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Kampftag der Schwulen

23.06.2012

Mittags besuchten wir die Christopher Street Day Demonstration der Schwulen und Lesben in Kreuzberg.  Mit ihr wird an die ersten Straßenkrawalle erinnert, mit der sich Schwule in New York gegen Polizeiwillkür wehrten. Damals begann das Selbstbewusstsein der Schwulen zu erwachen. Mit ihrem Umzug in Berlin warben sie unter dem Motto: "Wissen schafft Akzeptanz" für Toleranz und stellten ihre Vielfältigkeit dar. Gegen Homophobie vorzugehen ist auch in Deutschland weiter dringend notwendig, wenn 'Schwuler' und 'Lesbe' immer noch gebräuchliche Schimpfwörter gerade bei Jugendlichen sind. Außerdem schwatzen so schwachsinnige Religionsführer wie der Papst gerne von kranken oder fehlgeleiteten Schafen.
Aber DemonstrantInnen und ZuschauerInnen feierten trotzdem ein fröhliches Fest, schaut selbst -

 

KunstsucherInnen unterwegs

23.06.2012

Nach dem CSD gings zum Willi Brandt Haus. Im Eingang war eine Disco aufgebaut. Als DJ war eine Transe engagiert. Die SPD verschenkte Luftballons. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Lang dauert es nie, bis die Luft raus ist. Ich halte es bei der SPD mit Ernst Busch: "sie schlagen Schaum, sie seifen ein, sie legen ihre Wähler wieder rein". Um ihr Image aufzubessern, haben sie eine Ausstellunghalle in ihre Parteizentrale integriert.

Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und schauten das Haus von innen an. Architektonisch ist das Gebäude teilweise ansprechend. Im Innenhof gibt es viel Schräges zu sehen. Hier wurde das Geld der SteuerzahlerInnen wenigstens hübsch verbaut.

Ganz ansehnlich ist auch das Denkmal für Willi Brandt. Die Skulptur wurde 95 / 96 von Rainer Fetting geschaffen. Sie weist den 'Genossen' den Weg hinaus aus der Parteizentrale. Dort angekommen könnten sie sich freiwillig entscheiden, mal für drei Monate von Hartz IV zu leben.

Die Innenräume sind im Gegensatz zum Rest sehr durchschnittlich  gestaltet. Positiv in den Ausstellungsräumen ist jedoch die gute Ausleuchtung. Wir sahen dort die Bilder der Preisträger des World Press Photo Award an. Der Besuch der Ausstellungen ist kostenlos.

 Laerke Posselt Portrait
Ein Personaldokument ist jedoch zwingend gefordert. In der Präsentation wurden in verschiedenen Kategorien die ersten drei Preisträger gezeigt.
Es waren tolle Arbeiten darunter. Manche, besonders die Sport- und Naturfotos waren mir zu stylish, hier wurde für meinen Geschmack zu viel nachträglich mit Software manipuliert. Kunst á la Jeff Koons in die Fotografie zu übertragen, ergibt auch nur Kitsch.
Mir stach das Foto der Gewinnerin in Bereich Portrait besonders  ins Auge.

Das ist absolut kein Versuch eines realistischen Abbildes der Wirklichkeit, künstlerisch wohl von Man Ray inspiriert.
Immer nach Fotoausstellungen ist meine Liebste ein wenig angestochen, es den Vorbildern gleich zu tun. So entstand die Aufnahme links.

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Die nächste Station war das offene Atelier von Kani Alavi. Der ist unter anderem als Mauermaler bekannt geworden. Ihr findet ein Werk von ihm an der East-Side-Gallery. Wir kauften nichts, aber schlürften Prosecco und knabberten Nüsschen auf Kosten des Künstlers.

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Ein bisschen Kunst ging noch rein. Wir besuchten die Vernissage von "When Violence becomes decadent" im Freien Museum Berlin. Dort stellten indische KünstlerInnen aus.
Auf dem Plakat ist eine Arbeit von Rajkamal Kahlon zu sehen. Zwei Sikhsoldaten stehen neben einem Offizier, wahrscheinlich schlugen die Beiden ihm den Kopf ab.
Wir sahen Kunst, die sich mit Gewalt, Ausbeutung und sozialer Verwerfung in Indien beschäftigt.

Leena Keyriwal
The Tram Ride, 2011
Dass Menschen auf der Strasse leben und an Hunger krepieren, während der Mittelstand sich in Vierteln verschanzt, die nur mit Einlaßkontrolle zu besuchen sind, verunsichert die KünstlerInnen.
Das augenfälligste Objekt der Ausstellung war ein Geflecht aus Stacheldraht. In diesem waren rote Kugelkerzen eingearbeitet.

Als Aktion wurden sie angezündet und brannten langsam ab. Diesen Vorgang haben wir für euch dokumentiert.

















Die Ausstellung ist noch bis zum 29.07.2012 zu bestaunen.Wir fanden das meiste spannend.
Im Freien Museum ist eine kleine Kneipe integriert und da das Wetter mitspielte, gammelten wir noch eine Weile auf dem Hof rum. Erst als der Rotwein ausging, fuhren wir voll Kunst Heim.

Paradies Neukölln

17.06.2012

Am zweiten Tag der 48 Stunden Neukölln schaffte ich es dann doch noch den Bezirk zu besuchen. Ich radelte mit der Liebsten zum Körnerpark. Dort spielte eine italienische Popgruppe. Die Band war so lala, doch im Sommer finden jeden Sonntag Veranstaltungen statt.

Da ist viel Gutes dabei, was sich zu hören lohnt.
Begeistert haben mich jedoch die Neuköllner Eingeborenen. Sie scherten sich einen Scheißdreck um die "Rasen Betreten Verboten" Schilder, die schwachsinnige Politiker im Körnerpark aufgestellt haben.

Auf dem Rückweg pausierten wir im Brauhaus Südstern und genossen das leckere selbst gebraute Bier. Das Essen war nur mittelmäßig, aber der Biergarten gegenüber der päpstlichen Nuntiatur ist trotz der wartenden Dealer ein wunderschöner Platz zum Abhängen.


Von der Nuntiatur klangen immer wieder Geräusche von ballspielenden Knaben herüber. Nur ein Böswilliger könnte denken, dass die Priester dort ihre persönlichen Jungen heranziehen.

Paradies Treptow

16.06.2012

Eigentlich wollte ich zum Kulturfest 48 Stunden Neukölln.

Doch um die Wahrheit zu sagen, verbrachte ich den ersten Tag der 48 Stunden wenige Meter von der Bezirksgrenze entfernt im Atelierhaus Mengerzeile. In seiner wechselvollen Geschichte war das Fabrikgebäude erst Klavierfabrik, dann folgte in der DDR der Musikverlag Amiga und nach dem Mauerfall mieteten sich Künstler ein. Einmal im Jahr öffnen sie ihre Ateliers und veranstalten ein Fest.
Marianne Wirries, eine der MieterInnen, hatte mich eingeladen.

Bevor ich jedoch durchs Haus streifte, besuchte ich die Ausstellung Alius Mundus von Heather Allen in einem Nebenhaus. Sie ist für bezaubernde kleine naturalistische Plastilinfiguren bekannt. Diesmal hat sie diese in Kartongebilde integriert.

Durch Löcher kann man diese in eingebauten Gängen lebenden Wesen beobachten. Dabei setzt die Künstlerin Spiegel und Linsen ein. Schaut man zum Beispiel zu zweit durch durch zwei nebeneinander geschnittene Gucklöcher, schaut man / frau auch in das Auge des Anderen.

Danach stromerten wir durch das ganze Haus. Viele Ateliers waren geöffnet und die KünstlerInnen standen zum Gespräch zur Verfügung. Wir genossen den angebotenen Wein und Knabbereien. Leider überzeugten mich die gezeigten Werke nicht so richtig.

Cameron Rudd
Nur Alius Mundus von Heather Allen stach heraus.
Die meisten anderen Werke waren zu sehr Durchschnitt. So was für die Kantine einer Versicherung.
Aber vielleicht bin ich durch die vielen Ausstellungsbesuche versaut. Dadurch sind meine Ansprüche wohl stark gestiegen.

Das Wetter war gut und so hingen wir noch eine Weile auf dem Hof ab und lauschten einer guten Jazzkapelle junger MusikerInnen.
Leider fehlte etwas das Publikum, so klatschten wir doppelt laut.
Der Tanzteufel in mir fieberte bei Wein und Sekt auf die Party.

Diese war für abends im Amiga Club im Haus angesagt. Ich tanzte, trank und schwitzte bei Soul und Rock. Manchmal konnte ich mit einer Partnerin bei Rumba und Walzer glänzen. Leider trank ich noch Wodka, danach am Bahnhof Steglitz gut angekommen zu sein, freute mich.

Tanz in den Sommer

09.06.2012
Wir machten uns natürlich chic für den Sommerball der Tanzschule Taktlos. Tanz im Garten, in zwei Sälen und leckeres Grillgut waren im Angebot. Außerdem sollte das Wetter mitspielen.

Bei der Garderobe begrüßte uns dann zuerst diese etwas lädierte Puppe.
Draußen war es am frühen Abend noch angenehm warm, so verbrachten wir erstmal ein paar Stunden im Garten. Hier wurde Musik unter dem Motto ChaCha & Co zu Gehör gebracht. Meine Liebste und ich hatten zu verschiedenen Zeiten bei Taktlos Kurse belegt. So konnten wir zumindest bei den Grundschritten ganz gut mithalten.
Leider musste I. bei Swing passen.

Uns fiel auf, dass die BesucherInnen um die Sechzig waren, junge TänzerInnen waren kaum anwesend. Statistiken berichten zwar über das Altern der Bevölkerung, in anderen Schulen ist das Durchschnittsalter aber deutlich niedriger.

Zwar ist das Taktlos die älteste "alternative" Tanzschule Berlins, doch der Nachwuchs fehlt. Schade, wenn Taktlos wegstirbt. Zwischendurch kam das Integrationsprojekt BIBer auf die Tanzfläche und erfreute uns mit einer spritzigen Showeinlage.

Weiter tanzten wir dann im Saal.
Hier merkte man vielen Paaren die langjährige Erfahrung bei Taktlos an. Das tanzttechnische Mithalten fiel uns schwer.
Wir tranken noch etwas vom leckeren Weißwein und kamen recht früh nach hause.
Es war halt eine 50+ Party.

Von kleinen und großen Männern

02.06.2012

Ich freue mich, dass du geboren bist ... !
Nachmittags war ich zur Feier des 1. Geburtstags des kleinen Mannes links eingeladen. Ich staunte nicht schlecht, der Enkel meiner Liebsten konnte mit ein wenig Hilfe sogar schon die Geschenke auspacken. Leider kann er noch wenig reden, das ist schade, denn so ist er etwas langweilig für mich. Ich finde, Kinder sollten mit vier Jahren und einem Mindestwortschatz auf die Welt kommen.
Ich blieb nicht allzu lange.

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Das Ballhaus Naunynstrasse, als sogenanntes postmigrantisches Theaterhaus, ist schon wegen seiner Lage im Herzen von Kreuzberg 36 ein Ort, der nicht nur von Kulturbürgern aus Berlin Südwest besucht wird. Als SteglitzerInnen gehören meine Liebste und ich ja zu dieser Minderheit.

Doch diesmal ging es in dem Stück, das wir sahen, nicht um "Probleme" von Emigranten in der BRD. Die Emigrantin war eine Deutsche, die als Geliebte eines russischen Mächtigen in einer Datscha sitzt und auf diesen wartet.

Ihr Status war Luxushure mit nur einem Kunden. Die Schauspielerin, die den Monolog sprach, hatte alle Voraussetzungen, um Putin zu gefallen. Ihr Körper war sportlich durchtrainiert und sie unterwürfig.

Bügelnd sorgte sie sich, wegen Kritik an seiner Regierungsführung aus Deutschland. Christine Smuda gelang es sowohl physisch als auch darstellerisch die Rolle sehr gut auszufüllen.

Uns gefiel sowohl das Stück von Marianna Salzmann als auch die Aufführung. Es zeigte in einer Parabel, wie die Russen sich benehmen müssen, um Putin zu gefallen.

In Anschluss tobte eine Party in der Kellerkantine des Ballhauses, Dabei spielte auch der Akkordeonist Daniel Kahn zum Tanz auf. Diesen kenne ich von Konzerten des Klezmer Bundes.