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Karneval ganz entspannt

19.05.2013

 © Irmeli Rother
Wie ein Bumerang zieht es mich immer wieder zum Karneval der Kulturen. Da ich wenig Lust habe mich in der Masse zu quetschen, komme ich gegen 11.30 Uhr zum Hermannplatz und schaue mir die sich auf ihren Auftritt vorbereitenden Gruppen an.
I. begleitete mich und fotografierte reichlich.

Schön war zu sehen, dass immer mehr Babys und Kleinkinder mit Gehörschutz unterwegs waren. Das bisschen Geld sollten Eltern ihre Kinder wert sein.
Nachdem wir die eine Seite des Aufstellungbereichs abgegrast hatten, trennten wir uns zeitweilig.


Ich genoss Kaffee und I. knipste weiter. Im Gartencafé der Heilig-Kreuz Kirche trafen wir uns wieder. Von dort zogen wir zusammen über das Fest am Blücherplatz.
Auf der Afrikabühne spielte Fuasi Abdul-Kahliq mit seinem Fuasi 6Tet auf. Der Saxophonist tritt jeden Mittwoch im Jazzclub Badenscher Hof auf und ist einer der wichtigsten Musiker der Berliner Jazzszene.

© Irmeli Rother
© Irmeli Rother

Er ist der coole Herr mit der Sonnenbrille. Den Trompeter kannte ich, doch konnte ich ihm keinen Namen zuordnen. Kann jemand helfen? Der Schlagzeuger ist Eric Vaughn, bekannt von Naked Jazz. Der etwas verschnarcht drein schauende, aber toll improvisierende Gitarrist, ist Loomis Greene, den ich als musikalischen Begleiter der Sängerin Ulrike Haller kenne. Auf den Fotos nicht zu sehen sind Kelvin Sholar am Keyboard und Daryl Taylor am Bass.

Auf den Weg zum Dodo, einer kleinen Bar in der Großbeerenstraße, sahen wir einen tollen Mann. Bei dieser unauffälligen Brustbehaarung und diesem gewinnenden Lächeln dürfte er nicht alleine nach Hause gegangen sein.
Manchmal finde ich es schade Hetero zu sein.
Vor der Kneipe waren Biergarnituren aufgestellt und wir fanden sogar einen guten Platz. Eine Skiffle Band schrammelte vor sich hin und verbreitete gute Stimmung.

Sie trug dem programmatischem Namen "Searching the Roots".
Ein paar Jahre vor dem Durchbruch der Beatmusik hatte dieser Musikstil weltweit den großen Erfolg.
Banjo, Waschbrett und Teekistenbass waren damals der Standart. Das Waschbrett wird für Perkussion genutzt.

Zumindest die letzten beiden Instrumente sind recht preisgünstig zu erwerben. Deshalb nutzte unsere Schulband Anno 1967 wohl auch diese Ausstattung, um zum Tanz aufzuspielen. Heute hört man / frau recht selten Skiffle.
Doch ganz tot ist er nicht, z.B. richten die FinnInnen jährlich in Hankasalmi das Kihveli Soikoon! aus. Weitere Festivals gibt es in Hamburg und Kiekeberg.
Passend zur Nachkriegszeit tauchte dann auch noch eine Doppelgängerin von Marilyn Monroe auf.

Nach ein paar Bier zog es uns zum Eisladen Marille & Vanille in die Hagelberger Straße. Dort sollte die Band Rupert´s Kitchen Orchestra aufspielen. Zuerst stillten wir jedoch unseren Hunger an einem Imbissstand mit Gözleme einer berühmten und sehr geschmackvollen anatolischen Teigspezialität.

Der sehr dünne Teig wird mit Spinat und Schafskäse oder Hackfleisch gefüllt und auf einer flachen Scheibe gebacken.
Gut gesättigt lauschten wir dem satten, funkigen Sound der Band und bald begannen wir dazu zu tanzen.
Ich empfehle euch das Orchester.


Schön war es zu sehen, dass die Gruppe generationsübergreifend Fans beeindrucken konnte. Das Mädchen stand während des Auftritts an der Bühne und hörte mit offenem Mund zu.

Der große Irrtum

18.05.2013

GASTKOMMENTAR von Markus Rother

© Warner Brothers
Die fünfte Romanverfilmung von "The Great Gatsby" widmet sich, wie fast alles aus Hollywood, dem American Dream. Der Erzähler, gespielt von Tobey Maguire, schildert seine Beziehung zu dem mysteriösen, stinkreichen Herrn Gatsby. Nach einiger Zeit inkarniert sich dieser dann in dem nicht ganz so reichen Leonardo DiCaprio.

© Warner Brothers
Der lächelt smart und souverän. Was der Typ aber eigentlich will, bleibt zunächst unklar, Kohle hat er ja schon. Nun ja, natürlich das, was mit Geld nicht zu kaufen ist: Love.
Doch viel Unterhaltung kann Mann sich leisten.

© Warner Brothers
Wer bei "The Great Gatsby" einen 20er Jahre Film erwartet, wird bitter enttäuscht. Es wird gar nicht erst versucht, ein authentisches Bild der Goldenen 20er New Yorks nach zu zeichnen – bis auf die Autos, Kleidung und Telefone.

© Warner Brothers
Retro wird der Film dadurch noch lange nicht. Auch nicht durch die schönen, aufwändigen Kostüme. Das Szenario ist eine knallbunte, laute Symbiose aus Jetzt und Früher, der etwas hysterisches anhaftet. Exemplarisch dafür ist die gigantische Party, die Gatsby veranstaltet.

© Warner Brothers
Statt Swing werden Hip-Hop und Disco-irgendwas aufgelegt. Die Veranstaltung erinnert dabei eher an einen Promiclub auf Ibiza, als an goldene 20er Jahre. Da gibt es dann professionelle schwarze Tänzerinnen, die wie im Fernsehen mit dem Arsch wackeln.

© Warner Brothers
Der an anderer Stelle getanzte Charleston wirkt dagegen verlegen, unprofessionell und leidenschaftslos (kein Vergleich zu den hervorragenden Tanzinszenierungen in "The Artist"). Nein – der Gatsby von Baz Luhrmann ist eher ein Bekenntnis zur ordinären Partykultur als eine Kritik daran. Feiern um jeden Preis. Dabeisein ist alles.
Auf der Website des Films  heißt es beiläufig, der Film "spiegle unsere heutige Zeit und ihre Konflikte". Das stimmt insofern, dass der Film den Konsumwahnsinn zelebriert.

© Warner Brothers
Dem Anspruch der Kritik daran zu leisten wird der Film jedenfalls nicht gerecht. Diese aus dem Film herauszulesen, ist wie die Bild als Abbild der Gesellschaft zu interpretieren. Genausowenig ist der Film in dieser Weise selbstreflexiv.

© Warner Brothers
Dafür ist er nicht intelligent genug. Es bleibt ein Hollywoodfilm für die Massen. Nur so sind überhaupt die immensen Produktionskosten wieder einzuspielen.
Verschwendung, Genußsucht und Rücksichtslosigkeit werden abgefeiert.

© Warner Brothers
Dazu gehört auch das Bedienen heutiger Rassenklischees durch schwarze Tänzerinnen – diese Gemeinsamkeiten halte ich für unbeabsichtigt! Dafür sind die Bilder zu suggestiv. Sie sollen cool sein. Die umso tragischere Botschaft lautet also: "So geil könnte auch Deine Party sein.

Du brauchst nur mehr Lametta und Champagner." Welchen man kaufen soll, steht auf der Webseite des Films. Dort sind einige namhafte Sponsoren gelistet.

In der Schlüsselszene gibt der Freund der weinenden Hauptrolle Feuer, diese Szene bleibt leider ebenso flach wie der Rest, obwohl die Story viel Potential hat. Der Höhepunkt ist einfach zu schlecht vorbereitet. Vor lauter Party hat der Zuschauer die weibliche Hauptrolle nämlich kaum kennengelernt. Der Ausgang des Dramas bleibt deshalb willkürlich. Ist das auch ein Zeugnis unserer Zeit? Nämlich dass das Ergebnis gar nicht so wichtig ist? Vielleicht. Immerhin wurde gefeiert.

Nicht genug damit, dass die gepriesene Güte des Herrn Gatsby rein materiell bleibt, und wenig hinterfragt wird. Selbst nach dem Kollaps sendet der Film vor allem die Botschaft, dass unserem Träumer ein Unrecht widerfahren ist, und nicht etwa, dass er zu viel ans Geld gedacht hatte.



Wer das Buch (wie ich selbst) nicht gelesen hat, betrachte den Film als einen Trailer zum Buch. Das ist das Beste, was man diesem Hollywoodprodukt abgewinnen kann, denn tatsächlich macht der Film Lust auf die ganze Geschichte. Kritik am Materiellen ist von einem Film, der 125 Millionen Dollar gekostet hat und wieder einspielen will, jedenfalls nicht zu erwarten. Deshalb: Thema verfehlt.

Das Buch von F. Scott Fitzgerald "Der große Gatsby" gibt es im Antiquariat oft für 1 €.

Kritiken der Anderen: Stern, Spiegel, Zeit, Stuttgarter Zeitung, FAZ

Vier kurze FinnInnen

14.05.2013

Wir, die Liebste und ich, schauten im finnischen Kulturinstitut vier Kurzfilme. Mit uns hatten viele den Weg dorthin gefunden.
Der Eintritt war frei und es gab dazu Wein und Saft umsonst.
Die Serie wird fortgesetzt.

1. Kyrkogärdsö - Joakim Chardonnens 14 Minuten 2012
Die Dokumentation eines Schultags zweier Kinder von den Aland Inseln. Diese werden u.a. mit einem Eisbrecher zur Schule gebracht.
- Dieser Film war nur langweilig und ich habe keine Idee, weshalb er gezeigt wurde.

2. The Date - Jenni Toivoniemi 8 Minuten 2012
Eine Geschichte um einen pickeligen Pubertierenden, der Besuch von einer Züchterin und der Tochter bekommt. Während sie Kaffee trinken haben sein prämierter Kater und die gebrachte Katze lauthals Sex. Für die jungen Leute eine peinliche Situation. Die Züchterin macht die Sache mit ihren zotigen Kommentaren auch nicht besser.
- Eine witzige Geschichte

3. Queen of Splinters - Anna-Sofia Nyland 15 Minuten 2011
Eine Puppe spielt und erzählt die Geschichte einer Frau, vom Missbrauch als Kind bis zur Prostitution und zum Saufen. Durch dem Mund einer Puppe ist die Geschichte leichter zu ertragen, doch sie erreichte mich trotzdem. Die animierte geniale Stoffpuppe stammt von Pauliina Turakka Purhonen.
- ein kluger und anrührender Film

4. Animal Day - Tommi Seitajoki 22 Minuten 2011
Eine junge Frau mit starkem Hautausschlag nutzt den 'Tag der Tiermasken', um sich dem von ihr begehrten Mann als Katze verkleidet in einer Disko zu nähern. Vor dem Demaskieren flüchtet sie nach Hause, der Mann findet jedoch ihre Wohnung und klingelt an ihrer Tür. Was danach geschieht, verrate ich euch nicht.
- ein ans Herz gehender, bezaubernder Film


Animal Day (Trailer) from Tommi Seitajoki on Vimeo.

Vorher und in der Pause beschauten wir die Arbeiten der Skulptur, heute! Zeitgenössische Bildhauerei aus Finnland. Einige Werke waren sehr ansehnlich.


Empty Stomach, Andy Best

Schneefohlen, Jenni Tieaho 

Affe, Tuija Teiska

Anatomische Schuhe,  Anne Meskanen - Barman

Vibrationen

13.05.2013

Die montäglichen Jazzkonzerte in der Kleinen Bar am Südwestkorso bieten immer wieder positive Überraschungen. Diesmal war es ein italienischer Vibraphon Spieler, der mit Unterstützung eines Gitarristen und eines Saxophonisten, die ZuschauerInnen verzauberte. Giovanni Perin beherrscht das Instrument virtuos.
Er ist einer der vielen AusländerInnen, die als musikalische ArbeitsemigrantInnen die Berliner Kulturszene bereichern. Wer möchte, sollte das wöchentliche Newsletter der Bar bestellen, der Besuch lohnt fast immer.

Von Bunker in die Hölle

12.05.2013

Wenn die Wettergöttinen Schauer voraussagen, bevorzugen die Liebste und ich uns indoor erschauern zu lassen. Wir hatten eine Führung durch den Mutter - Kind Bunker an der Fichtestraße ausgewählt. Der Verein Berliner Unterwelten organisiert regelmäßig Rundgänge durch das Bauwerk.

Dieser Bunker ist außergewöhnlich, weil er eigentlich nur für Mütter mit Kindern gedacht war. Diese Mütter unterstützten die Raubzüge ihrer Männer an der Heimatfront. Dafür sollten sie nachts ruhig schlafen, um am Tag arbeiten zu können. Die Mörder benötigten Nachschub an Waffen und Nahrung. Neben den ZwangsarbeiterInnen produzierten die Frauen Waren für den Krieg. Großmaulig wie die Nazis sind, versprachen sie damals Bunkerplätze für alle arischen BewohnerInnen der Hauptstadt.

Offensichtlich erfüllten sie diese Versprechung nicht, so dass kurz vor der Eroberung Berlins durch die Sowjetarmee 30.000 im Bunker eher standen als saßen. Mitleid ist aber nicht nötig, die Deutschen hatten sich jede Bombe selbst verdient.

Wer stolz auf die Bombenangriffe auf Guernica, Rotterdam und London war, durfte sich nicht beschweren, wenn die Angegriffenen zurück schlugen.

Um die Jahrhundertwende, im zweiten deutschen Reich, war das Gebäude als einer von vier Gasspeichern entstanden. Mit dem Gas wurden damals überwiegend die Straßen Beleuchtung gewährleistet. Das Gas wurde nur in der Nacht benötig und so entstanden im gesamten Stadtgebiet Speicher. Nach dem ersten von den Deutschen angezettelten Weltkrieg gewann die Versorgung der Haushalte mit Gas eine immer größere Bedeutung. Es wurde jetzt 24 Stunden verbraucht.

Die Zwischenlagerung wurde nicht mehr benötigt. Fast alle Gasspeicher wurden stillgelegt. 1940 wurde der Speicher an der Fichtestraße zum Bunker umgebaut.
Nach verlorenem Krieg wurde er Flüchtlingslager, Obdachlosenunterkunft und zum Schluss Lager der Senatsreserve.

Wen und mit wieviel der Besitzer, die Projektentwicklung speicherWerk Wohnbau GmbH, das Objekt kaufte und den Denkmalschutz dabei vernachlässigen konnte, ist ungeklärt. Sie haben auf dem Gelände Luxuswohnungen errichtet und diese mit hohen Zäunen gesichert.
Bei dem Ganzen hat der grüne Bezirksbürgermeister Schulz (er ist auch für den Abriss an der East Side Gallery verantwortlich)  mal wieder seine Finger im Spiel. Über die Hintergründe der Schweinerei berichtet die Initiative Fichtebunker im Netz.

Da unser liebster Italiener Enzo am Chamissoplatz am Sonntag verschlossen ist, besuchten wir das von der katholischen Kirche in der Yorkstraße betriebene Restaurant Kreuzberger Himmel. Dass beim anhaltenden Mitgliederschwund neue Einnahmequellen erschlossen werden, ist legitim. Die Preise und die Qualität  von Speisen und Getränken waren gut. Leider vergaß ich nachzufragen, ob die Angestellten entlohnt werden oder ob ein Segen zum Feierabend ausreichen muss. Dass Fürze von Nonnen zum Nachtisch verkauft werden, weist ja in diese Richtung oder kann man / frau sich vorstellen, dass den Nonnen pro Furz ein Anteil von vierzig Cent bezahlt wird.

Nach zwei Vorsuppen, meine schmeckte etwas langweilig, aß die Liebste Blutwurst und ich Tafelspitz. Beide Gerichte schmeckten lecker und die Nonnenfürzchen als Nachtisch waren ein Gedicht.

© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
© Irmeli Rother

Auf dem Weg zum Klo wurde ich dann mit meinem Unglauben konfrontiert. Im Flur fand ich ein Glaubenstraktat mit dem Titel: Ich habe den Glauben verloren.... Da fühlte ich mich angesprochen, denn als Kind glaubte ich noch an den Weihnachtsmann und andere Märchen.
Im Text fand ich dann einen Satz wie: Glaube bedeutet Gott zu vertrauen. Doch wie soll ich Jemand vertrauen, der nichts dafür tut, dass man ihn erkennen kann. Abgesehen davon, dass seine Stellvertreter auf Erden selten eine gute Figur machen. Da hilft es auch nicht mir mit der Hölle zu drohen.


Etwas dreist fand ich jedoch die Missionsarbeit auf den Klo. Im Urinarium schaute mich ein Jesus am Kreuz als Zielhilfe an.
In anderen Klos sah ich schon mal Fußbälle, Marienkäfer oder Fadenkreuze, die helfen sollten, dass Mann, besonders wenn er besoffen ist, besser trifft.
Doch diese Selbstironie hätte ich der Katholischen Kirche nicht zugetraut. Ist das der frische Wind, den der neue Papst erzeugt? Lautet das neue Motto:
"Mit Jesus ins Ziel"?

Schön aber doof

08.05.2013

Meine Liebste bereitete mir ein schönes Geschenk.

Lorenzo Costa, Argo
Sie lud mich in die Komische Oper zur favola musica Orpheus von Claudio Monteverdi. 1607 uraufgeführt, gilt das musikalische Fabel genannte Singspiel als erste Oper der Geschichte. Von Anfang an als Unterhaltungsstück konzipiert, ist es musikalisch eine Mixtur aus damals populären, zum Teil sakralen Themen. Die Machart erinnert an heutige Musicals.

Monteverdi wählte eine schon damals bekannte Geschichte, so dass diese auch verständlich ist, auch wenn der Sprechgesang nicht ganz rüber kommt.

Nach der Fabel war Orpheus ein Mitglied der Argonauten. Diese griechische Piraten Bande machte mit dem Schiff Argo die den Griechen bekannten Meere unsicher.
Während ihrer Odyssee betäubte er Feinde mit seinem Gesang und mit dem Klang seiner Lyra.
Diese wird wie ein Harfe gezupft.

Am Anfang der Aufführung betrachtete sich der heimgekehrte "Held" Orpheus selbstverliebt in einem kleinen Teich, der in eine paradiesisch blumige Bühnenlandschaft eingebettet war.

Dann traten ca. fünfzig SängerInnen / TänzerInnen auf und spielten ein orgiastisches Fest. Natürlich ohne Drogen und Schweinkram, aber es gab Nymphen, Satyrn, Tiermasken und barbusige Menschen.

Mich beeindruckten besonders die Satyrn, in der griechischen Sage ein Mischwesen mit den Beinen eines Ziegenbocks, Oberkörper und Kopf eines Menschen mit süßen kleinen Hörnern über der Stirn. Hübsch an ihnen war auch ein Puschelschwanz, der beim Tanzen wackelte.

Der Sage nach verführten diese Wesen am liebsten Frauen.
Es könnte sein, dass den verklemmten Christen Satyr Vorbild für den Teufel war. Zwischen den Feiernden wuselte ein putziger Amor (Peter Renz) herum.

Er verkuppelte Orpheus (Dominik Köninger) mit Euridike (Julia Novikova). Diese wird danach von einer Schlange gebissen und findet sich im Totenreich, dem Hades, wieder. In der Antike gab es aber dort keine Folter.

Die christliche Konstruktion Himmel und Hölle war noch nicht erfunden. Aber der Hades war wohl Vorbild für die Hölle.
Superheld Orpheus kann es nicht zulassen, dass ihm die Frau genommen wird. Mit Hilfe seines Gesanges gelingt es ihn ins Totenreich vorzudringen und Eurydike los zu eisen. Leider meint er sich nicht an die Bedingung halten zu müssen, sie während des Rückwegs nicht anzuschauen.
So kehrt er allein zurück. Seine Eitelkeit ist dadurch so sehr verletzt, dass es sich auf offener Bühne in dem kleinen Teich ersäuft, in den er am Anfang seine Spiegelbild betrachtete.
Liebe, Triebe und ein tragisches Ende, Monterverdi hat die Bonbonmasse gut zusammen gerührt.



Wir waren von der Inszenierung von Barrie Kosky begeistert. Das Bühnenbild, das Orchester und die DarstellerInnen zeigten hohes Niveau. Dominik Königer als Orpheus wurde seiner Rolle als göttlicher Sänger voll gerecht.
Ganz besonders hervorheben möchte ich die fantastische Leistung des Puppenspielers Frank Soehnle vom Puppentheater Tübingen.
Einziger Wermutstropfen bei der Aufführung war für uns, dass oft zu viele TänzerInnen auf der Bühne herum wirbelten. Weniger wäre mehr gewesen.
Nachdem wir ausführlich gebeifallt hatten, fuhren wir Heim.

Kritiken der Anderen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Kulturradio, Zeit, Freitag

Heiliger Esel

04.05.2013

© Irmeli Rother
Bei diesem schönen Wetter mussten wir raus. Für einem kleinen Ausflug kam uns das Spargelfest am Rathaus Schöneberg gerade recht. So richtig spannend ist es dort nicht. Viele Stände sind echt langweilig.
Doch bemerkenswert finde ich immer wieder die Spargel Schälmaschine.

Einfach am Stand Spargel kaufen, kostenlos schälen lassen und später genießen ist genial. Schon dafür lohnt der Weg.

© Irmeli Rother
Diesmal kamen wir auch gerne, weil ein Auftritt von Mula Santa, einer Cumbia Ska Band angekündigt war.
Ich mag die Gruppe gerne, denn sie verwandeln ein gelangweiltes Publikum nach kurzer Zeit in Tanzbären.
Das jüngere Publikum begann schnell zu hüpfen.

© Irmeli Rother
Dafür ich schnappte mir die Liebste und schob sie über den staubigen Tanzplatz. Cumbia ist wegen dem 1,2,3,4 Tanztaktes nicht schwer.
Toll ist bei der Band die Präsentation.
Der Front Esel animierte das Publikum vorzüglich, leider waren die Senioren auf dem Fest etwas störrisch.

Sambisimo

02.05.2013

Mit G. und ihrer Tochter war ich zur Vorstellung der neuen CD Moreno do sol von Dudu Tucci und der Brasil Power Drums erschienen. Dudu ist eine der wichtigen Personen in der Berliner Sambaszene. Er ist Leiter des Percussion Art Center in Kreuzberg. Diese Trommelschule aus Kreuzberg ist in Berlin sehr bekannt.
Das Konzert fand im Maschinenhaus der Kulturbrauerei statt. Dort befindet sich ein kleinerer Saal für ca. 200 Personen.
Wer bei Samba nur an die beim Straßenkarneval auftretenden riesigen Bandas denkt, wurde hier enttäuscht. Hier standen nur sieben MusikerInnen auf der Bühne. Aber mit Hilfe von ein wenig elektrischem Strom erzeugte die Band einen fetten Sound und brachte den Saal ins Tanzen.
Ich drängte mich nach vorne zur Bühne und nutzte meine Hipps, die mussten sich zur Musik bewegen. Sie können halt nicht lügen.
Mindestens die Hälfte der Anwesenden tanzte mit mir im Samba Takt. Es wurde eine tolle Party.
Die auftretenden KünsterlerInnen waren Dudu Tucci: perc. - vocal / Mariana Viana: vocal - dance / Guilherme Cardoso:  guitar / Krista Zeissig: perc. back vocal / Fabiano Lima: perc. / Tino Vetter. perc / Ney Victor: perc

Dudu Tucci

Schwestern, zur Sonne, zur Freiheit....

01.05.2013

strickmafia Am Kampftag der Arbeiterklasse besuchte ich mit meiner Liebsten als erstes das Fest des DGB am Brandenburger Tor.
Hier waren auf beiden Seiten der Straße des 17. Junis Marktstände aufgebaut. Viele waren von gewerkschaftlichen Gruppen belegt, dazwischen gab es aber auch Kommerzielles.

An einem Biertisch trafen sich Woll -Terroristinnen. Sie berieten wohl, was sie noch alles einstricken könnten.
Vor der Rednertribüne, wo die Kundgebung stattfand, stand jedoch kaum eine ZuhörerIn.
Das Wenige, was ich davor zu hören bekam, machte mir das verständlich.

Da jammerte doch ein Betriebsrat der Aluminiumindustrie, dass diese keinen Billigstrom mehr gekommen soll. Lobbyarbeit für Fabrikbesitzer bei einer DGB Kundgebung?!?
Ich traf einige Bekannte und meine Liebste stöberte fleißig an den Ständen.
Eine Freundin war mit Baby und Mann unterwegs. Fotografieren durfte ich die Kleine, jedoch musste ich versprechen das Gesicht unkenntlich zu machen. Da das Internet angeblich nichts vergisst, kann ich dies gut verstehen.

Vielleicht will sich die Kleine in zwanzig Jahren irgendwo bewerben, wo eine frühkindliche gewerkschaftliche Prägung nicht gern gesehen wird.

Vom Brandenburger Tor fuhren wir nach SO36 in eines der vielen Herzen Berlins. Im Bereich zwischen dem Oranienburger Platz und dem U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof fand das Myfest statt. Das ist von AnwohnerInnen und anliegenden Gewerbetreibenden organisiert und hier steppte der Bär.


Überall waren Bühnen aufgebaut und alle paar Meter wurden Getränke verkauft und auf Tischen und Grills Essbares angeboten.
Aber auch hier kam die Politik nicht zu kurz. Bei einer Performance, die sich gegen Wohnraum Spekulanten richtete, passierte nicht richtig viel.

Eine Frau saß in einer Badewanne. Jemand warf mit Farbe und Wasser in Tüten auf den Nachbau eines Gebäudes der Immobiliengruppe Living Bauhaus. Stadtbekannte Luxus Modernisierer, die sich hinter architektonischen Anspruch verstecken.
Um Living Bauhaus aus Berlin zu verjagen, wird die Performance wohl nicht ausreichen. Es ist sicher erfolgreicher, wenn die asozialen Bewohner der Häuser direkt angegangen werden. Wenn es keinen Spaß mehr bringt in den Häusern zu wohnen, wird die Firma wohl Pleite gehen. Das wäre doch schön.

Uns war das Myfest zu trubelig. Gemütlich Kaffee trinken ist anders. Dafür nutzen wir den türkischen Deli Weinblatt in der Dieffenbachstraße.

Dumme Nazis

28.04.2013

© Bötzow Berlin/ Randt
Zur Vorstellung des Bebauungsplans veranstaltete die ehemalige Bötzow Brauerei drei Tage der offenen Tür. Dort soll ab 2015 das Entwicklungsbüro der Fa. Ottobock und Diverses einziehen. Der Standort wurde Bötzow Berlin getauft.
Wie immer, wenn Kameras zum reinlächeln da sind und rote Knöpfe zu drücken sind, war unser lächerlicher regierender Bürgermeister dabei.
Seit dem er den Flughafen BER so dummdreist an die Wand gefahren hat versucht er durch dauernde Medien Präsenz beim Stimmvieh zu punkten.

Gerne lässt er sich dabei auch für PR Aktionen einspannen.
Für uns, die gewöhnlichen BesucherInnen, bot die Veranstaltung nicht viel.
Für die Kinder war etwas Ringelpietz aufgeboten und für die Erwachsenen eine Blaskapelle.
Derweil vergnügten sich die geladenen Gäste abgeschirmt auf der Dachterasse und mussten wahrscheinlich für Getränke und Essen nichts bezahlen, wie die Menschen auf den Hof.

Dies ist wohl der feine Unterschied zwischen Steuerbetrügern und Steuerzahlern.
Das Einzige was die Liebste und mich interessierte, war eine kostenlose Führung durch die Braukeller. Diese wird regelmäßig Sonntags um 12 Uhr angeboten. Bitte Anmelden! Auf uns warteten Bauhelme und Grubenlampen, die im Keller Pflichtausrüstung sind und ein kundiger Bau Archäologe. Dieser führte uns durch die Katakomben und berichtete Spannendes.

So holten die Brauer im Winter Eis aus der Spree und nutzten das für die Kühlung. Die Keller waren wie eine Thermosflasche gebaut und das eingelagerte Eis hielt bis zum nächsten Winter. Diese Methode wurde bis zur Erfindung der Kühlaggregate genutzt.

Der uns Führende berichtete dann auch noch von dem ehemaligen Brauereibesitzern Bötzow. Der letzte brachte sich vor dem Einmarsch der Roten Armee um. Er war zwar NSDAP Mitglied und Kriegsgewinnler, aber diese besetzten doch im Nachkriegs Deutschland viele hohe Posten. Herr Bötzow war wohl ein echt doofer Nazi, sonst hätte er behauptet, der Führer hat ihn gezwungen.

Nach dieser Besichtigung das auf der Gelände angebotene Industriebier zu trinken, behagte mir wenig. So besuchten wir das Brauhaus Lemke am Hackeschen Markt, dort gibt es leckeres Bier, recht erträgliches Essen und einen hübsches Garten. Ein guter Platz zum abhängen.
Am Abend besuchte ich mit J. das Puppentheater Schaubude Berlin. Das Puppenspiel als Kunstform wird ja in Westdeutschland immer noch als minderwertig angesehen. Als Kindertheater wird es akzeptiert. Da war die DDR mit ihre Hochschulausbildung zum Puppenspieler weiter.


Schon in Foyer stimmten uns die Zeichnungen von Marianne Fritz auf die Vorstellung ein. Sie ist selbst auch Puppenspielerin. Besonders bezaubernd fand ich ihre Pulchinellen, die an die Maskenfigur der Commedia del Arte erinnerten.
Das Stück Teuflische Zeiten war jedoch nicht so toll. Zwar traten Gretel, Kaspar der Teufel und der Tod auf, doch die Handlung war recht wirr. Das Schönste war das Gretel sich vom eleganten Teufel verführt ließ und ein Kind von ihm bekam. Kaspar durfte sie dafür verprügeln. HaHaHaa!