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das dritte Kölsch

29.05.2013

© Hpschaefer
Langsam hatten wir uns mit dem ÖNV von Köln vertraut gemacht. Die Kölner Verkehrsbetriebe verschenken einen handlichen Stadtplan inklusive Linienplan. Mit dessen Hilfe fuhren wir mit der Tram über die Deutzer Rheinbrücke bis zur Station Rudolfplatz. Dort befand sich im Mittelalter die Stadtmauer und übrig geblieben ist das imposante Hahnenentor. Dahinter fand wie jeden Dienstag ein Ökomarkt statt.
Von dort spazierten wir zurück in Richtung Rhein.

© Raimond Spekking
Nach der Kunstpackung vom Vortag wollten wir es gemütlicher angehen.
Der Kölnische Kunstverein hat kleine Ausstellungsräume nicht weit vom Stadtzentrum. Er wurde 1839 von Kölner Bürgern gegründet.
Heute sitzt er in einem in der Nachkriegszeit bebauten Gebäude.
Es ist wahrlich nicht schön, aber sehr rechteckig.

Stefan Müller, Allerliebste Tante Polly
Ein kleines bisschen Kunst konnten wir durchaus noch ertragen und der Eintritt war günstig (4 Euro).
Leider konnten wir uns mit der in der großen Halle in Erdgeschoss ausgestellten Malerei nicht anfreunden.
Auch der witzige an Tom Sawyer erinnernde Titel der Ausstellung erhellte uns nicht.

Gut gefiel mir die Idee die Bilder an eine Art Lattenzaum vor die riesigen Fenster zu hängen. Dieser erinnerte etwas an den Roman von Mark Twain.
Als wir uns an der Kasse über die Qualität des Gebotenen beschwerten, verwies uns die Dame auf eine weitere Ausstellung in dem ersten Stock.

Dort präsentierte sich Anouschka Oler aus Brüssel.
Sie hatte den kleinen Raum quasi bezogen. Schminktisch, Sitzball, Spiegel, Fotos, ein Videoplayer und was noch in ein Zimmer einer jungen Frau gehört, waren zu sehen. Sogar ein Monsterbaby in Kleidchen erwartete sie.

Ihre fantasievollen Objekte entschädigten uns für die Langeweile im Erdgeschoss.
Das Haus des Kunstverein erinnerte mich an so manches Gebäude in Berlin. Zum Beispiel sieht das Arbeitsamt am Händelplatz in Steglitz wie eine Kopie aus. Dieses wirkt und ist genauso kalt.

Dann begannen wir einen kleinen Stadtspaziergang. Am Neumarkt fühlten wir uns beobachtet. Diesmal nicht von einer der zahlreichen Videokameras, die dafür gesorgt haben, dass in unseren Städten kaum noch Kriminalität stattfindet und der Gewinn von Sony und Co. in diesem Marktsegment explodierte.
Nein, da saß doch jemand mit einer Kamera auf dem Fensterbrett. Er warb jedoch für ein Fotogeschäft am Platz. Mir gefiel die auf die Ecke montierte Rollfilmkamera besonders.

Erinnerte sie mich doch an die Rollei Spiegelreflex Kamera, mit der ich in meiner Jugend unterwegs war.
Die Bilder wurden damals noch richtig auf Negativfilm gebannt, den ich im Labor entwickelte. Mit dem Format 6 mal 6 cm war eine sehr feine Auflösung bis DIN A3 möglich.

Da noch ein bisschen Kultur in unsere Gehirne passte, liebäugelten wir mit einem Besuch im Käthe Kollwitz Museum, das auch am Neumarkt im Neubau der Sparkasse untergebracht ist. Doch als wir mit dem futuristischen Fahrstuhl in dem architektonisch gelungenen Haus in der Dachetage ankamen, erfuhren wir, dass es wegen eine Feier der Familie Kollwitz geschlossen war. Schade!
Also schauten wir Teddys in einem Bärengeschäft im Haus an. Viel Süßes wurde dort geboten.

Weiter liefen wir durch eine der Fußgängerzonen. Dort entdeckten wir eine tolle Band vom Balkan. Wir verweilten lange und gaben reichlich. StraßenmusikerInnen in Köln haben günstige Bedingungen. Sie benötigen keine Genehmigung, dürfen jedoch nicht länger als 20 Minuten stehen und keine Verstärker nutzen.

Nach zwei Abenden mit deftiger Kost in Kölsch Kneipen stand mir der Sinn nach Feinerem. Hinter der Antoniterkirche entdeckten wir das Café Stanton. Dort servieren sie leckere Gerichte aus biologischen Zutaten. Auch die Gestaltung der Räume ist hervorragend. Besonders die Deckenlampen aus Küchengeräten hatten es meiner Freundin angetan.
Sie sind sehr ansehnlich, aber für die Belegschaft ein Graus, wie uns der Kellner verriet.

Alle zwei Wochen werden sie zerlegt und geputzt und danach müssen alle Bestandteile am selben Platz zu finden sein. Das verlangen die LichtdesignerInnen Bettiner Gruber und David Smithson, die sie geschaffen haben.



Nachdem wir gut vollgefuttert waren, fuhren wir ins Feriendomizil.

Für die Abendgestaltung nutzten wir die Stadtrevue. Diese monatliche Stadtzeitung bietet unter anderem einen Veranstaltungskalender. Dieser ist auch Online einsehbar.
Wir überquerten wieder den Fluss und fuhren ins Univiertel zur Station Zülpicher Platz.

Dort fand ein Jazzkonzert mit anschließender Jam Session im Theater in der Filmdose statt. Drei junge Musiker, einer an der Gitarre, einer hinter der Schießbude (Thomas Sauerborn) und einer an einer Hammond Orgel spielten auf. Leider waren mit uns nur ca. zwanzig Personen anwesend.

Von diesen waren mindestens sechzehn MusikerInnen. Nach dem Opener Set stürmten diese nach und nach die Bühne. Besonders die antiquarische Hammond Orgel war beliebt.
Nach der Jam Session zogen wir über die sehr belebte Zülpicher Straße. Dort befindet sich eine Kneipe neben der anderen. Mindestens drei kubanische Bars waren darunter. Wir blieben in der Cuba Bar hängen und schlürften Cocktails bis zur Bettschwere.

Alle Fotos ohne Copywrite Vermerk stammen von Irmeli Rother.

das vierte Kölsch

30.05.2013


Fronleichnahm war es oder wie es auch heißt Happy Cadaver Day. Da zogen vormittags komisch verkleidete Menschen um den Kölner Dom herum. So was passiert nur in katholischen Landen. Als ich die in Rauschgift Wolken dahin marschierenden Knaben sah, musste ich leider an die so gerne unter den Tisch gekehrten Missbrauchsfälle denken. Lange dauerte es zum Glück nicht und der Spuk war vorbei.

Der Dom ist, trotzdem er von einer christlichen Sekte okkupiert ist, ein sehr imposantes Gebäude. Mit der Höhe von knapp 160 Metern beherrscht er die Altstadt. Eigentlich ist er jedoch ein riesiger Brocken Kitsch.
Im 13. Jahrhundert als gotischer Bau begonnen wurde er überwiegend erst im 19. Jahrhundert fertig gestellt. Das ist ungefähr so stilsicher wie wenn ein Neureicher sich eine Villa im Stil von Neuschwanstein bauen lässt. Aber Preussen hatte das Rheinland besetzt.

Es wollte mit dem Bau des Doms seinen Herrschaftsanspruch in Stein meißeln.
Doch heute ist er der Touristenmagnet in Köln geworden.
So versucht die Dombauhütte ihn durch Restaurierungen zu erhalten. Am Bau ist das an den helleren Bestandteilen zu erkennen.
Ca. sechzig MitarbeiterInnen, darunter viele SteinmetzerInnen, werken daran.
Sie heben mit Kränen Teile herunter und arbeiten sie gestützt auf alte Fotos und Bauzeichnungen nach.

Erschwert wird das dadurch, dass kaum ein Teil dem Anderen gleicht. Gut an den beiden Regenwasser Traufen zu erkennen.
Doch der olle Dom war vor allem in seiner ausufernder Ornamentik und mit all seinen tausenden Figuren sowieso nicht zu erfassen. Ich vermute, dass dies die Idee der Baumeister war. Satt sehen kann man / frau sich an ihm nie, sich nur optisch überfressen.
Mir gefällt der Dom, mit Abstand, am besten.


Thomas Schütte, Frau No 13, 2003 
Dann besuchten wir endlich das Museum Ludwig, dem Haus für moderne Kunst in Köln. Es ist nah beim Dom gelegen.
Die Architektur korrespondiert mit den Farben Kaminrot und Schiefergrau gut mit den Farben der Altstadt.
Uns gefiel die Dame aus Aluminium, die vor dem Eingang saß und die Fassade anschaute.
Jede Veränderung des Himmels spiegelt sich in ihr und gibt ihr ein neues Aussehen.

Gerhard Richter, 48 Portraits, 1972
Im Flur fielen mir zuerst die Portraits von 48 berühmten Männern auf. Als echtem Macho ist dem Künstler keine einzige Frau eingefallen.
Feministinnen kritisierten ihn deshalb laut.
Durch mehrfachen aufgetragenen Druck erscheinen die Gesichter der Berühmtheiten sehr plastisch.

Meine Liebste nutzte den Besuch der Toilette, um eines ihrer künstlerischen Fotos zu schießen. Vielleicht sollte sie ihre Arbeiten ausstellen. Ihre Freunde bekommen ja wenigstens Weihnachten einen Kalender. Mein Dank gilt ihr, denn ich darf ihre Arbeiten für den Blog verwenden.

In der ständigen Ausstellung entdeckten wir viel Spannendes auch Lustiges, das wir euch gerne zeigen wollen.

Anna und Berhard Blume, Tranzendale Orthopädie, 2006
Francis Picabia, 1922
Die spanische Nacht
Man Ray, 1939
Zurück zur Vernunft
Renato Guttoso, Cafe Greco, 1976
Pablo Piccaso, 1922
Frau im grünen Morgenrock
Alberto Giacometti, 1947
Die Nase
George Segal, Das Restaurantfenster, 1967
Nun schauten wir die Sonderausstellung Kathryn Andrews - Special Meat Occasional Drink an. Mich erinnerten die Werke an Jeff Koons und fand sie ähnlich langweilig. Hauptsächlich waren sie bunt.

© Museum Ludwig
Die Sonderausstellung von Phil Collins - In every dream home a heartache gefiel mir besser. In einem Teilbereich standen zwei sich auf einer Scheiben langsam drehende Wohnwagen. Darin schauten pubertierende Jungs Videos. Als ich las, dass dort auch Pornofilme gezeigt wurden, verstand ich ihr Interesse an diesem Kunstwerk.


Eine große Spezialshow war mit Arbeiten von Jo Baer bestückt.
Sie ist eine der großen Künstlerinnen, die erst jetzt mit 84 Jahren richtig bekannt wird. Wie auch sonst im Leben, haben sich die Männer gerne in den Vordergrund gedrängt. Ihre grafischen Arbeiten und die Collagen gefielen mir.

Memorial for an Art World Body
2009 © Museum Ludwig
ohne Titel, 1961
© Museum Ludwig
Nach so viel Kunst waren wir etwas geschafft und wollten im Restaurant pausierten. Auf den Weg dort hin sahen wir diese schnarchende Frau in der Eingangshalle.
Einen Moment war ich unsicher, ob sie lebte oder eine Installation war. Doch sie sah so lebendig aus. Da wäre höchstens ein Performance möglich gewesen.
Sie möge uns verzeihen, wir mussten sie ablichten.
Nicht um sie bloß zu stellen, ich war sogar etwas neidisch.

Das Café war sehr hübsch eingerichtet. Das Ludwig gehört zur selben Firma wie das Sankton, das wir gestern besuchten. Auch hier hingen wieder die hübschen Kronleuchter. Leider war hier die Bedienung recht chaotisch, doch Kaffee und Kuchen waren ein Genuss.

Derweilen bemerkten wir eine merkwürdige Absperrung auf dem Platz vor dem Café. Sicherheitspersonal verhinderte, dass Menschen den Platz betraten. Wir gingen hinaus, um zu erfahren, was das bedeutet. Die Kölner Philharmonie ist darunter untergebracht.

Deren Deckenisolation ist so schlecht, dass sowohl bei Konzerten als auch für Proben der Platz gesperrt wird. Dieses Ritual findet seit siebenundzwanzig Jahren statt.
Im Ranking der korruptesten Bauverwaltungen in Deutschland ist Berlin wohl vom Kölner Klüngel nicht zu schlagen (Kreisel Steglitz usw.), doch bei der Frage, welche der Bauverwaltungen die dümmste ist, scheinen mir die Kölner gute Aussichten zu haben Erster zu werden.

Leider war nicht zu erfahren, wie oft in Jahr der Platz abgesperrt wird und wie viel jeder Einsatz kostet. Doch vermute ich, dass über die Jahre mehrere Millionen Euro verbrannt wurden.
Die Kölner sollten sich vorsehen, dass es der Maus nicht zu dumm wird und sie zu einem anderen ARD Sender wechselt.
Am späten Nachmittag wechselten wir ins Café Bauturm im Belgischen Viertel. Dort speisten wir lecker und warteten auf den Beginn des Theaterstücks, das wir von Berlin aus gebucht hatten.

Das Theater am Bauturm liegt im Hof des Cafés.
Wir sahen dort das Stück Deportation Cast von Björn Bicker. Es beschreibt das Schicksal einer nach jahrelangem Aufenthalt in Deutschland integrierten Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo, die abgeschoben wird. Sie müssen sich dort mit Müllsammeln über Wasser halten. Der Sohn wird von der kosovarischen Polizei erschlagen, die Tochter prostituiert sich und am Ende erhängt sich der Vater.
Harter Stoff, der aber wohl die Wirklichkeit des deutschen Abschiebepraxis wiederspiegelt. Sie ist Spiegelbild des herrschenden Rassismus in meinem Heimatland. Ausländer, die nichts zum Bruttosozialprodukt beitragen, sollen verschwinden.
Doch was kann von einem Volk erwartet werden, das in der Zeit zwischen 1934 und 1945 mindestens 70.000 Behinderte für unwert erklärte und ermordete.
Sozialdarwinismus wird die dahinter stehende Theorie genannt.

Gut fand ich, dass die Motive der konkret mit der Abschiebung Beteiligten genau beleuchtet werden, sie machen alle mit, weil sie davon profitieren. Leider wurden viele Rollen im Stück von dem selben Mimen gespielt. Das trug wenig zum Verstehen der Handlung bei.

Eine Kritik der Theaterzeitung Köln.

das fünfte Kölsch

31.05.2013

An diesem Tag wollten wir uns endlich Überblick über Köln verschaffen. Für drei Euro pro Nase fuhren wir im Köln Triangel Hochhaus mit dem Fahrstuhl auf die Höhe von 100 Meter. Die Plattform ist rundum verglast und auf die Scheiben sind Infos gemalt, damit man / frau die Gebäude identifizieren kann.

Im Vordergrund seht ihr die Hohenzollernbrücke. Der Dom ist das Gebäude mit den Doppel Türmen. Auch er ist für drei Euro zu besteigen, doch knapp 400 Stufen zu erklimmen ist nicht sehr attraktiv gegen eine Fahrstuhlfahrt.
Rechts ein Ausschnittsbild der LANXESS Arena.

Erstmal blieben wir weiter auf der proletarischen Flussseite. Wir bewegten uns in Richtung Rheinpark.
Auf einer Straße dorthin entdeckten wir diese merkwürdigen Fahrbahn Markierungen. Sie wirkt ein wenig, als wenn der Chef vergessen hat, dem Maler am Aschermittwoch nach Karneval frei zu geben.
Oder sollte das Kunst sein?
Spannend wird es wohl, wenn im Verkehrsgericht gefragt wird: "Haben sie die Mittellinie überfahren?"

© KölnKongress GmbH
An den Rheinhallen, dem ehm. KZ Messe, entlang laufend erreichten wir den Tanzbrunnen. Ein zauberhafter Veranstaltungsort, den wir vom Radioprogramm Funkhaus Europa her kannten.
Leider wurde erst am Abend unseres Abreisetages eine Funkhaus Party veranstaltet.

Durch den Park strebten wir zu einer Attraktion, die seit der letzten Bundesgarten Schau dort steht. Über den Rhein waren Stahlseile gespannt, an der Seilbahn Gondeln den Fluss überqueren.
Ich muss es meiner Freundin hoch anrechnen, dass sie trotz Höhenangst mitfuhr.

Deshalb gibt es auch kein Foto von der Überfahrt. Sie weigerte sich nach unten zu schauen während wir über den Rhein und eine Autobahn Brücke fuhren.
Bis zum Einstieg hatte ich Angst, dass sie sich umdreht und absagt.
Zum Glück fuhr in der Gondel vor uns ein kleines Mädchen mit, dies machte ihr wohl Mut.
Ich konnte auch nicht knipsen, denn ich hielt während der Überfahrt ihre Hand.
Diese wurde ziemlich feucht und die Nase recht weiß.

Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war die Liebste sehr stolz. Ich glaube, das ist ihr anzusehen.
Unser nächstes Ziel war der Skulpturen Park. Dieser befindet sich gleich bei der Seilbahnstation. Leider aber auch direkt neben der Autobahn, deren Lärm den Kunstgenuss erheblich trübt.
Ein Automat mit Gehörschutz am Eingang könnte sich rentieren.
So zogen wir recht einsam unsere Kreise durch das mit Rasen bewachsene Gelände.

Doch die meisten Skulpturen gefielen uns und einige waren von uns bekannten Künstlern gestaltet.

Barry Flanagan, 1939
Large Mirror Nijinski
Plakat
Skulpturenpark
Rosemarie Trockel, L´Arc de Triomphe, 2006
Tatiana Trouvé, Refolding, 2012
Paul Wallach, Ring - Around, 1999
Thomas Schütte, Weinende Frau, 2011
Anish Kapoor, 1997
ohne Titel
Bettina Pousttchi
2012, Elisabeth

In einer fremden Stadt schaue ich immer nach, ob es am Ort Stattreisen gibt. Dieser Verein zeichnet sich stets durch kompetente FührerInnen aus.
So ließen wir uns von Stattreisen Köln zu einer Brauhauswanderung unter dem Titel "Kölscher Klüngel, kölsches Bier" verführen. Wir starteten an der Stiftskirche der Kölner Brauer. Die Kirche St. Andreas hat den Traum der Deutschen die Welt zu beherrschen halbwegs gut überstanden.

Die Brauer bezahlten einstmals dafür, dass der Heilige Andreas der Namenspatron wurde. Der Erfinder des Andreaskreuzes wurde damit zu ihrem Schutzheiligen. Der soll sich angeblich geweigert haben, an einem Kreuz wie das von Jesus gekreuzigt zu werden. Also wenn ich gekreuzigt würde, wäre mir die Form des Kreuzes schnurz piep egal!
Dem christlichen Aberglaube wird in der Kirche unter anderem an Weihnachten gehuldigt. Die Kölner Brauer stellen dann eine Krippe auf.

In der liegt das Jesuskind in einer aufgesägtem Bierfass. Ein Köbes (Kellner) bringt der heiligen Familie ein Tablett mit Kölsch. Na, denn Prost.


Unsere Führerin schleppte uns anschließend in drei der richtig großen Brauhäuser. Da passen mehrere hundert TrinkerInnen rein, gemütlich, finde ich, ist anders. Wir tranken jeweils ein Kölsch und wir wurden sachkundig gemacht, wie das Kölsch gebraut wird.
Nebenbei wurden uns auch die Kölner Originale Schel und Tünnes vorgestellt. Der Bildhauer Wolfgang Reuter schuf ihre Darstellungen.


Leider hatten wir vorher nicht genug gespeist und waren schnell etwas bedudelt. Im Restaurant Keule am Heumarkt holten wir dies mit deftiger Hausmannskost gründlich nach.





















Am diesem letzten Abend in Köln wollten wir dann noch den Stadtteil, in dem wir wohnten, kennen lernen. Kalk erinnerte mich ein wenig an den Berliner Wedding, denn auch dort gedeihen ja auch besondere Pflanzen. Wir besuchte ein Konzert im Cafe Ganz Schön Kalk. Dies ist mehr ein Nachtbarschaftstreffpunkt aber schnuckelig. Es gibt hier selbst Gebasteltes zu kaufen und Wein und Bier sind preiswert und werden von Freiwilligen ausgeschenkt.

Das Band war witzig und gut beieinander und das Konzert wurde später zur Session mit einer polnischen Sängerin und einem persischen Flötenspieler. Es begann mit zwei Alphörnern und nach und nach kam eine typische Jazzkapelle dazu. Kompliment, sowas erlebt man / frau in Berlin nicht so oft.




Schon am ersten Tag in Köln hatte eine von Außen besonders aussehende Kneipe am Weg von der U-Bahn Heim entdeckt. Die Vorstadtprinzessin war jedoch immer geschlossen. So dachte ich schon, dass ich diese nie kennen lerne. Doch es war Freitag und vor der Tür stand eine Menschentraube.

So beschlossen wir diesen Ort zu erkunden.
Die Vorstadtprinzessin ist jedoch keine gewöhnliche Kneipe. Sie ist nur am Wochenende geöffnet und versteht sich mehr als Kultur Café.
In einem Nebenraum wird Gestricktes und Genähtes angeboten.
Die Prinzessinnen hinter dem Tresen wirken nicht, als wenn sie eine Berufsausbildung in der Gastronomie absolviert hätten, aber machten ihren Job ordentlich. Die Stimmung im Laden war gut, wer nach Köln kommt, sollte diesen Ort besuchen.

Fast alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen von Irmeli Rother.