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Stimme aus Brasilien

13.10.2012

Entgegen den landläufigen Vorurteilen können FinnInnen auch spontan sein. Weil günstige Flüge angeboten wurden, landeten Mitglieder der Familie meiner Liebsten in Berlin. Sie kamen aus Koskenkorva, einem Ort, der einem finnischen Kornbrand den Namen gab. Vor diesem Getränk muss ich warnen, es ist mit einem Alkoholgehalt von bis zu 80 % im Handel und rumpelt ordentlich im Kopf. Als ich es in Finnland testete, ging danach ein Bügeleisen zu Bruch.

Meine erste Befürchtung, dass die BesucherInnen durch langjährigen Genuss des Getränks ihres Dorfes gezeichnet sind, bewahrheitete sich nicht.
Sie waren so zivilisiert, dass ich sogar mit ihnen ins Restaurant gehen konnte ohne aufzufallen. Man / frau trank Cola und Bier.

Noch nicht einmal füllten sie aus der Taschenflasche Wodka hinein. Ich war angenehm überrascht. Es bewahrheitete sich, dass Vorurteile blöd sind.
Später besuchten wir mit ihnen ein Konzert eines brasilianischen Songwriters im Heimathafen Neukölln. Marcelo Camelo sang in der Reihe "Novas Vozes do Brazil", begleitet von Thomas Rohrer an der Rabeca. Die Rebeca ist eine Art Geige, hauptsächlich in Portugal und Brasilien gespielt. Sie wird aber an die Brust, nicht an den Hals gedrückt.


Marcelo Camelo scheint aber keine so neue Stimme zu sein, wie der Name der Konzertreihe suggeriert. Zumindestens die reichlich anwesenden BrasilianerInnen sangen alle Texte komplett mit. Mir gefiel das ausverkaufte Konzert sehr gut.

Trauma auf der Couch

11.10.2012

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie im Literaturhaus Berlin war. Es ist ein kleines Juwel in einer Seitenstrasse von Langweiler Boulevard Kudamm.

Zuerst genoss ich sehr leckere Schokolade und Blaubeerkuchen im Café Wintergarten. Ein sehr angenehm ruhiger Ort. Im Sommer stehen auch Tische im hübschen Garten.

Auf Einladung des Debattierklubs Spreeathen e.V. stellte die Psychoanalytikerin Dr. Henningsen ihr Buch "Trauma - Psychoanalytische Perspektiven" in einem Versammlungsraum vor. Normalerweise käme mir es nicht in den Sinn eine solche Veranstaltung zu besuchen, aber da Freundin J. sich fürs Thema interessiert, war ich dort mit ihr verabredet. Leider kam sie zu spät und da es sehr voll wurde, konnte ich den für sie reservierten Platz nicht freihalten. So hörte ich die Fallbeschreibungen allein.

Zum Glück verstand ich genügend vom Thema, um nicht weg rennen zu müssen.
Wichtig fand ich den Einwand von Fr. Henningsen gegen die Bescheide von Amtsärzten, die ständig traumatisierte Flüchtlinge zur Ausweisung freigeben, ohne die Befähigung zu besitzen, Traumatisierung zu erkennen.
Aber eigentlich kein Wunder, denn die deutsche Flüchtlingspolitik sieht eh ihre Hauptaufgabe darin Geflohene abzuschieben und abzuschrecken.

F 63.9 = Liebe

06.10.2012

Da hat doch die WHO (Weltgesundorganisation) wirklich die Liebe unter der Kennziffer F 63.9 als Störung der Impulskontrolle eingestuft. (ICD 10 F 63.9). Ob sie nun eine Art Sucht oder Krankheit oder Beides ist, kann diskutiert werden.
Das Tanzstück des Temporären Theaters versuchte diese Störung in den Uferhallen in poetische Bilder umzusetzen.


Passend zum Thema (heterosexuell betrachtet) standen ein Mann und eine Frau auf der Plattform. Langsam näherten sie sich tänzerisch an, um sich dann zu zerstreiten. Ein wenig wie im Leben. Die gestische Umsetzung war sowohl sensibel als auch kraftvoll.

R., die Liebste und ich betrachteten danach das Tanzstück zufrieden. Im Restaurant Uferlos lies es sich bei Wein und Bier gut schwatzten.

Volksmusik, muss das sein?

04.10.2012

Mehr um Freundin M. zu treffen besuchte ich ein Konzert im Rickenbacker. Profolk Berlin, Landesverband für Lied, Folk und Weltmusik e.V. präsentierte einige Mitglieder. Der Eintritt von 12 Euro hatte wohl was damit zu tun, dass der Laden nur halb voll war.
Von den Auftretenden kannte ich den Liedermacher und Gitarristen Mario Hené und die musikalisch im Country anzusiedelnden Jamestown Ferry bereits. Beide sind nicht schlecht, aber nicht mitreißend.


In dieser Beziehung fand ich Maria Reiser am überzeugendsten. Die wilde Mischung von bayrischem Blosn mit Reggaerhythmus und das mit bajuwarischem Dialekt ging richtig gut ab. Das fesche Madl tritt mit ihrer Band ab und zu auch in Berlin auf und ist trotz erster CD Veröffentlichung wohl noch ein Geheimtipp.

Frau Else verkauft sich

03.10.2012

Wenn Arthur Schnitzler schrieb, war der Inhalt meist nicht sehr lustig. Sein Roman "Fräulein Else" schildert das Schicksal einer Tochter aus reichem Hause, die sich prostituieren muss, um ihren Vater vor dem Bankrott zu retten. Danach begeht sie Selbstmord.
Im Jahr 1924, als der Roman entstand, gab es in Wien sicher einige zehntausend Frauen, die gezwungen waren sich zu verkaufen. In den Armenvierteln hatte eine Frau ohne Ernährer oft gar keine andere Wahl, wenn sie sich und ihre Kinder durchbringen wollte.
Trotz der Ansiedlung im Milieu der Reichen geht die Geschichte von Else ans Herz.

Dem Regisseur Paul Czinner gelang es daraus 1928 einen Stummfilm mit den gleichen Titel Fräulein Else zu drehen. Elisabeth Bergner spielte sie.
G. und ich sahen ihn in einer Reihe Stummfilm mit Piano im Froschkönig in Neukölln. Es war sehr voll und verraucht, aber eindrucksvoll war wie der Pianist Martin Betz die Handlung intonierte. Ludwig Lugmeier von Laufende Bilder e.V. führte sachkundig in den Film ein.

Nix Abstraktes

30.09.2012

Den Künstlern des Vereins  Künstlersonderbund in Deutschland 1990 e. V. ist gemeinsam, dass sie gegenständlich / figürlich arbeiten. Sie luden zu ihrer Jahres Verkaufsausstellung in die Uferhallen im Wedding. Das verbindende Motto war "Nacht".

Die riesige Halle auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots bot einen würdigen Rahmen für die Schau. In anderen Gebäuden sind die verschiedensten Firmen und Initiativen untergebracht. Sie sind so bunt gemischt wie ihre Briefkästen.

Tremezza von Brentano, Panorama
mit grünem Himmel, 2005
Die Qualität der ausgestellten Werke in der Halle war sehr unterschiedlich.
Manches, wie das grottenschlechte Gemalte links, taugt wohl gerade noch als Vorlage für ein Clodeckelbild im Baumarkt. Ein solches Bild schenkt man / frau nur an Personen, die einem wirklich verhasst sind. Die Malerin ist seit den siebziger Jahren aktiv, ohne sich weiter zu entwickeln.

Nänzi, wenn es Nacht wird, 2012
Dass gegenständlich / figürliches Gestalten nicht automatisch Kitsch bedeuten muss, zeigt die Skulptur rechts. Die Künstlerin war mir noch von der Vorjahresausstellung im Gedächtnis geblieben.
Beeindruckend ausdrucksvoll fanden wir auch die beiden aus Terracotta hergestellten Skulpturen unten.


Ludmilla Seefried - Matejkova, Lolita, 2010,
Eberhard Linke, Mann in Narkose, 1974

Dennis Molchan, Curry 36, 2008
Auf der anderen Seite wurde auch viel Langweiliges gezeigt. Links war wohl ein sogenannter Sonntagsmaler mit dem Pinsel aktiv. Zwar ist die bekannteste Würstchenbude Berlins weltberühmt, aber mit Ruhm hat sich der Pinselschwinger nicht bekleckert, eher mit Tomatenketchup.

Um den schlechten Geschmack auszulüften, spazierten wir an der Panke entlang zum Hauptbahnhof. Ein Graffiti neben dem Uferweg entschädigte uns für einigen Kitsch, den wir sehen mussten. Manche Schmierer können es besser als einige vom Künstlersonderbund.

Israel, nein Danke!

29.08.2012

Die Idee der UNO, die Juden in das Mandatsgebiet Palästina abzuschieben, ist nicht erfolgreich gewesen. Dort wohnten und wohnen Menschen, die sich offensichtlich nicht einfach vertreiben lassen. Um diese durch Gewalt gefügig zu machen, wurde ein riesiger Unterdrückungsapparat installiert. Es ist zwar gut, dass Israel eine Demokratie ist, doch es ist auch Besatzungsmacht.

Die SoldatInnen, die in den besetzten Gebieten gegen Palästinenser vorgehen, können ihre Gräueltaten nicht gut verdauen. Doch diese sind ein Tabu in der israelischen Gesellschaft. Dagegen haben sich SoldatInnen in der Gruppe Break the Silence zusammengetan.

Sie reden über ihre Erfahrungen, halten Vorträge und zeigen Fotos und Videos der Einsätze. Zwar werden sie von der Regierung verhöhnt und als Nestbeschmutzer beschimpft, doch der innere Zusammenhalt Israels zerbricht durch die Besatzung.
 
Eine Ausstellung im Willi Brandt Haus dokumentierte dies.
Im Video redet ein Soldat über die Verbrechen seiner Einheit.



Auch das südafrikanische Apartheitsregime zerbrach in erster Linie am Unwillen der Weißen weiter Krieg gegen die Schwarzen zu führen.
Deshalb wird auch Israel nicht ewig existieren. Dass eine Zweistaatenlösung nicht funktionieren kann, ist klar.
Wenn Israelis auf Dauer in ihrer Heimat bleiben wollen, wird ein multiethnischer Staat entstehen müssen und die von den Israelis Vertriebenen werden entweder entschädigt oder erhalten ihren Besitz zurück.
Eine Form von Versöhnung, ähnlich wie in Südafrika, kann dann vielleicht die Grundlage einer gemeinsamen Zukunft schaffen.

Sonst können wir Deutschen anfangen ein Wohnungsbauprogramm für die Flüchtlinge aus Israel aufzulegen, nach dem, was wir den Juden angetan haben, dürfte wohl eine Unterbringung in Asylbewerberlagern peinlich sein.
Es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn wir Deutschen, die versucht haben die Juden auszurotten, diese massenweise als Flüchtlinge aufnehmen müssten. Recht täte es uns schon.
Schon jetzt verlassen immer mehr junge Israelis ihr Land und kommen unter anderem nach Deutschland, auch weil sie den Rassismus in ihrer Heimat nicht ertragen können. Auch viele BürgerInnen der ehem. Sowjetunion mit jüdischen Vorfahren bleiben lieber in Europa, als dass sie ins "gelobte Land" weiterziehen. Der Exodus hat schon begonnen.

Obsessionen im Museum und Theater

25.09.2012

Nachmittags war ich mit J. im Jüdischen Museum verabredet. Wir interessierten uns für die Sonderausstellung der Werke von R.B. Kitaj unter dem Motto Obsessionen. Wovon der 2007 gestorbene Maler besessen gewesen sein soll, erschloss sich mir durch das Ansehen seiner Bilder nicht. Vielleicht war er ein wenig zu erfolgsgeil. Nach dem Kritiker eine seiner Ausstellungen 1994 in London nicht gut besprochen hatten, vermutete er ein Komplott.

Ich fand viel des Gezeigten ziemlich ansprechend, was mir aber auffiel, sein Malstil war recht unstet. Mal orientierte er sich an der Popart, mal malte er stark gegenständlich. Nur Abstraktion lehnte er stets ab.

Er wurde als Sohn osteuropäischer Emigranten in den USA geboren. Nach dem er in der Nachkriegszeit mehrere Jahre zur See gefahren war, begann er Malerei zu studieren.
In Wien, New York und London besuchte er Kunsthochschulen und arbeitete danach in London als Zeichenlehrer..
Da er sich der vorherrschenden Kunstrichtung verweigerte, wurde er erst spät in den USA bekannt.
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Am Abend besuchten wir dann das Ballhaus Naunynstrasse.
Eine meiner liebsten neuen Theaterautorinnen, Marianne Salzmann, hat das Stück BEG YOUR PARDON (Ich bitte um Verzeihung) geschrieben. Hakan Savas Mican dramatisierte es.

Zum Besuch motiviert wurden wir auch durch das Foto der Dame mit dem angezündeten Molotowcoctail in der Hand. Wir wollten wissen wohin sie ihn wirft.

Zur Story:
Eine Journalistin kann ihre sie einengende Situation mit Mann und Kind und den vorherrschenden Sozialdarwinismus in ihrer Heimat Dänemark nicht mehr ertragen. Sie lässt alles hinter sich und zieht in ein Traumland. Dort lebt sie in einer Kommune mit Menschen, die wie sie die Freiheit suchen. Aber auch dort bleibt sie sie selbst und ihre Träume werden nicht wahr. Zurück in der Heimat muss sie feststellen, dass ihr Platz als Mutter und Partnerin besetzt ist. Sich dafür zu entschuldigen, dass sie verschwand, hilft ihr nicht mehr.

Die Geschichte war mir zu moralinsäuerlich gestrickt und ein wenig nach dem Sinnspruch: "Bleibe im Lande und wehre dich redlich" gebaut.
Außerdem trugen die SchauspielerInnen die Dramatisierung nicht. Sie sprachen ihre Texte aber spielten sie kaum.
Ob das an der Textvorlage oder an der Regiearbeit von Hakan Savas Mican lag, konnte ich nicht ergründen.
Ansprechend fand ich jedoch die geschickt platzierten Videoeinblendungen.

Kritiken der Anderen: Nachtkritik, Deutschlandfunk

Kunst in Friedenau erradelt

23.09.2012

Nach dem Frühstück fuhren wir auf der Südwestpassage durch Friedenau. Fast sechzig Kulturinstitutionen im Kiez hatten geöffnet und zeigten Kunst und Klimbim. Einiges haben wir für euch dokumentiert.

kunstkammer friedenau
Handjerystraße 94
Hier wurden Skulpturen und Malerei von Mary Dunn vorgestellt.
Das Gemalte war trivial, aber die aus unterschiedlichen Materialien hergestellten Skulpturen waren schön.

Mir gefiel eine Handtasche in Porzellan, die Liebste war von einer überdimensionalen Aktentasche aus Holz begeistert.
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Brutto Gusto
Stubenrauchstraße 27
Bei dem Namen erwartete ich keinen guten Geschmack, eher Trash. Doch nicht mal der war spannend. Schade!
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Atelier Alles Mögliche
Odenwalder Straße 21
Hier zeigte Eric Pawlitzky Fotos einer Bahnreise an der Ostgrenze der EU entlang.
Weshalb die Liebste Morbides liebt, erschließt sich mir nicht. Sie war in ihrem Element und glücklich, als sie Motive entdeckte, die sie selbst abgelichtet hatte. 
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Atelier Susanne Wehr
Fröaufstrasse 7
Dort sahen wir PhotoCutouts und Schwarzweiß Fotografien. Cutouts bestehen aus in Streifen geschnittenen Fotos. Sie werden so drapiert, dass sie fast wie Blumen wirken.
Frau Wehr sammelt auch private Fotos und stellt sie im Internet unter ihrer WEB- Adresse aus.
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Helmut Koppenhagen, Modern Art Gallery
Odenwaldstrsse 12
Die Galerie fällt durch eine Holzfigur in Vorgarten auf. Von den vier gezeigten KünstlerInnen fielen uns lediglich die Skulpturen von Sara Berti  angenehm auf. Sie war auch schon auf der Biennale in Venedig im italienischen Pavillon vertreten..
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Atelier Sabine Wild
Eschenstrasse 4
Hier wurden großformatige Fotoprints gezeigt. Diese waren stark farbig verfremdet.
Die Drucke waren mir zu dekorativ, glatt und langweilig und mit Preisen ab 1000 Euro auch noch überteuert.
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Atelier für Malerei Karl-Bernd Beierlein und Ute Safrin
Varzinerstrasse 5
Er malt hauptsächlichWolken und Landschaften.
Sie gestaltet spannende figürliche Plastiken aus Ton.


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Dieter Barz Lichtdesign
Hedwigstraße 14
Der Besuch war eher privat. Der Lichtdesigner präsentierte seine Arbeiten in seiner Wohnung. Selbst war er nicht anwesend, aber sein Sohn vertrat ihn. Seine Leuchtkörper sind sehr ansprechend.
LED´s nutzt er als Lichtquellen.
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Heike Roesner ROESNEREI
Varziner Straße 5
Hier wurden aus Papier, Leim und Draht gefertigte bunte Figuren gezeigt. Sie erzählen märchenhafte Geschichten.
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unser - Kaufladen für Dinge und Anlässe
Stubenrauchstr. 46
Ein kleiner netter Laden für alles Mögliche und Unmögliche zwischen Kunst und Schnickschnack. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt einen Blick hinein wagen.
Zur Feier der Südwestpassage hatten die BesitzerInneneinem dem Baum und einem Moped vor der Tür was Wolliges gestrickt.
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Im nächsten Jahr will ich früher aufstehen, um noch mehr Kunstorte zu sehen.

Armes Huhn im Wienerwald

 23.09.2012

Zwei Freundinnen, A. und ich sahen die "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horvath im Berliner Ensemble.
Ein bitterböses Familiendrama aus dem Zeitraum nach der Weltwirtschaftskrise und vor dem heraufziehenden deutschen Faschismus.

Zur Geschichte:
Ein jugendlicher Gockel namens Alfred  ist mit der vermögenden reiferen Henne Valerie liiert. Als diese entdeckt, dass er sie um Wettgewinne betrügt, sucht er sich ein junges Huhn, um sich an ihr zu rächen. Die Legehenne Marianne verlässt wegen ihm ihren ungeliebten, aber vermögenden Verlobten (der ist Fleischer) und schenkt Alfred ein Kind. Doch ihr Galhahn verlässt sie bald, das Pflichtprogramm war ihm wohl zu anstrengend.

Um zu überleben, zieht sie jeden Abend ihr Federkleid aus und tanzt nackt vor geilen alten Gockeln. Als sie sich weigert sich mehr zu prostituieren, zeigt ein enttäuschter Freier sie wegen nicht vollzogenem Beischlafdiebstahl an.

Deshalb muss sie einige Zeit in einer Mastanlage der Firma Wiesenhof zubringen. Derweil sorgt Oma Henne, bei der ihr Küken untergebracht ist, dafür, dass dieser uneheliche, unchristlich gezeugte Balg an einer Lungenentzündung eingeht.

Aus dem Hühnerknast entlassen erfährt Marianne vom Tod ihres Kindes und bricht zusammen. Doch ihr ehemaliger Verlobter fängt sie auf und bald ist der Ehevertrag perfekt.
Ente gut - alles gut oder nicht?
Zum Schluss spielt die mörderische Oma ungerührt auf ihrer Zither „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauß.


Ich fand die geballte Packung Elend recht gut angerichtet, doch eine Aktualisierung hätte ihr sicher gut getan. Doch die exzellenten SchauspielerInnen erreichten, dass die Aufführung der angestaubten Geschichte sehr sehenswert wurde.
Ödön von Horvath erweist sich mit seinem 1931 uraufgeführten Stück als drastisch beschreibender Autor, bei dem die Figuren im Laufe der Handlung immer mehr im ausweglosen Schicksal versinken. Erinnerungen an "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin kamen bei mir dabei hoch. Auch der wurde damals dafür kritisiert, dass seine Figuren sich nicht wehren, mir wäre dies auch angenehmer. Leider fehlt vielen der Mut dazu.
Trotzdem vertrieben die Deutschen die beiden Schriftsteller, nachdem sie 1932 ihren Führer gewählt hatte.

Kritiken der Anderen: Kulturradio, Tagesspiegel,

Im Anschluss war zum jährlichen  Sektempfang der Theatergemeinde Berlin geladen. Zum Glück war der BE Intendant Klaus Peymann verhindert und redete nicht. So wurde der Wein nicht sauer und die Häppchen verschimmelten nicht.
Ein schöner Abendausklang.