29.04.2012
Hamburg begrüßte uns mit recht gutem Wetter.
So beschlossen wir unser Kulturziel zu erlaufen, zu Fuß sieht man / frau mehr.
Um die Ecke vom Hotel bot sich uns gleich ein typischer Ausblick auf die Immobilien Spekulanten Stadt. Im Hintergrund seht ihr das Prestige und Pleite Projekt der Stadt. Durch die Elbphilharmonie ist Hamburg auf Jahrzehnte Pleite und ein Fertigstellungstermin ist noch nicht in Sicht.
Nicht nur Berliner Politiker schenken Milliarden Steuergelder an Baulöwen und fahren "Innovationen" an die Wand.
Er kann gut Sprüche klopfen, macht ihn zum Bürgermeister, scheint in Hamburg und Berlin das Stadtmotto zu sein.
Doch gibt aus HH auch Positives zu berichten.
In einem Park entdeckten wir diese Grillautomaten. Sie garen für einen Euro ihr Grillgut. Abfall wird vermieden und sie brauchen keinen Grill zu schleppen.
Im Gegensatz zu den tumben Berliner Bezirksämtern, die Grillen verbieten, scheint dies eine interessante Alternative zu Kohlegestank und Müll.
Doch ich will Hamburg nicht allzusehr loben.
Auf dem Weg zu unserem Ziel liefen wir an den Fleets entlang.
Das sind Kanäle, die früher zum Lastentransport zu den Speichern genutzt wurden. Heute sind ihre Ufer von architektonisch einfältigen und langweiligen Büro / Wohnkomplexen gesäumt. Wenig urban war die Situation auf dem ganzen Weg. Am Sonntag sahen wir bis auf wenige Touris, wie wir, keine Menschen auf der Straße. Es ist ein totes Quartier. Rechts haben Obdachlose den Eingang eines Hauses bezogen, dessen Mieter verzogen sind.
Dieser Teil von Hamburg ist fast so hässlich, wie der Entwurf des zukünftigen Stadtschlosses in Berlin. Auch nicht gerade originell, aber zu mindestens ansehnlich ist ein Teilstück, wo ein Architekt in den zwanziger Jahren versucht hat Venedig nachzubilden.
Ein schönes Stück Hamburg ist die Binnenalster, die wir dann passierten. Der Uferweg ist malerisch, Cafés laden zum Verweilen ein, Dampfer tröten und Entchen ziehen ihre Jungen auf.
Die Häuser am Ufer protzen jedoch mit dem Reichtum ihrer BesitzerInnen.
Und am Ende erwartete uns auch unser Ziel, die Hamburger Kunsthalle.
Diese zeigte Werke von Louise Bourgeois. Die wollte ich sehen.
Schon auf dem Vorplatz begegnete uns ein Werk von Frau Bourgeois. Ihre Riesenspinne ist auf alle Fälle für Menschen mit Aranchophobie ein Angstmacher.
Im Eingangsbereich begrüßte uns eine Portraitvase von Tobias Rehberger. Den kannten wir aus Turku und Venedig als Baumeister von stylischen Museumscafes.
Die Vase von 2004 soll den Kunstmäzen Hubertus Wald darstellen.
Dann gingen wir in die Räume, die Frau Bourgeois Kunst enthielten. Die Dame ist 1911 in Paris geboren und war lange international wenig bekannt. Sie verließ Frankreich vor der Besetzung durch die Deutschen Richtung USA. Dort wirkte sie als Lehrerin an einer Kunstschule. Erst 1992 auf der Documenta gelang ihr der internationale Durchbruch. Eines ihrer großen Themen war ihre Familie. Ihre Spinnen stellen ihre Mutter dar, als fürsorgliche Weberin. Ihren Vater hat sie wohl weniger gemocht.
Hier eine Auswahl von dem was wir sahen:
Leider wurde nur sehr wenig von ihren Arbeiten gezeigt. Die eher kleinformatigen Werke im ersten Raum gefielen mir ganz gut. In zweiten Raum entdeckte ich einen mehrere Quadratmeter großen Gitterkäfig. In dem standen Stühle, auf denen Glaskugeln ruhten. Vielleicht stellte sie damit die Situation in ihrer Familie dar. Sie wäre dann die kleine blaue Kugel. Diese Installation gefiel mir sehr gut. Der Name der Installation Passage dangereux - Gefährlicher Weg war auch das Motto der Ausstellung.
Architektonisch ist die Hamburger Kunsthalle ebenfalls interessant.
Nach dem Heimweg und einem Nickerchen im Hotel speisten wir in einem netten Restaurant im portugiesischen Viertel, in dem wir wohnten. Das Lusitano ist in einem Kellerlokal untergebracht und hat wenige Plätze, so dass abends unbedingt ein Tisch vorzubestellen ist.
Wir aßen natürlich Fisch und waren total zufrieden. Das Restaurant ist ein Familienbetrieb, hier kocht die Mama und das tut sie fantastisch. Der Wein war auch sehr lecker. Unbedingt beim nächsten Besuch in Hamburg besuchen.
So hatten wir uns eine Grundlage geschaffen, um etwas Alkohol zu konsumieren. Wir liefen noch einmal über die Reeperbahn. Der Spaziergang endete im La Paloma am Hans-Albers Platz. Die ist so alt wie ich (60) und wirbt mit dem Spruch: "Vorsicht - nichts für Kontaktscheue!".
In ihrer wechselvollen Geschichte gehörte die Kneipe auch mal dem Maler Jörg Immendorff. Der, erzählte unsere Stadtführerin am Vortag, gerne morgens mit Huren im Arm in seinen Laden kam und ein paar Linien Kokain in die Nase zog. Wir waren wohl etwas früh dran.
Als wir nach drei Stunden nach Hause gingen, war noch nichts allzu Verrücktes passiert. Aber es gab schon ordentlich was zu gucken. Neben uns saß ein Grüppchen von Marathon Läufern aus einem kleinen Ort bei Frankfurt, die ordentlich soffen und die Sau rausließen.
Ab und zu kamen Bordsteinschwalben rein, um was zu trinken. Es war wohl noch nicht Zeit für die große Sause. Nächstes Mal bleiben wir länger.