Gefühlte 15 Jahre kenne ich Schnaftl Ufftschik, schon, länger als ich meinen Blog schreibe. Das erste mal sah ich sie damals in einer kleinen Halle beim Ostbahnhof. Seitdem mag ich diese Kapelle. Wenn ich sie mit zwei Wörtern kennzeichnen müsste, wären diese Blechbläser und Musikclowns.
Die aktuellen Musiker sind: Reinhard Gundelwein - Klarinette, Bassklarinette, Booking Lutz Wolf - Trompete, Flügelhorn, Vihuela, Komposition, Arrangement Johannes Siedel - Posaune, Basstrompete, Sousaphon Stefan Gocht - Sousaphon, Bassposaune, Sopranposaune, Flügelhorn, Komposition, Arrangement Christoph Renner - Perkussion, Schlagzeug
Den ersten Kontakt zur Band stellte für mich das Percussion Zentrum Groove her. Ich lernte dort den Christoph Renner kennen, der dort Pandero lehrte. Dieses aus dem Baskenlande stammende Tamburin, ist über Brasilien weltweit hörbar geworden.
Den Trompeter Lutz Wolf kenne ich von der Formation "Mit Milch und Zucker!" Mit seinem Partner Gerhard A. Schiewe spielt er Jazz, Tango und Musett. Alle fünf sind Profimusiker, mit mit Hochschulbesohlung.
Da wenn eine Band zum Zwanzigsten einlädt, die Hardcore Fans sicher kommen, war die Begeisterung voraussehbar. Trotzdem war es toll, dass beinah die ganzen BesucherInnen nach kurzer Zeit die Tanzfläche bevölkerte.
Wir, die ZuhörerInnen, waren am Ende glücklich und zufrieden.
Die Band selbst lud zum Anlass viele ehemalige Mitglieder und die befreundete Band Apparatschik auf die Bühne.
Die "Russen" brachten zusätzlich Balalaikaklänge ins Konzert ein.
Zum Schluss kann ich den Schnaffls nur noch Happy Birthday wünschen und ein langes Leben
Wer sie noch nicht kennt, die Tourdaten stehen aus der WEB-Seite.
- Die beiden alten Herren haben sich wahrlich gefunden.
Uwe Paulsen ist der Maler, er zeichnet aus Zeitschriften Fotovorlagen ab und verarbeitet sie zu naiven, aber witzigen Bildern.
Sein Kompanion Emiehl Päffel schreibt dazu die naiven, aber bezaubernden Texte.
Da sie ausschließlich Prominente am Wickel haben, dachte ich unwillkürlich an peinliche Zeitschriften wie Gala, die ganz ernsthaft Klatsch berichten. Dagegen sind die Beiden erste Sahne, bei ihnen gibt es kein Paparatzitum, sie schreiben / malen ehrlich. Wenn Frau Merkel klug wäre, würde sie die Werke ihren Staatsgästen schenken. Aber dazu fehlt ihr wohl der Humor.
- Steve Mosley kommt aus Kentucky / USA. Eine der Volkstraditionen dort ist Flaschen mit Motivfiguren und allen Möglichem zu füllen, nicht nur Schiffe wie an der Nordseeküste. Die Amis nennen dies Whimsey in bottles. Der ausgestellte Künstler hat diese eher harmlose naive Volkskunst in eine kritisch witzige Alternative umgebaut.
Wie er so mit seiner Frau bei der Vernissage vorgestellt wurde, führte es mir mal wieder vor Augen, dass nicht alle US Amerikaner dumme Kreationisten sind.
Dass seine Arbeiten von christlichen Fundamentalisten angefeindet werden, wurde bei der Vorstellungsrede erwähnt.
Spätestens bei dem unten zu sehenden Abendmal von MacKotz wird dies verständlich. Leider hatte er nicht den Mut die Personen als Überfettete darzustellen.
Ich will es nicht zu spannend machen, zuerst die etwas "schweinische" Kunst. In der Galerie cubus-m stellt der Fotograf Andreas Fux unter dem Motto Scham und Schönheit teilweise Nackedeis aus. Nach seiner Motivauswahl zu urteilen steht er sexuell mehr auf Männern, entsprechend hoch war der Anteil der männlichen Besucher.
Aus den sechs ausgestellten Werkgruppen gefielen meiner Fotografin und mir zwei ganz besonders.
Aus SerieWMF ist leider nur ein Bild zu sehen. Entstanden 1988 in Ost-Berlin, zeigt er eine sowohl in der Motivauswahl als auch in der Komposition hohe Meisterschaft.
Diese Arbeit erinnerte mich sofort an die Modefotografien des ebenfalls exzellenten Fotografen Herbert Tobias.
Dieses Foto hängt gleich links neben der Eingangstür der Galerie.
Die Treppe hoch im hinteren Raum befindet sich dann eine Art Dunkelkammer mit Abbildungen von Tätowierten.
Dies ist die zweite Werkgruppe, die wir sehr bewunderten.
cubus-m ist es wieder mal gelungen eine vorzügliche Ausstellung zu präsentieren.
Also hingehen und anschauen.
Nicht nur für Schwule interessant. Die Fotos und auch ein paar Schwänze hängen noch bis zum 5. April.
Hier hätten wir auch Papst Francisco mitnehmen können, ohne dass er sich bekreuzigt hätte.
Obwohl viele bekannte und auch uns bekannte KünstlerInnen mit einem Werk vertreten waren, hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen.
So stellte Šejla Kamerić eine tolle, aber sehr bekannte Fotomontage aus. Von Kerstin Brätsch hingen Glasrechtecke im Fenster, die bei Sonneneinstrahlung ihren Zauber entfalten sollten, um 20 Uhr im Winter unmöglich und die Dia Projektion von Antje Engelmann mit Sätzen von ihren Eltern war für uns einfach nicht spannend.
Aber es gab auch Entdeckungen von Wert. Die Fotografin oben zeigt Theater - und Tanzgruppen bei der Arbeit. Ihr gelingt eine unglaubliche Dynamik in eine zweidimensionale statische Fotografie hinein zu inszenieren.
Thomas Helbig hingegen gelingt herrlich leuchtende Asemblagen herzustellen, in dem er Farbe auf Stoff sprüht und durch Auslassung Objekte sichtbar macht.
Viele KünsterInnen nutzen getrocknete Pflanzen. Paula Doepfner gelang das eindrücklich, indem sie diese auf einer gesplitterten Glasscheibe arrangierte.
Der Titel "But I wish there was something you would do or say to try and make me change my mind and stay" hebt auf eine zerschlagene Liebe ab, die mit einem Wort oder einer Geste noch zu retten wäre.
Diese Ausstellung ist bis zum 2. März anzuschauen. Wer gegenüber im cubus-m zu Besuch ist sollte den Weg über die Straße wagen. Viele der Arbeiten wirken bestimmt besser, wenn sie nicht im Trubel einer Vernissage angeschaut werden.
Zwischen hundertden Treckern und zusammen mit über 20.000 Anderen demonstrierten meine Freundin und ich gegen die Leistungschau der Industrie in den Messehallen. Das was sich Grüne Woche nennt, ist eine Schau überwiegend künstlich oder unter bestialischen Bedingungen hergestellten so genannten Lebensmittel.
Zum Glück finden immer mehr Menschen diese Produkte zum Kotzen.
Auch in Brandenburg ist gerade ein Bürgerbegehren gegen Tierfabriken erfolgreich zu erfolgreich zu Ende gegangen.
Es geht nicht nur Tieren in Europa schlecht. Grossinvestoren kaufen Land auf (Landgrabing) und errichten industrielle Landwirtschaftsbetriebe.
Damit vertreiben sie Kleinbauern. Ihre Produkte verkaufen sie dann oft durch die EU subventioniert in Afrika und zerstören durch die Billigprodukte die Existenzgrundlage der lokalen Bauern. Landflucht und Hunger sind die Folge.
Mir gefielen die fantasievollen Kostüme der Demo TeilmehmerInnen.
Wir folgten den Traktoren von Potsdamer Platz zum Kanzleramt. Auf dem weg dorthin passierten wir in der Wilhelmstrasse das Landwitschaftsministerium.
Es wird gesagt das es so etwas wie eine Kuschelecke der großen Agrarkonzerne ist. Um das zu vertuschen hing an der Fassade des Ministerium ein Propaganda.
Lobbyisten wie die von Monsanto finden dort immer ein offenes Ohr. Gerade wurde dort eine Verordnung erlassen, dass den Tieren weiter die stärksten Antibiotika gegeben werden dürfen. Unter der Kontrolle der Tierärzte werden sie so weiter im Fleisch landen. So wird die nächste Generation resistenter Keime gezüchtet. Der Minister ist ein Schoßhündchen der Industrie.
Am Kanzleramt angekommen stellten sich die Traktoren auf. Eine Bühne war errichtet auf der später wahrscheinlich viele kluge Reden geschwungen wurden.
Wir lauschten noch eine Weile einer einer netten Unterhaltungscombo mit dem Namen Rainer von Vielen.
Leider gab es an den Ständen keine von mir ersehnte Bratwurst. Nur irgendwelche Veganer verteilten fleischlose Würstchen. Also wenn ich kein Fleisch essen würde, würde ich auch keine Wurst essen.
Ich hatte keine Lust mehr und quengelte so lange bis meine Freundin mit nach Hause kam.
Von einer Freundin wurde ich zum Konzert in die etwas ungemütliche Kesselhaus der Kulturbrauerei eingeladen. Eigentlich gilt es als nicht nett einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen, aber der Saal ist dadurch, dass er keine Randbstuhlung besitzt, nur was für Menschen die gerne lange herumstehen.
Doch als der Westafrikanische Sänger und Bandleader Baaba Maal mit seinem Orchester zu spielen anhub, war sitzen schnell nicht mehr angesagt. Rock wurde mit Rhythmen aus seiner Heimat Fouta / Senegal gemischt und brachte uns schnell zum Tanzen.
Babba Maal ist mit seinen 63 Jahren ein sehr agiler alter Knacker. Wir stammen aus dem gleichen gute Jahrgang.
Bei der Konzerttour stellte er mit seiner sechsköpfige Gruppe das neue Album "The Traveller" vor. Das es die Nummer elf trägt sagt schon einiges über die kontinuierliche Karriere von Baaba Mall aus.
Er sieht sich in der großen Tradition Westafrikanischer Grios (singende Geschichtenerzähler). Im Video seht ihr ein wenig was aus seiner Heimat.
Leider war der Konzertsaal nicht gefüllt. Mit dreißig Euro war der Eintritt auch recht happig.
Das Publikum war nett gemischt schwarz / weiss und fast alle tanzten.
Die Jugend-Philharmonie ist ein internationales temporäres Orchester das sich jährlich für zwei Wochen zur Deutsch-Skandinavischen Orchesterwoche in Berlin zusammenfindet. Das Erarbeitete präsentieren sie danach.
Neugierig wie wir sind, besuchten wir vor dem Konzert eine Einführung. Der Referent war der Dirigent des Abends und der machte uns ordentlich Appetit auf das Konzert.
Foto: dskjph.de
Das Programm des Abends:
1. Gustav Mahler
Fünf Lieder aus Des Knaben Wunderhorn.
Die in der deutschen Romantik unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn
entstandene Gedichtesammlung hat viele Komponisten inspiriert. Das
Orchester mit den beiden SängerInnen bewältigten diesen Teil
meisterlich.
Foto: dskjph.de
2. Andreas Peer Kähler Sisua Perkele für Solo-Kontrabass, Schlagzeug und Männerchor Auftragswerk der Deutsch-Skandinavischen Jugend-Philharmonie, eine Uraufführung.
Manche ZuschauerInnen waren ob der modernen Musik und dem an DaDa gemeinendem Gesangstext ein wenig irritiert. Da uns der Komponist während der Einführung erzählt hatte, dass er kein Finnisch kann und
der Text aus Aufzählungen u.a. von Komponisten, Städten und Biersorten besteht fanden wir das eher amüsant. Bei diesem Teil des Konzerts waren der Chor, der Bassist und die Perkussion beteiligt.
Kullervo, symphonische Dichtung für Mezzosopran, Bariton, Männerchor und großes Orchester op. 7.
Die Geschichte dazu ist ein Teil des finnischen Nationalepos Kalevala. Der Held wird als Kind versklavt, rächt sich und watet danach überwiegend in Blut. Dann vergewaltigt er eine Frau, die wie es sich herausstellt seine Schwester ist. Zum Schluss wirft er sich in sein Schwert. Tragik pur!
Hier war die Besetzung: Der finnische Männerchor mit Unterstützung des Berliner Knabenchores, das Orchester und die beiden GesangssolistInnen.
Besonders wenn der Männerchor sangen war die Musik sehr ergreifend.
Im Widerspruch zur der in die politische Bedeutungslosigkeit abdriftenden neoliberalen SPD fördert die Friedrich-Ebert-Stiftung der selben gesellschaftskritische KünstlerInnen durch Stipendien. Eine Auswahl der StipendiatInnen stellte Arbeiten im Haus am Lützowplatz aus.
Unter dem Leitthema "Attitudes - Haltungen" wurde mit unterschiedlichen Medien verfertigtes gezeigt. Schön ist das bei zwölf verschiedenen künstlerischen Positionen meist auch für mich etwas Spannendes dabei ist.
Die KünsterInnen waren: Yevgenia Belorusets, Elena Dormeier, Soso Dumbadze, Sarah Held,
Franziska Kabisch, Marie Kirchner, Thanh Long, Mariam Mekiwi, René
Patzwaldt, Laura Popplow, Neda Saeedi, Jana Kerima Stolzer.
Von der Straße aus sah ich zuerst die lebensgroßen Plakate des Projekts "Girl Gang against Street Harassment" von Sarah Held.
Diese sind auch nicht für Kunsträume bestimmt. Sie hängen z.B.in Bahnunterführungen. Sie konterkarierten das herrschende Frauenbild und greifen dummbatzige Männerdenke an. Sonst tauchen Frauen in der Öffentlichkeit meist als sexistisch inszeniertes Beiwerk der Werbung auf.
Drinnen entdeckte ich ausdrucksstarke Fotos von Arbeiterinnen in den Kohlengruben des Donezbecken. Dieses liegt zum Teil in der Ukraine und ist vom Rest des Landes abgespalten. Yevgenia Belorusets gelangen diese Aufnahmen.
Die auf dem Boden liegende Installation von Neda Saeedi dekonstruierte ein Foto einer Baustelle in Berlin. Der flache Teil zeigt einen von einem Bagger befahrenen planierten Baugrund. Die heraus ragenden Teile zeigen die Gegend vor dem Abriss.
Bis zum 10.01. ist das zu sehen.
Zum Weihnachtsfest passt doch eine göttliche Komödie wie die Faust aufs Auge. Mit der Liebsten und FreundInnen schaute ich im Yorck Kino "Das brandneue Testament".
Eine sehr bittersüße Komödie um eine Familie, die im obersten Stockwerk des höchsten Brüsseler Hochhauses wohnt. Der Vater ist Gott, ein Widerling, der am Rechner sitzt, sich neue Gemeinheiten zum Schaden für die Menschheit ausdenkt. Sogar solche kleinen Bösartigkeiten, wie dass Marmeladenbrote immer mit der Marmeladenseite auf den Fußboden auftrifft, bereiten ihm Freude.
Dass ein solcher Stinkstiefel die Familie nicht glücklich macht, ist zwangsläufig. Der Sohn Jesus hat sich deshalb schon lange verdrückt.
Gott putzt seine Frau ständig herunter, sie häkelt und sammelt Fotokarten von Baseball Spielern.
Jetzt kommt die Tochter ins rebellische Alter, hat keine Lust mehr dem Tyrannen zu gehorchen.
Éa ist eine pfiffige Göre, kann ein wenig zaubern und nachdem der Papa sie mit dem Gürtel verprügelt hat, beschließt sie aus der hermetisch abgeschlossenen Wohnung zu fliehen. Nicht ohne vorher Gott schachmatt zu setzten, sie lässt seinen Computer abstürzen.
Ihr Weg führt sie durch die Rückwand der Waschmaschine. Auf der Erde endet er ebenfalls in einer Waschmaschine in einem Brüsseler Waschsalon.
Ihr Bruder hatte ihr aufgetragen sechs Jünger zu suchen, deren Aufgabe es nicht ist Éas Leben aufzuzeichnen, sondern ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
Deren Adressen hat sie aus einem Karteikasten im Büro ihres Vaters geklaut.
Auf der Straße lernt die junge Dame einen Obdachlosen kennen, der ihr Schriftführer wird.
Vom folgenden Feuerwerk an dramatischen Einfällen verrate ich euch nichts mehr. Müsst ihr selbst ins Kino gehen.
Nur noch das, Ente gut - Alles gut.
Gott muss zu Schluss im Knast kontrollieren, ob in den dort produzierten Waschmaschienen die Rückwände ordnungsgemäß eingebaut sind. Frau Gott hat den PC wieder zum Laufen gebracht und beglückt die Welt mit Häckelmustern.
Irgendwie sehr diesseitig.
Als wir kichernd aus dem Kino kamen, entdeckten wir drei Meter links vom Eingang das NeuWestBerlin.
In den ehemaligen Supermarkt ist ein Kulturplattform eingezogen. Es ist eine Bar aufgebaut, es gibt große Tische und Konzerte und Videokunst. Ein schnuckeliger Platz. Nach dem nächsten Besuch berichte ich genauer.
Das Niveau ist recht hoch, obwohl der Eintritt frei ist.
Zum Jahresabschluss spielten sogar drei Combos auf. Alle boten keine Standards sondern selbst Komponiertes und improvisierten fleißig dazu.
Für die erste Band in Serie ist es etwas schwer die ZuhörerInnen zu begeistern, den fünf gelang das aber schnell. Besonders die einzige Frau auf der Bühne spielte Saxophon wie eine junge Göttin.
Das Quartett mit den zwingenden Namen bestand aus älteren Musikern, sie konnten durch ihr Spiel überzeugen. Allerlei Scherze lockerten den Auftritt auf.
Jedes Jahr vor Weihnachten treffen sich viele FinnInnen zum Weihnachtskonzert. Diesmal fiel die Veranstaltung auf das Jubiläum der finnischen Unabhängigkeit, diesmal in der Heilig-Kreuz-Kirche am Halleschen Tor.
Da ich kein Finne bin, Nationen eh überholt finde und mir Religionen so was von egal sind, ist das eigentlich kein Termin für mich. Doch die Liebste begleite ich trotzdem gerne.
Schließlich muss sie jemandes Hand drücken können, wenn das Heimatgefühl sie übermannt.
Das Konzert begann recht weltlich, ein paar Tangos, ein wenig Liedgut von Jean Sibelius.
Als Sänger war der Bassbariton Esa Ruuttunen arrangiert worden. Das Orchester bildeten Susanna Mieskonen-Makkonen (Geige), Kirsi Laamanen (Akkordeon), Maija Teikari (Klavier) und Matti Makkonen (Cello).
Vor der Pause begann die religiöse Abteilung. Bei Liedern mit deutscher Übersetzung sang ich sogar mit, ich singe halt zu gerne.
In der Pause tranken wir Sekt, aus Anlass des Geburtstags Finnlands. Danach wurde es mehr patriotisch und christlich.
Als dann Sylvias Weihnachtslied von Karl Collan ertönte, setzte meine Begleiterin die Brille ab und kramte nach Taschentüchern.
Und so ist Weihnachten wieder im Norden, und Weihnachten auch in den Herzen. Und die Weihnachtsbäume leuchten hell auch in den kleinsten Hütten. Aber oben an der Decke hängt noch immer der Käfig, der meinen Sangvogel gefangen hält, und die Klage im Gefängnis ist schon verstummt o, wer würde an die Sorge des Sängers denken? – Wo Zypressen auch im Winter duften sitze ich auf dem Ast des prächtigsten Baumes, wo die Gewässer schimmern, der Wein schäumt und das Wetter immer wie im Mai ist. Und den Etna sehe ich von ferne so schön, ach, das bezaubert und berauscht meinen Kopf, und Lieder klingen lieblich in den Hainen wer könnte über reichlichere Freuden singen? – Du hellster Stern, schicke jetzt deine Strahlen nach meinem fernen Finnland, und wenn dein Leuchten mal erlischt, segne jenes Land der Erinnerungen. Ein anderes solches Land werde ich nirgendwo finden, am liebsten und teuersten wird mir immer Finnland sein! Und dessen Lob singt Sylvia, und singt immer ihr schönstes Lied (deutsche Übersetzung)
Am Ende wurde es mir zu christlich, besonders als ich ungefragt gesegnet wurde. Ich hoffe mir wurde damit für meine Karriere in der Hölle kein Stein in den Weg gelegt.
Die Erlöse der Sammlung am Ausgang gingen an die Obdachlosenhilfe der Gemeinde. Da gab ich gerne und reichlich.
Zum Glück ist René Schoemakers nicht bei seinen Leisten geblieben. Der "Schuhmacher" aus der dänisch - deutschen Grenzregion hat zwar Kunstgeschichte, Malerei und Philosophie studiert, aber dem bildnerischen Arbeiten den Vorzug gegeben. Seine Werke sind naturalistisch gestaltet.
Während seiner inzwischen zweiten Ausstellung in der Galerie cubus-m zeigte er den Zyklus Dysopia / Fugen.
Dystopia VI und I
Seine Arbeiten wirken meist magisch und sind nicht einfach zu entschlüsseln. Seine Frau und er selbst stehen oft Modell. Aber er nutzt auch Holzbranding oder baut Modellandschaften mit Figuren, die er anschließend abmalt.
Oft wird der Tod ins Bild drapiert und Gewalt ist gegenwärtig. Dystopie, das negative Gegenüber der Utopie, wird sichtbar.
Der Besuch der Ausstellung ist noch bis zum 23. Januar 2016 möglich, unbedingt anschauen.
René Schoemakers Arbeiten wirken beim zweiten Ansehen noch intensiver.
Nachden wir vor einer Weile in Potsdam ein Fluxus Museum besucht haben, freute es mich die Ankündigung zur Ausstellung einer Einzelausstellung des Fluxus KünstlersTerry Fox zu sehen.
Da zusätzlich für diesen Sonntag Performances in Erinnerung an ihn angeboten wurden, machten wir uns in Akademie der Künste im Hansaviertel auf.
Zuerst liessen wir uns professionell durch die Ausstellung führen. Leonie Wiegand, eine Kunsthistorikerin, half uns zu einen Einstieg in die Arbeit von Fox.
Zum Glück, den ohne diese Einführung hätten wir fast nix verstanden.
Herr Fox war wohl nicht sehr daran interessiert verstanden zu werden.
Nachdem er ein Labyrinth in der Kirche von Chartres in Frankreich sah, integrierte er dieses regelmäßig in seine Arbeiten . Mittelalterliche Künstler haben dieses geschaffen, um Menschen ohne Lesefähigkeit religiöse Erfahrung zu vermitteln. Fox klammerte sich an die 552 Schritte, 11 Kreise und 34 Kehren, interpretierte eine Bedeutung hinein, die direkt auf seinen eigenen Lebensweg hinwies.
Foto: Siegfried Schicht-Kammerer
Ohne diese Information hätten wir recht blöd vor den meisten Werken herum gestanden.
Aber auch mit diesem Wissen waren mir die meisten Arbeiten zu kopflastig.
So versuchte er in einer Komposition aus Samples von Katzenschnurren, das Durchwandern des Labyrinths in der Kirche nach zu bilden.
Foto: Barry Klinger
Die Stück dauerte über neunzig Minuten, das erschien mir überambitioniert. Die Miezekatzen anzuhören ertrug ich nur zehn Minuten. Leider wurden die Audioarbeiten aber auch in weißen, stark nach Lack riechenden Kammern präsentiert.
Aber ich muss zugeben, das ich auch den Performances von Zeitgenossen Joseph Beuys nie verstanden habe.
Aber anscheinend ist Terry Fox als Komponist / Performer unter jungen KünstlerInnen beliebt.
Nach der Ausstellung sahen / hörten wir eine live Klangperformance. Neele Hülckler akzeptierte nur max. drei ZuhörerInnen, wir waren zu zweit. Wir setzten Kopfhörer auf und sahen zu wie Frau Hükler Teller auf dem Tisch stellte, an dem wir gemeinsam saßen.
Über dem Tisch waren hochempfindliche Mikrophone angebracht, die das leiseste Geräusch in unsere Kopfhörer übertrugen. Die Künstlerin begann Gläser auf den Tellern hin und her rollen zu lassen. Das ergab recht laute Töne. Im Laufe der folgenden zehn Minuten landete alles mögliche "Lärmende" auf dem Tisch. Zum Schluss lies sie Salz und Sand auf Packpapier rieseln.
Diese Performance gefiel uns sehr gut. Aber live ist auch live, und der intime Kontakt zur Künstlerin war sicher ein wichtiger Moment.
Nett ist die Idee das sie immer zum Geburtstag von Terry Fox diese Performance öffentlich als Video vorführt. Sonst ist sie eine rührige Komponistin für neue Musik.