08.09.2023
- Jedes Jahr im September pilgern hunderte Fans in die Lausitz nach Peitz zur Jazzwerkstatt.
Ganz billig ist der Eintritt nicht. Sechzehn Stunden Musik und 22 Bands sind für 120 Euro aber wohl nicht unangemessen.
Von Freitag bis Sonntag dauert das Festival. Leider sind es am Samstag zwölf Stunden Konzerte hintereinander und das ist für mich kaum zu verkraften. Da muss ich schon mal Auftritte ausfallen lassen.
Leider waren das Catering Schrott. Bier und Wein waren warm und die Bratwürste verbrannt. Dabei gibt es einen guten Fleischer vor Ort und um die Getränke könnte sich der Wirt kümmern, bei dem einige Konzerte stattfinden.
Freitag
1. Luft, Mats Gustavsson (Saxophon), Erwan Keravec (Dudelsack).
Uff, das war sehr schräg. Haben die Schotten im Krieg Gegnern mit den Tönen ihres Nationalinstruments Schrecken eingejagt, gelang das Hr. Keravec mit seinem bretonischen Dudelsack ähnliches. Er versuchte, die quietschichsten Klänge mit dem Instrument zu erzeugen. Der Saxophonist bemühte sich erfolgreich ihm in nichts nachzustehen.
Doch die ZuhörerInnen rannten nicht weg, Jazzfans sind halt hart im Nehmen.
2. XY Quartet, Nicola Fazzini (alto sax), Alessandro Fedrigo (bass guitar), Saverio Tasca (vibes), Luca Colussi (drums).
Das war viel gefälliger, mir war es dann auch etwas zu seicht. Doch auch wenn die vier Italiener nichts außergewöhnliches zu Gehör brachten, gut waren sie schon.
3. Oliver Schwedt (Piano), Christian Lillinger (Schlagzeug)
Die Beiden kamen jeder mit einem Koffer voll Schnickschnack auf die Bühne. Dinge, die die Klänge des Instruments erweitern, sind modern. Im Klavier oder auf dem Schlagzeug platziert sorgen sie für erweiterte Hörerlebnisse. Das gefiel mir gut.
Und Herr Lillinger ist ein super Schlagzeuger, super schnell und super präzise, doch war er für mein Gefühl zu cool.
Der Pianist hielt gut mit.
4. Gianluigi Trovesi (Klarinette), Hans Lüdemann (Piano)
Der Klarinettist stammt aus Italien und gehört dort zu den Großen. Hans Lüdemann kommt von einem erfolgreichen Italien Aufenthalt zurück. Das Duo Gianluigi Trovesi bildete eine gelungenen Abschluss des ersten Tages.
Samstag
1. Ich began mit dem Joe Hertenstein Trio.
Joe Hertenstein (Schlagzeug), Michael Moore (Saxophon + Klarinette), Antonio Borghini (Bass)
Hr. Hartenstein ist als Musiker ein Solitär, er baut ständig neue Bands um sich herum auf. Für einen Jazzer ungewöhnlich sieht er wie ein Althippie aus. Der Saxophonist war erste Klasse und den Bassisten kannte ich von div. Konzerten aus Berlin und von internationalen Festivals.
2. Es folgte Entasis (eine bauchige Säule)
Akira Sakata (saxophones, voice, clarinet & bells), Giovanni di Domenico (piano),
Giotis Damiandis (guitar) Aleksandar Škoric (drums)
Der japanische Saxophonist hat drei jüngere Mitstreiter aus Italien mitgebracht.
Der Schlagzeuger war ähnlich schnell mit den Sticks wie Lillinger, verausgabte sich jedoch ordentlich. Am Ende war er total durchgeschwitzt. So etwas uncooles gefällt mir besser als das Spiel von Lillinger.
Der Bandleader war sehr besonders, nicht nur das er sein Instrument beherrschte, gegen Ende schrie, säuselte und brabbelte er auf japanisch ins Mikro und die Anderen improvisierten dazu.
Ein sehr gelungener Auftritt.
3. Alexander Schlippenbach Barry Altschul Quartett
Alexander von Schlippenbach (Piano), Rudi Mahall (Bass Klarinette), Joe Fonda (Bass), Barry Altschul (Schlagzeug), + Ray Anderson (Posaune)
Der Leader und Pianist ist 85 Jahre alt, was man/frau ihm sofort ansieht, wenn er auf die Bühne schlurft. Aber wenn er am Piano sitzt und spielt, ist ihm sein Alter nicht mehr an zu merken. Der Rest der Band und der Gast sind ebenfalls ältere Recken der Avantgarde Jazz Szene und sie sind genauso gut wie er anzuhören.
Also unbedingt Konzerte besuchen, bevor Schlippenbach es nicht mehr auf die Bühne schafft.
Im Video fehlt Ray Anderson.
4. Thomas Krüger & Anke Lucks Oktett
Das sind Thomas Krüger (Rezitation), Nikolaus Neuser (Trompete), Anke Lucks +
Mathias Muche + Gerhard Gschlößl (Posaunen), Jürgen Kupke (Clarinette), Silke Eberhard (Alt Saxophon), Wolfgang Schmidtke + Patrick Braun (Tenor Saxophon), Matthew Bookert (Tuba), Elliot Sharp (Gitarre)
Das war für mich das witzigste Konzert der Werkstatt. Thomas Krüger rezitierte Kurt Schwitters und Hugo Ball zu Kompositionen von Anke Lucks. Dazu blies eine breite Bläserfront, zum größten Teil Mitglieder der berliner Band Potsa Lotsa.
5. David Murray (Tenor Saxophon + Bass Klarinette) Ingebrigt Häker Flaten (Bass) Paal Lilsen-Love (Schlagzeug)
Geile Jazz Improvisation eines US / nordischen Trios. Die drei in Kombination sind wohl aktuell das Beste aus der mittleren Generation, was die ImproJazz Szene zu bieten hat.
6. Ray Anderson (Posaunen) Solo
Dieser US Blasmusiker setzt Standards, sehr angenehm fand ich das er sich selbst nicht so bierernst nimmt, wie es oft im Freejazz vorkommt.
7. Kazda & Indigo Strings
Jan Kazda (Bass Gitarre), Roman Babik (Piano), Jörg Lehnardt (Gitarre), Mickey Neher (Schlagzeug), Heike Haushalter (Violine), Petra Stalz (Violine), Monika Schleicher (Viola) und Gesa Hangen (Cello).
Sie spielte Filmmusik von Nino Rota, einem der großen Komponisten des Genres. Er vertonte u.a. viele Filme vom international erfolgreichen italienischen Regisseur Federico Fellini.
In den Filmen gefiel mir die Musik gut, nach dem vielen Freejazz war mir das jedoch zu gefällig. Ich verliess das Festival und ging ins Bett.
8. Common Ground
Sebastian Gille ( Saxophon), Achim Kaufmann (Klavier), Matthias Akeo Nowak (Bass), Bill Elgart (Schlagzeug)
Diese Gruppe ist ein häufiger Gast bei der Jazzwerkstatt.
10. Elliot Sharp (Gitarre und Elektronik) Solo
Sonntag
1. Volker Jaeckel (Kirchenorgel), Helga Plankensteiner (Bariton-Saxophon)
Morges in der Früh spielten sie im Rahmen eine Jazzgottesdienst auf. Die Orgel klingt spannend, ich hörte sie einmal ohne christlichen Mummenschanz. Als kleiner Teufel mied ich die Veranstaltung.
2. SØR BLUES BAND
Sören Birke (Mundharmonika), Wolfgang Schmidtke Tenor-Saxophon), Helga Plankensteiner (Bariton-Saxophon), Jan Roder (Bass), Michael Lösch (Keyboard), Joe Herte
Heute durften auch die BewoherInnen von Peitz zuhören, ohne Eintritt zu zahlen..