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Grundsätzliche Gesten

29.11.2015

Nachden wir vor einer Weile in Potsdam ein Fluxus Museum besucht haben, freute es mich die Ankündigung zur Ausstellung einer Einzelausstellung des Fluxus Künstlers Terry Fox zu sehen.
Da zusätzlich für diesen Sonntag Performances in Erinnerung an ihn angeboten wurden, machten wir uns in Akademie der Künste im Hansaviertel auf.
Zuerst liessen wir uns professionell durch die Ausstellung führen. Leonie Wiegand, eine Kunsthistorikerin, half uns zu einen Einstieg in die Arbeit von Fox.
Zum Glück, den ohne diese Einführung hätten wir fast nix verstanden.
Herr Fox war wohl nicht sehr daran interessiert verstanden zu werden.

Nachdem er ein Labyrinth in der Kirche von Chartres in Frankreich sah, integrierte er dieses regelmäßig in seine Arbeiten . Mittelalterliche Künstler haben dieses geschaffen, um Menschen ohne Lesefähigkeit religiöse Erfahrung zu vermitteln. Fox klammerte sich an die 552 Schritte, 11 Kreise und 34 Kehren, interpretierte eine Bedeutung hinein, die direkt auf seinen eigenen Lebensweg hinwies.

Foto: Siegfried Schicht-Kammerer 

Ohne diese Information hätten wir recht blöd vor den meisten Werken herum gestanden.
Aber auch mit diesem Wissen waren mir die meisten Arbeiten zu kopflastig.
So versuchte er in einer Komposition aus Samples von Katzenschnurren, das Durchwandern des Labyrinths in der Kirche nach zu bilden.

Foto: Barry Klinger
Die Stück dauerte über neunzig Minuten, das erschien mir überambitioniert. Die Miezekatzen anzuhören ertrug ich nur zehn Minuten. Leider wurden die Audioarbeiten aber auch in weißen, stark nach Lack riechenden Kammern präsentiert.

Aber ich muss zugeben, das ich auch den Performances von Zeitgenossen Joseph Beuys nie verstanden habe.
Aber anscheinend ist Terry Fox als Komponist / Performer unter jungen KünstlerInnen beliebt.

Nach der Ausstellung sahen / hörten wir eine live Klangperformance. Neele Hülckler akzeptierte nur max. drei ZuhörerInnen, wir waren zu zweit. Wir setzten Kopfhörer auf und sahen zu wie Frau Hükler Teller auf dem Tisch stellte, an dem wir gemeinsam saßen.

Über dem Tisch waren hochempfindliche Mikrophone angebracht, die das leiseste Geräusch in unsere Kopfhörer übertrugen. Die Künstlerin begann Gläser auf den Tellern hin und her rollen zu lassen. Das ergab recht laute Töne. Im Laufe der folgenden zehn Minuten landete alles mögliche "Lärmende" auf dem Tisch. Zum Schluss lies sie Salz und Sand auf Packpapier rieseln.
Diese Performance gefiel uns sehr gut. Aber live ist auch live, und der intime Kontakt zur Künstlerin war sicher ein wichtiger Moment.
Nett ist die Idee das sie immer zum Geburtstag von Terry Fox diese Performance öffentlich als Video vorführt. Sonst ist sie eine rührige Komponistin für neue Musik.

Bildend und Ohren bedienend

20.11.2015

Als mein Besuch in Leipzig ankam, besuchten wir zuerst das Museum für bildende Kunst, ein von außen hässlicher Neubau. Die Fassade ist mit halb transparentem Plastik verkleidet.
Doch davon sollte man / frau sich nicht abschrecken lassen. Die Dauerausstellung ist gut bestückt, sie umfasst Werke vom Mittelalter bis zur Leipziger Schule.

Johan Christian Clausen Dahl
Winterlandschaft ..., 1822
Birgit Dieker
Bad Mama, 2005
Max Beckmann, 1934
Der Mann im Dunkeln
Eckart Hahn
Apoll, 2011

Die im Keller befindliche Sonderausstellung mit Malerei der Historienmaler Eugene Delacroix (1798–1863) und Paul Delaroche (1797–1856) betrachteten wir nur kurz.
Der Hunger trieb uns in die Moritzbastei zum Schnabulieren.
Am Abend gab es dann was auf die Ohren. In der Lutherkirche führte das Ensenble Thios Omilos mit Gästen Passio von Arvo Pärt auf.
Es beruht textlich auf der Johannespassion, wurde aber für mich als Heidenkind zum Glück lateinisch vorgetragen. Diese Sprache beherrsche ich nicht.
Der Kirchenraum wurde für das Singspiel maximal genutzt. Ein Chor war hinten auf der Empore bei der Orgel positioniert, Solisten rechts und links auf der Empore und vor dem Altar.
Arvo Pärt mag asketische Musik, die Komposition war etwas gleichförmig, doch die SängerInnen sorgten mit sehr ausdrucksvollen Stimmen für ein exzellentes Konzert.
Nicht nur die Mitglieder des Ensembles, ehemalige Thomana, überzeugten, sondern auch die GastmusikerInnen.

Die MusikerInnen: L'homme d'or-Kammerchor, Daniel Tauber, Violine, Marie-Christine Becker, Oboe, Samuel Gitman, Fagott, Kathleen Lang, Violoncello, Benjamin Huth, Orgel
Ensemble Thios Omilos und Gäste:
Henrike Henoch, Sopran (Evangelist), Marie Henriette Reinhold, Alt (Evangelist), Cornelius Frommelt, Tenor (Evangelist), Tobias Ay, Bass (Evangelist), Patrick Grahl, Tenor (Pilatus), Manuel Helmeke, Bass (Jesus)
Philipp Goldmann, Musikalische Leitung


Für die finnischen Freunde, das Ensemble tritt im April 2016 in Kauniainen auf.


LEIPjazzIG

13.11.2015

Bin jetzt erst mal für ne Weile in Leipzig zum Arbeitseinsatz.
Am ersten Wochenende nutzte ich den ersten freien Abend mit meiner Nachbarin aus Berlin zum Besuch eines Jazz Konzerts.
Als Beleg dafür das der Osten nicht so kulturlos ist wie die neuen / alten Nazis von Legida und Co. gerne hätten, habe ich für euch einen zweckentfremdeten Zigaretten Automaten fotografisch dokumentiert.
Lesen ist sowieso gesünder als rauchen, wenn mann / frau nicht gerade depressiv ist und nur eine Kafka Gesamtausgabe vorhanden ist.


Der Konzertveranstalter Initiative Leipziger Jazzmusiker versprach Ungewöhnliches und das reizte mich.
Im netten Kulturcafe Plan B traten zwei Formationen auf, die beide Jazzmusik mit anderen Künsten verknüpften.
Zuerst sahen und hörten wir Gamble und Hope (Lothar Fiedler, Gitarre/ Heiner Reinhard, Bassklarinette) mit improvisierter Musik. Die Sängerin Almut Kühne unterstützte sie mit Tönen in verschiedenen Gesangslagen. Währenddessen wurden mit Hilfe von Overhead Projektoren von Helge Leiberg live Gemaltes auf die Bühnenrückwand geworfen.
Der Auftritt war spannend, aber auch etwas anstrengend, weil fast komplett unmelodisch.


Beim zweite Auftritt begannen die Musiker recht gefällig und beendeten den Auftritt ähnlich. Freieres Improvisieren boten sie in der Mitte des Konzerts. Der Sound dieses Teil des Abends gefiel mir besser. Besonders der Saxophonist Michael Breitenbach mit seinem Irokesen Haarschnitt war eine Weide für Augen und Ohren. Ihm zur Seite stand der Bassist Jacob Müller und ein Tänzer der die Musik visualisierte.
Toll war das!