30.03.2011
Anderthalb Stunden waren wir mit dem Zug von Helsinki unterwegs, um
Turku zu erreichen.
Diese Hafenstadt, malerisch an der Mündung des Flusses
Aurajoki, liegt am
Schärenmeer und ist die fünftgrößte
Stadt Finnlands.
Wer mit der Fähre von Stockholm kommt, landet hier an.
Mit 170.000 Bewohnern ist die Stadt recht klein, jedoch ist sie 2011
Kulturhauptstadt der EG.
Zu Fuß war der Weg vom Provinzbahnhof (wir mussten Schienen überqueren) zu
Hotel Harriet nicht weit. Dies war aber neben dem geringen Preis das Einzige, was positiv über die Absteige zu sagen war. Augenstern hatte sich zu sehr von den Fotos der WEB-Site blenden lassen.
Das Zimmer war winzig und ein Schlauch, unsere Betten standen hintereinander und die Dusche ohne Vorhang sorgte für Überschwemmungen.
Nachdem wir unsere Koffer abgestellt hatten, erkundeten wir die Stadt.
Unser erstes Ziel war die Markthalle. Ein netter, etwas altertümlicher, aber bezaubernder Platz.
Ich liebe die überdachten Märkte in Finnland.
Auch Menschen mit Leseschwäche können sich nicht gut herausreden, wenn sie herumstehen, rauchen oder den Hund mitbringen.
Ich staunte wiedermal über das reichhaltige Fischangebot und genoss mit Augenstern die super leckeren Fischbuletten.
Es folgte ein kleiner Bummel auf der Uferpromenade des Aurajoki entlang.
Meeresgeruch, Schiffe und der Gedanke an Seereisen stimmen mich immer romantisch. Da wird der kleine, Abenteuer ersehnende Schiffsjunge in mir geweckt.
Als wir uns hungrig gelaufen hatten, entdeckten wir ein Restaurantschiff im Eis.
**** Gasttext von Augenstern ****
Klar, Ende März ist in diesen Breitengraden keine
Hauptsaison für Restaurantschiffe. Fast alle im durch Turku fließenden Aurajoki-Fluss liegenden Schiffe
machen Winterschlaf.. Aber eins hatte auf.
Der Name
Svarte Rudolf riecht nach schwarzem Teer und dicken
Tauen, nach tätowierten Matrosen und
holzbeinigen Seeräubern. Ein Abendessen in einem fest im Eis liegenden
Restaurantschiff hat ´was. Doch es fing
ungemütlich an: die Kellnerin verweigerte zu dem bestellten Wein (immerhin eine
ganze Flasche Rotwein!) Leitungswasser zu bringen. Erst als wir drohten die
ganze Bestellung zu stornieren, brachte sie EIN Glas Wasser für uns zwei. Der
italienische Wein war gut süffig. Der als kleine Vorspeise servierte Salat war
unter aller Salatwürde, lieblos hingeklatscht und mit der in Finnland gängigen
Fertigdressing bespritzt. Als Hauptspeise musste es einfach Fisch geben. Das
gebratene
Siika-Filet schmeckte vorzüglich und war appetitlich
angerichtet. Es war g
roßer Maräne
bzw.
Blaufelchen (Coregonus
lavaretus), eigentlich ein Süßwasserfisch, wobei einige Arten auch im
salzigen Ostseewasser vorkommen. Der Blick auf den zugefrorenen Aurajoki in der
beginnenden, stimmungsvollen Abenddämmerung entschädigte das Verhalten der
Kellnerin.
Auf dem Heimweg ging uns die Frage durch den Kopf, warum
Kerzen auf den Tischen standen. Es wurde keine Einzige angezündet. Vielleicht
wegen Brandgefahr? Turku hat einschlägige Erfahrungen mit Feuer. Über dreißig
Male wütete ein Flammenmeer durch die Stadt, am Schlimmsten im September 1827;
dabei wurden drei Viertel der Holzhäuser der Stadt zerstört. Das Motto der
Kulturhauptstadt 2011 ist “
Turku
palaa” (Turku brennt). Aber das Wort „
palaa“ ist ein Teekesselchen
und das Motto bedeutet auch „Turku kehrt zurück“.
**** Ende ****