar auch in der Galeria Kaufhof am Alex, doch dort sitzt man / frau im Keller, hier auf dem Trottoir mit Meeresblick.
Wieder in Rostock waren wir doch recht geschafft, hingen noch etwas auf dem Schiff rum, um dann bald schlafen zu gehen.
SAMSTAG
Nach einem hektischen Aufbruch fuhren wir nach
Temmen in der Uckermark. Wir besuchten das
Gut Temmen, dort werden 2500 ha Land u.a. durch Rinderzucht ökologisch bewirtschaftet. BerlinerInnen und BrandenburgerInnen kennen die Produkte aus dem Bioladen.
Die Umgebung des Gutes ist ansehnlich. Ein Badesee ist füßig zu erreichen und es gibt schnuckelige Ferienwohnungen zu mieten.
Infos unter:
gut.temmen@t-online.de oder 039881 / 4304
Nach Fahrer- und Autowechsel kam ich nachmittags am Alex an..