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Aus Glas betrachtet

15.09.2011

Nach dem Frühstück brachen wir nach der Insel Murano auf. Auf dem Weg zum Dampfer wieder "Über tausend Brücken musst du gehen" und wieder eine bezaubernde Spiegelung auf dem Wasser. Zum Glück ist das Fotografieren mit der Digitaltechnik preisgünstig.

Am Weg entdeckten wir den Biennale Auftritt von Litauen. Das Land zeigt Kunst aus dem Land unter dem Titel "Behind the white Curtain". Diese war vom Zentrum für Zeitgenössische Kunst Vilnius kuratiert. Als wir die Ausstellung betraten, huschten wir sofort hinter den weißen Vorhang.

Wir wollten erfahren, was der Titel bedeutet. Von dort wurden wir allerdings sofort von der Aufsicht vertrieben, die uns das ungewöhnliche Konzept erklärte. Frau / man durfte aus dem Katalog Werke auswählen, die die Aufsicht dann vor den Vorhang holte.

Dieses Konzept fand ich gewöhnungsbedürftig. Die Aufsicht Kunst schleppen zu lassen erschien mir übergriffig. Von den Stücken vor dem Vorhang gefielen mir die drei Holzfiguren vom 81-jährigen Leonas Strioga besonders gut. Er ist der bekannteste Bildhauer Litauens.

Kurz besichtigten wir die im selben Komplex untergebrachte Kirche San Francesco della Vigna. Sie gehört den Franziskanern. Diese leben in Armut, was jedoch in Venedig nicht einfach war. Es gab nicht so viel Prunk wie bei anderen Kirchen, doch ärmlich war die Ausstattung auch nicht.

Wir gingen zur Station Ospedale, diese liegt beim größten Krankenhaus von Venedig. Während der Wartezeit beobachteten wir die an- und abfahrenden Ambulanzboote. Von dort brachte uns ein Vaporetto der Linie 41 zur Inseln der GlasmacherInnen Murano.

Als in Berlin gerade ein paar hundert Nasen wohnten, die im Winter die Fensterhöhlen mit Fellen zustopften, wurden hier schon farbiges Glas und Spiegel hergestellt. Heute existieren auf der Inselgruppe neben einigen Bars und Restaurants fast nur Geschäfte, die Glashandwerkskunst anbieten. Die viereinhalb tausend BewohnerInnen sind wahrscheinlich entweder in einer der vielen Glasfabriken oder mit dem Verkauf der Produkte beschäftigt.

Teilweise wird dort Billigkitsch angeboten, den ich dem ärgsten Feind schenken würde, aber zum Teil sehr schöne Stücke. Der ideale Ort, um Geschenke für die Liebsten einzukaufen.
Zuerst tranken wir den ersten Spritz des Tages an einem der Kanäle.

Dann schauten wir eine weitere Örtlichkeit der Biennale an. Auf Murano war dieser natürlich der Glaskunst gewidmet. Die Ausstellung unter dem Titel "Glasstress" fand im Berengo Centre for Contemporary Art and Glass statt. Sie zeigte Interessantes in einer ehemaligen Glasbläserei, in der Künstler aus aller Welt unter Anleitung mit dem Material experimentierten. Schaut selbst:

Kiki van Eijk, 2011
Allotment / Scarecrow
Marya Kazoun, 2011
The ignorant skin
Javier Perez, 2011
Carrona
Shi Yong, 2011
The Moons hues are teasing
Kiki Kogelnik, 2011
Nach der Ausstellung streiften wir auf Murano herum. Das besteht wie Venedig aus mehreren Inseln, die durch Brücken verbunden sind.
Augenstern war von dem Schmuck in den Läden so begeistert, dass sie gut Geld ausgab, ich kaufte nur Kleinigkeiten.

Beim Besuch eines Fabrikverkaufs, hier werden Perlen in größeren Mengen angeboten, nutzten wir die Gelegenheit in den Produktionsbereich hineinzulugen. Wenn ich nochmal nach Murano fahre, würde ich gerne an einer Fabrikführung teilnehmen.

Beim folgenden Espresso entdeckten wir einen 1 Euro Shop für Glas. Da waren wir endgültig genervt von Murano und der vorherrschenden Ramsch Kultur. Angeblich soll auch ein großer Teil der als Murano Glas verkauften Stücke Made in China sein.

Kurz vor der Rückfahrt versöhnte uns Murano mit einem bezaubernden Kunstwerk an der Südspitze der Hauptinsel. Mit dem Vaporetto schipperten wir dann zur Station Arsenale, tranken auf der Via Garibaldi noch einen Spritz und verbrachten den Abend auf unser Piazza.

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