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Alzheimer zum Zuschauen

13.04.2013

"Vergiss mein nicht" ist eine Dokumentation von David Sievekings über den Verfall seiner Mutter.
Weil das Thema in ist und sich jede / jeder wohl etwas davor ängstigt auch Demenz zu bekommen, kommen seit Jahren regelmäßig Filme darüber heraus.

Wie der Spielfilm von Andreas Dresen, "Halt auf freier Strecke", über einen an einen an Gehirntumor erkrankten Familienvater.
Ich finde es gut, dass dieses Thema endlich auch im Film angekommen ist.

© Irmeli Rother
Der Filmemacher als Sohn, der an Alzheimer kranken Mutter, war nah an ihr dran, aber das hatte Gutes und Schlechtes. So zeigt die Mutter ihn und seinen Kameramann gegenüber keine Scheu, auch der Vater öffnete sich sehr. Seine bezaubernden Eltern sind 68er und offenbaren auch ihre Geschichte als Paar mit Höhen und Tiefen.
Leider springt die Geschichte zwischen dem Leben der Eltern und der Krankheit der Mutter hin und her.
Eigentlich reicht der Stoff  für zwei abendfüllende Filme.

Sehr gut wurde aber klar, wie sich die Zwickmühle aus Helfen wollen und der Unfähigkeit das umfassend zu können Verwandte und Freunde an ihre Grenzen stoßen lässt.
Leider bricht der Film ab, wenn der Verfall sehr stark wird. Verstehen kann ich den Regisseur, dass er seine Mutter so nicht zeigen wollte, doch dies ist verlogen. Das schreckliche Endstadium und der Tod gehören dazu.


Kritiken der Anderen: Spiegel, Süddeutsche Zeitung,

Ich sah den Film im Kino Astor. Ein schönes altes Filmtheater am Kudamm mit bequemen Sesseln. Leider wird dort meist ein Schrottprogramm gezeigt.
Doch dank der Zitty gewann ich einen Festival Pass für die Lola Preis Auswahl die im Astor präsentiert wurde. So schaute ich mit der Liebsten zwei Filme, die ich noch nicht kannte.

Nix Abstraktes in Schöneberg

12.04.2013

Ein Freitag mit neuen Bilder vergoldet das Wochenende. Dieses Mal war nur gegenständliche Kunst angesagt. Was mir noch auffiel war, dass alle Ausstellenden schon etwas älter waren.

Die ersten Arbeiten besah ich im Kunstraum forma:t am Bülowplatz. Am Eingang wurde ich mit einem Glas Sekt begrüßt und lauschte dann dem knackigem Vortrag der Galeristin, die die KünstlerInnen kurz aber erhellend vorstellte.
Zuerst war Isabelle Spicer dran. Sie ist Französin. Sehr gut gefielen mir ihre Collagen.
Ihre gemalten Arbeiten fand ich nicht so gut, ihre Malerei erinnerten mich etwas an naive Kunst.

Future of
Shopping
Thirst
b
Hunger
b
Waiting of
Good

Nummer zwei war der Niederländer Peter Hengst. Er malt sehr traditionell im Stil des so genannten Goldenen Zeitalters der Niederlande im 17.Jahrhundert. Mit dem Aufstieg des Landes zur See- und Handelsmacht war damals das Geld vorhanden 700 Maler zu ernähren.
Peter Hengst benützt jedoch nur die Maltechnik der damaligen Zeit, seine Motive und die Ideen sind jedoch von heute.
Schön sieht man / frau dies an seinen Doppelportrais unten. Er hat dort zwei Personen in ein Portrait gemalt. Nebenbei eine kluge Anmerkung zur Gender Debatte.


Das Foto unten präsentiert die Malerei beider KünstlerInnen im direkten Vergleich.


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Le blanc des jours

Die Galerie Kuhn und Partner in der Pohlstrasse stellte Gemaltes von Jacques Sauvard aus. Seine Kunst ist ebenfalls gegenständlich.


Au creux des bra









Der Franzose gehört auch zu den der älteren Semestern.


Ich zeige euch hier zwei Werke, die mich besonders anrührten.

Bis in 15 Jahren

06.04.2013

Nachdem die Liebste beim Friseur verschönert wurde, besuchten wir den Wochenmarkt am Karl-August-Platz in Charlottenburg. Doch zuerst nahmen wir vor Ort im Café Eis Michel ein Frühstück zu uns. Drinnen sitzt man nett und die Preise für das hochwertige Essen sind günstig und es gibt gutes Eis.

© Irmeli Rother
Vor der Tür sammelte eine junge Frau Unterschriften für die Gründung eines Berliner Stadtwerks.
Die Grundbedürfnisse wie Energie, Verkehr und Müllabfuhr sollen den profitorienterten Privatunternehmen aus der Hand geschlagen werden.
Dafür kämpft der Berliner Energietisch.

Der Privatisierungswahn der Neoliberalen hat in Berlin zu hohen Energiepreisen und zu einer selten reibungslos funktionierenden S-Bahn geführt. Außerdem besteht kein Grund Gewinne nicht der Stadtkasse zuzuführen.



© Irmeli Rother
Auf dem Markt suchte ich zuerst den Matjes Stand von Nico Wevers auf. Als so genannter Matjesmeister verzaubert er vor den Augen der ZuschauerInnen tote Heringe in leckere Filets, die dann mit rohen Zwiebeln garniert verzehrt werden können. Das ist eine besondere niederländische Spezialität!
Ich genoss eine Portion.

Anschließend nahmen wir in der Galerie Tanas an einer Gesprächsführung teil. Dabei wandern die BesucherInnen mit externen Kunstsachverständigen und MitarbeiterInnenn der Galerie durch die aktuelle Ausstellung und besprechen die Werke. Diesmal waren die Kuratorin Ayşe Erkmen und Dr. Georg Imdahl, Professor für Kunst und Öffentlichkeit an der Kunstakademie Münster, dran. Aus der Gruppenausstellung waren zwei KünstlerInnen anwesend und ihre Werke wurden besonders besprochen. Beide waren für mich im Bericht von der Vernissage nicht erwähnenswert.


1. Nasan Tur (oben der vierte von Rechts) präsentierte seine Fotografien aus Vorstädten von Paris. Dort war er mit einem Handwagen voll Baguettes herum gezogen und hatte PassantInnen gebeten, so viele wie möglich in die Arme zu nehmen. Wer dies tat, wurde abgelichtet. Trotz dieser Infos wuchs meine Begeisterung über die Arbeit nicht.



2. Stephanie Gurda stellte ebenfalls Fotoarbeiten aus. Ihr Foto war laut ihrer Aussage ohne Kamera entstanden. Etwas peinlich fand ich, dass sie nicht verraten wollte, wie sie die vielen dünnen farbigen Streifen aufs Papier gebracht hatte. Außerdem gefiel mir diese Arbeit der Künstlerin nicht besonders gut, für eine Arztpraxis ist sie jedoch brauchbar. Auf ihrer WEB Seite zeigt sie Spannenderes.

© Irmeli Rother
Nach dem Kunstdialog spazierten wir ob des guten Wetters in Richtung S-Bahnhof Friedrichstraße. In der Marienstraße fotografierte meine bezaubernde Finnin eine Erinnerungstafel an den bekanntesten und meistgespielten Komponisten ihres Landes.

Zusammen entdeckten wir die Fotogalerie Argus. Ein wenig Kunst ging noch. So erkundeten wir Georg Friedmann. Dem war es 1937 gelungen vor den Deutschen, die ihn ermorden wollten, nach Argentinien zu fliehen. Die Galerie stellte den Broterwerb des Fotografen aus. Was heute die Telenovela, war früher der Fotoroman. Dafür hat Friedmann die Bilder gestaltet. Er zeigte dabei sein Genie als Arrangeur von gestellten Szenen.
Seine Bilder begeisterten uns.


Am Abend wollte ich dann zu meinen Lieblingen, den Brauseboys, die ihren 10. Geburtstag feierten. Leider hatten sie einen viel zu kleinen Raum in Neukölln gemietet, so stand ich mit bestimmt einhundert Interessenten draußen vor der Tür. Bäh, dann komme ich halt zum 25 Jubiläum.

So zog ich mit FreundInnen weiter in die Specialgalerie Peggy Guggenheim. In der ehemaligen Altherrenpinte in der Weisestraße trat eine Jazzcombo auf. Besonders gut gefiel mir der Schlagzeuger. Die Jungs nannten sich cactus quartet.
Leider ist das Rauchen in der Kneipe erlaubt.

Butoh trifft Piano

05.04.2013

Wenn Sasha Pushkin sich ans Klavier setzt lohnte es sich bisher immer hin zu hören. Diesmal begleitete er eine Butoh Performance eines Tanzpaares im Hoftheater Kreuzberg.
Maria De Faria und Michiyasu Furutani boten im Stück "a LITTLE BIT of much" keine durchgehende Geschichte an. Einzelne Episoden wurden gezeigt. Das Bild was sich mir besonders einprägte war folgendes: Der Tänzer stand unter an der Decke hängenden Koffer, als dieser aufsprang.

Daraus fielen irrsinnig viele Kleidern. Dann begann der vorher fast unbekleidete Künstler eine Art umgedrehter Striptease. Es war erstaunlich wie viel ein Mensch übereinander anziehen kann. Dann kamen mit der Tänzerin noch viele Äpfel in Spiel. Wie die Bühne hinterher aussah seht ihr links.

Der Mann an Klavier improvisierte elegant dazu.
Meine Liebste und Ich waren begeistert.

Top und Flopp

01.04.2013

Wir besuchten zwei Fotoausstellungen im Martin-Gropius-Bau.
Dank des Faible meiner Liebsten für Geknipstes ist das Medium stärker in meinen Blick gerückt.

Michael Schmidt, o.T.
Leider war eine der Ausstellungen grottenschlecht. Unter dem Thema Lebensmittel waren 134 Bilder von Michael Schmidt zu sehen.
Diese waren nicht nur ohne Infotafeln gehängt, eine thematische Aufteilung war nicht zu erkennen und teilweise waren die Fotos noch unscharf. Die selbsterklärte Absicht war "... uns zu zeigen, wie entfremdet wir von dem sind, was auf unserem Teller liegt."
Das kam bei uns so nicht an. Wir erkannten auf beinahe allen Fotos das Motiv und fühlten uns ihm nicht entfremdet.

Michael Schmidt, o.T.
Vielleicht weiß der Kurator Markus Heinzelmann zu wenig wie das Hackfleisch aussieht, das in seine Fertig-Lasange gemischt wird, doch uns brachten die Fotos Null Erkenntnisgewinn. Wüsste ich es nicht besser, dächte ich die Hängung wurde von der Spedition vorgenommen.

Michael Schmidt, o.T.
Thematisch gab es keine Bezüge in den einzelnen Räumen, in mindestens drei Räumen hingen Fotos von grünen Gurken, Außenaufnahmen von Ställen und von LandarbeiterInnen. Einen großen Teil der Produkte kennen wir aus dem Supermarkt und wie sie produziert werden, von Besuchen auf dem Land.

Auch wenn Michael Schmidt in Wikipedia als einer der Vertreter der modernen sozialdokumentarischen Fotografie gepriesen wird und schon eine Einzelausstellung in der MoMa in New York hatte, erzeugten seine Fotos nur Langeweile und es war eine Frechheit für das Anschauen auch noch bezahlen zu müssen.
Zum Glück braucht ihr das Unglück nicht betrachten, es lief nur bis zum 1. April und wurde nicht verlängert.
Nach deutschen Schulnoten eine klare 5- von meiner Liebsten und mir.

Die zweite Ausstellung mit Arbeiten von Margaret Bourke-White besuchten wir vor der oben genannten. Ihre Fotos sind sicher auch als sozialdokumemtarisch zu bezeichnen. Nur verfügte sie über das fotografische Wissen dies in Bilder umzusetzen.
Sie begann in den 30ern des letzten Jahrhunderts mit Reportagen aus der Arbeitswelt, wurde später Kriegsberichterstatterin bei der US Airforce. Als solche dokumentierte sie das befreitete KZ Buchenwald bei Weimar und die Opfer der Deutschen BarbarInnen.

Sie war Zeugin als die AnwohnerInnen gezwungen wurden sich ihr Werk anzusehen und die Leichen zu bergen.
Sie fotografierte aber auch die Opfer. Rechts trauert ein Mitgefangener um einen im Stacheldraht verreckten Kameraden.
Sie selbst sagt, dass sie das, was sie fotografierte, erst in der Dunkelkammer langsam zu begreifen begann.

In dieser Ausstellung waren die Fotos thematisch und zeitlich geordnet, jedes war mit einer Infotafel versehen und die Zusammenhänge wurden aufgezeigt.
Nach deutschen Schulnoten eine klare 2+ von meiner Liebsten und mir.


So erfreuten wir uns noch etwas der verrückten Architektur des Hauses und befeuert durch die guten Aufnahmen der Fotografin versuchte ich mich am Potsdamer Platz als Hobby Fotograf.


Sex mit Herz-Jesus

29.03.2013

GASTBEITRAG

Der zweite Teil der Paradies-Trilogie Paradies Glaube von Ulrich Seidel dreht sich um Katholizismus und um fanatischen Glaube. Die Protagonistin Anna Maria ist die Schwester von Teresa, die Keniaurlauberin aus dem ersten Teil Paradies Liebe. Unterschiedlicher können Lebensentwürfe kaum sein.

Anna Maria hat nichts anderes im Kopf als ihre Liebe zu Jesus. Vor den Kruzifixen in ihrer kargen, unpersönlichen Wohnung kasteit sie sich selbst, fügt ihren Körper Schmerzen als Buße zu. In ihrer Freizeit missioniert sie mit einer Wandermuttergottes-Statue.

Sie sucht Wohnungen von sozial schwachen Menschen auf und versucht diese auf einer penetranten Art und Weise zu bekehren. In einem Kreis von Glaubensbrüdern und -schwestern betet sie für ein katholisches Österreich.

Abends mastrubiert sie mit dem Kruzifix unter ihre Bettdecke.

















Eines Abends taucht ihr muslimischer Ehemann in der Wohnung auf. Wie lange der querschnittsgelähmte
 Mann abwesend war und was für ein Unfall ihm passiert war, bleibt im Unklaren. Auf alle Fälle beginnen die beiden einen erbitterten Krieg miteinander, der absolut nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun hat. Anna Maria hat eine verurteilende Haltung ihren Mitmenschen gegenüber. Sie scheut auch nicht vor Gewalt zurück. Eine glückliche Christin ist sie nicht.


Glaube als Ersatzhandlung für die unterdrückte Sexualität, das Thema sorgte beim Filmfest in Venedig für einen Skandal. Trotzdem wurde der Film mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Die schwierige Hauptrolle spielt die knapp 50-jährige Schauspielerin Maria Hofstätter und das tut sie auf einer sehr beeindruckenden Weise. In der Rolle des Ehemannes sieht man den ägyptischen Laienschauspieler Nabil Saleh.



Was haben westliche Missionare über Jahrhunderte in fremden Ländern angerichtet?
Wo nehmen sie das Recht den eigenen Glauben an "Ungläubigen" aufzudrängeln?  Unter dem Deckmantel der Religion, egal welche, werden jeden Tag Menschen gefoltert, missbraucht, getötet. Oh, Gott, wo bist Du?
Zum Thema des Films fand ich kaum Zugang. Es gab keine Identifikationsfiguren für mich. Ich fand den Film irritierend und äußerst beklemmend.

Am nächsten Morgen klingelt es an meiner Tür. Ein zehnjähriger Junge liest mir ein Bibelzitat vor und will mit mir eine Diskussion über Gott anfangen. Nein, danke. Spähen die Zeugen Jehovas jetzt die Daten von den Yorck-Kinokartenbesitzern aus, um die Besucher des Films "Paradies Glaube" zu bekehren?
Dass Kinder auf Missionstouren geschickt werden ist auch Kindermissbrauch.

Kritiken der Anderen: Süddeutsche, Zeit, Spiegel,

Alle Fotos: © Neue Visionen Filmverleih

Spannende Sitzung mit Lärm

27.03.2013

Einmal die Woche, stets an Mittwoch, findet im b-flat ein Jazz Jam statt. Die Session startet um 21 Uhr, jedoch meist ist es dann schon brechend voll. Wer sicher einen Sitzplatz möchte, erscheint am besten schon um 20 Uhr. Als ich um 22 Uhr eintraf, benötigte ich eine halbe Stunde, um nach Vorne zu drängen, bevor ich den ersten Musiker sah.
Nicht immer ist eine Menschenmasse ein Zeichen für Qualität, doch hier ist dies der Fall, wenn der Bassist Robin Draganic zu Robins Nest lädt.

Dann strömen die MusikerInnen und ZuschauerInnen. Ich kenne Herrn Draganic seit dem letzten Jahrhundert aus dem Cafe Bebop in Kreuzberg, dass von der Gentrifizierung aus den Chamissokiez vertrieben wurde.
Im b-flat spielte er am Anfang gemeinsam mit vier älteren Herren.

Piano, Drums, Sax und Percussion waren neben dem Master of Ceremony am Bass beim Opener Set dabei.
Danach drängte der Nachwuchs auf die Bühne.
Besonders süß fand ich einen jungen Mann, der auf einer Tischplatte steppte. Die Percussion Technik der Schwarzen aus den USA passte sehr gut zum Bebob Jazz.
Viele weitere Talente traten auf, wie meist waren die SängerInnen der Schwachpunkt.

Nur Julia Luis war in der Lage Töne sauber zu singen und zu halten. Ihren Namen sollte man / frau sich merken. Wer mag kann bei ihr auch singen lernen.

Sehr lecker Jazz

25.03.2013

© Hartmut Becker
Christian, Besitzer der Kleinen Bar am Südwestkorso bewies mal wieder gutes Gespür, was die Auswahl der Musiker betraf, die montags bei ihm auftreten. Mir ist es ein Rätsel, wie er es schafft, die Guten des Berliner Jazz auf drei Quadratmeter zu bugsieren.

Selten bin ich enttäuscht gewesen.
Auf der wirklich winzigen Bühne spielten dieses mal
ein Trio aus Lionel Haas (Piano), Giuseppe Bottiglieri (bass),
Eric Vaughn (drums) auf.
Lionel Haas kenne ich lange und meiner Meinung nach ist er einer der besten Berliner Jazzpianisten.

Eric Vaughn ist mir durch die Session unter dem Label Naked Jazz bekannt. Auch wenn die Musiker dort nicht nackt spielen, sondern puren Jazz zelebrieren, lohnt es sich. Er ist ein Schlagzeuger, der auch mit minimalem Equipment, wie ihr sehen könnt, ein fantastisches Set zu spielen weiß.
Guiseppe Bottiglieri ist ein für mich neuer Stern am Berliner Jazzhimmel. Sowohl in der Begleitung als auch in der Improvisation ist er erste Sahne.
Der Abend war gelungen.

Leipzig erlesen

17.03.2013

Das erste Mal besuchte ich die Leipziger Buchmesse.
Gemeinsam mit der Liebsten erreichte ich das Ziel in ca. 1,5 Stunden. Interconnex, ein Konkurrent der Deutschen Bahn bot ein Zwei Wege Ticket incl. Eintrittskarte für nur 45 Euro an, da konnten und wollten wir nicht nein sagen.
Natürlich war der Zug gerammelt voll.
Viele Jugendlichen im Manga Outfit fuhren mit.

© Irmeli Rother
Es fand ein Treffen der Cosplayer (Manga Figuren) statt. Mehrere Tausend von ihnen reisten an.
Auch viele Kids mit Eltern saßen um uns herum.
Der Sonntag war Familientag mit Sonderkonditionen. Wer von den Lütten jünger als vierzehn war und ein Buch dabei hatte, bekam Eintritt frei.

Zu Fuß erreichten wir vom Bahnhof das Messegelände in fünf Minuten. Es erinnert von Ferne ein wenig an ein gläsernes UFO.
Zuerst besuchten wir eine Einführungs- Veranstaltung zur Handelsgeschichte von Leipzig und der 1497 begründeten Messe.

© Irmeli Rother
In einem Raum, des besonders von innen architektonisch gelungenen Kongress Zentrums erfuhren wir, dass die Buchmesse vom Publikum gut angenommen wird. Sie hat mehr den Charakter einer LeserInnen Veranstaltung, dass Fachpublikum besucht eher das Gegenstück in Frankfurt / Westdeutschland.

© Irmeli Rother
Das Messegelände wurde so konzipiert, dass man / frau auf den Wegen zwischen den Hallen gegen die Unbilden des Wetters geschützt sind. Ob der Kälte und dem ungemütlichen Wind waren wir darüber sehr angetan.
Offen, für das was uns erwarten könnte, begannen wir den Rundgang durch die vier Hallen.

Überall wurde in abgetrennten Bereichen vorgelesen. In den vier Tagen der Messe fanden auf dem Gelände und in der Stadt verteilt ca. 2800 Veranstaltungen statt. Das sind nach Adam Riese 700 pro Tag, dieses Pensum zogen wir uns nicht rein. Doch auch wem von Literatur übel wird bekam was Gutes auf die Ohren.

© Irmeli Rother
Die Liebste war speziell an nordischer Literatur interessiert. Um dieses Bedürfnis zu befriedigen, hatten die Skandinavier in Halle 4 eine Koje bezogen.
Viele auf der Messe anwesenden Verlage trugen Titel bei.
Neben den üblichen Verbrechern, wie den süßen Mumins, standen dort viele Krimis. Es ist doch merkwürdig, dass im Norden ständig Mord und Totschlag beschrieben wird. Bei Besuchen in Dänemark, Schweden und Finnland hatte ich bisher nie Angst, aber langsam werde ich misstrauisch.

Mir fiel auf, dass Bücher aus Deutschland aggressiv beworben wurden, sogar so etwas unappetitliches wie Sex am Strand wurde benutzt.
Bei unserer ersten Lesung stellte dann die Autorin Cornelia Lotter ihren mit Leipziger Krimipreis ausgezeichneten Roman Gottesgericht vor.

Die Geschichte um eine Detektivin, die von einem von ihr in den Knast gebrachten Exhäftling verfolgt wird, ist spannend und zeichnet sich durch viel Detailwissen über Leipzig aus.
Das Buch ist professionell geschrieben und könnte durchaus gut verkaufbare Massenware sein, wenn es nicht in ihr untergeht.
Der Autorin ist Glück zu wünschen.

Danach schlenderten wird weiter durch die Hallen, ärgerten uns etwas über den Preis, 7.50 Euro, für einen DIN A4 großen Flammkuchen und fanden Zeit für so manchen Unsinn.


© Irmeli Rother
Wie die meisten Touristen wollten wir doch eigentlich nur Vertrautes in fremder Umgebung wiederfinden. Wie der Deutsche in Thailand seine Haxe mit Kraut und Salzkartoffel bestellt, landeten wir bei Volker Surmann und Lea Streisand aus Berlin. Die wollten mit anderen die Neuauflage des Sammelbandes "Macht Sex Spaß?…" vorstellen.

Da waren wir also wieder beim Berliner Schweinkram angelandet.
Ich war etwas enttäuscht nur Männer auf der Bühne zu sehen, denn die meisten von ihnen verstehen von Sex so wenig wie der Mann vom Mond.
Leider war Fr. Streisand erkrankt. Aber zum Glück ist Hr. Surmann schwul und Homos können wie Frauen spannende Geschichten zum Thema beitragen. Wie es sich herausstellte, waren zwei weiteren Vortragenden ebenfalls vom anderen Ufer und nur der Herr mit dem Bart war Hetero.

Er trug die langweiligste Story vor. Leider versuchte einer der Männer aus Gründen der politischen Korrektheit die Erzählung einer beteiligten Frau vorzutragen. Ich bitte in Zukunft von so etwas abzusehen. Da versagen selbst Schwule!

Dann ging der Messetag langsam zu ende. Wir fuhren mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Dort wollten wir in netter Atmosphäre noch einen Wein trinken und was kleines Essen. Leider ist im Café der Buchhandlung Ludwig nur die Innenarchitektur hübsch.
Der Wein war noch gerade trinkbar, doch der Imbiss hat leider MacKotz Niveau.