Nebel und Pissregen, da passt doch ein Museumsbesuch wie die Faust aufs Auge.
Besonders weil das Museum nur hundert Meter vom Hotel entfernt war.
Das Boijmans van Beuningen ist seit 1928 der angesagte Ort für die bildenden Kunst in Rotterdam.
Werke vom Mittelalter bis zur Contemporary Art könnt ihr dort betrachten.
Das zu sehende Angebot ist sehr vielfältig, fünf Stunden sollte frau / man für den Besuch einplanen.
Mit seiner Fassade aus Backstein und dem Innenhof erinnerte es mich etwas an ein Kloster.
Eine witzige Sache befindet sich bereits im Eingangsbereich. In niederländischer Tradition gibt es keine bewachte Garderobe. Doch hier werden die Mäntel nicht auf einem Bügel über die Stange gehängt, sondern wie in einer Umkleidekabine im Bergbau hoch zur Decke gezogen.
Ein riesiger Spaß nicht nur für Kinder. Für Wertsachen gibt es extra Schließfächer.
Madonna della Misericorda |
Dieser Maler der Renaissance war auch Klosterbruder, daher sein Name. Er lebte um 15hundert in Florenz. In dieser Zeit vor der Reformation entwickelten sich überall Widerstand gegen das ausschweifende Leben von Adel und Kirche. Bartolommeo war Anhänger eines Armenpredigers, der auf den Scheiterhaufen endete, deshalb der Klosteraufenthalt.
Die Ausstellung war gut besucht, doch habe ich als Antichrist nicht viel Lust Heiligenbilder anzuschauen.
So beließ ich es bei einem Schnelldurchgang.
Sehr gut fand ich, dass in der Renaissance Ausstellung ein Atelier für einen jungen Maler aus Rotterdam integriert war. Iwan Schmit konnten wir beim Malen beobachten. Zwar liegen ihm Faltenwurf und Detailtreue nicht, er malt sehr flächig, aber es war toll ihm zu zuschauen.
Anders als in Deutschland finden Kinder hier nicht nur in Sonntagsreden Beachtung. Die Kinderabteilung, die wir besuchten, war spannend und pädagogisch betreut.
Im Bild liegt ein riesiger Haufen Knete, aus dem die Lütten was formen durften.
Weil die Knete die richtige Farbe hatte, formte ich ein Herz für meine Liebste. Die anderen Stationen der Kinderabteilung, wie malen, ließ ich lieber aus.
Leider kann ich viel besser Malerei beurteilen als selbst malen.
Rechts ist ein Waschbecken von Claes Oldenburg zu sehen. Der Gebrauchswert des Werkes als Waschbecken ist zwar gering einzuschätzen, aber als Arbeit eines weltbekannten Künstlers ist es wohl ein paar hunderttausend Euro wert.
Schließlich hatte dieser schon bei der Documenta 7 1982 eine riesige Hacke in den Rasen gerammt.
Was "entarteter" Kunst sein soll, trauen sich ja nur die neuen Nazis der AfD im Verbund mit den alten Nazis der NPD zu beurteilen. Das ist sehr gut so, denn so offenbaren sie ihre Nähe zum Faschismus und demaskieren sich selbst.
Weshalb das Waschbecken ein Designentwurf sein soll leuchtet mir nicht ein, jedoch Kunst ist es alle Male.
In der ständigen Ausstellung begegneten uns dann die deutschen Nazis und der niederländische Widerstand in einem Gemälde von Jan Hendrik Verstegen.
In dieser Abteilung hingen natürlich viele Werke aus dem so genannten Goldenen Zeitalter der Niederlande. Dieses wurde auch so wegen der 1628 erfolgten Raubzugs gegen die Spanische Flotte durch niederländische Piraten so genannt. Die Beute, Gold und Silber, wird auf ca. 12 bis 15 Millionen Gulden geschätzt (heute eine Milliarde Euro).
Das war zwei Jahre vor der Entstehung des Bildes.
Paulus Moreelse malte die beiden Damen rechts im italienischen Stil.
Auch durch Handel und Produktion war das Land sehr reich geworden. Allein in Antwerpen sollen 1560 mehr als 300 bildende Künstler beschäftigt gewesen sein, mehr als Bäcker und Fleischer.
Dick Ket malte das Bild links 1932 als Parodie auf die Werke der alten Meister. Ob sich das so gut verkauft hat, wie wenn er eine weibliche Brust hätte, bezweifelte ich.
Im goldenen Zeitalter war eine neckisch entblößte weibliche Brustwarze immer gut für einen ordentlichen Verkaufserlös.
Auch wenn das 1992 entstandene Werk von Robert Gober sehr gegenständlich war, erschloss es sich mir nicht so richtig. Nackte Männerbeine mit Schuhen und Strümpfen und die auf dem Arsch gemalten Noten sind nicht sehr verständlich.
Aber amüsant war die Arbeit schon.
Mir ist das doch zu sehr Kopie.
Nach ein paar hundert Kunstwerken waren wir recht müde und gingen ins Hotel zurück.
Auf dem Weg wurde ich dann noch etwas an meine Heimatstadt erinnert. Eigentlich bin ich kein Döner Fan.
Doch das Berliner Döner scheint eine solche Spezialität meiner Heimatstadt zu sein, dass es überall verkaufbar ist. Witzig ist dabei auch, dass Döner ja eigentlich ein türkisches Gericht ist.
Auch in Posnan in Polen sah ich schon Werbung für Berliner Döner.
Döner löst wohl gerade Eisbein als Nationalgericht ab.
Alle Fotos außer der Madonna, Irmeli Rother und Martin Gerhard