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"Hut tut Gut" wird UtUTut!

13.06.2014

Zu Besuch im hippen Bezirk Neukölln. Ein italienischer Facebook Bekannter empfahl mir die Vernissage eines Landsmannes. Diese fand im Projektraum einer schottischen Kneipe mit dem etwas doppeldeutigen Namen Das Gift statt. Ich überstand den Besuch ohne gesundheitliche Schäden.
Der Visual Artist Attilio Tono wollte seinen Gästen zeigen wie aus Wein Wasser wird. Auf so eine blöde Idee kann nur ein Mensch aus einem Land kommen, in dem Wein im Überfluss vorhanden ist.

Also kippte er Rotwein in einen Trichter, der über ein Glasrohr diesen in einen Gipsblock leitete.
Leider war ich der einzige Gast und der Künstler bat mich doch zu bleiben und auf das Ergebnis seiner Performance zu warten. So wartete ich zwanzig Minuten bis sich an der Wand des Blocks ein kleiner Wasserfleck zeigte.

Der Gips hatte die Farbe und vielleicht auch den Alkohol aus dem Wein gefiltert.
So zu sagen das Gegenteil des Wunders, das Jesus angeblich vollbracht hat. Eigentlich Schade!
Irgendwie habe ich gelernt, dass man / frau Kunst nicht verstehen muss und auch nicht immer kann.
Danach verdrückte ich mich.


Wieder mal Glück mit einem interessanten Namen gehabt. Der Name des Veranstaltungsortes UtUTut! bliebt sofort in meinem Gehirn haften. Er befindet sich auf der angesagten Flaniermeile Weserstrasse. Bis zum angekündigten Konzert blieb Zeit den Herrn hinter der Bar zu befragen.

So erfuhr ich, wie der ungewöhnliche Name der Lokalität entstand. Vorher befand sich in den Räumen ein Geschäft namens Hut tut Gut! Daraus wurde irgendwie UtUTut!
Auch hatte ich noch Muße die ausgestellten feinen Aktfotos von Johann Biseti zu bewundern. Er fotografiert ausschließlich analog.

Für die Jüngeren unter euch: früher wurden Bilder auf beschichteten Film belichtet, entwickelt und dann auf Papier abgezogen. Die Analogfotografie ist ein recht kompliziertes Verfahren im Vergleich zur Digitalfotografie. Es gibt aber immer noch AnhängerInnen des älteren Verfahrens.

Einige FotografInnen versuchen es am Leben zu erhalten. Zugegeben, die Qualität von Analog Aufnahmen ist um einiges höher.
Dann suchte ich mir einen strategisch günstigen Sitzplatz und wartete auf das Konzert.
Denn später am Abend spielten noch die The Shy Birds zu Samba und Bossa auf. Der angekündigte Auftritt um 21 Uhr begann allerdings neuköllntypisch erst um 22:30 Uhr.



Daniel Ondaro (guitar and voice), Johannes Heger (upright bass), Petros Tzekos (percussion), Federico Eterno (saxophone). Diesmal spielte Max Hartmann den Bass.

Friede, Freude, Eierkuchen und Willkommenskultur

08.06.2014

Zum Umzug beim Karneval der Kulturen bewegte ich mit I. im weiten Umfeld der Demonstration der kulturellen Vielfalt Berlins. So konnte mich die Begeisterung der TeilnehmerInnen nicht anstecken.

Morgens früh hatte ich im Tagesspiegel in Berlinteil mal wieder in einer Nachricht der Polizei gelesen, dass ein Ausländer bei einem Einbruchsversuch verstarb. Seit Jahren kritisieren antirassistische Gruppen diese Praxis der staatlichen Gewalttäter.
Nationalitätsangaben im Zusammenhang mit Kriminalität nur für Nichtdeutsche anzuwenden ist brandgefährlich, denn so bleibt bei vielen Deutschen der ausländische Straftäter im Gedächtnis. Diesmal nannte die rassistische Polizei einen Bulgaren.

Zwei Seiten weiter im Tagesspiegel wurde dann sehr wohlwollend auf den Karneval der Kulturen hingewiesen. Da entstand bei mir der Gedanke, dass der Karneval ein Feigenblatt für die gleichen Politiker sein könnte, die Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen lassen oder an den Außenmauern der EU zurück jagen. Vielleicht sollten die teilnehmenden Gruppen mal auf Kostüme verzichten und statt dessen Fotos der im Mittelmeer ertrunkenen Menschen an den ZuschauerInnen vorbei tragen.

Wir begannen den Besuch mit einem Rundgang über das Straßenfest.
Noch war es ziemlich leer und selbst die DLRGlerInnen konnte noch die Eier schaukeln, so sie welche hatten. Es war noch zu früh, als dass Besoffene in den Landwehrkanal fielen.

Den größten Teil des Nachmittags verbrachten wir dann vor dem Dodo in der Großbeerenstraße. Die Tische davor auf dem Trottoir lagen im Schatten, so ließen wir uns dort gerne nieder. Das Bier war kalt und lecker und die The Gluebrass Company spielte zu unserem lazy sunday afternoon.

Als der Hunger kam, besuchten wir zwischendurch das Restaurant Da Enzo am Chamissoplatz. Wir ergatterten einen freien Tisch auf dem Bürgersteig. Dort schnabulierten wir appetitliche cucina italiana. Von Ferne klangen machmal die dumpfen Bässe von Techo Trucks herüber.

Auf dem Rückweg schauten wir kurz dem Umzug zu. Dort sahen viele ZuschauerInnen aus, als ob sie nicht mehr ihren Namen buchstabieren könnten. Die Hitze führte schon bei geringem Alkoholkonsum zu erheblichen Aussetzern. Die wartenden Ambulanzen transportierten die Schnapsleichen im Minutentakt ab. Der Herr nebenan musste sich keine Sorgen machen im Krankenhaus zu landen, sein treuer Kampfhund wachte über seinen Schlaf.

Um keine kompromittierende Bilder im Netz zu verteilen, habe ich dem Ruhenden schwarze Pocken verpasst. Hoffentlich erkennt niemand den treuesten Freund des Menschen.
Wieder vorm Dodo wurde gejammt und wir beschlossen den Abend bei guter Mucke und Bier.

Alle Fotos © Irmeli Rother

Malz erhalts

07.06.2014

Wir besuchten mal wieder die ehemalige Malzfabrik in Tempelhof, ein selbsternanntes Kreativzentrum, diesmal aus Anlass der Malzwiese. Dieses Fest findet dort jährlich statt. Das Wetter war 2014 gnädig, im letzten Jahr stand die Wiese unter Wasser.

Dafür war es sehr heiss und die Sonne brannte ungnädig. Schattenplätze waren sehr begehrt. Es gab aber an den Ständen eine Menge zu schauen und I. entdeckte ihr aktuelles Lieblingsmotiv, eigentlich einen Parabolspiegel zum Erhitzen von Wasser und Speisen.

Eine einfache aber kluge Konstruktion für Länder mit viel Sonne und wenig anderen Energiequellen. Leider kann die deutsche Industrie daran nicht so viel verdienen wie am Waffen Export oder an schwachsinnigen Großprojekten.
Für Touris bot sich Berlintypisches.

Wegen der Sonne suchten wir uns bald einen Schattenplatz, schlürften Bier und hingen mit zwei Freundinnen ab.
Zwischendurch schickten wir immer jemand / jefrau nach flüssigen und festen Nahrungsmitteln. Das Getränke- und Speiseangebot war vielfältig.

Auf der Wiese waren Rasensprenger aufgestellt, damit die Kinder sich abkühlen konnten.
Sonst war es klug sich im Schatten zu halten.
Sogar vor der Bühne hielten es nicht viele aus, aber die singenden Popsternchen darauf waren auch nicht so toll.

I. und ich besuchten lieber einen kühlen Ausstellungsraum in einem der Gebäude. Die KünstlerInnen der Gruppe Interfields malen witzige Bilder, auf der immer das Handy ein weißer Fleck bleibt.

Als die Sonne sank, rafften wir uns auf und stiegen über die Stiegen auf das Dach eines Gebäudes. Dort in Oberstübchen tranken wir noch etwas Gerstensaft. Ein bezaubernder Platz mit guter Sicht über meine Heimatstadt. Von dort oben war der Überblick auf die Wiese gut.


Danach fühlten wir uns ziemlich Fix und Foxi.


Dazu passte das Zeichen an der Wand des Treppenhaus.

Alle Fotos © Irmeli Rother

Shakespeare wollte uns gefallen

06.06.2014

Wie es euch gefällt wurde von der Shakespeare Company gegeben.
Die Vorstellung fand in einem offenen Amphitheater auf dem Südgelände beim Bahnhof Priesterweg statt. Das Stück ist eine Verwechslungskomödie aus den Elisabethanischen Zeitalter. Ein komischer Moment dabei ist, dass das Publikum immer weiß, wer Mann ist und sich als Frau verkleidet und umgekehrt. Das muss zu bei Shakespeare doppelt witzig gewesen sein, denn damals spielten nur Männer.

Aber auch mit Frauen war das Stück leicht verdaulich. Viele Andere hatten mit uns das Bedürfnis nach Unterhaltung. Leider hatten wir Karten vorbestellt. Dabei war die Vorstellung nicht ausverkauft und bei Regen wäre der Rahmen schlechter gewesen.

Im Lokschuppen nebenan hätte das Schauspiel nicht so nett angesehen. Der Hauptteil der Handlung spielt ja im Wald und die Bäume rund um die Bühne und die zwitschernden Vögel passten da fantastisch.
Deshalb ist es wohl besser die Karten an der Abendkasse zu kaufen.

Es wurde ein schöner Abend und wir können den Besuch bei schönem Wetter empfehlen.

Alle Fotos © Irmeli Rother

Verrückte Kunst

05.06.2014

Bei dieser Vernissage in der Galerie Art Cru waren Arbeiten von Ali Ekber Güzelarslan (Keramik) und Reinhard Wilhem (Aquarelle) unter den Titel Hallo Berlin Berlin Hallo! zu entdecken. Beide sind Mitarbeiter in den geschützten Werkstätten der Union Sozialer Einrichtungen.
Auf den Foto seht ihr die Vorstellung der Künstler. Rechts steht die Vorsitzende des Galerie Vereins, daneben Hr. Wilhem, der dritte ist der Vorsitzende des UsE und vorne steht Hr. Güzelarslan.

Das OEvre der beiden war sehr unterschiedlich.
Reinhard Wilhem schafft Aquarelle. Er malt nach eigenen Worten schon seit seiner Kindheit, aber erst im künstlerischen Bereich der UsE ergriff er die Gelegenheit seine Technik zu vervollkommenen.
Mir persönlich sagt Malerei in Aquarell nicht zu, mir ist das Ergebnis zu wässerig. Auch empfinde ich seine Motive (Parklandschaften mit Besuchern und Berliner Architektur) eher als langweilig.


Dagegen platzen die Keramiken von Ali Ekber Güzelarslan nur so vor Kreativität.
In seinen ordentlich gekämmten Igel mit Glupschaugen habe ich mich sofort verliebt.
Zwar sind alle seine Skulpturen gegenständlich und oft erkennt man / frau erst auf den zweiten Blick das Objekt, doch sie sind so bezaubernd am Realismus vorbei gefertigt, dass ich öfter kurz davor war laut loszuprusten.
Auch sein Telefonapparat unten schrappt an der Wirklichkeit vorbei.


Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juli anzuschauen.

Tango Finlandes

01.06.2014


Die Sonntagsradeltour führte uns zuerst zum Brandenburger Tor. Auf der Straße des 17. Junis waren die Stände des Umweltfestes aufgebaut. Leider hatten wir nur Zeit für einen kurzen Gang über die Festmeile.

Im Anschluss besuchten wir den Bürgerpark Pankow. In dem gibt es einen Rosengarten mit einem überdachten Pavillon. Dort lauschten wir Tangos von Tango Finlandes. Frau Castro sang die argentinischen Tangos, Herr Turunen die finnischen, machmal erklangen sie auch im Duett.

Die MusikerInnen waren: Gabriela Merina Castro, Taneli Turunen, Jarkko Riihimäki (Piano), Alvaro Parra (Geige), Valentin Butt (Bajan), Janne Saksala (Kontrabass).
Es war ein sehr ansprechendes Konzert mit ans Herz gehender Musik.

Leider war die Tanzfläche aus Sand gebaut
Was aber eine echte Tanguera nicht abhält, die Augen zu schließen und sich über den Platz schieben zu lassen.
I. und ich können nur finnischen Tango und Humppa und da tanzten wir mit.

Alle Fotos © Irmeli Rother

Kunstgang im Wedding

30.05.2014

© Irmeli Rother
Die rührige KünstlerInnen Zusammenschluss Kolonie Wedding e.V. lud aus Anlass des regelmäßig stattfindenenden Eröffnungswochenende zu einem Galerienrundgang durch den Kiez rund um die Soldiner Straße. Ein ziemlich schweigsamer Führer schleppte uns durch mehrere Kunstorte.

Dadurch erkundeten wir nebenbei diese uns unbekannte Ecke des als Schmuddelkind verschrieenen Bezirks.

© Irmeli Rother
1. Werk-Raum, das Skulpturen Atelier von Josef Vilser

Der präsentierte die Arbeiten von Achim Kühn.
Ansehnliche Stahlkunstwerke mit Preisen zwischen 1000,- und 6000,- €.
Der Titel der Ausstellung lautete Gedanken in Stahl / Aus der Ferne - In die Ferne.

Sich berühren
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Irmeli Rother
Aufstrebender Ikarus
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Irmeli Rother

2. Art Laboratory Berlin

Hier kreisten die Werke unter dem Titel [macro]biologies II: organisms um das Thema Biologische Organismen. Suzanne Anker, Brandon Ballengee, Maja Smrekar stellten aus.


So etwas ist gerade in der Kunstwelt sehr beliebt. Teilweise haben Werke zum Thema hohe ästhetische Qualität, aber weshalb die Welle der Kunstwerke mit Pflanzen und Tiere heranschwappt, verstehe ich nicht so recht. Ich vermute für diese Bewegung stand unter anderem die Garten Guerilla Pate. Ein wenig ideologischer Unterbau muss wohl dabei sein, denn sonst wären AquarianerInnen automatisch KünstlerIn und der Zooladen eine Kunstgalerie.

3. Atelier Soldiner

© Irmeli Rother
Hier zeigte Undine Weyers unter dem etwas in die falsche Richtung weisenden Titel umsonst und draußen Häkel- und Stickarbeiten. Die Strickliesel TerroristInnen aus der Stadtlandschaft haben es geschafft  mit gehäkelten Pflastersteinen und Molotowcocktails in die heiligen Hallen der Kunst einzudringen.

Was ist nur aus der Kunst geworden?!?

4. Uhrwerk

In diesem Laden wurden Papiercollagen von Jing Liu und Misha Shenbrot gezeigt. Visible / Invisible war der Titel der Ausstellung.
Herr Shenbrot begrüßte uns persönlich.

© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
Am Tresen verkaufte auch sein Sohn Kunstwerke.
Schlüsselanhänger aus farbigen Filzscheiben (Abfälle aus der Kunstproduktion seiner Mutter) bot er für je 2 € an.
Wir kauften ihm welche ab.
Er war stolz wie Oscar.
Manchmal muss es schön sein ein KünstlerInnenkind zu sein.


5. GAD

Hier arbeiteten die Künstler Eisrmann (Maler) und Witzmann (Fotograf) zusammen. Der eine stellte seine gebrauchten Farbmischeimer aus, der andere hat diese fotografiert. Toll war zu sehen, wie es ihm gelang aus den eher pastelligen Farben der Eimer durch digitale Bearbeitung intensiv leuchteten Bilder zu zaubern.


Orginal
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Irmeli Rother

bearbeitetes Foto
© 
Irmeli Rother


6. Spor Klübü

© Irmeli Rother
Ziemlich uninteressant war die Ausstellung einer Klasse der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Studenten auf Kunst als Lehramt stellten aus. Togetherness war der Titel. Voll war der Raum wohl nur, weil sechzehn KünstlerInnen beteiligt waren und mit ein paar Freunden füllen diese einen kleinen Laden gut.

Nach der Kunst überfiel uns die Lust was zu knabbern und Wein zu genießen.
Beim Anmarsch hatten wir in der Prinzenallee eine Tapasbar entdeckt. Im El Pepe speisten und tranken wir vorzüglich und wie meist im Wedding recht preiswert.


© Irmeli Rother
Den Abend beendeten wir in der Kugelbahn.
Diese ist eine Galerie, eine Kneipe mit Garten, eine Disko, ein Veranstalltungsort und schlussendlich eine richtige alte Kegelbahn.
Eigentlich ein bezaubernder und vielfältiger Ort, wenn nicht geraucht werden dürfte.

© Irmeli Rother
Als wir eintrafen spielte im Keller das Tom Dekas Manouche 4tet feinen Gypsy Swing a la francaise. Empfehlenswert!
Danach gab´s auch noch Funky Disko von der Konserve. Wir tanzten bis wir müde waren.
So war der Abend, auch dank der Kolonie Wedding, sehr gelungen.