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Biennale Giardini

18.09.2011

Auf dem Weg zur Kunst mussten wir die Reste einer Kundgebung der Lega Nord passieren. Diese sozialdarwinistische Partei sammelt Menschen, die Süditaliener für minderwertig halten und die eine Loslösung des reichen Nordens vom armen Süden Italiens erreichen wollen. Rassisten, die in der Regierung Berlusconis vertreten waren. Kotz - Würg!

Die Biennale entstand als internationaler Kunst Leistungvergleich der Länder. Entsprechend präsentieren sich die Nationen in eigenen Pavillons in den Giardini. Die Globalisierung der Kunst hat jedoch zur Erkenntnis geführt, dass die Vorstellung einer ausschließlich regional begrenzbaren Kultur wahrscheinlich schon in der Steinzeit Blödsinn war. Menschen haben schon immer weltweit kommuniziert, nur geht dies im Zeitalter des Internets etwas schneller. So ist es eigentlich konsequent, dass einige Nationen Künstler aus anderen Nationen ihre Pavillons gestalten lasen. Aber auf der anderen Seite entzieht es auch dem Gründungskonzept den Boden.
Wir erwanderten den Giardini der Kunst, soweit uns die Füße trugen.


Schweiz
Copyright - JanManu
Motto: "Crystal Of Resistance"
Thomas Hirschhorn bastelte einen Flughafen Terminal.
Leider war der Zugang begrenzt, so dass wir eine halbe Stunde anstehen hätten müssen.
Schade, so sahen wir dieses Werk leider nicht.


Als Begründung las ich später, dass seine Arbeit von handelsüblichem Packband zusammengehalten wird. Als es richtig heiß war, erreichte die Innentemperatur an die 40 Grad, der Kleber begann sich aufzulösen und damit das komplette Ganze. Sie haben es wohl notdürftig flicken können, aber zur Vorsicht wurden nur Wenige in den Pavillon eingelassen.
Pavillons mit Begrenzung der Einlasszahl sollten Sitzplätze und kostenlose Getränke für die Wartenden anbieten.

Dänemark
Motto: "Speech Matters"
Zum Thema Meinungsfreiheit waren siebzehn internationale KünstlerInnen geladen etwas darzustellen. Der Grieche Stelios Faitakis hat die Front des Pavillons zum Thema bemalt.

Der Deutsche Thomas Kilpper hatte auf der Rückseite einen großen Sprechtrichter aufgestellt, durch den man / frau sprechen durfte.
Drinnen ging es recht brav zu, bei diesem Thema verwunderlich.

Einzig der Altmeister der US Comic Robert Crumb durfte ätzend über die Angst seiner Mitbürger spotten, dass die Schwarzen an die Macht kommen. Da fährt ein Schwarzer in einer Kutsche, die von nackten Weißen gezogen wird, während drei weiße Mädchen seinen Schwanz lutschen. Zum Schluss taucht dann ein weißer Supermann auf, der mit einer Atombombe der Menschheit und der Herrschaft der Schwarzen ein Ende bereitet.
Damit wollte die Kuratorin wohl wenigsten etwas politisch Inkorrektes zeigen. Ich habe das Gefühl, dass sie auf keinen Fall anecken wollte.
Aber selbst dieser harmlose Pavillon erregte bei den Rechtsdemagogen, die in Dänemark in der Regierung vertreten sind, Aufsehen. Die schimpften darüber, dass überwiegend nicht dänische KünstlerInnen verpflichtet wurden.

Venezuela
Motto: Espacios
Drei KünstlerInnen des Landes haben den Raum gestaltet. Die naturalistische, etwas an Mangas erinnernde, Darstellung von Personen der Zeitgeschichte links stammt von Francisco Bassim.

Der Künstler Yoshi scheint einen Lehrgang im Papierfalten besucht zu haben. Auch diese Arbeit war dekorativ, aber nicht besonders bewegend. Diesen Teil des Auftritts fand ich eher langweilig.

Schweden
Der nordische Pavillon wird im Wechsel bestückt, diesmal war Schweden dran.
Das Moderna Museet präsentierte Werke von Andreas Eriksson und Fia Backström. Sie gestalten sehr weitläufig.

Immer wieder hübsch anzuschauen ist die Idee der Architekten drei vorhandene Bäume in das Gebäude zu integrieren. Eckström legte Maulwurfhügel aus Bronze dazu und stellt Bronzevögel in den Raum. Ein bisschen Spass muß sein.

Russland
Der russische Pavillon erstreckt sich über zwei Etagen. Im unteren Stockwerk gab es wenigsten mal was Witziges zum Mitmachen. In der Wand war ein Loch, daraus kam eine Kordel, man / frau sollte mehr heraus ziehen.

Augenstern kam der Aufforderung nach. Ich vermute, dass auf der anderen Seite eine sehr große Rolle stand.
Im oberen Stock ging´s dann um Straflager. Die Betten erweckten den Eindruck.

Bei den Etagenbetten sollten wir wohl einen Schlafraum assoziieren. Es hätte aber auch einfach ein Kellerregal sein können. Richtig spannend war der Rest auch nicht.
Neun Künstler bespielten das Haus, doch mehr ist nicht notwendigerweise gut.

Japan
Motto: Teleco-Soup
Hier hatte ich das erste mal den Eindruck, dass sich der Besuch in den Giardini gelohnt hat. Die Videokünstlerin Tabaimo hat das Haus gestaltet. Bei ihr gehen Kunst und Technik einen fruchtbaren Dialog ein.
Besonders eine Installation in einem abgedunkelten Raum hat es uns sehr angetan.


An allen Wänden war ein Video zu sehen, dadurch dass die unteren Ecken abgerundet waren, erhöhte sich der Eindruck mittendrin zu stehen immens. Leider kann das Youtube Filmchen zu wenig davon rüberbringen, aber schaut es euch trotzdem an.


Süd-Korea
Das Motto: "The Love Is Gone But The Scar Will Heal"
Der Künstler Lee Yong-Beak stellt in einem Raum Flower Soldiers aus. Diese waren hübsch anzusehen. Ratlos war ich jedoch mal wieder, was diese mit dem Motto "Die Liebe ist vorbei, doch die Narben werden heilen" zu tun haben.
Aber KünstlerInnen und ihre Werktitel sind eh ein unergründliches Mysterium.

In einem anderen Raum hingen Spiegel an den Wänden. Sie zerbrachen unter lautem Krachen und in den Scherben spiegelten sich die Besucher. Wartete man / frau, wurde das Video neu gestartet und die Spiegel waren wieder ganz.

Ein spannendes und aufregendes Erlebnis.
Im lichtdurchfluteten Teil des Gebäudes saßen dann noch diese überdimensionalen Skulpturen, die vielleicht die versprochenen sich ehemals Liebenden darstellen sollten.
Ein paar Meter weiter prügelten sich die gleichen Figuren dann.
Mit viel Fantasie stellte ich mir dann vor, dass sie seelische Narben davon trugen!?!

Deutschland
Für diesen Pavillon wurde Christoph Schlingensief posthum ein goldener Löwe zuteil. Der Hauptraum war wie die Kirche gestaltet, in dem seine Totenmesse gelesen wurde. Herum lagen allerlei Stücke aus seinem Künstlerleben.

Irgendwie empfand ich Schlingensief nie als einen so bedeutenden Künstler, dass er diese Auszeichnung verdient. Er war nach der "Filmphase" bis zum Tod ein sozial engagierter Künstler. Das rechne ihm hoch an. Doch das sagt nichts über die Qualität seiner Arbeiten aus. Wie diese erschien mir die "Kirche" ausgesprochen kitschig. In einem Nebenraum zeigten sie dann auch noch die trashigen Filme von ihm. Diese Gedenkstätte lohnte für mich den Besuch nicht.


Kanada
Motto: Exhume to Consume
Der Künstler Steven Shearer stellte seine Werke aus. Neben einer ganz hübschen Skulptur aus Kupferrohr waren das Selbstportraits in Öl gemalt, in einem Stil, der ein wenig an Munch erinnerte.

Richtig zwingend waren die Arbeiten nicht.

Großbritanien
Motto: "I, IMPOSTOR"
Mike Nelson hatte das Innere des Pavillons in einen Teil der Altstadt Istanbuls verwandelt. Er spiegelte damit einen Aufenthalt in der Stadt am Bosporus wider. Diese Installation gehörte sicher zu einem der Höhepunkte der Biennale. Leider war hier der Andrang so groß, dass wir verzichteten.
Während des anstrengenden Kunstpilgerweges mindestens dreißig Minuten in einer Schlange zu stehen war uns zu viel. Eine Warteliste mit fester Einlaßzeit wäre geschickter gewesen.

Frankreich
Motto"Chance"
Dem Künstler Christian Boltanski wurde hier Platz geboten Werke vorzustellen. Das imposanteste bestand aus einer riesigen Stahlrohrkonstruktion, die fast den ganzen Pavillon ausfüllte. Auf dieser lief ein Film über Rollen und zu sehen waren darauf Babyfotos. Ab und zu wurde der Ablauf nach einem lauten Klingeln unterbrochen.


In einem Seitenraum wurde ein horizontal drei geteiltes Video gezeigt. Zu sehen waren in jedem Drittel ein Teil eines Gesichtes. Nach dem Zufallsprinzip wurden Gesichter zusammengesetzt. Per Knopfdruck konnte man / frau diesen Vorgang unterbrechen und wenn es gelang, ein komplettes Portait zu erzeugen, gab es ein Lob. Mich erinnerte das Prinzip an einen Glücksspielautomaten.
Digitalanzeigen zeigten die französischen Sterbe- und Geburtenzahlen.
Vor dem Gebäude befanden sich zwei Stühle, auf der die Menschen gerne ermattet Platz nahmen. Aber auch dort steckte schon wieder Christian Boltanski drin. Sobald ich mich gesetzt hatte, begann der Stuhl mich zu befragen. Die beiden Frauen reagierten ebenfalls amüsiert.

Hier hat ein Großer der Kunstwelt gezeigt, was Konzeptkunst zu leisten vermag.

Tschechien / Slowakei
Motto: "The Sleeping City"
In diesen Pavillon hatte Dominik Lang, der im Bildhauer Atelier seines Vaters aufwuchs, die nicht mehr fertig gestellten Arbeiten seines Erzeugers Jirí Lang hineingestellt und ansehnlich neu arrangiert.

Eine bezaubernde Idee sich so am Erbe des Vaters abzuarbeiten.
Es entstand dadurch sehr Sehenswertes.
Diese Ausstellung wirkte auf mich geradlinig und geschlossen konzeptioniert.

Australien
Motto: "The Golden Thread"
Hany Armanious stellte hier aus.
Hübsch war die Idee die Burger King Werbung mit einer echt goldenen Krone, die mit echten Diamanten verziert war, zu karikieren.

Ungarn
Motto: Crash
Die Künstlerin Hajnal Nemeth bespielte diesen von der Autofirma BMW gesponserten Pavillon. Ganz im Sinne des Sponsors tauchten in den Installationen und Videos viele Autos der bayrischen Autobauer auf. Das Thema sind Unfälle, doch die FahrerInnen steigen immer wieder unverletzt aus den Qualtätsautos aus. Ein Bösewicht ist, wer Auftragsarbeit unterstellt.

Griechenland
Motto: "Nach den Reformen"
Die Künstlerin Diochantihat hat den renovierungsbedürftigen Bau außen mit Holz verschalt. Innen sind die Wände kahl. Beim Betreten steigt man / frau eine Treppe hinauf, die zum Licht führt. Das soll wohl die Hoffnung symbolisieren, das die neoliberalen Sparvorgaben der EU und des IWF das Land nicht total verarmen lassen.

Zum Glück gibt es Menschen, die deren Lügen nicht glauben. Sie haben die Fassade mit den Spruch AUSVERKAUFT verziert.
Passend zum Verkauf des Volksvermögens an internationale Profiteure

Rumänien
Motto: Performing History
Der Großmeister der Kunstgemeinde Ion Grigorescu gestaltete den Pavillon gemeinsam mit den Nachwuchstalenten Anetta Mona Chisa und Lucia Tkacova.

Polen
Motto: "...And Europe Will Be Stunned"
Polen zeigte Yael Bartana, die ihr Projekt schon in den KunstWerken in Berlin vorstellte. Ihre Idee ist die Nachfahren der jüdischen Flüchtlinge aus Polen wieder dorthin zurück zu holen. Eine Künstlerin, die kein politisches Fettnäpfchen auslässt. Sie greift sowohl die zionistische Vertreibungspolitik Israels gegen die Palestinenser als auch das Vergessenwollen des Antisemitismus in Polen an.


Ägypten
Motto: 30 days of runnig in the space
Das Land ehrt den Performance Künstler Ahmed Basony. Der wurde während des Kampfes gegen dem Diktator Mubarak von Regierungstruppen ermordet.
Er war Performancer und schloss sich frühzeitig dem Widerstand an. Mit einer Videokamera dokumentierte er diesen und wurde dabei erschossen.

Serbien
Motto: Light and Darkness of the Symbols
Diesen Pavillon gestaltete der Avangardist Dragoljub Raša Todosijević.
Rechts im Bild seht ihr einen Zoom auf einen von ihm bestickten Schlafanzug.

Schön ist, wie er sich damit über den tumben Nationalstolz der Serben amüsiert.
Auch sonst liebt es der Künstler humorvoll. Die so hübsch drapierten Kaffeekannen rechts sind mit Beton ausgegossen.

Er hat auch keine Berührungsängste vor unberührbaren Symbolen.
Auch seinen Fotos merkt man / frau eine große Lust am spielen.hat.
Wir haben einen Großen der Kunst kennengelernt.

Österreich
Dieser Pavillon wurde von Markus Schinwald bespielt. Ein Künstler mit einem feinen Humor, der teilweise an Arbeiten von Maurizio Cattelan erinnert.
Gleich an Eingang setzte er ein Zeichen mit einer Skulptur.

Sie war aus vier Chippendale Tischbeinen zusammen gesetzt, die an einer Stange wie ein Affe hing.
In den Räumen waren mehrere klassisch gemalte Portraits mit sehr merkwürdigem Schmuck zu sehen.
Witzig waren auch lebensgroße natürliche Menschen Figuren, von denen einer wohl gegen die Wand getreten hatte und dessen Bein darin fest steckte.

Den Namen Markus Schinwald sollte man / frau sich merken.

Brasilien
Motto: For when there are no more fish in the see
Hier verwirklichte Artur Barrio sich. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er nichts zu sagen und erwartet auch nicht, dass wir uns mit seiner Kunst beschäftigen.

Da liegen stinkende Fische im einer Salzwanne. Urinbeutel hängen an der Wand und ein ungemachtes Bett steht herum. Ich kann mit so etwas nichts anfangen.

USA
Foto Haupt und Binder
Das Künstlerpaar Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla machten sich mit ihrer Arbeit über den Körperkult und die Geldgier in der USA lustig. Viele von euch haben sicher den Eyecatcher als Foto gesehen. Auf einem umgedrehten Panzer ist ein Laufband montiert. Ätzend schön war auch ein Bankautomat, der in eine Orgel integriert war.

Israel
Motto: One man´s floor is another man´s feeling
Sigalit Landau war die Künstlerin. Wasser und Salz waren ihr Thema. In einem Land mit Salzseen und viel Wüste natürlich ein Thema.

Leider wurde der Konflikt in Palästina und mit den Nachbarn um das Nass nicht thematisiert.
Das hätte sich die Regierung auch wohl verboten. Im Land Israel wird Kunst gefördert, die den Herrschaftsanspruch der Zionisten auf Palästina unterstützt und dessen Umsetzung nicht kritisiert.

Finnland
Motto: All Structures Are Unstable
Als wir den Pavillon betraten, sahen wir keinen Aufseher und fanden kein Infomaterial. Einer der beiden Videoprojektoren war außer Betrieb und der Lautsprecher schepperte.

So konnten wir den Beitrag von Vesa-Pekka Rannikko nicht richtig beurteilen. Trotzden trauen wir uns zu sagen, dass der Auftritt des Heimatlandes meines Augensterns grottenschlecht war.
Dann sollen sie doch lieber die Fahne einziehen und zu Hause bleiben!


Niederlande
Das Motto: "Opera Aperta / Loose Work"
Hier wurde eine Gemeinschaftsproduktion von acht KünstlerInnen präsentiert. Sie schufen eine hübsch anzusehende raumfüllende begehbare Holzinstallation. 

Ein wenig wie die künstlerische Weiterentwicklung einer Holzhütte vom Abenteuerspielplatz.
Alles sauber gearbeitet und es waren Spiegel, Klavier und Bücher integriert.
Dekorativ, aber belanglos.

Belgien
Motto: Feuilleton
Angel Vergara vertritt das Land. Besonders war es nicht, was er bot. Eigentlich fiel uns nur eine witzige Lampe aus leeren Weinflaschen auf. Sonst hingen mit Öl übermalte Fotos herum.

Spanien
Motto: Lo Inadecuado
Dora Garcias Auftritt war etwas gewöhnungsbedürftig. Sie erschuf eine Plattform für eine über die Zeit der Biennale reichende Performance. Als wir den Raum betraten, saßen mehrere Menschen an Laptops und taten wichtig. Das als mangelhaft zu übersetzende Motto erfüllte sich. Wir verweilten nicht lange.


Nach Getränk und Imbiss im bezaubernden, von Tobias Rehberger entworfenen Café besuchten wir die Zentralausstellung.
Wir zeigen euch, was uns gefiel.
Sie fotografiert immer nur sich selbst
Cindy Shermann, Untiteld, 2010
Die körperlosen Köpfe, sie sabbelten und bewegten sich doch
Nathaliel Mellors, Hippy Dialectics, 2011
Sigmar Polke, 2007

Llyn Foulkes, 1969

Endlich Demokratie in der Kunst, Knetgummi für Alle!
Norma Jeane, 2011
Sind es die aus Hitchcocks Thriller?
Maurizio Cattelan, 2011


Als wir die Giardini verließen, konnten wir immer noch nicht von der Kunst lassen. Am Ausgang stand ein Café, das einer weiteren Nation Heimstatt war.

Thailand
Im Café Paradiso war ein gnadenloser Selbstdarsteller am Werk. Navin Rawanchaikul taucht in jedem seiner Bilder auf. Man / frau mag dies überzogen empfinden, wenn er sich gemeinsam mit den Großen der Welt abbildet.

Da er dies aber mit sehr viel Selbstironie tut, kann ich gut damit umgehen.
Er präsentiert sich als schrille Persönlichkeit.
Doch er wäre nicht der erste Selbstdarsteller, der damit in der Kunstwelt richtig erfolgreich ist.
Außerdem erinnern seine Bilder an die Politikerwerbung aus seiner Heimat.
Er steht somit in der nationalen Tradition Thailands.

Besuch bei Peggy

19.09.2011

Nach einer erholsamen Nacht beschlossen wir den Palazzo zu besuchen, in dem das Peggy Guggenheim Museum untergebracht ist.
Erst einmal genossen wir jedoch den ersten Spritz des Tages in der kleinen Bar um die Ecke.

Hier treffen sich in erster Linie die Einheimischen und vermengen sich mit den wenigen Touristen, die dort einkehren.
Auf dem Platz davor beobachteten wir wieder eine geführte Gruppe BesucherInnen. Ich gehe lieber mit Augenstern auf Entdeckungstour.

Anschließend bestiegen wir ein Vaporetto und fuhren erst mal im Canal Grande am Ausflugsziel vorbei. Der Palazzo, den sich Frau Guggenheim leistete, sieht auch von der Wasserseite sehr hübsch aus.
Wir entstiegen dem Schiffchen an der Station Accademia.

Hier steht das Museum der 1750 gegründeten Akademie der schönen Künste Venedigs. 
Eigentlich war der Besuch nicht eingeplant. Doch Augenstern wollte Postkarten kaufen und ich machte den Vorschlag, dafür in den Museumsshop der Accademia zu schauen. Leider ist dieser nicht von außen erreichbar, aber der nette Herr an Eingang erklärte uns den Weg und ließ uns ohne Eintritt zu bezahlen hinein. Als wir uns umschauten, staunten wir nicht schlecht.

Veronese, Schlacht von Lepanto
Unterwegs zum Laden sahen wir mehr Gesichter der Renaissance an den Wänden hängen, als in allen anderen Museen der Welt vorhanden sind.
Das Haus profitierte stark davon, dass Kirchen und Klöster um 1800 geschlossen wurden und es deren Gemäldebesitz erhielt.
Leider hatten wir keine Zeit zu schauen. Bei der Menge der Bilder ist es auch sinnvoller zuerst den Katalog zu studieren.
Aber wir kommen wieder!

Beim Spaziergang in Richtung Guggenheim entdeckten wir dann auffällig viele italienische Fahnen und das Transparent rechts. Die Lega Nord scheint auch in Venedig Feinde zu haben. Ein Lichtblick, sonst kommt Italien eher dumpf und sexistisch rüber.

Dann erreichten wir das Peggy Guggenheim Museum. Den halbfertigen Palazzo Venier dei Leoni hatte Peggy 1949 erworben und zu ihrem Wohnsitz gemacht. Ab 1920 war sie Muse verschiedener Künstler in Paris, dann London und später in New York.

Copyright Airin
Langsam wurde sie auch eine Sammlerin und Galeristin für die Moderne.
Sie kaufte die damals noch wenig bekannten Maler wie Picasso, Braque, Kandinsky und was noch so in Paris abhing. In den USA zeigte sie in ihrer Galerie Jackson Pollock.

Leider ist es verboten in den Räumen zu fotografieren. Die Sammlung ist aber exzellent und die Räume bezaubernd. Leider waren viele BesucherInnen da und die Räume sind für einen Palazzo recht klein. Eigentlich hätten die Objekte mehr Raum verdient.


Nach dem Rundgang waren wir noch recht munter und so flanierten wir noch zur Lagune. Auf einem Dachfirst entdeckten wir eine nette Madonna, der der Stifter sogar einen Sonnen- Regenschirm spendiert hatte. Mit den Schornsteinen das Richtige für meine Kamera.

Am Wasser liefen wir dann zur östlichen Spitze der Insel, an der sich das alte Zollhaus an der Zufahrt zum Canal Grande befindet. Auch darin und in anderen Gebäuden am Weg befanden sich wieder Ausstellungen, doch die schauen wir beim nächsten Besuch an.

Auf der Spitze befand sich dann diese Skulptur. Ein nackter Jüngling mit Frosch. Hübsch anzusehen, aber kein Hinweis am Sockel und der Poliziotto, der ihn bewachte, war ahnungslos.
Es gibt wohl zu viel bemerkenswerte Kunst in Venedig.

Von dem Knaben waren es nur hundert Meter zur Basilika Maria della Salute. Auch diese besichtigten wir nicht, obwohl sie einst gebaut wurde, um die Pest aus Venedig zu verbannen. Dafür entdeckten wir unter einer begehbaren Plattform gemalte Kunst.

Zurück in unserem Stadtteil entschieden wir uns doch mal essen zu gehen. Die Trattoria Giorgione kannte ich schon vom letzten Besuch in Venedig. Sie liegt an der Via Garibaldi. Da das Wetter nicht so berauschend aussah, setzten wir uns in den Gastraum.
Beim Belauschen der Gäste an den anderen Tische mussten wir feststellen, dass bis auf die Bedienung keine Italiener anwesend waren. Zum "typisch" venezianischen Essen sang dann der Wirt noch "typisch" venezianische Lieder. Zum Glück schmeckten die Gerichte recht ordentlich und die Rechnung war auch bezahlbar.
Irgendwie fühlte ich mich trotzdem nicht glücklich. Alle spielten hier für die Gäste. Man / frau kann hier aber einen Abend verbringen.

Venedig ist wie Glas

19.09.2011

Am vorletzten Tag besuchten wir die zweite Hälfte der Ausstellung Glasstress am Canal Grande. Die Arbeiten im Museum auf Murano hatten uns begeistert.

Diesmal nahmen wir den Fußweg durch den von Touristen verstopften Bezirk San Marco. 
Unter den Flüchtlingen, die Diverses an Touristen verkaufen wollten, entdeckten wir einen Künstler. Der asiatisch aussehende Händler faltete Insekten aus Schilf.

Obwohl es in Italien wie bei uns regelmäßig rassistische Übergriffe gibt, sah ich keine Ausländer Raus Parolen. Dafür scheinen viele Venezianer genug von der Touristenschwemme zu haben. Ein wenig kann ich das verstehen, obwohl ich auch Tourist war.

So zeigte ich Augenstern die Rialtobrücke, bevor wir die Ausstellung im Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti besuchten. Das ist im Palazzo Franchetti untergebracht. Dieser ist ein richtiger Palast, wie einer aussehen sollte.

Schon das Äußere verrät, dass Baron Franchetti nicht verarmt war.
Riesige Räume und eine Ausstattung mit allem, was gut und teuer ist, war zu sehen. Wir holten uns fast einen steifen Hals beim Betrachten der Deckengemälde.
Ein schöner Ort zum Studieren.

Doch wir waren von der Glaskunst angelockt worden. Der zweite Teil der Ausstellung toppte den ersten. Schaut selbst.

Jan Fabre, Greek gods in a body-landscape, 2011
Erwin Wurm, wurm_03
Monica Bonvicini, Tears, 2011
Kendell Geers, Cardiac Arrest VIII, 2011
Tokujin Yoshjoka, Water block, 2002
Judy Schaechter, Nature, 2010

Im Garten entdeckten wir ein märchenhaftes Haus.

Erwin Wurm, Narrow House, 2010





















Wir stellten uns die Frage: "Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein?" Könnte es eine Hexe sein?
Als wir es betraten, wurde uns klar, dass nur Küchenmeister Schmal Hans hier wohnen kann.


Der Architekt war Erwin Wurm, Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien.
So ist es wahrscheinlicher, dass dies ein Muster für das moderne Studentenquartier nach der Finanzkrise sein soll.

Mit Hunger und Durst kehrten wir in die Mensa des Instituts ein. Ebenfalls im Palast untergebracht, ist das Mobiliar eher funktional, aber der Leuchter und die Fenster waren super. Leider wurde die Terrasse umgebaut, sonst hätte der Ort noch mehr begeistert.

Sehr empfehlenswert ist aber das preiswerte Mittagsbüffet, das man / frau auch als TouristIn genießen darf. Suppe, warme und kalte Kleinigkeiten, Salat, Wasser und einen Espresso gab es für wenig Geld.
Die Mensa steht auch ohne Museumseintritt allen offen.

Draußen entdeckte und fotografierte Augenstern den oben zu sehenden Türknopf. Venedig ist einfach bezaubernd.

Abschied vom der Serenissima

21.09.2011

Am Morgen des Abflugtages waren wir etwas geknickt.
Beim Frühstück beobachteten uns die Möwen ein letztes Mal und hofften wieder vergeblich auf Futter.
Danach machten wir einen letzten Bummel über die Via Garibaldi und kaufen Vorräte für Berlin ein.

Bei einem Imbiss auf der Piazza im Anschluss tranken wir den letzten Wein leer.
Dann packten wir die Koffer, schloßen zum letzten Mal die Tür und warfen einen letzten Blick auf´s Apartment. Zum letzten mal liefen wir die paar Schritte zur Station Arsenale.

Wir schipperten ein letztes mal über den Canal Grande.
Eine spannender Urlaub ging zu Ende. Am liebsten würde ich das nächste Mal eine Woche vor der Eröffnung der Biennale 2013 einfliegen. Dann finden überall Vernissagen statt und ich berichte euch davon.

Gewinnspiel

04.09.2011

Mal schauen, wie gut sich BerlinerInnen in ihrer Stadt auskennen. Die Fotos stammen von einem Ort, nicht weit vom Hauptbahnhof. Der / die Erste, die den Platz kennt, mit dem gehe ich in einen Film seiner Wahl in Berlin.


Viel Spaß beim Suchen!

Herumstreunen in Kreuzerg

03.09.2011

Zuerst bewegten wir uns zu dem neuen Park an der Möckernstrasse. Unter den Yorckbrücken entdeckten wir dann dieses Werk ohne Namensschild. Eine witzige Skulptur, mit ihr fiel das Ertragen des Krachs und der Gestanks der Auspuffgase an dieser Strasse leichter.

Einige der Eisenbahnbrücken wurden ja bereits abgerissen. An einem Sockel hat die Natur ihr Zerstörungswerk begonnen. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es nur ein paar hundert Jahre dauern wird, die Spuren des Menschen von der Oberfläche zu tilgen.

Zur Parkeröffnung waren wir schon etwas spät dran. Das Bühnenprogramm war schon beendet, wir legten aber noch eine flotte Sohle zur Mucke vom DJ der Tanzschule Maxixe auf´s Parkett.
Viele Drachen flatterten am Himmel und die Stimmung war ausgelassen.

Gleich nebenan in der Hornstrasse fand das jährliche Straßenfest statt. Kleiner als ich es in Erinnerung hatte, war es zu einem Hoffest der Kirchengemeinde geschrumpft. Dort trafen wir R. und S. und wie um S. glücklich zu stimmen, trat ein Chor aus ihrer Heimat Russland auf.

Wir genossen den lauen Abend, die Gerichte vom Grill und den Rotwein.
Als es dunkeler und kälter wurde brachen wir auf. In einer Brandmauer am Kirchhof hatte sich ein Teelichtkünstler ausgetobt und ich hatte damit den perfekten Abschieds- Knips im Kasten.

Weiter ging´s, die Art Kreuzberg, weckte unsere Neugierde. Im Gebiet rechts und links der Gneisenaustraße waren zahlreiche Galerien geöffnet und an einigen Orten wurde auch Musi oder Performance geboten.

Leider kamen wir zum zweiten Mal zu spät, aber im Atelier von IK & Company brannte noch Licht. Als wir die gute Stube betraten,  lief der Fernseher, Thilo Sarrazin verbreitete wieder mal politischen Dünnpfiff. Ich wollte umdrehen, doch ich bemerkte die Künstlichkeit der Situation .

Und wir entdeckten weitere interessante Werke, wobei Augenstern ihr Wesen freimutig offenbarte. Zielstrebig ging sie zu der Skulptur rechts und fotografierte ein Detail. Für mich bewies sie wieder, das Heteras immer nur an das Eine denken. Die Künstlerin nutzt als Arbeitsmaterial oft Latex. Die Körper wirken dadurch recht echt. Sie durchkreuzt diesen Eindruck, in dem sie Nähte und Klebestellen sichtbar läßt.

Die Werke von Isolde Krams gefielen mir sehr. Bei dem an einen Stein gefesselten Fisch dachte ich sofort an das Ritual, welches teilweise an nicht Geständigen der Hexerei verdächtigen durchgeführt wurde. Man band diese an einen Stein und versenkte sie im See.

Tauchte sie nicht wieder auf, war bewiesen, dass sie nicht log. Gelang es der armen Person sich zu befreien und aufzutauchen, war der Beweis erbracht, dass sie mit dem Teufel paktierte. Der Scheiterhaufen war ihr gewiss.

Von den künstlerischen Fotos, die Augenstern an diesem Tag schoss, gefiel mir diese besonders. In der Tradition der Meister des beginnenden 20sten Jahrhunderts brachte sie sich, vertreten durch ihren Schatten mit ins Bild.