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Die Sonnenterasse

02.08.2013

Ein neuer, bezaubernder Fleck in Neukölln ist der Klunkerkranich, eine aus Altholz errichtete Bar auf dem Parkdeck der Neukölln Arcarden am U-Bahnhof Rathaus Neukölln.

Doch vor dem Besuch aß ich um die Ecke in der Neckarstraße den ersten Obst Döner meines Lebens beim angeblichen Erster Obst Döner.
Nach fettigem gegrilltem Gammelfleisch im Brot oder Gemüse in gleicher Tasche, endlich eine süße Alternative.
Im Laden in den Glasvitrinen lagen Kokos- und Schokoraspel, Smarties, Milky Ways, alles was sich Schleckermäulchen so zu erträumen wagen. Hier lautet die Frage nicht, Soße Knoblauch oder Scharf, hier gibt's Schoko oder Erdbeer.

Mehrere Eissorten kamen dazu und in Schalen lag vorbereitetes Obst. Es darf ausgewählt werden, was in die warme frische Waffel hinein kommt.
Leider erreichte eine Gruppe Jungs den Tresen vor mir. Die waren ob der Auswahl leicht überfordert und blockierten den Ablauf erheblich.

Seht selbst, sieht der Döner nicht affengeil aus.

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Anschließend ging's in den Kranich.
Eigentlich sollte ich für den Ort nicht werben, schon jetzt ist er überlaufen.
Doch der / die Türkraft lässt nur eine begrenzte Zahl Besucher nach oben. Bis 18 Uhr meist kein Problem. Danach heißt es, teilweise eine Stunde warten.
Einen Klunkerkranich gibt es auch in der Natur, dort trägt er allerdings selten Klunker um den Hals, wie seine Stoffschwester.
Bei den Fotos bekommt ihr hoffentlich Lust auf den nächsten Sommer.

Kunstschüler

27.07.2013

Die jährliche Leistungsschau der Kunsthochschule Weisensee fand wie in den Jahren zuvor in den Uferhallen im Wedding statt.

Unter dem Titel Familienaufstellung trat der Nachwuchs an. Da wir seit Jahren diese Schau besuchen, meinen wir, dass der Jahrgang 2013 weniger gut ist als die zuvor. Wir fanden es auch Schade, dass niemand das Spezifische des Straßenbahn Depots in seine Arbeit einbezog.

Nicolas Fontaine, Quantum Gate
Eine gefällige Assemblage aus zwei Bildern, einem gefiederten Geweih und einem asiatischen Tor.
Mirjam Martinovic, Parochet
Ziegelsteine aus dem Modellbau und Brot ergaben eine ansehnliche Skulptur.
Eriko Yamazaki, o.T.
Sehr gelungen fand ich diese Waben. Wespen und Schwalben bauen Ähnliches.
Katja Eklöf-Wietzke
Isä, 67 vuotta, alkoholisti
Übersetzung: Papa, 67 Jahre, Alkoholiker.
Eine interessante, sehr finnische Skulptur.
Von 54 Auszustellenden fanden wir leider nur vier erwähnenswert. Hoffentlich sind es im nächsten mehr.

Radeln zur Kunst

20.07.2013

Wir machten uns mit dem Radle auf den Weg nach Schöneweide, ein Stadtteil, der sonst oft durch seine Nazis in die Nachrichten gerät.

© Hermann Günther
Auf dem Weg besichtigten wir die Hufeisensiedlung in Britz. Diese wurde von den Architekten Bruno Taut und Martin Wagner entworfen.
Gebaut wurde sie von 1925 bis 1933. Genossenschaften mit sozialer Ausrichtungen errichteten damals überall in Deutschland ähnliches.

Das Ziel waren Wohneinheiten für DurchschnittsverdienerInnen. Im Gegensatz zu den Mietskasernen, die private Spekulanten in der Kaiserzeit errichten durften, sollten die Wohnungen menschengerecht sein und luftig im Grünen liegen.
Da ist die Hufeisensiedlung heute auch noch Vorbild.

Im Inneren des Gebäudeblocks befinden sich, um einen Weiher herum gruppiert, Bäume und Rasenflächen.
Gerne hätten wir eine Zwischenstopp in der Kneipe Zum Hufeisen eingelegt, doch sie war wegen Urlaub geschlossen. Nebenan befindet sich außerdem ein Info Zentrum.

In Schöneweide tobte "Kunst am Spreeknie". Dort gerieten wir aus Zufall in einen temporären Fotosalon. Den hatte Georg Krause eingerichtet, um sein Projekt "Auch ich bin ein Berliner" durch zu führen. Er wollte für jeden der 190 Nationen einen / eine VertreterIn ablichten, um die Vielfalt Berlins zu dokumentieren.

Sich dafür gerade Schöneweide auszusuchen erscheint mir gewagt. Ein bunter Bezirk wie Kreuzberg oder Neukölln ist das gerade nicht.
Aber er hatte Glück, meine Liebste ist Finnin. Sie malte ein Schild, auf dem sie ihre Doppelidentität beschrieb und ließ sich damit ablichten.
© Georg Krause
In einem Lichtblick in Schöneweide, dem Cafe LaLü, tranken wir Kaffee und schauten spannende Fotos von Harald Hauswald an. Es wurden unbekannte und unveröffentlichte Arbeiten aus seinen Auslandsreisen gezeigt.

Die eigentlichen Kunstaktionen fanden jedoch auf dem Gelände der ehemaligen Kabelwerke Oberspree statt. Die KWO waren einer der Großbetriebe der DDR. Auf dem riesigen Areal zwischen der Spree und der Wilhelminenhofstraße wurden Kabel und Leitungen für die Elektroindustrie gefertigt.
Nach der Einverleibung der DDR durch die BRD sorgte die Konkurrenz aus dem Westen dafür, dass der Betrieb pleite ging.

Heute stehen viele Gebäude leer. Einige werden jedoch von KünstlerInnen genutzt.
Im ehemaligen Umspannwerk besuchten wir eine Ausstellung.
Schön morbide war es dort.
Mit Preisen zwischen 500,- und 39.000,- Euro war die Spanne, der zum Verkauf angebotenen Werke, sehr groß.

Wir knipsten was uns gefiel.

Moxc, Moses, 1.800 €
Oxana Mahnac, In the Bathtube, 3.000 €
Ivan Prieto, birdman, 6.500 €
Sandra Setzkorn, hunter, 2.200 €
Markus Withmann, Sandinstallation, 8.000 €
Jens Tümmel, s.O. 1.900 €
S. Cersosimo, l'orso, 1.100 € 
Ivan Prieto,  Der blaue Hase, 1.500 €

Unter den Ausgestellten war viel Bemerkenswertes. Leider reichte unser Kleingeld nicht, um etwas zu kaufen. Den Preis für die Sanduhr, die regelmäßig mit einer Schaufel nachgefüllt werden muss, fand ich unverschämt.

Weiter zogen wir und entdeckten das Cafe Schöneweile beim Industrie Salon Schöneweide. Viel ist hier wohl nicht los, wenn nicht gerade Kunst am Spreeknie ist.
Das Cafe ist etwas langweilig, aber das Werbeplakat ist bezaubernd.
Im Industrie Salon wird die Geschichte des Industriestandorts beschrieben.
Dort faszinierte mich eine Sonderausstellung von Skulpturen aus Elektronikschrott der Fa. m.BATMAN ELEKTRONIK.

Diese sitzt in einem Laden in der Herrmannstraße nah beim U-Bahnhof Boddinstraße. Die Arbeiten bewunderte ich schon öfter durch das Schaufenster.
Ich fachsimpelte mit dem Techniker und die Liebste betrachtete fasziniert das Kleid und den Schmuck aus E-Schrott. Typisch Geschlechter determiniert.

Doch der Höhepunkt erwartete uns noch.
Direkt an der Spree liegt das Atelierhaus Kunstalarm, so rasteten wir erst mal beim Wasser und genossen eine Kunstpause.
BLNHEAT 2.0 nannte sich die Art Show, der Schergen der Kunst, die uns erwartete.

Erst sang und spielte der mir bekannte Matt Grau Songs mit eigenen Texten am Ufer.
Das erinnerte mich etwas an Klampfen am Lagerfeuer, aber war mit Bratwurst, Rotwein und einem Schuss Spree Romantik gut zu ertragen.
Leider kann ich dem Musiker aber keine Weltkarriere voraussagen.

Ausgeruht und satt schauten wir die Ausstellung an.

Freiraum
wovor dem Kinde
 graust das hält
der Vater für gar nichts

der freie Fall
Alle Bilder von Florian Hagen

Matt Grau
Mamas, Papas, Kinders Müllpark
(Sozial kritische Kunst zu Zeiten der Gentrifizierung in Kreuzberg)

Er malt erheblich besser als er singt!
K.W.D.
Killerameisen

Die riesigen Viecher krabbelten über eine ganze Wand,
K.W.D
It´s springtime

Eine süße Zitronenschale aus blauen Fahrrad Reifen
Moseke Pelda
Aleppo Playground

Auch politische Aussagen, klug verpackt, waren zu sehen. Leider war nicht zu erkennen, wer diese Patronen nach Syrien geliefert hat.

Danach war eine Modenschau angekündigt. Ich erwartete etwas Langweiliges und wurde sehr angenehm enttäuscht.
Es begann mit einem genialen Musiker am Cello, der frei improvisierte und auf das Kommende einstimmte.
Dazu gesellte sich eine hübsch gestylte Vorleserin.



Dann liefen Modells auf,
ein Paar jonglierte,
eine voltagierte am Seil,
sie performten in den Räumen,
und trugen Wollmasken.
Birgit Neppl war die Designerin und Choreografin.
Wir ließen uns begeistern.
Am der Hausbar tranken wir etwas Wein und freuten uns über den gelungen Abend. Die VeranstalterInnen hatten das Fest super toll ausgerichtet.
Als ich das Herrenklo mit den angeschraubten Stilettos vor dem Becken sah, musste ich dann los prusten. So etwas Verrücktes ist mir noch nie begegnet. Wenn es doch bei jedem Kunstfest so spannend zugehen würde!
Den Rest des Abends schauten wir auf die nächtliche Spree.


Das Copyright für die Fotos liegt bei Irmeli Rother.

Nah dran!

16.07.2013

Wieder mal eine vorzügliche Fotoausstellung in der Berlinischen Galerie.
Tobias Zielony zeigt in der ausgestellten Serie Jenny, Jenny Aufnahmen von Sexarbeiterinnen ohne dabei Voyeurismus zu bedienen.
Er zeichnet eher das Elend auf, dass den Beruf umgibt.

Light Box, 2013, © Tobias Zielony
Die Mär, dass Hure ein Beruf ist, der befriedigt und glücklich macht, ist spätestens nach dem Betrachten der Bilder unhaltbar.
Obwohl der Fotograf inszeniert, wirken seine Arbeiten sehr authentisch.
Oft erkennt man nicht viel, wie bei dem Foto rechts. So geht unsere Phantasie auf Reisen.
Setzt sich die junge Frau im Licht des Schaufensters einen Schuss oder dreht sie eine Zigarette?
Wir werden es nie erfahren.

Schulter, 2013, © Tobias Zielony
Auch bei der Aufnahme links ist unsere Vorstellungskraft gefragt.
Ohne das Wissen, dass Zielony mit der Kamera im Rotlichtmilieu unterwegs war, könnte es sich auch um eine Frau handeln, die sich unter Rotlicht räkelt.
Doch so kommt mir die Internet Peepshow in den Sinn, bei der vor der Videokamera masturbiert wird, während minütlich Beträge vom Konto des Betrachters abgebucht werden.

Dirt Field, 2008, © Tobias Zielony
In einer Zweiten Serie wurden Eindrücke vom Leben von Jugendlichen in Trona einer heruntergekommen Ortschaft in den USA gezeigt.
In diesem gottverlassenen Nest am Rande vom Death Valley herrscht Langeweile pur und die Kids schlucken Amphetamine, hoffen dass das dagegen hilft.

Die Ausstellung ist bis zum 30.09.2013 geöffnet.