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Live is a Cabaret

25.04.2014

Ein kleines Konzert in der kleinen netten Bar Sally Bowles beim U-Bahnhof Nollendorfplatz bildete das Programm des Abends.
Ich traf dort zwei Frauen und zum Anfang genossen wir die Abendsonne auf den Trottoir der Eisenacher Strasse. Bis auf einige testosteron gesteuerte Jungmänner in Autos ist die Straße ruhig.

Inmitten des schwulen Quartiers rund um den Nollendorfplatz eine nicht nur auf dieses Publikum ausgerichtete Bar zu eröffnen scheint unpassend.
Doch der Name stammt aus dem Roman Goodbye To Berlin von Christopher Isherwood, so passt sie genau in die Gegend und wer nicht an Homophobie leidet, findet sie bestimmt.
Der Autor war selbst schwul und wohnte bevor die Deutschen ihren Führer erwählten mehrere Jahre im Viertel.

Im Hinterraum spielte ein Jazz Trio, Christine ten Napel (Gesang),  Michael Gechter (Gitarre) und Nesin Howhannesijan (Bass), auf. Ruhigere Stücke aus dem american songbook waren zu hören. Doch der Genuss wurde durch Gesprächsfetzen aus dem Vorderraum getrübt.

Eiszeit

18.04.2014


Mit J. sah ich im Sputnik Kino den Film Snowpiercer vom Regisseur Bong Joon-ho aus Süd-Korea. Wieder mal eine Geschichte um den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, durch den Klimawandel. In nicht so ferner Zukunft ist die Industrie so weit, den Staaten ein Mittel gegen die Erhitzung der Erde anzubieten. Leider geht die Aktion nach hinten los und die Erde versinkt in einer extremen Eiszeit.


Nur ein autarker Zug mit einem Abbild unserer Klassengesellschaft in Kleinem umkreist die Erde. Die Verdammten am Ende des Zuges planen den Aufstand und kämpfen sich durch den Zug zum Besitzer vor. Auf den Weg pflastern Leichen ihren Weg. Man / frau sagt dem koreanischen Kino nach, dass es sehr viel Gewalt bietet, dieser Film bestätigte das. Es war so heftig, dass J. meine Hand ergriff.


Für mich ist jedoch Gewalt im Film ok, wenn er eine Situation realistisch darstellt. Das war hier eher nicht der Fall. Alle tödlich Verletzten starben schnell und unbeobachtet.  Da haben Schriftsteller z.B. aus dem 1. Weltkrieg ganz anderes berichtet. Teilweise schrien die Sterbenden noch tagelang in den Stacheldrahtverhauen. Für Aktionszenen ist das aber wohl nicht gut geeignet.
Als der Anführer der Aufständischen an der Spitze des Zuges auf den Besitzer trifft, versucht sich der Regisseur in Philosophie. Der Besitzer des Zuges wollte nur testen, ob der Anführer arrangiert genug ist, um die Position als Nachfolger einzunehmen. Damit das Ende nicht zu blöd wurde, entgleiste dann der Zug. Eine Inuit und ein schwarzer Junge verlassen den Zug und stellen fest, dass die Eiszeit am Abklingen ist. Sie sollen wohl wie Adam und Eva die Erde neu besiedeln. Da können wir nur hoffen, dass die Inuit nicht unfruchtbar ist ;-)
Ente gut, alles gut, oder auch ein wenig Kitsch.


DarstellerInnen: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton, Jamie Bell, Octavia Spencer u.a

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, Perlentaucher, artchock, Filmgazette,

Atemlos

19.04.2014

In der Schaubühne sah ich mit I. das Stück Atmen von Duncan Macmillian, inszeniert von Katie Mitchell.
Frau Mitchell lernte ich als Regisseurin der fantastischen Inszenierung der Gelben Tapete kennen.
Die Geschichte von Atmen ist schnell erzählt.
Ein Paar diskutiert den eigenen Kinderwunsch vor dem Hintergrund, dass die Menschheit dabei ist, die Erde gegen die Wand zu fahren.
Ist es da legitim aus egoistischen Motiven ein Kind in eine eskalierende Klimakatastrophe zu werfen?

Das Kind wird schon allein durch seine Existenz die CO² Bilanz der Welt verschlechtern. Kann man / frau es dem Nachwuchs antun in einer sterbenden Welt zu leben?
Ich finde diese Diskussion spannend. Selbst denke ich manchmal, dass ich froh bin in absehbarer Zeit sterben zu können. So muss ich das kommende Elend nicht mehr erleben. Die nachfolgenden Generationen tun mir leid.
Das man / frau sich im Leben abstrampeln muss, wird ihn / ihr spätestens beim Eintauchen in den Schulalltag klar. Der Bühnenaufbau war daran orientiert.

Der gesamte verbrauchte Strom während der Verstellung (ca. 600 Watt) wird durch sechs Personen mit Fahrraddynamos erzeugt. Das ist eine tolle Idee.
Leider trat auch das Schauspieler Paar in die Pedale. Ihre Leistung, trotz der offensichtlichen körperlichem Anstrengung den Text sauber zu sprechen, kann ich nur bewundern.
Irgendwie bewirkt jedoch das dauernde Schnaufen und die Strampelei eine Hektik, die manchmal zu den Szenen nicht passen. Dieses Auseinanderklaffen der Geschwindigkeit der Handlung, mit dem immer gleichen Takt der Stromerzeugung, gefiel mir nicht.
Nun spielte das Paar ja gar nicht die Rolle, sie sprachen sie. Das war natürlich auch der Tretmühle geschuldet und bei so viel Text wurde ich etwas schläfrig. Leider verschlief ich einige Sätze.
Trotzdem klatschte ich gemeinsam mit den anderen ZuschauerInnen reichlich.
Es war ein klug und interessant gestalteter Abend.

© Irmeli Rother


Kritiken der Anderen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel, taz, Deutschlandfunk, Nachtkritik

FotografInnen Disneyland

13.04.2014

© Irmeli Rother
Die Firma Olympus lud zu einer Werbeveranstaltung in die Opern Werkstätten am Nordbahnhof. Dort waren Kunstwerke aufgebaut, die zu einem Fotoparcours zusammengestellt waren. Nett, aber natürlich Werbung, war die Möglichkeit eine Olympus OM-D auszuleihen. Ich war neugierig und probierte eine aus.

© Irmeli Rother
Schön war, dass man / frau den eingelegten Speicherchip mit nach Hause nehmen konnte.
Ein wenig übertrieben fand ich, dass an den Kunstwerken genaue Anweisungen angebracht waren, wie der Apparat einzustellen war. So entstanden vielleicht keine schlechten Fotos, aber die Möglichkeiten der Kamera erkundet man / frau so nicht. Ich beachtete das nicht und I., die mich begleitete, nutze sowieso die mitgebrachte Sony.
Wenn ihr die Ausstellung besuchen wollt, habt ihr noch bis zum 25. Mai Zeit.

© Irmeli Rother
Das Kunststück von Maser war ein OP-Art Labyrinth, nicht sehr labyrinthisch, aber sehr OP-artig.
Ausgeleuchtete, knallige Farbstreifen sind natürlich für Digital Kameras ideal, knipsen war angesagt. Eltern fügten ihre Kinder als lebendigen Faktor dazu. Toll war, dass sie den Kleinen die farblich passenden Kapuzenpullis angezogen.

© Irmeli Rother
Das nächste Werk war genial fotospezifisch angelegt.
Eine Hauswand mit Fenstern und Erkern war am Boden liegend aufgebaut. Darüber ein riesiger Spiegel. Dieser ermögliche, die auf der Hauswand liegenden Menschen als an einer Hauswand kletternden Menschen auf Zelluloid bannen.
Die "Schau"spielerInnen waren mit vielen witzigen Ideen am Klettern und die FotografInnen drängelten sich an der Absperrung. Diese Installation war von Leandro Erlich.

© Irmeli Rother
Eine Arbeit, die auf die Blitzlichter der FotografInnen reagierte, stellte diese interaktiven Perückenköpfe des Werbeteams Alex und Liane dar. Je mehr geblitzt wurde desto heller leuchteten die Augen unter den Haarteilen auf.
In dem abgedunkelten Raum wirkten sie sehr fantastisch.
Für mich etwas kitschig.

© Irmeli Rother
Die von der Decke hängenden Plexiglas Scheiben von ANTIVJ, die von den Seiten mit wechselnd farbigem Licht bestrahlt wurden, sagten mir am meisten zu. Diese waren von außen spannend anzusehen, besonders wenn Personen sie durchstreiften, aber auch visuell sehr reizvoll, während wir sie selbst begingen.

© Irmeli Rother
I. war von der filigranen Kristallglas Installation von Philip Bessley begeistert. Vor dem Eingang zum Raum bildetete sich eine lange Schlange, denn nur eine begrenzte Anzahl BesucherInnen durfte hinein.
Dem Künstler gelang es mit geschickt eingesetztem Licht ein Wunderland für die Knipswütigen zu schaffen.


In einem Farbraum von Maser durften die BesucherInnen in ein farblich passendes Overall schlüpfen.
Hier zeigte sich wieder mal der kleine Unterschied der Geschlechter. Nicht einen Mann sah ich im Kostüm posieren, dafür durften wir die geliebten Wesen ablichten.


Ein Bild von den von mir geknipsten Fotos gefiel mir besonders gut. Es sieht ein wenig aus wie der Zugang oder Abgang zur Hölle, war aber nur ein Abluftrohr.