Ein Tagesausflug nach der Heldenstadt ist von Berlin aus schnell realisiert. Nach gut einer Stunde wirft einen der Zugbegleiter am Hauptbahnhof Leipzig raus. Das Gebäude sollte man / frau unbedingt beachten. Lange wird es nicht dauern bis die Deutsche Bahn es abreisst.
Dann entsteht dort eine moderne Shopping Mall mit Gleisanschluss wie Stuttgart 21 oder der ICE Bahnhof in Kassel.
So eine olle Glasdecke ist doch bestimmt auch mit modernen Maschinen nicht gut zu reinigen und warum müssen Bahnhöfe sich überhaupt unterscheiden?
Vom Bahnhof sind es nur ein paar Schritte bis zur Altstadt, die sich anzuschauen lohnt. Dort entdeckten wir als erstes ein Klimbim Geschäft. Das Pylones verkauft Sachen, die niemand in dieser Form benötigt. Trotzdem war ich vom Angebot bezaubert.
Ich muss zugeben, dass ich auch perverse Seiten habe.
So verliebte ich mich sofort in den Seifenspender links.
Nicht alles ist dort praktisch einsetzbar aber liebevoll gestaltet allemal.
Mir persönlich käme der abgebildete Hammer nicht in die Werkzeugkiste, aber ich hatte ihn in der Hand und wahrscheinlich kann man / frau damit sogar einen Nagel ins Holz prügeln. Doch für so ein "Werkzeug" bin ich zu sehr Schwanzträger.
Frauen und Transen sind eher die Adressaten.
Pylones gibt es in Deutschland zwei mal in Berlin, in Köln, in München, in Heidelberg und Leipzig. In Finnland noch keins.
Wer wissen will, was ein Pylon ist, kann sich unterm Link schlau machen.
Aber die Leipziger Altstadt hat noch mehr zu bieten als ein französisches Klimbim Geschäft. Nach dem Kitsch genossen wir leckeren Fairtrade Kaffee im Cafe Contigo.Geschäfte mit gleichem Angebot gibt es in vielen Städten der Bundesrepublik. Mit Speed im Bauch besuchten wir den Wochenmarkt. Der ist Dienstag und Freitag von 9:00 bis 17:00 geöffnet.
An gleicher Stelle findet er seit 1420 statt. Am Stand einer Pferdefleischerei genossen wir leckere Ponybratwurst. Die Marktage sollten BesucherInnen nutzen. Gleich um die Ecke in der Katharinenstr. befindet sich die Touristeninformation. Dort griffen wir einen Stadtplan ab.
Daneben steht die geschmacklos gestaltete Fassade des Museum der bildenden Künste.
Milchig transparente Plastikplatten bilden die Außenfläche. Sie wirken wie unverkäufliches Material aus dem Baumarkt.
Laut Selbstdarstellung des Hauses soll das Innere von außen sichtbar sein. Anscheinend ist die Verkleidung jedoch blind geworden. Von drinnen funktioniert der Blick nach Außen schon.
David Bowie, World-Tour, 1983 © Denis O'Reagan |
Zusätzlich zeigten sie Konzertvideos, um diese zu sehen, brauchts jedoch eine Stunde.
Diese spannende Ausstellung ist noch bis zum 13.01.2013 geöffnet.
Roy Lichtenstein, CRAK, 1964 © VG Bild-Kunst |
Diese informative Ausstellung läuft auch bis zum 13.01.2013.
Im dem im Haus vorhandene Café genossen wir dann wieder mal Kaffee.
Dort tobte das Leben, denn es war auch Infopunkt für das jährlich stattfindende Dokumentarfilm Festival DOK. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm.
Neo Rauch, 2010 Schilfkind |
In den anderen Räumen wurde oft Klassisches mit Modernem konfrontiert.
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Rosa Loy, 2008 - Mondnacht - Eine der wenigen Leipziger SchülerInnen, die es richtig gut kann. Sie verbindet Humor mit gelungener Ausführung. |
Sighard Gille, 1996 - Nudeltisch - Ein Foto, das in tausenden Pizzerien hängt, war hier die Bildvorlage. |
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Henriette Grahnert, 2010 - Parkour - Ein Treppengeländer, hier mal künstlerisch verarbeitet. |
Bertel Thorvaldsen, 1817 - Ganymed tränkt einen Adler - Der abgebildete junge Mann wurde in der griechische Mythologie der „Schönste aller Sterblichen" genannt. Da er Zeus sexuell gut befriedigte, wurde er von ihm zum Dank in das Sternzeichen Wassermann verwandelt?! |
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Johann Peter Hasenclever, 1846 - Hieronymus Jobs als Schulmeister - Der Maler illustrierte das Leben des Helden vom Lehrer zum Nachtwächter. Schulpflicht ist und war nicht immer leicht zu ertragen. |
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Wilhelm von Schadow, 1828 - Mignon - Eine verkitschte Darstellung nach dem homoerotischen Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Wolfgang Goethe. Für mich ist Mignon eher eine Batteriegröße. |
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Balthasar Permoser, 1705 - Jupiter und Juno - Klaus Rinke, 1986 - Königin der Meere - |
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Gustav Adolf Hennig, 1828 - Lesendes Mädchen - Mann, sieht die junge Dame brav aus. Zum Glück gibt es solche Frauen heute nicht mehr. |
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Arthur Volkmann, 1910 - Flora - |
Jean Baptiste Carpeaux, 1868 - Warum zum Sklaven geboren? - |
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Lovis Corinth, 1900 - Salome 2 - Die entblößten Brüste seines Modells Irma Hübner sollen in so manchen feuchten Knabenträumen eine Rolle gespielt haben. |
Nach gut zwei Stunden Kunst brachen wir zur Erkundung der Altstadt auf. Diese ist auch bei nicht so gutem Wetter angenehm zu erlaufen. In der Stadt gibt es traditionell viele überdachte Passagen. Doch zuerst bedachten wir das Denkmal für die Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 mit unserem Besuch. Es steht auf dem Platz vor der Nikolaikirche, von dort startete die Demo auf den Altstadtring, die am 9.10. auf 70.000 TeilnehmerInnen anschwoll.
Mit diesen Aufzügen wurde das Ende der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands eingeläutet.
Deshalb erhielt Leipzig den Titel Heldenstadt verliehen.
Leider ließen sich die DDR BewohnerInnen den Schneid gegen Bananen abkaufen.
So konnte Hr. Kohl seinen Thron verbreitern lassen und mit einer Arschbacke auf der Ex DDR Platz nehmen.
In den Passagen gibt es neben spannender Architektur viele Geschäfte. Z. B. fanden wir einen Dessousverkauf, vor dem eine an Magersucht leidende Verkäuferin auf Kundinnen wartet. Hier kaufen wohl auch die zahlreichen Huren ein, die von örtlichen Politikern und Beamten gerne als Dessert zu Geldgeschenken vernascht werden.
So hat sich Leipzig zu einer Schmiergeldstadt gewandelt, nachzulesen auch in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Tricksereien von Stadtoberen haben in Leipzig jedoch Tradition. Schon der Bürgermeister Franz Conrad Romanus (*1671 bis † 1746) steckte seine Finger in zu viele Töpfe und wurde verhaftet.
Doch damals wurde er dafür noch in Festungshaft gesteckt, heute gäbe es einen gerichtlichen Vergleich.
Aber durch solche Tatsachen ließen wir uns nicht beeindrucken.
Wir bewunderten die aufwendig gestalteten Passagen der ehemaligen Handelsmetropole.
Die Pfeffersäcke demonstrierten mit edlem Dekor und viel Blattgold ihre Wichtigkeit.
Ein wenig hungrig geworden besuchten wir die Moritzbastei. Ein Teil der ehemaligen Stadtmauer, der schon in DDR Zeiten zu einem Kulturzentrum ausgebaut wurde.
Darin befinden sich noch heute mehrere Veranstaltungsräume und ein Restaurant.
Es heißt Barbakane. Dort speisten wir preiswert. Die angebotenen Tagesgerichte kosten weniger als 5 Euro und sind recht lecker, anders als der Preis vermuten lässt.
Viele Studenten der nebenan gelegenen Universität Leipzig trifft man / frau hier.
Zum Abschluss des Ausflugs sahen wir uns eines der berühmten Cafehäuser der Stadt an. Das Zum Arabischen Coffe Baum hat 1711 nachweislich das erste Mal Kaffee ausgeschenkt und gehört zu den ältesten Cafes in Westeuropa. Auch hier war der Türkentrunk exzellent.
Dazu verzehrten wir wohlschmeckenden Kuchen.
Das landläufige Vorurteil gegenüber dem Sachsenkaffee können wir nicht bestätigen.
Spannend ist auch das ebenfalls im Haus befindliche Museum. Es enthält allerlei Antiquitäten rund um die Zubereitung, auch im Puppenstuben Format.
Mit viel geistigem und kulinarischem Input gefüttert fuhren wir Heim.
Leipzig ist eine Reise wert!