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Tote leben länger

05.02.09

Nach zwei Wochen Widerstand griff der Erkältungsbazillus eine kleine Schwäche auf (M1ao war verreist) um mich ans Bett zu fesseln. Aber es gibt auch Laptops, so dass ich wenigstens im Internet Kultur geniessen durfte.

Radio MultiKulti ist als Radio Multicult 2.0 im Internet wieder aufgestanden. Leider bisher nur über das WEB zu empfangen, dafür aber auch weltweit.
Es ist auch einfach zu installieren, bei einem Windows PC empfehle ich das kleine kostenlose Programm Winamp zu nutzen, der Mediaplayer (Standart) ist für diesen Zweck nicht so leistungsfähig.
Das Programm von Multicult 2.0 entwickelt sich gut, die Musikauswahl ist gewohnt gut und sie wollen in den nächsten Tagen mit Reportagen und aktuellen Beiträgen anfangen.

Um Depressionen durch einen Kulturturkey zu vermeiden, besuchte mich Judith mit leckerem selbstgebackenen Kuchen, einer DVD mit vielen Folgen von Six Feet Under und hinterliess ein "Kunstwerk" (Kreidezeichnung auf Schiefer, undatiert und ohne Signatur) auf der Merktafel.
Bei so viel Gutem wird Krankheit zu einem leicht gangbaren Weg und ich wurde schnell wieder gesund.

Kratzen am Holz

04.02.09

Mit Barbara in der Ausstellung von Holzschnitt Drucken von HAP Grieshaber im Kunstforum der Volksbank.
Grieshaber, im ersten Weltkrieg geboren, entwickelte in der Weimarer Republik seine Holzschnitt Technik. Für die Kunstzensur im 3. deutschen Reich war er zu abstrakt, so erhielt er Malverbot, aber heimlich arbeitete er weiter. Da er nicht, wie Emil Nolde, versuchte sich der Regierung anzudienen und den Kriegseinsatz überlebte (er war wohl einer der wenigen, die den Tod nicht verdient hatten) wurde er nach dem Krieg schnell einer der führenden bildenden Künster der BRD.

Seine Fähigkeiten nutzte er auch um die antikommunistische Diktatur in Griechenland oder den Krieg gegen die Wiedervereinigung Vietnams mit Plakatmotiven anzuprangern. So war er als einer der wenigen deutschen Künstler auf beiden Seiten der Mauer erfolgreich.
Ich mag besonders die mehrfarbigen Drucke.

Bis zum 19. April bei einem Eintritt von 4 € anzuschauen.

NuGipsy - Super9

31.01./01.02.09

Danke Stadtmagazin Tip, ich gewann Karten für das Dokumentar Film Festival Super 9 des gleichnamigen Studenten Kollektives der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Das fand am Wochende im Kino Babylon statt.

Ich sah mit Judith den Beitrag Weltverbesserer auf dem Schlachtfeld von Teresina Moscatiello.
Zum Inhalt: In der Oberpfalz proben die Yankies unter Einsatz von deutschen Statisten den Einsatz im Irak. "Schauspieler" und Führungskräfte werden interviewt.
Für mich war das nix Neues, aber ein Tipp für Menschen, die noch nicht wissen, wo sich der Einsatz von Bomben lohnt.

Danach mit G. zum Abzappeln in's Kaffee Burger, dort spielte DelaDap eine NuGipsy Band aus Wien zum Tanz auf.



Wir und die anderen Zuhörer waren begeistert, nach wenigen Minuten hüpften fast alle im Saal und das 2 Stunden lang. Auftritte von DelaDap bitte nur bei ernsthafter Erkrankung versäumen.

Nach einem guten Frühstück ging ich zur zweiten Staffel der Dokumentar Filme.

Der erste hieß Sollbruchstellen.
Zum Inhalt: Angestellter wird gekündigt, das Arbeitsgericht verfügt seine Wiedereinstellung, doch er wird gemobt, bis er geht.
Endlich mal ein Beitrag über die Bedeutung der Arbeit. Ob aber entfremdete Arbeit glücklich macht, erscheint mir zweifelhaft. Mein Lebensziel ist es nicht irgendwelchen Aktionären eine fette Dividende zu verschaffen.


Nummer zwei war Schweigen ist Silber.
Zum Inhalt: Wehrmachtsangehörige bringt heimlich einen Sohn zur Welt, der das Produkt einer Affäre im besetzten Paris mit einem Franzosen ist. Diesen versteckt sie vor ihrer Familie, bis nach ihren Tod alles auffliegt. So kommt der deutsche Sohn zu einem Halbbruder.
Spannende Geschichte um den Einfluß des deutschen Rassenwahns auf die Ergebnisse von sexuellen "Fehltritten" im dritten Reich.

Der dritte war zwischen Himmel und Hölle.
Zum Inhalt: Der Film begleitete tschetschenische Flüchtlinge, die seit Jahren als nichtanerkannte Asylbewerber in Deutschland leben. Der verrückte Schwebezustand jederzeit abgeschoben werden zu können zerrt an ihren Nerven.
Der Regisseurin ist daneben auch noch eine sensible Schilderung von Muslimen in Deutschland gelungen.

Ein interessantes Festival.

Auch Musiker haben Geburtstag

24.01.09

Jabuti und Abrao sind seit langem meine Lieblings Sambaband in Berlin. Jabuti feierte in der Tanzschule Tangara seine Geburtstagsparty.



Um 23:00 Uhr begann es mit einem Konzert der Beiden und nach und nach kamen andere Musiker auf die Bühne um mit Jabuti zu spielen. Nach kurzer Zeit schwangen fast alle BesucherInnen ihre Hüften, ich tanzte abwechselnd mit m1ao und Freundin G. Leider war der Getränke Service im Tangara Keller sehr langsam und personell noch ausbaufähig. Wir verdursteten jedoch nicht und feierten bis 2:00 Uhr mit.
Es war ein tolles Fest.

Komische Küsse

23.01.09

Die Theatergemeinde Berlin wählte das Publikumsstück des Jahres. Diesmal gewann Kiss me, Kate in der Komischen Oper den Preis.
Da so viele Fliegen nicht irren können, sahen m1ao und ich das Musical an. Leider waren wir nicht so recht begeistert.

Im Stück probt eine Broadwaytruppe Der Widerspenstigen Zähmung von Shakespeare. Eine Verwicklung folgt der anderen, doch die zugrunde liegende Geschichte ist aus heutiger Sicht uninteressant und die herum gebaute Story war vielleicht 1950 spannend.
Die toll kostümierten Schauspieler und das große Orchester boten eine Glanzleistung, die Musiktitel, hauptsächlich Swing und Rumba Hits, reizten zum Powackeln, doch das Stück zündete bei uns nicht. Schade!
Nach der Preisverleihung gab's noch ein kleines Bufett und Wein und Sekt in Strömen. Das entschädigte etwas.

Teatime Revolution

20.01.09

Nachmittags im Cafe Wieslau, um die Ecke von meiner Wohnung, bei Boulette und Kartoffelpüree, trank ich zur Einstimmung auf die Lesung am Abend einen Minztee der Marke Revolution (der Engel trug das Teebeutelpaket zu mit). Ob die dahinter steckende Firma als Zielgruppe die Partei die Linke anvisiert oder die Autonomen?



Peter (Bommi) Baumann, ein Altrevoluzzer aus den 68er Jahren des vorigen Jahrhunderts, stellte seinen Reisebericht aus Afghanistan Rausch und Terror vor. Leider ist er ein schwatzhafter alter Herr und ich hoffe für ihn, dass das Buch interessanter ist als seine Ausführungen. Er malte u.a. ein Bild, dass, wenn Drogen nicht endlich freigegeben werden, die Mafia die Weltherrschaft übernehmen wird. Solche gewagten Thesen vertrat er in der karvana - Kaffeebar- und Lounge, in Friedrichshain. Viele aus dem Publikum fanden dies lustig, ich nicht. Ich bin auch für eine Drogenfreigabe, aber deshalb, weil ich Drogenkonsum für ein Menschenrecht halte.

Am Brunnen vor dem Tore

18.01.09

Tanztee von unserer Tanzschule Taktlos. M1ao und ich schwangen das Tanzbein im Nachbarschaftsheim Urbanstrasse. Walzer, Rumba, ChaCha, Salsa und Foxtrott waren dabei.



Später fuhren wir nach Mitte in Clärchens Ballhaus. Jeden Sonntag gibt es dort um 19:00 Uhr Klassik im Spiegelsaal. Diesmal mit Klavier und Bariton, vorgetragen wurde Schuberts Winterreise. Der Vortrag war etwas theatralisch, der Gesang ab und zu unsauber, aber insgesamt überzeugend und mit 5 Euro Eintritt (verschieden, manchmal frei) war die Veranstaltung preiswert.

Balkan Blues in alten Boots

17.01.09

Mittags traf ich J. in der Schwarzchen Villa im Cafe um ein Frühstück für zwei zu verputzen.
Leider bot die Auswahl nix Besonderes, so etwas bietet jedes Hotel genauso. Aus Langeweile spielten wir mit Essen.

Danach versuchte J. in der Schlossstrasse Stiefel zu kaufen. Nach mehreren Stunden, die ich Sie begleitete, 28 Schuhgeschäften und keinem gekauften Stiefel sah ich ein, das ich Frauen doch nicht so gut verstehe wie ich dachte.

Zum Abschluß des 13. Diyalog Theaterfest startete eine Party im Ballhaus Naunynstrasse in Kreuzberg.
Zu Beginn spielt das Rembetiko Orchester Zotos Kompania den Blues der aus dem Gebiet der heutigen Türkei vertriebenen Griechen. Ganz toll und ohne patriotischen Pathos, ein Türke spielte mit seiner Saz mit.



Im Anschuß heizte Djane Ipek uns mit moderneren Balkanklängen ein, wir zappelten gut dazu und das multinationale Publikum paßte wie die Faust aufs Auge zum Fest. M1ao genossen diesen Teil des Abends gemeinsam.

Sing mir ein Arbeiterkampflied

16.01.09

Die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz Rot (Brassband) spielte in der Freien Volksbühne unter dem Motto Gefühlsache Revolution auf. Ich war mit Freundinnen G. + D. und KIaus und einer netten Französin dort.


Der Auftritt zerfiel in zwei durch die Pause getrennte, recht unterschiedliche Hälften.



Im ersten Teil traten neben der Kapelle Chöre und weitere Musiker an ein Oratotium mit dem Namen Das ausgehende Jahrhundert vorzutragen. Das klang sehr nach Brecht / Weill, aber an dieser Meßlatte scheiterte das Stück, ich fand es intellektuell nicht anregend.
Danach war nur noch die Kapelle auf der Bühne und teilte sich. Es wurde ein Wettstreit ausgetragen, wer die beste Revolutionsband ist. Das fand ich langweilig.
Zum Glück blieb ich nach der Pause dort, denn dann bot die Kapelle mit Unterstützung von Gästen (u.a. Rummelsnuff)ein lupenreines Musikprogramm.

Danach ging es ins Restaurant Markthalle in der Pücklerstrasse in Kreuzberg, zum Schwatzen, Essen und Trinken. Das Essen fand ich im Gegensatz zu einigen Gastrokritikern mittelmässig und die Athmosphäre fühlt sich wie Bahnhofshalle an.

Seifenoper Novemberkind

15.01.09

Schaute mit m1ao im Studio Bundesplatz das Ost /West Drama Novemberkind.
Das Kino ist ein typisches Berliner Bezirkskino, ein Mann ist Karten- und Süßwarenverkäufer, Filmvorführer und auch für den Rest zuständig.

Zum Inhalt des Films: Junge Ostfrau, bei ihren Großeltern aufgewachsen, erfährt von einem Wessi, der ihre Geschichte zu einer Erzählung verdichten will, dass ihre Mutter nicht, wie von den Pflegeeltern vorgelogen, in der Ostsee ersoffen ist, sondern nach Konstanz geflüchtet ist. Da muß sie mit dem Schriftsteller dort hinfahren, um die Mutter zu suchen.
Der Rest ist zu banal, ich verrate ihn lieber nicht.
Der richtige Schmalz für den 2.Weihnachtstag nachmittags für das Fernsehen.
Nur die Schauspielerin Anna Maria Mühe als Ostfrau war sehenswert.