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documenta Hauptbahnhof

28.07.2012

Der ehemalige Hauptbahnhof wir heute nur noch für Regionalbahnen genutzt. Die Lokschuppen und Lagerhallen stehen meist leer und wurden von der documenta genutzt.

Als wir die Bahnhofshalle betraten, begegneten uns zuerst Menschen mit Bildschirmen in der Hand und Kopfhörern auf den Ohren.
Unsere Lieblinge Janet Cardiff und George Bures Miller hatten das verbrochen. Die kannten wir von einem Audio / Video Aktion aus dem HAU in Berlin.

Hier boten sie einen geführten Rundgang durch den Bahnhof an. Wir verzichten darauf, um mehr Zeit für die Hallen zu haben.

Istvan Csakany aus Rumänien war ein Künstler, dessen Arbeit uns restlos begeisterte. Er hatte eine komplette kleine Kleiderfabrik in eine Halle gestellt. Da war alles vorhanden, inklusive der Elektroinstallation, aber alles aus Holz gefertigt. Das war verrückt anzusehen.

Wie auch keine ArbeiterIn zu sehen war, verzichtete der Künstler ebenfalls in deren Produkte Körper zu stecken.
Wir standen mit offenen Mündern davor. Hier erfuhren wir, weshalb ein documenta Besuch sich wirklich lohnt.

Kaum waren unsere Münder nach einem kleinen Imbiss wieder geschlossen, stellten wir uns in die Schlange der BesucherInnen, die Einlass in die Installation vom Südafrikaner William Kentridge begehrten. Meist verzichten wir ja auf Kunst, wo man / frau sich anstellen muß, aber hier hatten wir wirklich Glück, dass wir unsere Grundsätze über den Haufen warfen.
Wenige Minuten nachdem die ca. 30 minutige Multimediaoper begonnen hatte, wüsste ich, Besseres werde ich wohl auf dieser documenta nicht mehr zu sehen bekommen. Der Titel lautete: "The refusal of time" (die Verweigerung der Zeit).


In der Mitte des halbdunklen Raumes arbeitete sich eine Art hölzerner riesiger Webstuhl ab. Fortwärts drängende Zirkusmusik leitete und begleitete das Spektakel. Zuerst wurden an alle Wände Metronome projiziert, dann Videofilme und zum Schluss zog eine Schattenkarawane über die Wände.
Schaut euch das Video an!



Der Rest der Kunst im Hauptbahnhof war eher Durchschnitt. Zum Beispiel der Schrotthaufen der Italienerin Lara Favaretto. Viele KünstlerInnen nutzen zwar Schrott als Ausgangsmaterial für ihre Werke, aber einen Schrottberg als Kunst finde ich langweilig.

documenta Karlsaue

26.07.2012

Das Freigelände Karlsaue ist bei gutem Wetter alleine als Parkanlage bezaubernd. Hier waren wir durch die gemieteten Fahrräder wegen der langen Wege eindeutig im Vorteil.

Grundsätzlich muss ich anmerken, dass die meisten aufgebauten Pavillons, in denen Kunst gezeigt wurde, eindeutig nur ein Ersatz für fehlenden Platz in festen Gebäuden darstellten. Damit wurden die Möglichkeiten, die Freiluft bieten, überwiegend verspielt.

Es gab aber Werke, die nur nach draußen passten und unter diesen Bemerkenwertes. Die Piktogramme zeigen was BesucherInnen im Park erlaubt war.

Mit seiner Galgenplattform wollte Sam Durant gegen die Todesstrafe in den Vereinigten Staaten demonstrieren. Ein ansehnliches Werk, leider erschloss sich sein Sinn nur lesend.

Eine witzige Idee steckte im Sanatorium Pavillon. Hier wurde das Psychobusiness veräppelt. In weiße Kittel gewandete "MitarbeiterInnen" boten unter anderem Paarberatung an. Die Performance von Pedro Reyes fand viel Zuspruch.

Am eindrucksvollsten war für uns eine Audioinstallation von Cardiff / Miller in einem kleinen Wäldchen. Man / frau platzierte sich dort in einem Kreis von Lautsprechern. Wir hörten Tondokumente, die an diesem historischen Ort beinahe authentisch waren.

"For a thousand years" (tausend Jahre) waren präsent. Es begann mit Wind, der in den Bäumen die Blätter zum Rascheln brachte und Tierstimmen. Dann waren Geräusche einer Schlacht aus dem Mittelalter zu hören, die nicht weit entfernt wirklich stattgefunden hatte. Alles endete mit dem Lärm der fallenden und explodierenden Bomben, die einst Kassel zerstörten.



Neben der Kunst bot die Karlsaue noch nette Cafes und als besondere Attraktion einen Hundespielplatz, von Brian Jungen gestaltet.
Hier konnten unsere vierbeinigen Freunde nach Herzenslust artistisch tollen. Mancher Dackel entdeckte seine Liebe zur Kunst.

documenta Fridericianum

25.07.2012

Das Haus ist 1779 als eines der ersten Museen Europas errichtet worden. Hier stellten die hessischen Landgrafen ihr geraubten oder mit ausgepresstem Geld gekauften Kunstwerke aus.
1955  fand in diesem Haus die erste documenta statt.
Wie in vielen vor 1900 gebauten repräsentative Museen sind die Räume eher klein, aber in großer Zahl vorhanden.
Etwa siebzig KunstlerInnen waren hier ausgestellt.

Sehr beeindruckt haben mich die Geschichte und damit auch die Bildpostkarten von Korbinian Aigner. Der war Inhaftierter in Dachau und es gelang ihm in der Gärtnerei mehrere neue Apfelsorten zu züchten. Er überlebte die Mordmaschine.
Er hat in seinem weiteren Leben über Äpfel und Birnen in Postkartengröße gezeichnet.
Ein ganzer Raum war damit voll gehängt. Mir gefiel es sehr gut, dass die documenta einen der wenigen deutschen Widerstandskämpfer ehrte.
Sehr interessant fand ich auch das mit verschiedenen Materialien beklebte Bild vom US-Amerikaner Llyn Foulkes. Seine Kunst erschließt sich nicht schnell. In seinen Werken finden sich oft Einzelheiten, die widersprüchlich sind. Eine Mickeymouse in Frauenkleidern mit Gewehr sind zu erkennen.
Wir sehen eine Autobrücke über einer Müllhalde, die in eine Stadt übergeht, ein Mann schaut auf eine Mikrowelle, daneben liegt ein mumifizierter Affe. Links sitzt Jemand versteinert, der an einen australischen Ureinwohner erinnert.
Schön ist anders. Auch das ältere Ehepaar ist schonungslos gemalt.
Ästhetisch ansehnlich waren die stark traditionell orientierten Arbeiten des Kambodschaners Sopheap Pich.
Bambus ist sein bevorzugtes Material und das verarbeitet er virtuos. Die Gitter sind zart bemalt und wirken damit noch graziler und plastischer.
Ebenfalls stark durch ihren ethischen Hintergrund ist das Werk der Aborigines Warlimpirrnga Tjapaltjarri und Doreen Reid Nakamarra geprägt. Sie waren beide Mitglieder im Künstler Kollektiv Papunya Tula Artists. Ihre Motive sind aus Naturformationen abgeleitet.
Eine Wiederentdeckung sind die Teppiche der 1970 gestorbenen Schwedin Hannah Ryggen. Zu ihrer Zeit waren Webarbeiten noch in der Kunst gebräuchlich. Ihre Werke waren oft dezidiert politisch. Auf dem Wandbehang links beschreibt sie den Faschismus, wie er Menschen einsperrt und ermordet.
Die 1943 von den Deutschen in Auschwitz ermordete Künstlerin Charlotte Salomon war vor ihren Häschern nach dem vermeintlich sicheren Südfrankreich geflohen. Dort erfuhr sie vom Selbstmord ihrer Mutter. Das Leid darüber versuchte sie künstlerisch zu verarbeiten. Sie gestaltete das Singspiel "Leben? oder Theater?" und malte dazu 769 Gouachen (Wasserfarbenbild), von denen Einige zu sehen waren.
Nach gut drei Stunden waren wir von dem angebotenen Kunst fast erschlagen. So entschieden  wir uns dafür uns nicht auch noch anzustellen. In der Rotunde wurde Spannendes geboten, doch wir hatten fertig. Zu sehen waren z.B. die Fotos der im Auftrag des Life Magazin arbeitenden Fotografin Lee Miller. Direkt nach der Kapitulation der Deutschen hatte sie in Hitlers Badewanne geplanscht.
Zu bestaunen waren auch die mysteriösen Baktrischen Prinzessinnen. Diese sind weniger als 20 Zentimeter groß und aus Speckstein gearbeitete Figuren. Sie wurden in dem zwischen dem Pamir und dem Hindukusch Gebirge gelegene Gebiet gefunden und entstanden vor ca. 3000 Jahren. Die KünstlerInnen und der Zweck der Figuren sind unbekannt. Baktrien war ein früher Kulturort.

documenta Neue Galerie

24.07.2012

Die Neue Galerie in Kassel ist im 19. Jahrhundert gebaut worden und ist heute, wenn es nicht von der documenta okkupiert ist, ein Museum für moderne Kunst.

Zuerst entdeckten wir Gemaltes von Gordon Benet, dessen Vorfahren Aborigines waren. Er kombinierte Einflüsse der klassischen Moderne (Mondrian) mit der Kunst der Ureinwohner Australiens. Damit gelang ihm, den bisher ignorierten Werken der Aborigines, international zum Durchbruch zu verhelfen. Er griff damit aber auch das weiße rassistische Australien an, dass die Ureinwohner für minderwertig hält.

Dann stießen wir auf Emily Carr. Diese 1871 in Kanada geborene Künstlerin war die erste, die Motive der indianischen Gebrauchskunst einband. Dies zu einer Zeit als Indianer nur Objekte gesellschaftlicher Integration waren. Zum Glück misslang diese.

Sanja Ivekovic ist eine kroatische Künsterin. Sie stellte einem Fotodokument aus Kassel eine Vitrine mit Spielzeugesel zur Seite.
Das Foto von 1933 zeigte einen auf dem Kasseler Friedrichsplatz in einem Stacheldrahtkäfig eingesperrten Esel.

Dieser wird von SA bewacht. Damit zeigte die frisch gewählte Regierung, wie sie mit Widerstand umgehen wollte.
Die Spielzeugesel in der Vitrine trugen Namen widerständiger Menschen wie Rosa Luxenburg oder Jan Pallach.

Eine Entdeckung der ästhetischen Art bot die Kunst der 1973 gestorbenen Brasilianerin Maria Martins. Ihre Wesen, halb Mensch halb Pflanze faszinierte viele BesucherInnen.
Sie verbrachte viele Jahre in den USA, lernte dort die vor den Deutschen geflüchteten Surrealisten kennen und trat mit ihnen in künstlerischen Dialog.

Ein Künstler der Presenz zeigte war Stuart Ringholt.
An den Agressionsworkshops konnte man / frau teilnehmen. Alles unter dem Motto: "Für jede Minute, die du wütend bist, verlierst du 60 Sekunden Glück." Eine süße Idee, doch wir hatten leider keine Zeit dafür.



Zum Ende des Rundgangs schauten wir die Videoarbeit von Wael Shawky. Unter den Titel "Cabaret Crusades" gestaltet er mit alten italienischen Marionetten ein Panorama der Kreuzzüge. Er beruft sich dabei auf den Historiker Amin Maalouf, der mit seiner Schrift "Der  heilige Krieg der Barbaren, die Kreuzzüge aus arabischer Sicht", die die Meinungshoheit des christlichen Abendlandes in Frage stellt. Er hat dazu viele vorher ignorierte arabische Quellen ausgewertet. Das war spannend anzusehen, doch leider schloss das Museum, wir mussten abbrechen.

Der 3. Geburtstag

21.07.2012

Kunst und Party war dieser Tag gewidmet.

Nach dem Frühstück begaben J. und ich sich zuerst in die Berlinische Galerie und besahen uns die Allfredo Jaar Ausstellung. Diesmal war ich der persönliche Führer für J. und gab das Wissen weiter, das ich bei einem geführten Rundgang vor zwei Wochen erworben hatte.

Foto: Uwe Boek
Im Anschluss zogen wir zum zweiten Ort der Jaar Ausstellung nach Kreuzberg in die NGBK. Dieser Kunstverein ergriff die Initiative das Werk des Künstlers zu zeigen. In der Oranienstraße waren Frühwerke zu sehen, entstanden zum Einen noch in Chile zur Zeit der Militärdiktatur und zum Anderen in den USA.

Im Video unten seht ihr seine Lauflichtanzeige, "this is not america", für Menschen, die immer noch glauben, Amerika sei die USA und die Welt eine Scheibe.



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Gegen 18 Uhr erreichten wir das Freie Museum Berlin in Schöneberg. Dort startete auf dem Hof die Party zum 3. Geburtstag des Hauses. Für vier Euro Künstlerbeitrag pro Nase wurden wir eingelassen. Zuerst schauten wir in der Galerie Walden Kunstwerke von Kirsty Kross und Olivia Pils an. J. und ich waren der Meinung, dass die dort zu sehenden Arbeiten nicht das Gelbe vom Ei sind. Ein wenig Punk Attitüde hilft nicht über langweilige Kunst hinweg.

Dann trat Petra von Papagei mit ihrem Nussknacker auf. Eine sehr ansehnliche Person mit einem handzahmen Papagei. Sie sang spanisch / italienisches Liedgut. Der Vogel war für die zahlreichen Gören höchst anziehend.
Wir, die Erwachsenen, hatten unseren Spaß beim Zuhören. Frau Papagei kann das Publikum gut animieren und wurde mit viel Beifall verabschiedet. 

Derweil fütterten die Kinder Laura mit Nüssen, dass ich fürchtete, sie würde platzen.
Im Laufe des Abends saß er dann auch auf meiner Schulter und knabberte mir einen Jackenknopf ab. Ich ließ mir seine Visitenkarte geben und werde ihm die Reparatur in Rechnung stellen.

Die Auftritte der Band Clark Nova und von Der Franz begeisterte das Publikum nicht richtig.
Ich bekam Hunger.
Leider war das Angebot an Nahrhaften gering, neben leckeren kalten italienischen Spezialitäten gab es nur Chili
con / sin carne und Würstchen.

Am einem Stand verkauften arme finnische Würstchen Wiener und waren mit dem Erhitzen der Selben echt überfordert. Sie brachten sie durch das Kochen zum Platzen. Die finnischen Mehlwürste (Makkara) nutzen wohl hitzefestes Plastik als Ummantelung.

Zum Glück war ich schnell und aß drei noch ungeplatzte Wiener. Dadurch hatte ich jedoch nur eine sehr dünne Grundlage Alkohol zu konsumieren. Bevor ich begann doppelt zu sehen, fotografierte ich noch den Discoraum.
Dieser füllte sich später in Gänze mit Tanzhungrigen.

Mit vielen jüngeren Leuten tanzte ich dann noch bis um 3 Uhr morgens. Es war ein schönes und berauschendes Fest.

Kapitalipse Now!

12.07.2012

In seinem neusten Film Cosmopolis erzählt David Cronenberg eine Parabel über den Untergang des Kapitalismus.
Die Geschichte: Ein junger, durch Finanzspekulationen reich gewordener Multimillionär fährt in einer riesigen Stretchlimousine im Schritttempo durch New York. Sein Ziel ist sein Friseur am anderen Ende der Stadt, der ihn schon als Kind die Haare schnitt. Vielleicht der einzige 'reale' Mensch, zu dem er Kontakt hält. Der Wagen ist Arbeits- und Wohnzimmer.

Während der Fahrt begleitet eine Sicherheitsescorte ihn zu Fuß. Unser Held empfängt dort BesucherInnen, kontrolliert an Rechnern seine Spekulationen und empfängt einen Doktor zur Prostata Untersuchung. So richtig mit Finger im Arschloch.

Draußen hinter den verdunkelten Scheiben sind DemonstantInnen zu sehen, die fordern Ratten als neue Währungseinheit einzuführen. Nachdem ein Angestellter ihm mitteilt, dass er sich verspekuliert hat und Pleite ist, berührt ihn das kaum.

Doch zum Schluss besucht er einen ehemaligen Angestellten, der ihn umbringen will. Der war wegen Burn Out entlassen worden und sinnt auf Rache. So sucht er den Tod und findet ihn wohl auch.

Geld macht wohl nicht glücklich. Ganz neu ist die Erkenntniss nicht. Ich bin nicht sicher, ob ich den Film empfehlen kann. Gelangweilt ist der Held ständig, doch Langeweile steckt an und so fiel mir ein, dass ich auch mal wieder zum Friseur muss.

109 Minuten Filmzeit fand ich mindestens 19 Minuten zu lang.

Interviews mit dem Regisseur bei Cicero, TAZ,Tp-Berlin,
Die Kritiken der anderen: Spiegel, FAZ, Berliner Zeitung,

Stumm im Froschkönig

11.07.2012

Auf dem Weg zum Film besuchte ich zuerst eine Vernissage im Projektraum Ozean in der Schleiermacherstraße 31 in Kreuzberg. Eine kleine Halle, in der wechselnde Künster Werke präsentieren. Diesmal stellte der Schweizer Aurelio Kopainig CROP CULTURE (Monokultur) aus.

In einem Glaskasten wucherte Blattwerk unter Pflanzenlicht und daneben lief in einer Endlosschleife in Werbefilm eines Genpflanzenproduzenten. Ich nehme mal an, dass der Künstler mit seiner Arbeit ein ökologisches Anliegen vertreten will. Leider war die Idee recht phantasie- und lieblos ausgeführt. Außerdem erklärte das Werk sich nicht selbst. Ohne das Begleitscript hätte ich nichts verstanden. Das mag bei Konzeptkunst akzeptabel sein, bei politischen Anliegen nicht.

Wer sich selbst eine Meinung bilden will, hat bis 01. August Zeit.

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Die nächste Etappe des Abendprogramms war der Stummfilm Cagliostro von 1929 in der Kneipe Froschkönig. Die Geschichte, die dem zu Grunde liegt, ist das Leben des Alchemisten und Hochstaplers Cagliostro. Unter diesem Namen narrte Giuseppe Balsamo im 18. Jahrhundert Adlige mit seinem Grafentitel und seiner Fähigkeit Gold herzustellen. Der Film schert sich jedoch kaum an das Wenige, was aus seinem Leben verbürgt ist. Er ist ein Kostümfilm mit wenig Tiefgang.

In ihm wird behauptet, Cagliostro hätte aus Rache die französische Revolution mit angezettelt. Auch sonst ist er eine Herz- Schmerz Schmonzette.
Trotzdem war der Besuch im Froschkönig angenehm. Vor Beginn der Projektion informierte Herr Lugmeier von Laufende Bilder e.V. über die Entstehung des Films und das Leben des Titelhelden. Am Flügel sorgte Martin Rohrmeier für musikalische Untermalung des leider nur noch in Fragmenten vorhandenen Films.

Teetime mit Haferflocken

08.07.2012

Rund um das Teehaus im Englischen Garten findet der Konzertsommer Berlin statt. Seit zwei Jahren versucht ein neuer Betreiber an die jahrelange Tradition des Ereignisses anzuknüpfen. Dies gelingt ihm jedoch nur mäßig. Einiges ist besser geworden. Die Qualität der Musikwiedergabe ist erheblich gestiegen, auch das riesige Regendach vor der Bühne erwies sich als nützlich. Leider ist die Qualität und Auswahl an Gerichten und Getränken gesunken. Außerdem gibt es keine Sitzplätze mit Bühnensicht mehr. Auf dem aufgestellten Bierbänken besteht Verzehrzwang. Ich werde die Veranstaltungsreihe wohl nur noch besuchen, wenn eine mir bekannte Band spielt. Früher verbrachte ich ganze Wochenenden dort.

Da die Haferflocken auftraten, war Erscheinen Pflicht. Das Publikum beim Konzertsommer ist natürlich eher im Rentenalter und nicht so hüpfsüchtig wie junge Leute. Außerdem sehen die Flöckchen ein wenig schrill aus. Als der Auftritt begann, waren noch nicht viele Zuschauer vor der Bühne. Das änderte sich jedoch schnell und spätestens als ein Regenschauer die Menschen unter das Zeltdach vor der Bühne zwang, war es voll.

Trotzdem das Publikum sehr gemischt war, gelang es den den Flocken dieses zu begeistern. Zum Schluss tanzten viele, wie meine Liebste und ich. Nach dem letzten Lied gab es begeisterten Applaus und die Forderung nach einer Zugabe. Die platt gewalzten Getreidekörner kamen dem natürlich nach.
Ich traue der Band mittlerweile zu, auch ein Seniorenheim aufzumischen, Hut ab!
Im Juni waren sie mit einem Zirkus unterwegs, schaut selbst.

Goal, Goal, Goal, Goal

01.07.2012

Gastspiel der Liebsten

Eigentlich interessiert mich Sport überhaupt nicht, nicht mal Eishockey. Aber ich wurde Opfer eines Fußballfieberattackes und der Arzt empfahl 90 Minuten Live-Fußball in der frischen Luft. So war der arme Martin gezwungen mir hinterher zu tapern.

Es gestaltete sich jedoch etwas schwierig kurzfristig in Steglitz eine Lokalität zu finden, wo man den lauen Sommerabend fernsehend verbringen konnte. Café Freistil im ehemaligen Stadtbad Steglitz war blöderweise zu. Dort hatten wir schon zwei Spiele auf klitzekleinen Fernseher (Farbfernseher!) verfolgt. Nach verzweifelter Suche - wir waren schon fast panisch - landeten wir beim echten italienischen Restaurant Toni in der Bornstraße. Kurz vor dem Anpfiff schafften wir es unsere Bestellung aufzugeben.

In dem Endspiel Italien-Spanien wurde richtig hart um den Ball gekämpft. Die 22 Freunde gingen gar nicht freundlich miteinander um: es gab Geschubse, Anrempeleien, Bein stellen, an Klamotten zerren und sonstige Gemeinheiten. Alles nur wegen eines Balles. Es wurde schnell hin und her gerannt, immer um den Ball kämpfend. Ein Spiel im Fernsehen zu schauen ist doch genial: in Zeitlupe kann frau das geschossene Tor bewundern.

Es gab Schweiß, Schmerzen, Muskelkrämpfe, Spucke, Schreie, Schmerzensschreie und Grimassen. Die Frauen von heute wissen schon wie viele Freunde es auf dem Rasen sind und ´was in das Eckige muss. Aber sie haben auch andere Dinge auf dem Schirm: die Männerwaden, die Frisuren, die Tattoos und die prallen Muskeln und Waschbrettbäuche, wenn diese durchtrainierten Kerle nach einem Erfolgstor das Trikot vor lauter Euphorie lüpfen.
Ach, Männer, ´was seid ihr für Kerle!

Ich war schon vorher für Spanien. Aber als sie bereits drei Tore geschossen hatten, schwankten meine Sympthien für Italien um, nun taten sie mir echt leid. Das Endergebnis 4 – 0 war schon extrem. Aber Adidas´ Sieg über Puma war sehr gerechtfertigt.

Und gut, dass Italien verlor, sonst hätten wir bei Toni noch Grappa trinken müssen. Gern hätte ich eine rot-gelbe Fahne an mein Gepäckträger geklemmt, als ich die menschenleere Schloßstraße nach Hause radelte. Leise summte ich: „E viva Espana.“