Dieses Blog durchsuchen

Lunch, Café und Vernissage

10.12.2013

Mittags besuchte ich mit R. ein Lunchkonzert in der Philharmonie.
Zum 50sten Todestag von Paul Hindemith spielten Michael Hasel (Flöte) und Andreas Sommer (Klavier) auf.
Im Foyer des Hans Scharoun Baus ist nicht viel und gut sitzen. Deshalb empfiehlt sich frühes Erscheinen, um wenigstens einen Platz auf dem Teppichboden der Treppen zu finden, von dem man / frau auch ein wenig von den MusikerInnen sehen kann. Auch ein Sitzkissen kann helfen.

- Johann Sebastian Bach, Sonate für Flöte und Klavier A-Dur
- Paul Hindemith, Sonate für Klavier Nr. 2 G-Dur
- Paul Hindemith, Acht Stücke für Flöte allein
- Paul Hindemith, Sonate für Flöte und Klavier

Gute Musik ist auch mit plattem Hintern zu ertragen!

Danach pausierten wir im Café des Musikinstrumenten Museum. Als ich 2,20 € für einen Kaffee und einen Milchkaffee bezahlte, dachte ich zuerst an einen Irrtum. Doch wirklich, hier kann man / frau den günstigsten Kaffee im Umkreis des Potsdamer Platzes trinken und dabei alte Instrumente anschauen.

© Daffke Hollstein
Abends zeigte Daffke Hollstein in der Clandestine Bar Doppelbelichtetes. Construccions Barcelonines nennt er seine Arbeitsserie mit Bildern aus Katalonien. Die Vernissage war trotz der tollen Bilder etwas dürftig, kein Begrüßungssekt, keine Lesung oder Kleinkunst, nicht mal ne kurze Ansprache.

Tod und Lieder in Venedig

08.12.2013

Beide, die Novelle "Tod in Venedig" von Thomas Mann und die "Kindertotenlieder" nach Gedichten von Friedrich Rückert vertont von Gustav Mahler, mag ich sehr gerne.
Als ich erfuhr, dass die Schaubühne beides in Kombination in einem Stück dramatisieren wollte, war mein Interesse groß. Ich besuchte die Vorstellung Tod in Venedig/Kindertotenlieder mit I.

Die Schaubühne, Handzeichnung von Erich Mendelson
Der Regisseur Thomas Ostermaier bezeichnet das Stück als eine Versuchsanordnung und so begann es auch. Während die ZuschauerInnen ihre Plätze einnahmen, taten die Schauspieler auf der Bühne so, als wenn sie an dem Stück noch arbeiteten.
Derweilen saß Tadzio, das Objekt der Begierde des gealterten Schriftsteller Gustav von Aschenbach, in einem Sessel und daddelte mit dem Gameboy. Bis dahin wirkte alles noch spannend.

Dann wurde jedoch eine Leinwand heruntergefahren und die Bilder eines Teams, das mit einer Steadycam auf der Bühne unterwegs war, wurden auf das Linnen geworfen.
Das ist wohl aktuell in Theater angesagt, es schafft eine zweite Betrachtungsebene. Wir sahen schon Stücke, in denen diese Erweiterung, durch die Nahaufnahme und die Möglichkeit Dinge auf der Bühne zu zeigen, die den ZuschauerInnen sonst verborgen bleiben, gut funktionierte.
Hier jedoch unterbrach es den Handlungsfluss regelmäßig.

Leider stolperte auch der Rest des Stückes so vor sich hin und jedes Mal, wenn ein Totenlied angestimmt wurden, entstand wieder ein Bruch. Zum Glück kannten wir die Geschichte, ohne dass wäre uns vieles unverständlich geblieben.
Zwischendurch blitzte mal das Können der SchaupielerInnen auf, aber der Regisseur unterband dies gleich wieder.
Ein besonderes Lob verdient der begleitende Pianist. Neben klassischem Spiel verstand er auch mit diversen Werkzeugen apokalyptische Klänge dem Instrument zu entlocken.

Der einzig große poetische Einfall des Abends war, den Ausbruch der Cholera in Venedig durch einen Regen von schwarzen Plastik Schnitzeln darzustellen. Doch weshalb sich die drei Schwestern von Tadzio beim Tanz im Regen auszogen blieb uns unverständlich.

Für uns war es eine 4- Vorstellung nach dem deutschen Schulnotensystem.
Auch die Kritiker ließen kaum ein gutes Haar an der Inszenierung: Nachtkritik, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Kulturradio


Die Mitwirkenden waren:
Choreographie Mikel Aristegui
Komposition Timo Kreuser
Bühne Jan Pappelbaum
Kostüme Bernd Skodzig
Video Benjamin Krieg
Dramaturgie Maja Zade
Licht Erich Schneider
Klangregie Daniel Plewe, Wilm Thoben

Gustav von Aschenbach Josef Bierbichler
Tadzio Leon Klose/Maximilian Ostermann
Tadzios Schwestern Martina Borroni, Marcela Giesche, Rosabel Huguet
Gouvernante Sabine Hollweck
Kellner Felix Römer
Hotelpage, Tänzer Mikel Aristegui
Gitarrist Bernardo Arias Porras
Klavier Timo Kreuser
Erzähler Kay Bartholomäus Schulze

Das Cafe der Schaubühne bot danach eine Plattform, um das Stück zu besprechen. Leider zieht es im Raum unerträglich. Das architektonisch interessante Haus wurde 1931 als Kino im Stil der Neuen Sachlichkeit eröffnet, hat eine große Glasfront mit Türen, die alle Nase lang geöffnet werden. Gemütlich ist anders.

Wer ist hier bekloppt?

01.12.2013

Zu Besuch in einer psychiatrischen Abteilung waren wir, G. und ich, beim "Stimmen im Kopf" in der Neuköllner Oper.
Das Stück wurde von Psychiatrie Betroffenen und StudentInnen des Fachs Musical entwickelt. Diese Sicht der Betroffenen spiegelt sich im Stück wider und die StudentInnen stellen sie singend und tanzend dar.
Sie zeigten ernste und lustige Momente des Alltags in der Klapse.


Copyright © 2014
Neuköllner Oper e.V.
Da ist zum Beispiel der Oberarzt. Er verschreibt gerne die Segnungen der Pharma Industrie. Dann hat er Ruhe auf der Station. Die Geschenke der Pharma Vertreter sind auch nicht zu verachten und er findet genügend Zeit mit jeder hübschen Frau zu rammeln.
Da ist die Stationsschwester, natürlich auch eine von seinen Betthäschen.
Doch sie versucht den Patienten zu helfen, leider scheitert sie aber immer wieder an den Vorschriften.

Copyright © 2014 Neuköllner Oper e.V.
Ihre Macke ist das Helfersyndrom. Meine Begleiterin, selbst in einer Klinik tätig, fand sie sehr authentisch.
Auch der Bundesfreiwillige Hannes ist dabei. Er hat große Probleme Distanz zu halten, besonders zur Patientin Jenny.. Diese versucht ihn immer wieder ins Bett zu locken.

Die Verrückten:
  • Nadine, sie hat einen Begleiter mit Namen Daniel, der ihr sagt was sie zu tun hat
  • Daniel, existiert in Nadins Kopf und bestimmt über sie
  • Jenny, hat immer ihre Puppe dabei, sie ist als Kind missbraucht worden
  • Herbert, ist eine Punkerin, die regelmäßig ausbricht, aber immer wieder aufgegriffen wird
  • Philipp, meint dass wir alle programmiert sind, lässt sich leicht beeinflussen
  • Karla, hält sich für was Besseres, bis zum Nervenzusammenbruch war sie immer hip

Copyright © 2014 Neuköllner Oper e.V.
Eine harte Gemengelage, bei der es nicht einfach ist neben Tragik Komik einzubringen. Den jungen SchauspielerInnen gelingt dies bravourös und wegen der durchgängig stark erzählten Geschichte kommt keine Sekunde Langeweile auf. Trotz der vielen Handlungsstränge war ich keinen Moment verwirrt.

Copyright © 2014 Neuköllner Oper e.V.
Das Erzähltempo war erträglich, es wechselten sich ruhige mit spritzigen Momenten ab.
Die Tanznummern waren super.
Zu Schluss gab es sogar noch ein kleines Happy End. Nadin und Philipp beschlossen draußen zusammen zu leben.
Was erwartet man / frau mehr von einem guten Musical.

Besonders toll fand ich die live spielende Band.
Leider ist das Stück vom Spielplan abgesetzt.

Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg / Tobias Bartholmeß;
Regie: Peter Lund;
Choreographie: Neva Howard;
Bühnenbild: Ulrike Reinhard;
Kostüme: Anna Hostert;
Video: René von der Waar;

Mit: Maria-Danaé Bansen, Johannes Brüssau, Patrik Cieslik, Dennis Dobrowolski, Christian Funk, Yvonne Greitzke, Venera Jakupov, Andres Esteban, Anna Pircher, Larissa Puhlmann, Ira Theofanidis und Marion Wulf