Dieses Blog durchsuchen

Ankunft in Turku

30.03.2011

Anderthalb Stunden waren wir mit dem Zug von Helsinki unterwegs, um Turku zu erreichen.
Diese Hafenstadt, malerisch an der Mündung des Flusses Aurajoki, liegt am Schärenmeer und ist die fünftgrößte Stadt Finnlands.
Wer mit der Fähre von Stockholm kommt, landet hier an.
Mit 170.000 Bewohnern ist die Stadt recht klein, jedoch ist sie 2011 Kulturhauptstadt der EG.

Zu Fuß war der Weg vom Provinzbahnhof (wir mussten Schienen  überqueren) zu Hotel Harriet nicht weit. Dies war aber neben dem geringen Preis das Einzige, was positiv über die Absteige zu sagen war. Augenstern hatte sich zu sehr von den Fotos der WEB-Site blenden lassen.
Das Zimmer war winzig und ein Schlauch, unsere Betten standen hintereinander und die Dusche ohne Vorhang sorgte für Überschwemmungen.

Nachdem wir unsere Koffer abgestellt hatten, erkundeten wir die Stadt.
Unser erstes Ziel war die Markthalle. Ein netter, etwas altertümlicher, aber bezaubernder Platz.
Ich liebe die überdachten Märkte in Finnland.

Auch Menschen mit Leseschwäche können sich nicht gut herausreden, wenn sie herumstehen, rauchen oder den Hund mitbringen.
Ich staunte wiedermal über das reichhaltige Fischangebot und genoss mit Augenstern die super leckeren Fischbuletten.
Es folgte ein kleiner Bummel auf der Uferpromenade des Aurajoki entlang.
Meeresgeruch, Schiffe und der Gedanke an Seereisen stimmen mich immer romantisch. Da wird der kleine, Abenteuer ersehnende Schiffsjunge in mir geweckt.

Als wir uns hungrig gelaufen hatten, entdeckten wir ein Restaurantschiff im Eis.

**** Gasttext von Augenstern ****

Klar, Ende März ist in diesen Breitengraden keine Hauptsaison für Restaurantschiffe. Fast alle im durch Turku  fließenden Aurajoki-Fluss liegenden Schiffe machen Winterschlaf.. Aber eins hatte auf.

Der Name Svarte Rudolf  riecht nach schwarzem Teer und dicken Tauen, nach tätowierten Matrosen  und holzbeinigen Seeräubern. Ein Abendessen in einem fest im Eis liegenden Restaurantschiff  hat ´was. Doch es fing ungemütlich an: die Kellnerin verweigerte zu dem bestellten Wein (immerhin eine ganze Flasche Rotwein!) Leitungswasser zu bringen. Erst als wir drohten die ganze Bestellung zu stornieren, brachte sie EIN Glas Wasser für uns zwei. Der italienische Wein war gut süffig. Der als kleine Vorspeise servierte Salat war unter aller Salatwürde, lieblos hingeklatscht und mit der in Finnland gängigen Fertigdressing bespritzt. Als Hauptspeise musste es einfach Fisch geben. Das gebratene Siika-Filet schmeckte vorzüglich und war appetitlich angerichtet. Es war großer Maräne bzw.  Blaufelchen (Coregonus lavaretus), eigentlich ein Süßwasserfisch, wobei einige Arten auch im salzigen Ostseewasser vorkommen. Der Blick auf den zugefrorenen Aurajoki in der beginnenden, stimmungsvollen Abenddämmerung entschädigte das Verhalten der Kellnerin.


Auf dem Heimweg ging uns die Frage durch den Kopf, warum Kerzen auf den Tischen standen. Es wurde keine Einzige angezündet. Vielleicht wegen Brandgefahr? Turku hat einschlägige Erfahrungen mit Feuer. Über dreißig Male wütete ein Flammenmeer durch die Stadt, am Schlimmsten im September 1827; dabei wurden drei Viertel der Holzhäuser der Stadt zerstört. Das Motto der Kulturhauptstadt  2011 ist “Turku palaa” (Turku brennt). Aber das Wort „palaa“ ist ein Teekesselchen und das Motto bedeutet auch „Turku kehrt zurück“.

**** Ende ****

Irmelin nimipäivä

31.03.2011

Augensterns Namenstag ist heute.
Da ich gelesen hatte, dass den FinnInnen dieser Tag recht wichtig ist, gratulierte ich ihr morgens brav und hatte auch ein kleines Präsent für sie. So macht man / frau FinnInnen glücklich.
Im Gegenzug versprach sie mir mich zum Kaffee und Kuchen einzuladen.
Doch zuerst galt es das Frühstücksbüfett im Hotel zu geniessen. Das war im Hotelflur aufgebaut und so erbärmlich, dass ich am liebsten darauf verzichtet hätte. Aber der Kaffee war trinkbar.

Im Anschluss wollten wir moderne Kunst im LOGOMO besichtigen, einem ehemaligem Lokschuppen.
Dort ist die zentrale Ausstellung der Kultur Hauptstadt Turku angesiedelt
Dies war ja unser eigentlicher Grund die Stadt zu besuchen..

Auf dem Weg beim Bahnhof sahen wir jedoch die Bar cup&pint, nach dem grottenschlechten Frühstück hatte ich schon wieder Hunger. An dem hübsch dekorierten Ort bieten sie zur Mittagszeit ein Salatbüfett mit reichlich Fisch und Fleisch.

Lecker war´s und preiswert, und Kaffee und Wasser verabreichten sie inklusive. Ein guter Tipp für BesucherInnen.


So gestärkt überquerten wir auf einer Kunstbrücke die Bahngleise, um zu der etwas abgelegenen Ausstellungshalle zu gelangen. Viel los war dort nicht, nur Wenige strömten mit uns dort hin.Uns beschlich das Gefühl, dass die Kunst in Turku nicht sehr heimisch ist.

Die wenigen BesucherInnen außer uns gehörten wohl zu einer Seniorengruppe.
Der Lokschuppen war nur notdürftig hergerichtet und sollte wohl den Charme einer Industrie Ruine verströmen.
Das überzeugte nicht sehr, ähnliche Gebäude besuchte ich schon hundert Mal.
Ich hatte Spektakuläreres erwartet, wenn eine Stadt zu einem europäischen Kunstmagnet werden will. 2012 ist wahrscheinlich alles vergessen.

Drinnen lösten wir eine der möglichen Ticket Kombinationen. Den eher stadthistorischen Teil Fire ersparten wir uns.
Wir schauten drei Abteilungen an: Leider war fotografieren verboten, so kann ich euch nur heimlich Geknipstes oder Geliehenes zeigen.

1. Alice in Wonderland

Saara Ekström, 2010
A Rose is Eros is Arrows is Sorrows
Hier wurde der weiblich feministische Blick durch das Auge der Kamera gewagt.
Viele der bedeutendsten finnischen und internationalen Fotografinnen waren mit Werken vertreten.
Zum Beispiel Saara Ekströms Arbeiten beschrieb ich schon im Blog.

Sasha Huber, 2010,
I love JaNY
Auch mit Sasha Huber begegnete mir eine alte Bekannte. Mit ihren Fotos begleitet sie oft ihre eigenen sozialen und politischen Aktionen.
Ihre Initiative einen schweizer Berg umzubenennen, um nicht einen Rassisten, sondern einen seiner Sklaven zu ehren, ist mir in Erinnerung geblieben.
Wir sahen mehrere ihrer Arbeiten im Kiasma in Helsinki und ich hatte im Blog bereits einen begeisterten Kommentar über sie geschrieben.
Diesmal zeigte sie eine Fotoserie über ein älteres schwarzes Model.

2. ARS 11

Dieser Teil wurde vom Museum der Modernen Kunst aus Helsinki Kiasma gestaltet.

Die Videoinstallation von Eija-Liisa Ahtila WHERE IS WHERE? - MISSÄ ON MISSÄ? (56 Min.) rief den Kampf der Algerier gegen die französische Besatzung in Erinnerung. Die Tötung eines französischen Jungen durch zwei algerische Freunde wurde nachgespielt.

Wir waren beeindruckt. Dazu trug sicher auch bei, dass Kati Outinen, eine Darstellerin aus Aki Kaurismäki Filmen, durch die Geschichte führte.

Das Video von Isaac Julien kreist um das Schicksal von Bootsflüchtlingen und deren Versuche, Europa zu erreichen. Der harte Kontrast von ästhetischen Küstenbildern und angeschwemmten Schwimmwesten verstörte.

3. Tom of Finland

Dieser berühmte Sohn der Stadt ist in den USA als Zeichner weltbekannt geworden. Er bildet kräftig gebaute Männer ab, die meist auf allerlei Art Sex miteinander haben.


Ich kenne die Bilder aus div. Schwulen Magazinen und sah etwas von ihm zuletzt auf der Biennale in Venedig im nordischen Pavillon. Ob das Kunst oder Porno ist, lohnt nicht zu streiten

Im Gehen entdeckten wir noch das toll von Tobias Rehberger gestaltete SIS. Deli + Café. Wieder ein in meinem Gedächtnis beschriebenes Blatt. Er designte ebenfalls die Cafeteria der Biennale 2009, die ich damals im Blog schon in höchsten Tönen gelobt hatte.
Deshalb wurde ihm ja auch ein Goldener Löwe dafür verliehen.

Beim Spaziergang zurück in die Stadt diskutierten wir ein wenig, wie wir die Ausstellung empfunden hatten.
Die beiden Teile mit Fotos und Videos und das Café fanden wir sehr gut. Die Zeichnungen von Tom aus Finnland waren ganz interessant. Insgesamt waren wir trotzdem nicht zufrieden. Weshalb die drei Teile zusammen in einer Ausstellung gezeigt werden müssen und weshalb Turku sich nicht zu einen spannenden Wahrzeichen, zum Beispiel einer Stahl / Glas- Konstruktion über dem Fluß, entscheiden konnte, verstanden wir nicht. Mit ein wenig mehr Mut wäre Besseres zu erreichen gewesen.

Wieder in der Markthalle angekommen, lud mich Augenstern dort in ein Cafe der 1928 gegründeten Bäckerei Aschan ein. Kaffee und Kuchen schmeckten fantastisch. Das Café war wie ein Zugabteil gestaltet und bot so auch optisch einiges.
Auf der Visitenkarte entdeckte ich mal wieder eine der tollen finnischen Wortkonstruktionen, käyttöönottopäivästä bedeutet Zeitpunkt der Einführung. Sprache oder Zumutung?
Nach einer Ruhephase in der Absteige entschlossen wir uns nicht wie geplant tanzen zu gehen, sondern um 21:00 Uhr ein Jazzkonzert zu besuchen. Als wir dort ankamen, war das Konzert jedoch fast zu Ende, so wollten wir uns gerade gefrustet eine Kneipe suchen.

Da sagte uns jemand vom Personal, dass im Anschluss in einem anderen Raum noch etwas stattfindet.
So gerieten wir ungewollt auf die Feier zum 50sten Jubiläum des Harlem Jazz Club, einer Vereinigung von Jazz LiebhaberInnen aus Turku. Entsprechend alt war zum Teil auch das Publikum. Es fand eine Jam Session statt, bei der sich bestimmt 30 MusikerInnen auf der Bühne abwechselten, um dem Jubilar ein Ständchen zu bringen.

Es gab leckeren Rotwein, die Flasche für 21 €, und als der kleine Hunger kam, lieh Augenstern noch ein paar Hühnerbeine vom Büfett. So ging ein spannender, kulturgeladener Tag beswingt zu Ende.

Von Turku nach Tammisaari

01.04.2011

Morgens besuchten wir den Dom zu Turku. Er ist um 1300 geweiht und mit seinem 101 Meter hohen Turm auch heute noch ein imposantes Gebäude. Natürlich denke ich daran, was so ein Bau gekostet hat, und das für einen Gott, der sehr wahrscheinlich nicht existiert.

Komischerweise findet dort auch ein Gottesdienst in deutscher Sprache statt. Einmal im Monat in der Scharfschützen Kapelle wird dieser Mummenschanz geboten. Ich versuchte mich nicht als Deutscher zu outen, sonst hätten sie mich vielleicht noch mit einem fröhlichen "Sieg Heil" begrüßt. Viele FinnInnen liebten unseren GröFaZ und die schmucken deutschen Soldaten.
Die Brüder meiner Mutter waren ja auch Waffenbrüder der Finnen.

Am Tag zuvor hatten wir unseren Platz für das warme Mittagessen ausgekundschaftet. Das Brauerei Restaurant Koulu bietet wie viele anderen Lokalitäten zwischen 11:00 und 14:00 Uhr ein gutes, preiswertes Menü an.

Suppe, zwei Hauptgerichte, Salatbar und Kaffee / Tee für 9 Euro sind ein gutes Angebot, wenn man / frau es mit den sonst üblichen a la Carte Preisen vergleicht. Wir aßen im holzgetäfelten Speisesaal und ich beschloss beim nächsten Mal das Hausbier zu testen.


Später fuhren wir mit der Eisenbahn nach Tammisaari. Ich war neidisch, als ein Kind seinen "Fahrschein" (siehe oben) bekam und jammerte so lange, bis mir meine "Mutti" einen holte.
Wieder entdeckte ich ein spannendes neues Detail im Waggon. In den finnischen Zügen gibt es Telefonzellen für HandynutzerInnen. Darin kann man / frau ungestört sprechen ohne die Mitreisenden zu nerven.
Genial!

Angekommen bezogen wir in ein Ferienhaus im Zentrum gleich beim Yachthafen. Nach der sehr schlichten Unterkunft der letzten Nächte ein echter Lichtblick.
Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer, alles hübsch anzuschauen.

Der Hausbesitzer, ein Maler, hat die Wände mit ansehnlichen Bildern behängt. Wir fühlten uns wie im Paradies.

Ekenäs - Tammisaari

02.04.2011

In dieser kleinen Hafenstadt stellt die schwedische sprechende Minderheit die Mehrheit, entsprechend sind die öffentlichen Beschriftungen Schwedisch und Finnisch.
Die Briefmarke zeigt wie es dort im Sommer aussieht.

Wir spazierten über den Markt und dann die Hauptstrasse entlang. Neben einem Fischhändler und einem Bäcker wurde hauptsächlich Trödel und Parteienwerbung geboten.
Danach durchquerten wir eine Einkaufstrasse, ähnlich wie der KuDamm, nur etwas kürzer.

Wir kauften in einem Supermarkt ein. Als wir ihn verließen, wartete eine Blaskapelle auf uns.
Wir nehmen an, dass sie speziell für uns arrangiert wurden.
Das war sehr aufmerksam von der Stadtverwaltung.
Tammisaari muss ich empfehlen!

Nach und mit unserem Einkauf besuchten wir das Kunstmuseum EKTA im Ort. Hier zeigen sie aktuell grafische Arbeiten von vier KünstlerInnen.

Jockum Nordström, Back to land, 2008
Karin Mamma Andersson, Abandoned, 2008
Pentti Kaskipuro, Vogel, 1964
Axel Fridell, Chelsea Werft, 1927
Die Bilder der beiden jüngeren Künstler empfanden wir als etwas langweilig. Die alten Hasen wählten spannendere Motive und wirkten bei der Ausführung professioneller.

Der eigentliche Grund des Finnland Besuchs begann dann um 20 Uhr. Augensterns Freundin H. feierte den 60sten in einem Brauereikeller. Es gab Reden, ein leckeres Büfett und am Ende auch Tanz.


Abflug

03.04.2011

Juha Ojansivu, Der Kuss, 1983
Nach einem Bummeltag in der Ferienwohnung, draußen nieselte es bei drei Grad Plus (ja,- das ist der finnische Frühling), fuhren wir zurück zum Flughafen Helsinki. Die bezaubernden Freunde von Augenstern brachten uns und weitere Berliner dorthin.
Im Gebäude entdeckten wir schon wieder Kunst.
Zwei sich in Liebe verzehrte Streichhölzer, was für ein Menetekel.
Zum Glück wirken menschliche Küsse nicht immer so leicht entzündlich.

In Tegel gelandet rissen wir erst mal einen Teil unserer Kleider vom Leib. 22 Grad warm war´s, das war ein kleiner Schock.

Kurz entschlossen strebten wir in Steglitz in ein Lokal mit Terrasse, um das laue Lüftchen zu genießen. Wir wählten das Restaurant Venezia an der Zimmermannstrasse.
Und schon wieder hatte ich das Glück, auf einen dummdreisten Besitzer zu stoßen.

Für einen Italiener eigentlich unmöglich, verweigerte der Kellner zum Rotwein Leitungwasser. Mangels Alternative aßen wir trotzdem dort.
Das letzte Restaurant in Berlin, wo mir das passierte, schloss wenig später. Dort hatten meine Verwünschungen gewirkt. Mafia, Camorra, Lebensmittelkontrolle und die Steuerfahndung wünsche ich dem Besitzer des Venezia an den Hals.

Malerpreis

17.03.2011

Albrecht Klink, Die Gebrüder Jacob
2004, Kastanienholz,
Schon auf dem Weg in die Berlinischen Galerie stolperte ich über Kunst, die Skulpturen der beiden Jacobs stehen in der Nähe. Der Künstler spielte mit dem Namen der Straße, an der sie platziert wurden.
Die Verleihung das Fred Thieler Preises für Malerei an Bernard Frize war der Anlass das Museum zu besuchen.

Brent, 1992
Er malt Abstraktes und pendelt zwischen Berlin und seiner Werkstatt in Paris.
Seine Ölgemälde sind sehr farbenfroh und wirken sehr plastisch.
Dieses wird dadurch erreicht, dass er mit Millimeter starken Pinseln arbeitet und so feinste Farbnuancen erreicht.

Edward und Nancy Reddin Kienholz,
The Art Show, 1963-1977
Wir nutzten die Gelegenheit auch andere Ausstellungsteile zu besuchen.
Aus dem Depot wurde die Karikatur einer Vernissage geholt und wird wieder mal gezeigt. Die Künstler nahmen Gipsabdrücke von Freunden, festigten diese mit Kunstharz und zogen den Figuren deren Kleider an.

Das Gesicht ersetzten sie durch Kühlergrills, hinter denen sich Lautsprecher verbargen. Auf  Knopfdruck beginnen die Personen aufgezeichnete Reden von realen Vernissagen abzuspielen.
Der Gestus der Figuren wirkt sehr eindrücklich.

Am Empfang saß eine junge Angestellte, die BesucherInnen standen bedeutungschwanger herum und in der der Ecke saßen die Kunststudenten.
Das Setting ist eine tolle Satire.
Für die damalige Zeit (70er) nutzten die Künstler modernste Speichertechnik für den Ton.

Malen auf Finnisch

16.03.2011



Das Finnlandzentrum in Kreuzberg lud zu einer Vernissage.

Ein Malkurs aus den Haus stellte seine Werke vor.
Der Leiter ist ein Bekannter und unter den Austellenden befand sich eine Freundin meines Augensterns. So trugen wir mit einer Schüssel selbstgefertigten in Kokos gewälzten Schoko Murmeln zum Büfett bei.

Eine harte Kritik an den Bildern fällt so nicht leicht.
Dinge nicht zu benennen oder zu beschönigen fällt mir jedoch schwer.
Ich legte jedoch die Latte nicht zu hoch, denn Laienmaler mit Profis zu vergleichen wäre ungerecht.
Von den drei Schülerinnen gefielen mir nur einige Ölbilder von A. recht gut. Die Birken am See erschienen mir am Besten gelungen.
Die von M. waren im Stil naiver Kunst gezeichnet, damit kann ich nichts anfangen.
E. verarbeitete die Trauer um ihren verstorbenen Mann künstlerisch, was oft und auch in diesem Fall nicht die Qualität erhöhte.

Dagegen hoben sich die Werke des Lehrers, wie das oben, durch ihre Professionalität ab.
Aber das leckere Büfett, süß und salzig, und Wein und Sekt entschädigten jedoch für die Sehstörungen.
Das Musikalische Beiprogramm war jedoch exzellent.

Eine Finnin spielte Kantele, in Finnland, Karelien und Estland die traditionelle Begleitung zum Gesang. Es ähnelt einer Zither, vom Aufbau und von der Spieltechnik.
Sie sang Wiegenlieder, das anwesende Baby quiekte fröhlich.

Arbeiter & Studenten

11.03.2011

Im Rahmen des F.I.N.D. 2011 (Festival Internationale Neue Dramatik) sah ich in der Schaubühne das Stück Hilda von Marie NDiaye zum zweiten Mal, diesmal mit Augenstern. Nach dem Flop im Kleinen Theater am Südwestkorso einen Monat zuvor.

Es erstaunt mich immer wieder, was eine gute Truppe aus einer eher mittelmäßigen Vorlage herausholt.
Der Kooperation von Schauspielfakultät und Arbeitertheaters aus Tampere, der drittgrößten Stadt Finnlands, gelang dies sehr gut.

Zuerst entdeckten wir das Bühnenbild.
Es funktionierte etwa wie ein Kamera Verschluss. Durch eine Hydraulik. war dieser stufenlos zu öffnen und zu schließen. Auch für dieses Detail verdiente die Truppe meine Hochachtung. 
Die Aufzüge wurden damit, wie mit einem Vorhang, getrennt.
Kurz die Story: Eine Fabrikanten Gattin will Hilda als Dienstmagd und diese besitzen. Dadurch entsteht ein Konflikt mit den Mann von Hilda, der auch Besitzrechte an seiner Frau beansprucht.
Beide kämpfen um sie.

Ein netter Kunstgriff ist, dass Hilda nie sichtbar wird.
Ein Nebenstrang der Handlung ist das sexuelle Interesse der gelangweilten Fabrikanten Gattin am prolligen Ehemann.
Dieser Liebes- und Machtkampf bestimmt das Stück.
Die SchauspielerInnen brachten das überzeugend rüber.
Leider verstehe ich kein Finnisch, aber es gab Obertitel in Deutsch und die Geschichte kannte ich schon. Mein finnischer Augenstern lobte den sprachlichen Ausdruck.

In the ghetto

01.03.2011

Zum Abendbrot traf ich R. im Heimathafen Neukölln im Cafe Rix.
Dieses Restaurant im "Problemkiez" kenne ich bereits aus der Zeit, als ich vor über 20 Jahren dort wohnte.
Essen und Trinken sind von guter Qualität, die Bedienug freundlich. Jedoch wird durch den hallenden Raum die Athmosphäre untergraben. Im Sommer ist der Schankgarten jedoch ein Juwel.

Der zweite Ordnungspunkt bildete eine Lesung von Wiglaf Droste im ausverkauften großen Saal.
Er trug Geschichten vor und die meisten der ZuhöhrerInnnen lachten. Mir erschloß sich der Humor des selbsternannten Provokateurs nur wenig.

Besonders sein Spott über Nichtraucher fand ich langweilig. Als Ehemaliger fühle ich mich den Süchtigen recht verbunden und bei einer Selbstgedrehten mit Sättigungsbeilage sage ich auch nicht immer nein. Trotzdem geht mir das Gejammer über alte Zeiten, wo sogar in den U-Bahn Waggons geraucht werden durfte (das stank zum Himmel) auf die Nerven. Ich für meinen Teil verzehre gerne mein Essen im Restaurant ohne Zigarettenqualm.

Im Anschluß stieß G. zu uns, sie begleitete mich ins Neuköllner Nachtleben. Wir besuchten das Gaston, eine Bar Weichselstr. / Weserestr., um den leckeren Wein des Hauses und die Gefahren des Ghettos zu genießen.

Schön bunt

28.02.2011

"I like Mondays", die Montage ohne Eintritt im Guggenheim Berlin locken mich zu fast jeder Ausstellung dorthin.
Diesmal stellt Agathe Snow eine Materialcollage unter dem Titel All Access World aus.
Sie ist in einen Baumarkt gegangen und hat allerlei eingekauft und damit eine bunte, fantasievolle Schau gestaltet. Außerdem waren Wände mit Collagen beklebt.
Die Werke wurden vor Ort gebaut.

Deco Pillows
Ein sehr sympathischer Aspekt ihres Schaffens ist, man / frau darf alles anfassen und damit spielen. Erwachsene, wie wir, waren dabei etwas gehemmt. Eine Führerin erzählte, was Kinder mit den Sachen anstellen, aber auch, dass jeden Abend Teile repariert werden müssen.

Big Ben with Traffic
Viele Skulpturen sehen sowieso nicht sehr stabil aus. Doch das Vergehen gehört zum Konzept, jede Schau wird an einem anderen Ort neu aufgebaut. Ob die Reste hinterher im Müllcontainer landen oder verkauft werden, vergaß ich leider zu fragen.
Das Aufsichtspersonal schaute verunsichert drein, normalerweise ist es ja ihre Aufgabe BesucherInnen auf Distanz zur Kunst zu halten.
Einige Konstruktionen konnten durch den Raum gerollt werden.

Carousel
Mir gefiel gut, was ich sah.
Für meinen Teil war das Konzept jedoch schön bunt, aber oberflächlich.
Mir fehlte das Logo der Deutschen Bank, an dem Puppen aufgeknüpft hängen. Sie könnten die Opfer der Finanzspekulationen der Bank symbolisieren.

Hätte dem Sponsor sicher nicht gefallen, aber der Künstlerin Ruhm und meinen großen Respekt eingebracht.