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Hippe Kippe

24.04.2013

Auf den Weg zur Kunst entstiegen wir am Bahnhof Oranienburger Strasse der S-Bahn. Meine treue Begleiterin, die für alle Fotos dieses Posts das Copyright hält, fand schon auf dem Weg durch die Auguststraße hübsche Motive.


Dann erreichten wir den Hamburger Bahnhof, dort wird Kunst von Martin Kippenberger gezeigt.
In den dahinter liegenden ehemaligen Stückgut Verladestation ist genug Raum für die teilweise großformatigen Arbeiten. Ihr habt bis zum 18. August Zeit die Ausstellung zu besuchen.


Kippenberger hat in seinen wilden Jahren wohl nicht viele Fettnäpfe ausgelassen, doch haben die Fettspritzer auch ordentlich zu seinem Marktwert beigetragen.
Jede Provokation machte ihn bekannter und seine Werke teurer. So malte er Bruchstücke von Hakenkreuzen im Stil von den Deutschen verfemten KünsterInnen und gab dem ganzen den Titel "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken". Sicher keine Rechtfertigung des deutschen Ausflugs in die rassistische Weltherrschaft, aber der deutsche Blätterwald erzitterte.

Was ist der Unterschied
zwischen Casanova und
Jesus? Der Gesichtsausdruck
beim Nageln, 1990
Richtig schickte er die katholische Kirche auf die Rolle, als der Frosch links in einer Kunstausstellung in Südtirol hing. Der Hungerstreik des Präsidenten des Regionalparlaments, mit dem er dessen Entfernung erreichen wollte, wurde sogar vom Papst Benedikt unterstützt.
Jeder zeigt sich halt so lächerlich, wie er es braucht.
Kippenberger machte aber auch mit viel Positivem von sich reden. Er war Geschäftsführer des Clubs SO36 in Kreuzberg, amüsierte sich in der Paris-Bar und gründete eine Produzentengalerie.


Martin, ab in die Ecke und schäm
dich, 1989
Er nahm an der Documenta X und der Biennale 1980 teil, war Hochschullehrer und ein sehr fantasievoller Künstler. Es gibt sowohl viel Ernstes als auch Lustiges in der Ausstellung zu betrachten.
So stellte er sich als Schwarzer in die Ecke, ich gesellte mich dazu. Ironische Selbstkritik ist halt vielen Martins eigen.

Papa der Wilden

22.04.2013

Der große Schlachter, 1963
Mit der Liebsten am Montag in der Berlinischen Galerie. Sie hatten mal wieder einen tollen Berliner ausgegraben. Diesmal war es K.H. Hödicke, durch dessen Ausstellung wir uns fachkundig führen ließen. Er hatte 1960 sein Studium an der Hochschule der Künste aufgenommen. 1974 wurde er dort Professor und einer der Väter der Jungen Wilden, die die Leinwände mit dicken Pinseln voll Ölfarbe traktierten. Wie oben zu sehen ist, war er teilweise auch ganz schön wild.

Kalter Fluss, 1969
Hödicke selbst zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur malt, Skulpturen und Videos gehören ebenfalls zu seinem Œuvre.
In der großen Halle überraschte er mich positiv mit einem sehr besonderen Werk. An der Decke hing ein offenes Fass. Aus ihm lief Bitumen auf den Boden. Diese ist jedoch so dickflüssig, dass es Monate dauert bis alles auf dem Fußboden angekommen ist.
Der Künstler bietet diese Performance an. Ihr könnt so ein Fass bei ihn bestellen und es auslaufen lassen.

Bild - geteert - gefedert, 1968
Den Preis müsst ihr erfragen. Passt natürlich nicht in jede Wohnung und stinkt etwas.
Dass Hödicke viel Spaß an ungewöhnlichen Materialien hat, zeigt das Werk links. Die mittelalterliche Strafe Teeren und Federn ist bekannt. Was die Leinwand getan hat, dass sie so bestraft wurde, ist nicht bekannt.

Partitur, 1996
Auch beim Betrachten der Bilder des Künstlers wurden es mir nicht langweilig.
Das rechts erinnerte mich an eine Stahlbrücke über der Spree mit gelben Laternen, jedoch wenig an ein Musikstück.

Himmel über Schöneberg, 1973
Was mich als Berlin liebender Berliner immer freut, ist wenn ich ein Stück der Stadt wiederfinde, auch wenn es nur ein Hinterhof mit Himmel ist.
Dafür können mir die meisten "Sehenswürdigkeiten" aus der Zeit der kaiserlichen Blutsauger gestohlen bleiben.
Bei diesem Bild bekomme ich Heimweh.

West-Side-Drive-Squeegee, 1973
Aber vielleicht bin ich rührselig geworden, dass ich enge stinkende Hinterhöfe in der Erinnerung vergolde.
Da Hödicke seit 1957 Wahlberliner ist, hat er auf vielen seiner Bilder das alte Westberlin in seiner Mauerenge gemalt. So werde ich von ihm schon wieder nostalgisch abgeholt.

Punkt, Zeile und Reihe

21.04.2013


Sonntags mal ein kurzer Bildungsurlaub, diesmal im Hansaviertel. Wir zogen mit einem Wissensträger von StattReisen durch dieses Neubaugebiet, das während der Interbau 1957 entstand.

Mit dieser Bauausstellung reagierte der Senat auf das Projekt des Ostberliner Magistras in der Stalinalle, wo Häuserzeilen im so genannten Zuckerbäckerstil erbaut worden waren. Die heute so hippen Wohnhäuser waren damals ein Vorzeigeprojekt des Sozialismus.

Deren Design schien zu dieser Zeit rückwärts gewandt, denn sie nutzte klassizistische Anleihen, wirkte aber im Gegensatz zur faschistischen Architektur eher verspielt.

Dagegen wollte der Westen die Moderne setzen und lud die führenden internationalen Architekten ein Häuser zu gestalten. Das Areal wird im Norden durch eine S-Bahn Linie begrenzt und durch die breite Altonaer Strasse zerschnitten. Einige der auch heute noch bekannten Architekten waren:
Diese schufen Typen Häuser, die als Muster für die neue Architektur gelten sollten.
  1. dieser Typ besteht aus Bungalows, sie werden als Einfamilienhaus bezeichnet. Hinter einer nach außen hin geschlossenen Mauer sind sie versteckt, diese erinnert etwas wie die heutigen Siedlungen für die Herrschenden, nur das heute dort Sicherheitspersonal präsent ist.
  2. dieser Typ werden Punkthäuser genannt. Ein quadratischer Grundriss und eine Geschosshöhe von mindestens 10 Etagen beschreibt diese Gebäude.
  3. Lange Riegel mit mindestens vier Stockwerken werden Zellenbauden genannt.
Die Siedlungen Gropiusstadt und Märkisches Viertel, die nachfolgend nach diesem Muster in Westberlin errichtet wurden, hatten jedoch nie den Charme des Hansaviertels. Im Hansaviertel sorgten verschiedene Architekten für Abwechslung, in den Siedlungen wurde ein Haustyp hunderte Male dupliziert. So entstand gähnende Langeweile.










Zur Interbau pilgerten damals die BerlinerInnen trotz Eintritt. Neben den Gebäuden lockte die noch nicht fertig gestellte U-Bahn Linie, die mit VW Bahnen befahren wurden und eine Seilbahn.



Die Führung durch unseren Wegbegleiter der Stattreisen war wie immer kompetent und Wissen fördernd.
Ich erfuhr viel von dem, was ich euch hier geschrieben habe.
Zu Fuß durchmaßen wir in einem Pulk von zwölf Neugierigen das mit viel Grünflächen durchsetzte Viertel.

Unsere Tour endetet an der Giraffe genanntem Hochhaus. Dort waren die Arbeiter Apartments untergebracht, in zwei getrennten Flügel waren die Geschlechter getrennt. Mit Küchen im Frauentrakt und Kochnischen für die Männer, wie es dem gesellschaftlichen Bild entsprach.

Im selben Haus befindet sich das Restaurant Giraffe. Es ist preiswert und hat eine bezaubernde Terrasse.

Pianowitch und Bajanowitch

20.04.2013

Wenn Sasha Puskin aufspielt, war ich bisher nie enttäuscht.
Das Konzert fand bei Classic Pianos, einer Klavierwerkstatt in Kreuzberg, statt. Zwischen den teilweise fertig aufgebauten Tasteninstrumente waren Stühle aufgestellt und Getränke wurden verkauft.

Mit der Liebsten und russischen Bekannten nahm ich dort Platz.
Herr Puskin hatte mit dem Bajan Spieler Aydar Gaynullin ein Duo gebildet. Das Bajan unterscheidet sich vom Akkordeon dadurch, dass rechts keine Tasten sondern Knöpfe gedrückt werden.

Die sind bedeutend kleiner, so dass mehr von ihnen auf die Fläche passen. Damit ist das Instrument schwerer zu spielen, hat aber auch einen größeren Tonumfang im Diskant. Hr. Gaynullin ist ein Weltklasse Spieler, der mit meinem liebsten russischen Pianisten ein Spitzenkonzert hinlegte. Die beiden waren so gut, dass es mir fast schon peinlich war in den herumgehenden Zylinder nur 10 Euro werfen zu können. Die seltenen Konzerte bei Classic Pianos werde ich versuchen öfter zu besuchen.

Vom Falkenstein zum Morgenstern

19.04.2013

© Irmeli Rother
Den Kunst Rundgang eröffneten wir auf dem Touristen Rummelplatz rund um den U-Bahnhof Schlesisches Tor. Ab und zu gibt es aber dort auch noch Menschen, die sich in Deutsch verständigen können. Sie weinen dann jedoch oft der Zeit nach, als die Mauer nicht weit entfernt stand und die Ecke am Ende der Welt lag.

Morbide Gebäude und deren fotografische Abbildung sind eine der Leidenschaften meiner Liebsten. So fuhren wir in die Galerie Wander Atelier in die Falckensteinstraße, um solche zu betrachten. Die Französin Jeanne Fredac stellt diese bis zum 30. April unter dem Titel "Verlassene Orte" aus.
Wir hatten die Künstlerin bei einem Spaziergang im Mauerpark entdeckt.
Die kleine aber feine Ausstellung ist Mi. - Mo. von 12:00 bis 18:00 Uhr zu besichtigen.

Gleich nebenan nutzt der Niederländer Paul Reimert sein Keramik Atelier, in dem er allerdings nicht Tonwaren aufbaut, sondern Fertigwaren zu 3D Collagen zusammenfügt. Die Haut der Spekulantensau besteht z.B. aus Keramikscherben, die Zitzen aus Decken von alten Zuckerdosen.

Wieder ein Haus weiter schlürften wir leckeren Kaffee in der Szene Kneipe San Remo Upflamoer.
Nach dem Mauerfall 1989 liegt die Bar jetzt am TouristInnen Trampelpfad zwischen Friedrichshain und Kreuzberg. Das Ambiente ist gediegen angeranzt aber sauber, eben SO 36.

© Irmeli Rother
Gegen den kleinen Hunger danach aßen wir dann im Burgermeister meisterlich zubereitete Hamburger. Für Menschen, die platte Fleischklumpen mit Gemüse im Brötchen mögen, eine der besten Adressen in Berlin.
Die Abfallprodukte im Pappbrötchen von McKotz sind da echt keine Konkurrenz.

So gestärkt fuhren wir mit der U-Bahn zum Halleschen Tor.
Dort in der Parteizentrale der Sozialdemokraten im Willi-Brandt-Haus stellte Rudolf Holtappel spannende Fotos aus dem Ruhrgebiet der 70er und 80er Jahre aus. Bilder des Arbeitsalltags und der Freizeit der Arbeiterfamilien waren zu sehen. Gemäß der Fassade der SPD im Wahlkampf wurden keine Fotos von SPD Granden wie Steinbrück in ihrer Rolle als Schoßhündchen der Stahl- und Kohle Bosse gezeigt.

Leider machten die Sozis diesen positiven Eindruck gleich am Ausgang mit Autogrammkarten ihres reichlich trotteliegen Berliner Bürgermeisters wieder wett. Den sollten sie besser verstecken, denn sonst wird es garantiert nix mit den Futtertrögen der Macht.

Den ersten Roten des Tages tranken wir dann im Wau, dem Restaurant des Hau. Dann folgte eine Kulturpause.

Am Ende des Tages besuchte ich das Antiquariat Morgenstern. Dort trug Lisa Braun, eine Moderatorin von Jazzradio, Texte aus dem Buch "Liebessequenzen" von Frauke Tuttlies vor. In diesem geht es wie schon der Titel nahelegt, um die Irrungen und Wirrungen der Gefühle.

Dazu wurde leckerer Zwiebelkuchen auf Kosten des Hauses gereicht, ohne Hunger ist Kultur schließlich noch besser zu ertragen. Die Dahlemer Verlagsanstalt richtete die Lesung ihrer Autorin aus und droht an weitere folgen zu lassen. Gerne höre ich dann wieder zu.

Zwei Mädels 1962

17.04.2013

Mit dem Film Ginger und Rosa hat die englische Regisseurin eine kluge und genaue Milieubeschreibung des intellektuellen Englands der Periode zur Zeit der Kubakrise hingelegt. Damals rüsteten sowohl die USA, wie die UdSSR atomar auf.

Die wechselseitigen Provokationen und der Versuch eine nukleare Erstschlagfähigkeit zu erringen ängstigte die Menschen. In Großbritannien entstand die Bewegung Bam the Bomb, die regelmäßig den Zugang zum Militärflughafen Greenham Common blockierte. Dort waren US Atombomber stationiert. Es kam zu Demonstrationen in London mit 100.000 Menschen.
Das Bild oben stammt aus 1960, das rechts aus 1982.

Die Regiseurin Sally Potter setzt mit ihrem Film auch dieser Bewegung ein Denkmal.

Doch er ist in erster Linie die Geschichte zweier pubertierenden Mädchen um 1960.
Sie sind Freundinnen wie ihre Mütter. Während der Wehen hielten sich die Mütter an den Händen.

Zur selben Zeit explodierte die Bombe in Hiroshima. Damit war ein neuer tödlicher Schrecken der Menschheit geboren.
Ginger bewundert ihren Vater, der wegen Kriegsdienst Verweigerung im Knast saß.
Sie sieht in diesem ein Vorbild. Von ihrer Mutter, der von ihm verlassenen jammernden Frau, hält sie wenig. Sie will kein Heimchen am Herd wie diese werden. In ihr arbeitet bereits, der in den 60ern aufkeimende Feminismus.

Sie schreibt Gedichte, denkt viel nach und schleppt ihre Freundin Rosa auf Anti Kriegs Demos. Doch Rosa ersehnt mehr eine "normale" Frau zu sein. Sie ist schon sexuell aktiv, fickt mit Gingers Vater und endet vorläufig als dessen Hausfrau.

Es ist schon absehbar, dass er sie bald wieder gegen Frischfleisch eintauschen wird.
Für Ginger bricht die Welt zusammen, als sie von den beiden eingeladen wird und sie sieht wie Rosa wie ihre Mutter kocht und das Essen serviert.

Bei einer Blockade Aktion wird sie von englischen Bullen verhaftet und bricht psychisch zusammen. Der Vater als Vorbild hat ausgespielt und die Freundin scheint ihr eine dumme Verräterin.
Zum Glück hat Ginger Freunde...

Meine Liebste und ich waren von diesem geradlinig erzählten Film begeistert. Er erweckte in mir die Lust sich über die Zeit zu informieren.
So muss Kino sein. Die Bilder waren so eindringlich, das auf den Text fast zu verzichten war.
Deswegen, bitte OmU ansehen!

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, Süddeutsche

Touristinführung

16.04.2013

Am Treffpunkt, der Zona Bar beim U-Bahnhof Berliner Strasse, speisten wir um kurz vor HighNoon gut und preiswert italienisch. Das Restaurant hat keine feste Speisekarte, täglich wechselnde Gerichte stehen hier zur Auswahl.

Es hat was Gutes mit Touris unterwegs zu sein. Ich entdecke dann oft Veranstaltungen, von denen ich zwar Kenntnis hatte, aber nie besucht habe, z.B. die wöchentlichen stattfindenden Lunchkonzerten im Foyer der Philharmonie. Wir trafen dort kurz vor den Beginn um 13 Uhr ein.

Wer einen halbwegs guten Sehplatz anstrebt, sollte früher erscheinen.
Die Vortragenden waren diesmal der Bratschen Spieler Martin Stegner und die Pianistin Tomoko Takahashi. Sie brachten Werke von Johannes Brahms und Max Bruch zum erklingen.

Nach dem Musikgenuss zeigte ich der Touristin ein wenig vom Potsdamer Platz. Abseits der Touristen Trampelpfade ist die Gegend recht tot, doch die Architektur ist trotzdem gut anschaulich.
Zu Fuß bewegten wir uns dann in Richtung Kreuzberg.

Etappenziel war der Kahn van Loon. Das Restaurantschiff liegt im Urbanhafen und ist nicht nur bei TouristInnen beliebt. Ob des mildem Frühlingswetter genossen wir unsere Getränke an Deck mit malerischer Aussicht auf Schwäne und Enten. Das hässliche Urban Krankenhaus ignorierten wir.


Nachdem ich A. vom Kreativ Kaufhaus Modulo am Moritzplatz erzählt hatte wollte sie dies unbedingt anschauen. Wie viele aus der Münchener Provinz kam sie aus den Staunen nicht heraus. Nebenbei zeigte ich ihr noch das architektonisch recht gelungene Aufbau Haus genannte Gebäude. In den Gängen entdeckten wir die interessanten Totems von Hany Rashed.

Auf der obersten Etage bot sich uns allerdings ein Bild des Grauens. Irgend ein Dödel hat dort eine Kita angesiedelt. Sind die Gruppenräume nett in Penthäuschen untergebracht, wirkt die Umgebung durch meterhohe Zäune wie der Freigang eines Knastes.


Die Kita nennt sich Wildfang. Beim Anblick des so genannten Spielplatzes fehlfreudelte ich Windfang. Zum Glück scheinen die BetreiberInnen von der NLP beeinflusst zu sein. Schreiben sie doch auf ihrer WEB Seite: "Wir haben eine positive Grundeinstellung und Haltung". Ob jedoch eine neurolinguistische Programmierung hilft, dass Kinder und ErzieherInnen nicht nach kurzer Zeit in Depressiv fallen bezweifele ich.

Von der Dach Terasse aus sahen wir die Prinzessinnen Gärten. Dort wird auf einer ehemaligem Brache gegärtnert. Getreu der Idee des Guerilla Gardening von urbaner Selbstversorgung als Protestform gegen die Agrar-Industrie pflanzen Menschen dort Gemüse an.

Am Rande des weiteren Weges entdeckte ich diese sexistische Werbung eines Fischhändlers. Der macht mit seinen Imbissen Mc Kotz Konkurrenz. Leider sind die Gerichte nicht so knackig, wie uns hier vorgegaukelt wird. Weshalb allerdings bei dem Objekt der Begierde der Kopf abgeschnitten ist verstehe ich nicht. Stimmt es etwa, was meine Mutter sagte, dass es bei Männern auf den nicht ankommt?

Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten wir zum nächsten Schaupunkt. Der so genannte Türkenmarkt am Maybachufer wird zwar noch von TürkInnen frequentiert, aber in Mehrzahl ist hier die bunte kreuzberger Völkermischung unterwegs.
Einige TouristInnen mischen sich darunter.

Den schönen Tag beendeten wir tanzend im Seitenschiff der Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz. Die Veranstaltung dort begleitet Fernando Zapata von der Tanzschule Zapatissimo. Um 20 Uhr gab es einen einstündigen Einführungkurs in Salsa. Nicht das ich den nötig habe, ich gab mich hin. Leider haben Frauen oft Probleme sich beim Paartanz führen zu lassen. Sie schaffen es selbst als blutige AnfängerInnen ihren eigenen Willen haben zu wollen, den sollten sie an der Garderobe abgeben.

Nach einer Weile hatte ich sie jedoch weich getanzt. Mancher Tänzer versucht dies mit Gewalt, ich lieber mit Gefühl. Wenn jemand mit Kraft versucht Tänzerinnen zu zwingen ist die Eleganz flöten. Nach dem Unterricht tanzten wir frei und das funzte ganz gut. Müde und fröhlich fuhren wir Heim.

Wolkenkuckucksheim

14.04.2013

Ob des schönen Wetters fuhr ich mit der Liebsten zum Mauerpark, um ihr den nettesten Flohmarkt Berlins zu zeigen. Von der Brunnenstraße ist er nur einen kurzen Fußweg entfernt. Hier ist viel Witziges zu finden. Gerade wer etwas Außergewöhnliches als Geschenk sucht, kann hier leicht fündig werden.

Zwischendurch sind auch KünstlerInnen dabei. Wir entdeckten zum Beispiel den Stand der Fotografin Jeanne Fredac. Wie meine Freundin, liebt sie Marodes. Es hat sich eine trübe Stimmung unter den FotografInnen herausgebildet.

Nach dem Marktspaziergang ging es nach Westberlin zum Kudamm. Wieder mal ein Film aus dem Lola Wettbewerb im Astor Kino. Cloud Atlas ist die visuelle Umsetzung des gleichnamigen Romans von David Mitchell. In dem Buch geht es in allen Episoden darum, der herrschenden Moral die Stirn zu bieten. Ob man / frau dabei Erfolg hat ist nicht vordergründig wichtig, nur das Beispiel zählt. Und die Geschichte hat ja bewiesen, dass sich Widerstand am Ende doch lohnt. Die Niederlage des dritten Deutschen Reiches oder die Abschaffung der Sklaverei mögen als Beispiele genügen. Der Roman und der Film sind in sechs zeitliche Handelsstränge aufgeteilt.
  1. Südpazifik, 1849
  2. Cambridge und Edinburgh, Großbritannien, 1936
  3. San Francisco, 1973
  4. Großbritannien, 2012
  5. Neo-Seoul, Korea, 2144
  6. 106. Winter nach der Apokalypse
Mir viel es nicht allzu schwer bei den Zeitsprüngen mitzuhalten. Was mir besonders gefiel, waren die wandlungsfähigen SchauspielerInnen, die unter Masken in den verschieden Zeiten wieder zu sehen waren. Nur die Passage in Neo Soul enthielt mir zu viele zu gedehnte Crash Verfolgungsfahrten. Wohl eine Anbiederung an das junge Publikum.
Leider kenne ich das Buch noch nicht, aber ich werde es mir besorgen.

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, FAZ,

Alzheimer zum Zuschauen

13.04.2013

"Vergiss mein nicht" ist eine Dokumentation von David Sievekings über den Verfall seiner Mutter.
Weil das Thema in ist und sich jede / jeder wohl etwas davor ängstigt auch Demenz zu bekommen, kommen seit Jahren regelmäßig Filme darüber heraus.

Wie der Spielfilm von Andreas Dresen, "Halt auf freier Strecke", über einen an einen an Gehirntumor erkrankten Familienvater.
Ich finde es gut, dass dieses Thema endlich auch im Film angekommen ist.

© Irmeli Rother
Der Filmemacher als Sohn, der an Alzheimer kranken Mutter, war nah an ihr dran, aber das hatte Gutes und Schlechtes. So zeigt die Mutter ihn und seinen Kameramann gegenüber keine Scheu, auch der Vater öffnete sich sehr. Seine bezaubernden Eltern sind 68er und offenbaren auch ihre Geschichte als Paar mit Höhen und Tiefen.
Leider springt die Geschichte zwischen dem Leben der Eltern und der Krankheit der Mutter hin und her.
Eigentlich reicht der Stoff  für zwei abendfüllende Filme.

Sehr gut wurde aber klar, wie sich die Zwickmühle aus Helfen wollen und der Unfähigkeit das umfassend zu können Verwandte und Freunde an ihre Grenzen stoßen lässt.
Leider bricht der Film ab, wenn der Verfall sehr stark wird. Verstehen kann ich den Regisseur, dass er seine Mutter so nicht zeigen wollte, doch dies ist verlogen. Das schreckliche Endstadium und der Tod gehören dazu.


Kritiken der Anderen: Spiegel, Süddeutsche Zeitung,

Ich sah den Film im Kino Astor. Ein schönes altes Filmtheater am Kudamm mit bequemen Sesseln. Leider wird dort meist ein Schrottprogramm gezeigt.
Doch dank der Zitty gewann ich einen Festival Pass für die Lola Preis Auswahl die im Astor präsentiert wurde. So schaute ich mit der Liebsten zwei Filme, die ich noch nicht kannte.