24.07.2012
Die Neue Galerie in Kassel ist im 19. Jahrhundert gebaut worden und ist heute, wenn es nicht von der documenta okkupiert ist, ein Museum für moderne Kunst.
Zuerst entdeckten wir Gemaltes von Gordon Benet, dessen Vorfahren Aborigines waren. Er kombinierte Einflüsse der klassischen Moderne (Mondrian) mit der Kunst der Ureinwohner Australiens. Damit gelang ihm, den bisher ignorierten Werken der Aborigines, international zum Durchbruch zu verhelfen. Er griff damit aber auch das weiße rassistische Australien an, dass die Ureinwohner für minderwertig hält.
Dann stießen wir auf Emily Carr. Diese 1871 in Kanada geborene Künstlerin war die erste, die Motive der indianischen Gebrauchskunst einband. Dies zu einer Zeit als Indianer nur Objekte gesellschaftlicher Integration waren. Zum Glück misslang diese.
Sanja Ivekovic ist eine kroatische Künsterin. Sie stellte einem Fotodokument aus Kassel eine Vitrine mit Spielzeugesel zur Seite.
Das Foto von 1933 zeigte einen auf dem Kasseler Friedrichsplatz in einem Stacheldrahtkäfig eingesperrten Esel.
Dieser wird von SA bewacht. Damit zeigte die frisch gewählte Regierung, wie sie mit Widerstand umgehen wollte.
Die Spielzeugesel in der Vitrine trugen Namen widerständiger Menschen wie Rosa Luxenburg oder Jan Pallach.
Eine Entdeckung der ästhetischen Art bot die Kunst der 1973 gestorbenen Brasilianerin Maria Martins. Ihre Wesen, halb Mensch halb Pflanze faszinierte viele BesucherInnen.
Sie verbrachte viele Jahre in den USA, lernte dort die vor den Deutschen geflüchteten Surrealisten kennen und trat mit ihnen in künstlerischen Dialog.
Ein Künstler der Presenz zeigte war Stuart Ringholt.
An den Agressionsworkshops konnte man / frau teilnehmen. Alles unter dem Motto: "Für jede Minute, die du wütend bist, verlierst du 60 Sekunden Glück." Eine süße Idee, doch wir hatten leider keine Zeit dafür.
Zum Ende des Rundgangs schauten wir die Videoarbeit von Wael Shawky. Unter den Titel "Cabaret Crusades" gestaltet er mit alten italienischen Marionetten ein Panorama der Kreuzzüge. Er beruft sich dabei auf den Historiker Amin Maalouf, der mit seiner Schrift "Der heilige Krieg der Barbaren, die Kreuzzüge aus arabischer Sicht", die die Meinungshoheit des christlichen Abendlandes in Frage stellt. Er hat dazu viele vorher ignorierte arabische Quellen ausgewertet. Das war spannend anzusehen, doch leider schloss das Museum, wir mussten abbrechen.
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