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Kirche und Kapital

22.08.2014

Wir sahen die neuste Arbeit von Ken Loach,
Jimmy´s Hall, im Odeon Kino in Schöneberg original Englisch mit Untertiteln.
Wer von Ken Loach schwachsinnige Blockbuster für Blöde erwartet, ist bestimmt im falschen Filmtheater. Er ist der englische Regisseur für realistische, sozialkritische Filme.
Die Handlung beruht auf einer "wahren" Geschichte aus dem Irland der Zeit nach kapitalistischen Krise 1929.

Damals verbündete sich weltweit das Kapital mit Kirchen, Faschos und Konservativen, um sich gegen die durch Massenentlassungen geschwächten Arbeiterbewegung durchzusetzen. 1932 war in Irland nach Unabhängigkeit- und Bürgerkrieg Ruhe eingekehrt.

Jimmy kehrte aus dem Exil in den USA nach Irland zurück.
Mit den BewohnerInnen aus der Gegend eröffnet er ein ehemaliges Gemeindezentrum wieder.


Die Herrschenden beobachten dies mit Argusaugen, droht ihnen doch die Kontrolle über die Menschen zu entgleiten. Die katholische Kirche kämpft dabei an vorderster Front.
So wird das Zentrum zuerst beschossen, dann abgebrannt und zum Schluss wird Jimmy mit juristischen Tricks in die USA abgeschoben.
Also kein Happy End, aber Jimmy und der Film säten einen Samen des Widerstandes in die Herzen der Menschen.
Kein Wunder, dass das Kapitalblättchen Frankfurter Allgemeine Zeitung ätzt: "altmodisches Schaukastenkino mit politischer Schlagseite".

Kritiken: Spiegel, Süddeutsche, Zeit, critic

Aqua de Angola und Diashow

09.08.2014


Mit Konzertkarten für den angolanischen Sänger und Musiker Bonga lösten wir ein lange vorher gegebenes Geschenkversprechen bei einem befreundeten Paar ein.
Der Star des Abends Bonga Kuenda ist durch den Weltmusikhit Angola international bekannt geworden.
Das Wetter spielte mit und so wurde es ein bezaubernder Abend auf den Dach des Hauses der Kulturen der Welt. Die meisten der Konzerte des jährlich stattfindenden Festivals Wassermusik sind eh spitze.
I. und ich stellten uns direkt an die Bühne und hörten dem über siebzig jährigem mit seiner vorzüglichen Band zu. Der performte auf der Bühne, dass es eine Augenweide war. Ich hoffe in zehn Jahren auch noch so fit zu sein.
Musikalisch sind seine Lieder eine Mixtur aus afrikanischen und südamerikanischen Stilen. Mit seinen bis heute aufgenommen dreißig Platten ist er wohl der einflussreichste Musiker Angolas.
Nach kurzer Zeit begannen wir kuschelig zu tanzen.



Nach dem Konzert statteten wir der Dia / Sound Installation in der Neuen Nationalgalerie des vor kurzen verstorbenen Otto Pieneeinen Besuch ab.

Der Titel der Arbeit lautet: "Die Sonne kommt näher". Diese entstand 1967 und wurde Anlass bezogen weiter entwickelt.
Zwischen 22:00 Uhr und 4:00 Uhr wurden im ebenerdigen Pavillon auf riesige Leinwände Dias von Sonnen projiziert und das Ganze von Sound und einer Stimme begleitet.
Viele BesucherInnen spielten mit ihren Schatten und teilweise entstanden kleine Schattentheater Stücke.
Links sind I. und M. als Scherenschnitt zu sehen.

Fotos © Irmeli Rother

Freiheit oder Kummet

01.08.2014

Christian Schmidt-Chemnitzer
I. R.
Ob ein Pferd glücklich ist, wenn es einen Kummet um den Hals trägt und Lasten ziehen muss, lässt sich nicht so gut sagen. Die PerformerInnen oben scheinen vom Halsring eher betroffen zu sein. Ihr Gesichtsausdruck erinnert ein wenig an Buster Keaton.

Im Freien Museum Berlin wurde mal wieder zu eine Ausstellung eröffnet. Unter dem nichtssagenden Titel "Let's Fix It!....It’s Fixed!" stellen neun KünstlerInnen aus.
Besonders peinlich fand ich, dass die Galerie es versäumt hatte, die Werke zu beschriften. Außerdem fehlte eine Liste der Arbeiten.
BesucherInnen auf das Internet zu verweisen ist frech, besonders wenn auf der Webseite gerade mal eine Namensliste zu finden ist.

So versuchte ich die geknipsten Bilder den genannten KünstlerInnen zuzuordnen. Irgendwie blöd.

Cox Parrow
ter Hell
Axel Pahlavi
Anschließend zeigte das im Hinterhaus ansässige Filmfestival ContraVision während der Hofparty eine Auswahl seiner Kurzfilme. Wir schlürften Rotwein und staunten nicht schlecht, was dort für fantasievolle Arbeiten zu sehen waren.
Stunden später gingen wir ein wenig versöhnt nach Hause.


Fotos © Irmeli Rother