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Slowfood und Kunst

03.10.2010

Nach dem wir jemand zum Flieger gebracht hatten, lag Dora und mir ein recht früher Sonntag zu Füssen. So um 11:00 Uhr besuchten wir in Kreuzberg das Weltrestaurant Markthalle auf einen Kahvi. Ein netter Platz, obwohl das Welt... im Namen etwas großmäulig ist.

Um 12:00 Uhr sollte nebenan in der Halle eine Präsentation von Slowfood und regionalen Anbietern stattfinden.
Doch für einen Sonntag in Kreuzberg 36 war dies entschieden zu früh.
Noch nicht mal die Stände waren alle besetzt.

Alternativ zog es uns erst mal zur Kunst, der Markt musste warten.
Die Ausstellung Transient Spaces - The Tourist Syndrom lockte in die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) und später in den Kunstraum Kreuzberg / Bethanien.
Die Kunstwerke sollten die Themen Mobilität, Tourismus und Migration umkreisen.
Meist gelang dies nur notdürftig, oft waren die Aussagen nicht zu erkennen.

Gut gefiel mir das Video über die Insel Lampedusa von Federico Baronello.
Hier können TouristInnen neben dem üblichen Freuden eines Urlaubs auf einer Mittelmeerinsel am Strand das Schlüpfen von Meeresschildkröten und die Leichen von angeschwemmten Flüchtlingen bestaunen.

Geistreich war auch ein Projekt von Daniel Gontz, welches man / frau die Möglichkeit bot, eine Pauschalreise in einer der neuen Republiken im Osten zu buchen. Es wurde auf Zeit entweder eine Stellung in der Regierung oder bei der Opposition angeboten.

Auf der Suche nach Neuem liefen wir zum ehemaligem Krankenhaus Bethanien am Mariannenplatz.
Ein Haus mit spannender Geschichte. 
Gegen den Leerstand wurde es 1971 besetzt und nach dem möglicherweise von der Polizei ermordeten Anarchisten Georg von Rauch Haus genannt.
Die Besetzung und die Angriffe der Politik gegen die BewohnerInnen führten zu Straßenkämpfen und trugen zum Mythos Kreuzberg bei.



Die Objekte, die im Kunstraum ausgestellt wurden, waren nicht viel eingängiger als im NGBK.
Rechts seht ihr Konzept Kunst von Alex Auriema. Er fälschte die gefälschten Markentaschen, die überall in Italien von MigrantInnen verkauft werden.
Ohne Katalog unverständlich.

Im Haus entdeckten wir jedoch noch eine weitere Austellung. Das Projekt "Über Grenzen gehen" stellt Fotos mit Irritationspotential aus.
Ein Laptop mit einem Baby Video als Kindersatz hat was.
Es ist ein Hingucker der besonderen Art.

Aber auch der Couch Potato sollte sich der Bilder nicht so sicher sein.
Wer schläft, kann das Leben nicht kontrollieren.
Wenn sich dann eine Hand anschleicht, kann so Manches passieren. Hoffentlich geht sie ihm nicht an die Gurgel.

Nach so viel Kunstgenuss zog es uns ins Restaurant Café Drei Schwestern im Haus. Wunderschöne Räume geschmackvoll eingerichtet, ein echter Geheimtipp. Alleine der Tresen ist schon ein Gedicht.
Der Kaffee mundete uns, das Essen haben wir nicht getestet.

Das Angebot der Speisekarte war jedoch vielversprechend.
Ein preiswerter Mittagstisch und eine Abendkarte werden offeriert.
Öfter werden abends auch mal die Tische weggeräumt.
Es wird dann Platz für Swing und / oder Rock´in Roll TänzerInnen gemacht.
Wer diese Tänze beherrscht, sollte sich dort unbedingt mal blicken lassen.
Ab und zu treten schräge Bands auf und die Partys haben einen guten Ruf.

Danach ging es zurück zur Eisenbahnmarkthalle.
Jetzt war die Veranstaltung gut besucht. Leider war auch schon fast alles weggekauf und -gegessen. So schauten wir den JungköchInnen bei der Arbeit zu. Endlich mal Kinder, die nicht nur Fast Food Müll kennen lernen. Es sah so aus als ob sie eine Gemüsesuppe zubereiteten. Auch zwei ziemlich fette, offensichtlich nichtdeutsche Kids schnipperten mit Begeisterung.

Leider verzichtet die öffentliche Hand darauf, Kindern gesundes Essen nahe zu bringen. Aber über die dicken Kinder mit Diabetes jammern dann die PolitikerInnen.
Verlogen sind sie.
Kochunterricht gehört wieder in die Schulen.

Hoffentlich erreichen die Aktivisten, dass die Supermarkt Ketten aus der Markthalle geworfen werden. Dann kann dort regional und biologisch Angebautes angeboten werden.

Kürbissuppe

02.10.2010

Auch nah bei Berlin wachsen Pilze.
Um sie zu finden, starteten wir von Steglitz über Teltow Richtung Südwest.
Auf dem Weg entdeckten wir, dass der Ort Philippsthal bei Berlin ein echtes Kürbisdorf ist. Jeder Hof verkauft diese in der Saison an der Strasse. Durch die große Konkurrenz sind die Preise sehr niedrig, wer Kürbis liebt, ist hier richtig.
Seit Oktober 08 hat dort das Feinschmecker Restaurant Philippsthal eröffnet.

"Frische Aromaküche mit ländlichem Flair" wird hier versprochen, wir hatten diesmal keine Zeit dies zu testen.
Natürlich nahmen wir Kürbisse mit. Wir verließen das Dorf in Richtung der Autobahn A115, um diese bei Saarmund zu unterqueren.

Der Wald zwischen der Auffahrt und dem Schwielowsee erschien mir für die Jagd erfolgversprechend. Leider war der Waldboden durch Fällaktionen umgewühlt oder mit Farnen bedeckt, doch es gab einige Waldmännchen, so dass wir abends satt wurden.

Auf den liegengelassenen Holzstämmen siedelten viele Pilzgruppen. Davon sollen auch einige Arten schmackhaft sein, aber es gibt viele hochgiftige ähnliche Sorten. Wir ließen die Finger davon. Schließlich muss ich Blog schreiben und kann nicht im Himmel rumhängen.

Totenlied

28.09.2010

S. und ich hörten in der Philharmonie von Guiseppe Verdi das Requiem. Dass Verdi neben den Opern auch so etwas schrieb, hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm.
Die Messe wurde bei einer Totenfeier 1874 in Mailand für den Dichter Alessandro Manzoni uraufgeführt.
Das DSO und die Solisten waren gut.
Das Video zeigt eine Aufführung des Orchesters und des Chores der Universität Kalifornien.

Vier Vernissagen auf einen Streich

25.09.2010

Die Ausstellung Just Sex lockte uns in die Pohlstraße nach Schöneberg, neugierig, was KünstlerInnen dazu zu sagen haben.
Obwohl die Pohlstrasse eine recht tote Seitenstraße der in der Gegend der Kürfürstenstraße ziemlich heruntergewirtschafteten Potsdamer Straße ist, haben sich dort in letzter Zeit viele Galerien angesiedelt. Wahrscheinlich sind die Mieten günstig.
Wir besuchten vier.

1. Just Sex in der Galerie Kuhn & Partner

Die Ausstellung fand in zwei Galerien nebeneinander statt. Zuerst schauten wir bei Kuhn & Partner hinein. Das Poster von Karina Mosegard ist wie gemacht für den Männer Umkleideraum einer Zimmerei. Für 3600 € ist Der Hammer zu besitzen.

Dagegen ist die Schaumstoff Skulptur links eher eine Design Studie von einer Gummimöse. Henner Kuckuck stellt neben einer Serie dieser Schaumstofforgane kleine, grob gemalter Zeichnungen aus, die etwas wie Jungmänner Phantasien wirken.

Neue Anregungen suchten wir hier vergebens.

2. Die Tür geht nach innen auf in der Galerie Tanja Wagner

Von dieser Vernissage wussten wir vorher nix. Wir sahen einen großen Pulk Menschen vor einem Laden und wurden neugierig. Es fand eine Galerieeröffnung statt. Es gab Freibier, was vielleicht auch ein wenig zum BesucherInnen Ansturm beitrug.

Drinnen sah man / frau die Kunst vor Menschen kaum. Auf einem Sockel entdeckten wir Kinderleibchen mit Schmuck dekoriert. Ein Werk von Sejla Kameric, God bless tears.
Das Foto rechts stammt ebenfalls von ihr und heißt 30 Years after.

Die Hauptperson des Abends war jedoch neben der Galeristin die Künstlerin Mariechen Danz.
Hier lässt sie sich vom Assistenten zur Vorbereitung ihrer Performance Tattoos mit Bildern von inneren Organen aufkleben.
Der menschliche Körper spielt bei ihr die Hauptrolle..
In einem eigenen Raum lagen Plastik Nachbildungen, wie sie auch in der Medizinerausbildung verwandt werden.

Auf dem Foto rechts seht ihr ein von ihr gefertigtes Drehspiel mit Würfeln, auf die sie Bilder von Körperteilen geklebt hat. Ihre Zeichnungen an den Wänden sahen etwas aus, als wenn sie von den Körperwelten inspiriert wären.
Daneben steht die wirkliche Hauptperson des Abends, die glückliche Neugaleristin Tanja Wagner.
Sie begrüßte uns, bedankte sich bei allen HelferInnen und kündigte die Performerin an.

Werke von Mariechen Danz werden auch an Stand der Galerie beim Art Forum Berlin gezeigt.
Während der Vorführung räumte sie die Körperteile herum und sang ein wenig wie Laurie Anderson einen schwer verständlichen Text.

Sie turnte auf den Würfeln rum, benutzte und nutzte die Holzstange wie ein Mikrofon.
Mir fiel ein, was die KünstlerInnen von heute für ein Glück haben.
Für Vergleichbares wurden die DaDaisten noch mit Gemüse beworfen. 

 3. Just Sex in der Galerie cubus-m

Auch in den zweiten Laden, der zum Thema Sex ausstellte, warfen wir einen Blick.
Ein Raum stellte ein S/M Studio vor. GummifreundInnen werden hier gut bedient. Selbst die Hocker und die Säule sind aus diesem Material und aufblasbar.

Im Hinterzimmer hingen Fotos von Barbie und Ken (Tanja Langer), die sexuelle Handlungen vornahmen.
Es gab auch noch Fotos von Lucie Strecker und Marcel Steger, darauf tanzten diese nackt mit Mehl bestäubt und Hasenmasken.

Insgesamt erscheint mit das Motto Just Sex etwas verfehlt. Eine aktuelle Betrachtung boten bestenfalls die Barbiefotos und die HäsInnen Performance. Der Rest war eher zum Gähnen.
Aber vielleicht dachten die Galeristen mehr an Sex Sells.

4. Heiß ist der Projektor und nicht die Atmosphäre in der Galerie Gilla Lörcher

Auch hier sind wir zufällig hereingeschneit.
Naja, Spannendes bot Barbara Sturm nicht viel.
Ganz hübsch waren Zeichnungen, in denen Personen in Räumen dargestellt wurden. Breite und gestauchte Versionen wurden nebeneinander gestellt. Die Frage stellte sich, ob der Mann auf dem Bild fett war oder mager. Eine nette Irritation.
Einzig das Werk links Fly führte zu Gesprächen.
Hat die Künstlerin diese selbst gesammelt, sind sie überhaupt echt, ist das Werk ekelig?

Im Aquarium

24.09.2010

Ich sah den Film Fish Tank gemeinsam mit Dora in englischer Orginalfassung im Kino Odeon.
Whow, diese Engländer schaffen es immer wieder den Alltag der "normalen" Menschen  in exellente Filme zu gießen.

Die Hauptperson Mia, eine 15jährige Jugendliche aus einer Hochhaussiedlung, fühlt sich zu speziell, um mit den Schlampen aus ihrer Umgebung vor den Jungs die angesagten Girly Groups nachzuahmen.
Ihre Welt ist eher der HipHop und damit ist sie isoliert.

Sprachlich ist sie etwas eingeschränkt. Ihr Ich hasse dich! bedeutet da mal Hass, mal Liebe. Als dann der neue Lover der Mutter ihr Vertrauen gewinnt und mit ihr Sex hat, bricht die "Idylle" zusammen und sie verlässt ihr "Heim".

Ein Film ohne Schnickschnack, direkt und offen erzählt, mit sozialkritischer Motivation.
Leider erzeugt die angesagte neoliberale Form des Kapitalismus weltweit Armut, der Film zeigt Opfer des Systems.
Im deutschen Kino werden diese Menschen zu oft ausgeblendet.

Streben nach Bad Steben

17. - 19.09.2010
Ein Freund von Dora, Uwe, lud uns zur Geburtstagsfeier nach Bad Steben ein.
Wir befuhren die Autobahn in Richtung München. Dort im ehemaligen Zonenrandgebiet liegt das bayerische Staatsbad.
Bei 3500 Einwohnern und einer großen Kurklinik ist es schon etwas Besonderes einen Einheimischen zu kennen.
Bevor wir dort ankamen, rasteten wir in Thüringen nah bei der Grenze zu Bayern auf dem Schloss Burgk.
Meine Nase (Ich bin halt ein Trüffelschwein!) hatte mich geleitet.
Wir fanden eine herrliche riesige Wehranlage, die wohl einstmals die Saale kontrollierte. Ab 1700 wurde sie als Jagdschloss genutzt.
Das Schloss ist in gutem Zustand und für eine Rast an der A9 bestens geeignet.

Die Abfahrt Schleiz ist die nächste Ausfahrt.
Im Ort ist allerdings Parken verboten.
Eine besondere Attraktion ist der fantastische Blick auf die tief unten fließende Saale und den Stausee. Wir genossen Pausenbrote und Kaffee.

In Bad Steben angekommen, wusste ich sofort, weshalb ich dort nicht mal begraben sein möchte. Es ist wahrlich ein Provinznest.
Aber das Geburtstagsfest von Uwe war unser Ziel und das hätte auch in Posemuckel stattfinden dürfen. Er hatte uns in einer nahegelegenen Pension untergebracht.

Am Samstag Morgen wurden wir dort wach und begannen eine Erkundung des Örtchens.
Im Zentrum ist das Kurhaus mit Nebengebäuden sehr präsent. Wir beide drückten dort mit unseren 57 Jahren den Altersdurchschnitt bestimmt um 10 Jahre.

Das Bad hat den Wellness Zug offensichtlich verpasst.
Damit auch der Doofste weiss, dass der Ort in Bayern liegt, stehen hier überall ähnlich hässliche bunte Plastiklöwen wie in Berlin die Buddy Bären.
Besonders helle scheinen die BewohnerInnen eh nicht zu sein, sie wählten mit 51% die CSU bei der letzten Bundestagswahl.
Ob das das Ergebnis jahrhundertelanger Inzucht im Fränkischen Wald ist?
Gefangenes Blau, Algis Kasparavicius, 2007, Edelstahl und Kunststoff
Hier scheint mir der Islam nicht verantwortlich zu sein.
Aber es gibt auch ein kleines ambitioniertes, privates Kunstmuseum. Doch waren wir, wie zu erwarten, die einzigen BesucherInnen, denn die dort ausgestellte recht moderne osteuropäische Kunst passte so gar nicht in das Provinznest.
Ivaylo Mirchev, Sentimentale Landschaft II, 2010, Öl auf Landschaft
Dimo Kalibarov, Zyklus Ways - The steps, 2007, Radierung + Aquatinta
Das Grafik Museum Stiftung Schreiner ist in einem Seitenflügel des Kurhauses untergebracht.

Nachmittags begann dann die Geburtstagsparty im Restaurant Schaubergwerk Friedrich Wilhelm Stollen am fränkischen Höllental. Hier warten viele Wege auf WanderInnen. 
Das Restaurant ist auch ein günstiges Hotel und liegt nur ein paar Meter vom Eingang des ehemaligem Bergwerks, das geführte Besichtigungen anbietet.
Im Gasthof selbst verströmt die Einrichtung den Charme der sechziger Jahre.
Wie immer bei solchen Anlässen, stand vor den Genüssen eine Begrüßungsrede.
Es ist immer nett, wenn alle, auch ich als Freund von Dora, mit Worten bedacht werden, aber bei so vielen Gästen dauert das.

Derweil bog sich unter dem appetitlich duftenden Büfett der Tisch.
Als wir dann endlich ran durften, schmeckte es auch sehr gut.
Irgendwann waren wir gesättigt und wir baten die Köchin aus der Küche zu holen, um sie zu beklatschen.

Weshalb Uwe jedoch ein Hirschgeweih am Kopf trug, vergaß ich ihn zu fragen.
Danach folgten viele Auftritte, mit denen dem Jubilar gehuldigt wurde. Freunde, KollegInnen und sogar seine Mutter sangen, spielten Instrumente und trugen Verse für ihn vor. Bis alle fertig waren, vergingen bestimmt drei Stunden.
Das Geburtstagskind schaffte es kaum seine Geschenke auszupacken.
Gegen zwei Uhr setzten wir uns ins Taxi.

Am nächsten Tag, dem Sonntag, wollten wir nach dem Frühstück am Straßenrand noch Pilze sammeln.
So fuhren wir erst eine Weile über Land und hielten in dem einen oder anderen Wäldchen. Diesmal fanden wir  keine uns bekannten Schwammpilze, aber unter den Arten gibt es nur eine giftige und die ist rot und stinkt. Was wir in größer Menge fanden, roch aber lecker. Unser Pilzbuch verriet uns, dass wir Rotkappen gefunden hatten. Dieser wohlschmeckende Speisepilz ist rund um Berlin kaum zu finden.
Wir bereiteten zu Hause ein leckeres Mahl.

Ein Männlein steht im Walde

12.09.2010

Endlich mal ein erfolgreiches Pilzwochenende. Von Berlin aus fuhren Dora und ich nach Raben, um in gebückter Haltung einbeinige Männlein zu jagen.

Nach einer Stunde verließen wir die Autobahn bei der Abfahrt Niemegk. Als wir Rädigke durchfuhren, stoppten wir am Dorfteich.
Hier befindet sich u.a. ein Wildgehege mit Mufflons.
Der Vatermufflon muffelt, so wie es sein Name schon andeutet, herum.
Als ich ihn potraitieren wollte, zeigte er mir seine Hinterteil.
So könnt ihr seine Hörner nicht sehen.
Doofer Bock!

Auf der anderen Straßenseite warb ein Haus mit "Ferien auf dem Lande". Der Lothshof ist ein liebevoll ausgebauter Hof.
Im Durchgang waren Tafeln zu sehen, die sich mit der Geschichte des Ortes beschäftigten. Spannendes und Erhellendes wurde auch mit Bildern dargestellt. Leider fehlten wieder mal Informationen über die Zeit zwischen 1933 bis 1945. Merkwürdig, weshalb die Deutschen diese Zeit so gern vergessen.

Anschließend besuchten wir ein Apfelfest im Naturpark Zentrum Hoher Fläming in Raben. Da zwar keine Äpfel verkauft wurden (echt blöd), aber Apfelmaden für eine Werbebroschüre gesucht wurden, stellten wir uns zur Verfügung.











Von dort aus fuhren wir in den Wald. Maronen warteten auf uns.
Wir wurden gut fündig, schleppten zwei Körbe voll aus dem Wald.
Weshalb am diesem Tag kein Steinpilz zu sehen war, mögen die Götter wissen.

Zu Hause genossen wir ein reichliches Mal und verbrachten den Rest des Abends mit Pilze putzen und diese für die Trocknung vorzubereiten.
Als Beifang sammelten wir auf Anregung von Dora Milchlinge, die erst gekocht genießbar sind.

Die Wohnung roch eine Woche intensiv nach den langsam trocknenden Pilzen.

Türkischer Honig

10.09.2010

Am Nachmittag besuchte ich eine Fotoausstellung in der Marheineke Markthalle. Wolfgang Krolow, "unser" Fotograf aus dem Kiez um den  Chamissoplatz, stellte seine Bilder aus. Ich fühlte mich beim Betrachten in alte Zeiten zurückversetzt.

Ältere Abbildungen zeigen den Kiez noch unsaniert, die damals "normalen" multikulti 61erInnen, HausbesetzerInnen und die gewalttätige Polizei bei ihrer Arbeit.
Eine Zeit, in der das Wohnen im Bergmann Kiez noch nicht als chic galt und bezahlbar war.
Wolfgang Krolow, Kreuzberg, 1975
Abends schaute ich mal wieder einen herausragenden Film, diesmal aus der Türkei. Neben den Filmen, die sich am Arabesk , dem türkischen herzschmerz Pop, orientieren, kommen immer wieder "russische" Filme von dort. Realismus, eine ruhige Kamera und eindringliche Bilder zeichnen sie aus.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der achtjährigen Hauptperson erzählt.
Er füllt diese Rolle fantastisch gut aus.

Der etwas leseschwache Junge beobachtet seinen Vater beim Honigsammeln im Wald und erfährt von seinem tödlichen Sturz von eine Baum.
Im ganzen Film sagt er kaum etwas. Er betrachtet die Welt mit großen Augen.

Den MacherInnen von Bal (Honig) gönne ich den Goldenen Bären, den sie bei der Berlinale bekamen.
Sehr besonders an dem Film ist, dass die sonst Gefühle der Darsteller spiegelnde und Szenen vorbereitende Musik vollständig fehlt. Dora und ich waren begeistert.

Kritiken: Zeit, Bayrischer Rundfunk, Deutschland Radio, Tagesspiegel