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Kino zum Verlieben

07.03.2015

Auch wenn mann / frau sich in dieser Gegend Berlins fürchten muss von TouristInnen platt gelatscht zu werden, gibt es in Friedrichshain in der Boxhagener Straße das meiner Meinung nach bezaubernste Kino Berlins. Eigentlich ist das b-ware ladenkino gar kein Kino, eher ein bizarrer Eckladen mit Bar, mehreren Zimmern in denen Filme gezeigt werden und einem vorzüglich bestückten DVD Verleih.
Täglich werden dort von 11 Uhr morgens bis Mitternacht Filme gezeigt. Ein erstaunliches Repertoire neben dem Mainstream wird geboten. Auch viel Kinderkino ist dabei.


Leider war der Film, den ich mit meiner Freundin dort sah, recht mittelmäßig aber finnisch.
Die Geschichte von My Stuff:
Ein junger Mann bringt seinen ganzen Hausrat in ein Lagerhaus und legt sich selbst die Bedingung auf, dass er im nächsten Jahr täglich nur ein Stück zurück holen darf.
Am Anfang hockt er nackt in der Wohnung und läuft dann im Adamskostüm nachts durch Helsinki und holt sich als erstes einen warmen Mantel. Der Rest folgt Stück für Stück.


Semidokumentarisch wird dieser Stil genannt. Trotz der guten Absicht die Konsumgesellschaft zu demaskieren und netten Momenten, wo der Protagonist mit seiner Oma über seine Entscheidung redet, ist mir die Story zu simpel.
Der Film ist recht oberflächlich, weil er Menschen ausblendet, die sich nicht alles leisten können.
Witzig fand ich, dass der Konsumverweigerer in Finnisch öfter Fotze (Vittu) sagt und dies in den Untertiteln mit Scheiße übersetzt wurde. Es ist toll, wenn man / frau die wichtigsten Wörter einer Sprache kennt ;-)
Aber ein Gutes hatte der Kinobesuch auf alle Fälle. Eine finnische Wodkamarke hat den Film gesponsert und so gab es pro Karte ein Gläschen Wodka. So kam ich in den Genuss vier Laplandia-Wodka zu trinken und das sorgte dafür, dass der Film erheblich besser zu ertragen war.

Zwei Vernissagen auf einen Streich

06.03.2015

Eine Vernissage von zwei Gruppenausstellung im Kunstquartier Bethanien führt meist zu einem großen Auftrieb von KünstlerInnen und Kunstaffinen.

1. Unter dem Titel Extenden Compositions stellte unter anderem das elektronische Studio der Technischen Universität Berlin Videos mit komponierter Geräuschkulisse im Projektraum aus.
Beteiligte KünstlerInnen: Gary Berger, William Engelen, Ellen Fellmann, Gregor Hildebrandt, Leo Hofmann, Hiromi Ishii, Barbara Kasten, Daniel Kurth, Carsten Nicolai, Hans Richter, Claudia Robles AngelPaulo Ferreira Lopes, Fabian Rockenfeller, Stefan Roigk, Pascal Schärli, Antje VowinckelSteffi Weismann.
Leider hatte ich das Gefühl, dass den VideokünstlerInnen nichts Spannendes mehr einfällt. Wenn ich dagegen die sehr lebendige Kurzfilmszene betrachte, enttäuschte die Ausstellung.
Das mag auch der hektischen Situation während einer Vernissage geschuldet sein, wo alles hin und her wuselt. Das Rein und Raus in den dunklen Videokammern und die fehlenden Sitzmöglichkeiten trüben den Genuss erheblich.
Eigentlich war nur der im Eingangsbereich gezeigte experimentale Film Rhythmus 21 vom DaDaisten Hans Richter aus dem Jahr 1921 interessant. Daran maß ich die anderen Arbeiten.



Doch vielleicht ist es einfach nicht mehr sinnvoll Videos in einer realen Ausstellungen zu zeigen. Eine virtuelle Internet Ausstellung hätte gewisse Vorteile. Als ich die Seiten der KünstlerInnen besuchte, fand ich viele interessante Arbeiten.
Normalerweise bin ich recht offen für Neues und kein Vertreter der Meinung Früher war Alles besser, doch wenn ich an Videos von Wolf Vostell oder Pipilotti Rist aus meiner Jugend denke, dann empfehle ich den Jungen sich mehr in den Archiven umzusehen.
Bis zum 29.03.2015 anzuschauen.

Sahar Zukerman, 2013
The golem turns on his creator II
2. Der Name der Ausstellung Boys and their toys weißt schon mal die Richtung des was zu sehen ist. Viele Jungen spielen gerne mit Pistolen und offensichtlich wird aus dem Spiel regelmäßig tödlicher Ernst. Gerne verdingen sie sich, wenn sie erwachsen sind, als Mörder bei der Bundeswehr oder als Gewalttäter bei der Polizei.
Diese Tatsache spiegelten die KünstlerInnen in den Werken.

Musquiqui Chihying, Air Force Series, 2013
Es waren wenig Videos am Start, die meisten zeigten Skulpturen, Collagen und Gemaltes. Der Vorteil dieser Kunst ist, dass sie keine Geschwindigkeit bei der Betrachtung vorgibt. So hatte ich die Chance, trotz der vielen anderen BesucherInnen, gründlicher zu schauen.
Vieles war professionell gestaltet und auch politisch korrekt.

Julian Röder, Ohne Titel, 2011
Leider erschien es mir insgesamt zu harmlos, wenn man / frau betrachtet, wie die Deutsche Industrie und die Banken weltweit Diktatoren mit Kriegsspielzeug ausrüsten.
Aktionen des Zentrums für politische Schönheit tun den Profiteuren von Unterdrückung und Mord und ihren Schoßhündchen, wie Merkel und Gabriel, eher weh.
Die ausstellenden Künstler sind: Benjamin Althammer, Graw Böckler, Musquiqui Chihying, Heinrich Dubel, Claudius Hausl, Sven Kalden, Martin Kaltwasser, Nik Nowak, Zazzaro Otto, Julian Röder, Henrik Schrat, Yuval Shaul, Philip Topolovac, Oliver van den Berg, Sahar Zukerman.

Bis 26.04.2015

Leichtbekleidete, als auch nackte FinnInnen

03.03.2015

Dass FinnInnen saunaverrückt sind, dürfte sich herumgesprochen haben.
So ist es nur folgerichtig, dass das Finnland-Institut eine Ausstellung mit Fotos von saunierenden Landsleuten ausrichtet.


Ich war mit I. zur Vernissage eingeladen und auch der kostenfreie Rotwein motivierte mich zu kommen, abgesehen davon, dass ich gerne Kunst anschaue.

Die Fotografin Päivi Eronen wurde von der Leiterin vorgestellt und erzählte, dass sie mehrere Jahre mit der Reportage beschäftigt war. Sie bereiste dafür Finnland und motivierte Menschen sich in der Sauna, beim Eisbaden und im Moorbad ablichten zu lassen.
Manches skurrile Motiv kam ihr dabei vor die Linse.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30.04. kostenlos anzuschauen.
Mo 10−17 Uhr, Di−Do 11−19 Uhr, Fr 9−15 Uhr (Karfreitag 3.4. und Ostermontag 6.4. geschlossen)

Kunstdiebstahl

01.03.2015

Mit der Liebsten besuchte ich in der Schloßstraße in Charlottenburg das Haus der Sammlung Schaft-Gerstenberg.

Karl Genz
In einigen Räumen wurden Objekte aus der Prinzhorn Sammlung ausgestellt. Hans Prinzhorn war ein Psychiater, der am Anfang des 20sten Jahrhunderts begann, die in der Beschäftigungstherapie  in den Sanatorien hergestellten Arbeiten zu sammeln. Die eher begüterten Patienten wurden meist wegen ihrer Inkompatibilität zur bürgerlichen Gesellschaft von ihren Verwandten in den auf Verrückten spezialisierten Anstalten untergebracht. Sigmund Freud sei dank, gab es eine für die damalige Zeit relativ humane Behandlung für die Patienten, die es sich leisten konnten.

Else Blankenhorn
Psychiater versuchten die Ursachen des Verhalten ihrer Schutzbefohlenen zu verstehen und dazu dienten auch deren Äußerungen mit Pinsel und Ton.
Ob diese Kunst sind oder nicht ,war damals und ist auch noch heute umstritten. Doch wer traut sich schon zu definieren was Kunst ist.

August Natter
Das trauten sich nur die Deutschen mit ihrem GröFaZ (Grösster Führer aller Zeiten). Naturalistische Krieger und Gebärmaschinen waren ab 1932 angesagt und die Kunst der Irren und der modernen MalerInnen wurden gemeinsam in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Damit wurde versucht KünstlerInnen in die Ecke der Verrückten zu stellen und zu denunzieren.
Die meisten Deutschen unterstützen diese Ausgrenzung und es dauerte lange in die Geschichte der BRD hinein, bis die Deutschen begannen ihre kulturellen Scheuklappen abzulegen.

August Natter
Es gibt jedoch tatsächlich eine sichtbare Ähnlichkeit zwischen den Patientenarbeiten aus der Prinzhorn Sammlung und den Werken der KünstlerInnen, welche die rein darstellende Kunst abzulegen begannen.
Beide Gruppen wollten Gefühle und Empfindungen zeigen. Der wichtigste Unterschied besteht jedoch darin, dass die Irren im Regelfall keine Ausbildung in einer Kunsthochschule genossen haben.
Das muss bei Vergleichen berücksichtigt werden. So würde ich die meisten Arbeiten aus der Prinzhorn Sammlung am ehesten mit der Messlatte Naiver Kunst begutachten.

Deren Sammler, Hans Prinzhorn, ist aus heutiger Sicht nicht mehr nur positiv zu betrachten. Erst einmal hat er den Patienten ihre Arbeiten gestohlen und versucht mit dem Material seine Karriere zu begründen. Außerdem war er in seinen letzten Jahren Nationalsozialist und starb wohl nur zu früh, um am Massenmord an Psychiatrie Patienten mitarbeiten zu können.

Adolf Wölfli
Alle Fotos bilden Außenseiterkunst ab und die Rechte liegen eigentlich bei den Patienten oder ihren Nachfahren.

Browse ist aus!?

07.02.2015

Foto: Edith Siepmann
Zum Ende des Mietvertrags in der Marheineke Markthalle lud die Browse Gallery zu ihrer letzten Ausstellung. Das Thema ist 100 Jahre Grosz-Heartfield . Im Gang zwischen den Marktständen sind Schautafeln aufgestellt, die von Dada erzählen, der / die einstmals unter anderem auch in einem Atelier am Mehringdamm zeitweilig eine Heimat hatte. Eher unter den Gesichtspunkt Home is where my heart is, den Dada war eine vaterlandsloser Gesellin.

Während der Vernissage sprachen die RednerInnen  ihr Bedauern über das Ende der Galerie aus, keine / keiner nannte jedoch den / die Gründe.
Ein wenig trauere ich auch, den es war ganz angenehm neben dem Einkauf noch ein bisschen Kunst zu schauen. Ich nutzte das öfter. Obwohl ich die Spezialisierung auf die versoffenen Kreuzberger Malerpoeten der Sechziger etwas rückwärts gewandt empfand.
Oft war die Präsentation auch ein wenig dröge.

Gegen die aktuelle Ausstellung ist jedoch nichts zu sagen. sie ist sowohl informativ als auch visuell spannend. Schön ist auch, dass die MacherInnen Dada nicht nur historisch betrachten, sondern den Bezug zur aktuellen Kunst ziehen.

Machos und drei Chicas

06.02.2015


Der zweite Episodenfilm des Jahres und schon wieder ein Volltreffer. Dem argentinische Regisseur Damián Szifrón ist es gelungen unter dem Titel Wild Tales realistisch - fantastische Geschichten aus dem Alltag zu erzählen.
Sie heißen: DER REISENDE, DIE BRAUT, DER MAGNAT, DER EXPLOSIVE, DER FAHRER, DIE KELLNERIN UND DIE KÖCHIN.
Jede von ihnen ist mehr oder weniger makaber und böse. Nicht umsonst hat der spanische Kultregisseur Pedro Almodovar den Streifen produziert.
Eine Episode möchte ich euch vorstellen, die anderen sollt ihr euch selbst anschauen.
DER FAHRER: Es beginnt mit einem Yuppie, der in einem größeren Audi durch eine hüglige Steppenlandschaft gleitet. Als er einen älteren Kleinwagen vor ihm mit Lichthupe von der linken Fahrbahn vertreiben will, zieht dessen Fahrer mal nach rechts mal nach links und behindert ihn am Vorankommen.
Als er dann doch vorbeikommt, beschimpft er den Fahrer des Kleinwagens. Leider geht ein paar Kilometer weiter ein Reifen des Audi kaputt und er bleibt stehen. Der auftauchende Kleinwagen setzt sich vor das Fahrzeug und fährt im Rückwärtsgang gegen den Bug des Audi. Als der Fahrer aussteigt, beginnt ein Kampf der beiden Machos auf Leben und Tod.
Er endet damit, dass ein Polizeikommisar vor einem ausgebrannten Auto steht, die sich umarmenden verkohlten Leichen betrachtet und vermutet, dass es sich um ein Beziehungsdrama handelt.
Die anderen Geschichten sind ähnlich hart aber herzlich.
I. und ich empfehlen den Film uneingeschränkt.
Kritiken der Anderen: FAZ, Spiegel, Tagesspiegel. Münchener Abendzeitung,

Vergrößern bis die Pixel kotzen

01.02.2015

Foto Irmeli Rother
An den neuen Standort des Fotomuseums c/o Berlin lockte I. und mich besonders die Ausstellung zum Film Blow Up.
Ich fand den Film früher recht mittelmäßig. Für mich ist die Story zu flach und hauptsächlich eine Aneinanderreihung von geklauten Szenen aus dem Swinging London der sechziger Jahre.
London Sightseeing für Touristen.
Der Film Performance mit Mick Jagger in der Hauptrolle war für mich dagegen das Schlüsselwerk dieser Zeit.

© Tazio Secchiaroli
Trotzdem ist er ein Meilenstein in der Filmgeschichte der Fotografie. Es gibt nicht viele Filme, die einen Fotografen zur Hauptperson haben. Da er sich bei mindestens drei realen britischen Fotografen der Zeit bedient, ist er interessant.
Die Ausstellung ist auf alle Fälle sehr spannend.
Toll fand ich die Kombination von Filmausschnitten, Standfotos und den Fotos der realen Fotografen.


Die zweite Ausstellung im c/o zeigte Aufnahmen der Fotografin Lore Krüger. Sie war eine der großen weiblichen Fotokünstler am Ende der Zwischenkriegszeit. Sie war Antifaschistin und es gelang ihr die Flucht in die USA bevor die Häscher der Nazis sie in die Finger bekamen.
Sie studierte vorher in Barcelona und Paris Fotografie. In einer Zeit, in der diese begonnen hatte sich von den Fesseln der reinen Abbildung der Wirklichkeit zu lösen.

© Lore Krüger
Neben den eher abstrakten Werken erarbeitete sie soziale Reportagen und portraitierte.
Sie wurde zwar nicht von den Deutschen im KZ ermordet, wie einige Fotografinnen, die rassisch minderwertig waren oder / und sich im Widerstand befanden, aber es ist bezeichnend, dass sie erst heute wieder entdeckt wurde. Während die Nazionalsozialistin Leni Reifenstahl in der BRD ihre Karriere nach einem kurzen Einbruch als gefeierte Fotografin und Filmemacherin fortsetzte. In ihren Werbefilmen für die NSDAP erkannten "Kritiker" plötzlich eine revolutionäre Ästhetik.
Bei soviel geschichtlicher Verantwortungslosigkeit ist es nicht verwunderlich, dass heute Rassisten unter dem Mantel von Pegida ihren Schwachsinn verbreiten und die herrschende Politikerkaste an ihren Lippen hängt.
Punks mit einem Deutschland halt die Schnauze T-Shirt sind mir lieber.


Die dritte Ausstellung war mit Arbeiten von Niina Vatanen bestückt. Beyond the Visible Surface war der gewählte Überbegriff. Sie versucht mit der digitalen Überarbeitung von Fotos die Dinge unter der Oberfläche sichtbar zu machen.
Meist bearbeitet sie gefundene Privatfotos und fügte farbige Überblendungen hinzu. Naja... In einer Abteilung zeigte sie eigene Fotos, die ein wenig Mysteriöses ausstrahlten.
Diese fand ich ansprechender.

cold hunter, 2013
In einer Nebenausstellung wurden dann noch die Talente 30, eine Auswahl von jungen FotografInnen präsentiert. Diese werden vom c/o ausgesucht und im Haus gezeigt.
Dieses Mal waren es Hannah Peterson und Luise Schröder. Frau Schröder kannten wir aus Hamburg von der Ausstellung GUTE AUSSICHTEN − junge deutsche fotografie 2011/2012. Sie kokelt gerne alte Fotos ihrer Heimatstadt Dresden an und fügt sie zu Collagen. Damit will sie an den erfolgreichen Angriff alliierter Bomber am Ende des zweiten Weltkriegs erinnern.

Foto: Luise Schröder
Unsere Nachbesprechung fand im Cafe Hardenberg statt.

Foto Irmeli Rother

Liederliche Liedermacher

29.01.2015

Nicht alt, nur Schwarz / Weiss
Als Liedermacher noch nicht Songwriter genannt wurden, gab es im alten Westberlin in den siebziger Jahren mehrere Clubs, in den diese im halbstündigen Wechsel auftraten und ihr Können zeigten. Steve Club, GoIn und Folkpub erlaubten dem musikalischen Nachwuchs sich auszuprobieren. So manches Talent wurde damals entdeckt. Beppo Pohlmann, beschreibt ganz gut wie die Atmosphäre für Musiker in den Clubs war. Als Jugendlicher zog ich regelmäßig durch die Lokalitäten.

Weil einer von damals, der Gitarrist Sammy Vomacka, im Cafe Hardenberg aufspielte, hatten sich neben G. und mir viele MusikerInnen von damals eingefunden. Zwei, der Saxophonist Jo Kucera und der Sänger Tom Cunningham unterstützten ihn zeitweise.


Der Gitarrist spiele Fingerpicking Style, d.h. er hatte Metallzungen auf die Finger der Spielhand gesteckt, mit denen er die Seiten zupfte. Ragtime, Swing und Blues brachte er uns zu Gehör.

Das wegen des Konzerts gekommene Publikum waren überwiegend zottelige langhaarige alte Männer mit Bart. Gammler nannte sie die Springer Presse. Es war ihnen anzusehen, dass sie seit den alten Zeiten nur gealtert waren.
Auch die Erscheinung der wenigen Frauen erinnerten mich stark an wildere Zeiten.

Leider erinnerte die Beschallungsanlage auch an früher, Rauschen aus den Lautsprechern war gut zu hören.
Aber auch das Jüngere laut schwatzende, wohl touristische, Publikum rief in mir Erinnerungen hervor. In der Beschreibung Beppo Pohlmanns heißt es, dass es für die MusikerInnen entscheidend war, dass Auditorium musikalisch so zu überzeugen, dass es im Saal ruhig wurde.
Sammy Vomacka ist zwar älter geworden aber nicht mehr der Alte. Mittlerweile spielt er wohl meist vor andächtig Lauschenden.

So schimpfte der darüber, dass ein sich ein Teil der Anwesenden sich laut unterhielten.
- as times go by -
Doch sonst fand ich das Konzert Klasse, ganz besonders als die beiden Freunde mitspielten.
Das Cafe Hardenberg war ebenfalls eine Entdeckung für mich. Essen und Getränke sind gediegen und preiswert. Ein angenehmes Ambiente.

Punkt und Strich

23.01.2015

Schnell mal um die Ecke zur Vernissage, so mag ich es.
Die Galerie cubus-m zeigte Wonkun Jun "Jenseits der Logik". Eher klassisch gemaltes, wobei er, wie der Gallerist so schön sagte, sowohl zugefügt, wie auch entfernt. Der Künstler trägt Acryllack in bis zu dreißig dünnen Schichten auf und wischt ihn teilweise wieder ab. So entstehen etwas transparent und unscharf wirkende Bilder.


Die Werke sind sehr dekorativ und eigenen sich vorzüglich als Animation bei einem LSD Trip. Auch für Meditationsräume sind sie ideal. Eine Besucherin dachte allerdings, sie hätte vergessen ihre Brille aufzusetzen.
Der Künstler selbst ist leider sehr schüchtern. Er wollte noch nicht mal von mir vor seinen Gemälden fotografiert werden und er saß während der Vernissage in der Ecke und war scheinbar mit seinem Handy beschäftigt.
Ich hoffe, dass er trotzdem und trotz der Preise (von 1500,- bis 9000,- Euro) auch mal ein Bild verkauft.
Im Anschluss an die Eröffnung zog ich mit ein paar mir bis dahin Unbekannten zum Weintrinken ins P103. Darunter war ein Mann, Michael Melzer, der bei Robert Lemkes Was bin ich? Heiteres Beruferaten sicher ein volles Schweindel gewonnen hätte. Er ist Tierbestatter.

Wer jetzt jedoch sein kürzlich verstorbenes Flusspferd los werden will, sollte wissen, dass pro Kilo bezahlt werden muss. Außerdem wird der Radlader extra berechnet. Bei vier Meerschweinen und Gemeinschaftseinäscherung ist der Preis mit 25 Euro recht günstig, wenn die Leichen zusammen nicht mehr als ein Kilo wiegen. Auf alle Fälle wirkt sich eine kleine Diät vor dem Ableben finanziell günstig aus.
Günstiger ist die Tierkörper Beseitigung durch die BSR, das Flusspferd wird abgeholt und sie zahlen lediglich 30 Cent pro Kilogramm. Sie können ihr liebstes Tier aber auch im Garten vergraben, wenn dieser nicht in einem Wasserschutzgebiet liegt.

Walpurga trifft Rock

21.01.2015

Skulpturalles von Walpurga Pauels und Fotos aus der Zeitschrift www.rockinberlin.pl wurden bei einer Vernissage im Freien Museum Berlin präsentiert.

1. Die polnisch / deutsche Zeitschrift Rockin Berlin.

c/o Marek Szlachcic-Tritscher
In diesem Teilbereich  wurden Fotos von mehr oder weniger prominenten BerlinerInnen gezeigt.
Die Fotos fand ich eher durchschnittlich, was aber auch daran liegen mag, dass mich Promis nur sehr wenig interessieren, ich finde sie langweilig.
Besonders doof fand ich die Fotos einer polnischen Misswahl. Ich dachte die Welt ist über solchen Schwachsinn hinaus gewachsen.
Die Malerei / Foto Colagen gefielen mit dagegen recht gut.

2. Der Ausstellungsteil von Walpurga Pauels firmiert unter dem Titel "Cutis Chrys(t)alis - Broken Characters"

Sie ist eine KonzeptkünstlerIn, die in einem Raum das Thema Wasser mit dem Thema Salz und Zucker verknüpfte.
So war die links liegende Freya aus salzigen Nori Algen geformt und mit Kandis Zucker Stücken bestreut.
Die anwesende Künstlerin erklärte sehr gut ihre Arbeiten.
So verstand ich ihre Kunstwerke besser und fühlte mich gut informiert.
Auch die im Nachbarraum zu sehenden aus textilen Netzen gefertigten Figuren waren sehr ansehnlich.
Insgesamt waren ihre "Gebrochen Charakter" sehr phantasievoll gestaltet und professionell ausgeführt.
Walpurga Pauels ist für mich eine künstlerische Entdeckung.

Zeit sich zu häuten

Aus der Vogelperspektive betrachtet

17.01.2015

I und ich schauten im Babylon Kreuzberg "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach".
Ein schwedischer Episodenfilm mit schwarzem Humor.

Die Hauptpersonen sind zwei Herren, die sich als Scherzartikel Verkäufer versuchen. Sie leben in einem Männerheim und ihre Verkaufsschlager ( Vampirzähne, Lachsack und eine Gummimaske) sind keine Bringer.

Die beiden Komiker tauchen jedoch nur in einigen Szenen auf, denn im Film gibt es keine durchgehende Handlung.
Er beginnt mit drei Szenen, in denen Menschen sterben. Ganz alltägliche Menschen, die ganz alltäglich sterben. Der Regisseur Roy Andersson inszeniert dies genauso lakonisch wie den Rest des Films. So stirbt ein Passagier einer Fähre beim Einkauf am Selbstbedienungstresen. Da er sein Bestelltes schon bezahlt hat, fragt die Kassiererin die anderen Mitfahrer, wer das Bier und das Krabben Brötchen geschenkt haben möchte.

Einzig den Scherzartikel Verkäufern bietet sich die Chance den ZuschauerInnen näher zu kommen. Das liegt daran, dass die anderen SchauspielerInnen meist kurz und oft auch in verschiedenen Rollen auftauchen.

Außerdem hält die Kamera immer viel Abstand. Sie steht immer statisch im Raum, insgesamt soll es nur neununddreißig Einstellungen geben.

Eine Klammer im Film ist der Satz: "Es freut mich zu hören, dass es euch gut geht". Dieser wird von Personen in verschiedenen Szenen gesprochen. Jedesmal ist deutlich zu sehen, dass er nur eine Floskel ist, eigentlich verlogen.

Das Setting, in dem die Schauspieler sich bewegen, ist recht spärlich ausgestattet.

Doch als an der Kneipe der König Karl XII, geboren 1697, mit seiner Armee vorbei in die Schlacht zieht, wird es zu einen Kostümfilm. Da der König wenig von Frauen hielt, nimmt er den hübschen jungen Kellner gleich mit.

Irgendwie sind die Bilder und Handlungen auch verstörend und teilweise unverständlich. Wer eine Komödie erwartet, dem wir das Lachen mit Sicherheit im Hals stecken bleiben.


Spätestens wenn zur Unterhaltung einer Geburtstagsfeier Sklaven in einen Kupferkessel getrieben werden. Nachdem darunter Benzin entzündet wird, bringen die Eingeschlossenen den Zylinder in Rotation und aus den Löchern ertönt ein Konzert des Leidens.

I. und ich empfehlen den Film uneingeschränkt!

Kritiken der Anderen: Spiegel, Stuttgarter Zeitung, critic, FAZ, NDR,



Zeichnet Kunst Coupons

15.01.2015

Dass die finanziell prekäre Lage von KünstlerInnen kreative Ideen gebiert, ist folgerichtig.
Im Haus am Lützowplatz versuchte Erik Niedling unter dem Motto "Eine Pyramide für mich" endlich mal nicht mehr auf KäuferInnen für seine Werken zu warten. Er entwarf ein Projekt, bei dem man / frau für 35 Euro Anteilscheine an einer Pyramide erwerben konnten, in der er sich bestatten lassen will.
Ich war sehr skeptisch ob dies funktioniert.
Irgendwann saß er mit seinem Mitstreiter Ingo Niermann hinter einem Schreibtisch. Zu meinem großen Erstaunen setzten sich immer wieder neue KundInnen davor und erwarben Anteile.
Zum Ende der Performance waren wohl fünfzehn Coupons verkauft, 525 Euro umgesetzt. Nicht schlecht!



Das Setting wirkte professionell. Die Coupons waren eindrucksvoll und KäuferInnen erhielten eine angeblich beim Finanzamt absetzbare Quittung gestempelt und unterschrieben. Nur bei der Frage, ob und wie man das eingesetztes Vermögen zurück erhält, waren die Antworten der Künstler recht ungenau.

Aber darauf kam es vielleicht auch nicht an. Es war nur zu erfahren, dass der Wert des Anteilscheins sich jährlich verdoppelt, d.h. er ist hypothetisch in fünf Jahren 560 Euro Wert. In zwanzig Jahren sind dies 36.700.160 Euro.

Nachdem alle Kaufwünsche befriedigt waren, traten hintereinander zwei KünstlerInnen an den Schreibtisch. Beide sind mit ähnlichen Konzepten unterwegs und tauschen ihre Aktien gegen Pyramiden Coupons.
Ich sprach sie daraufhin an.
1. Georg Johann Geißelmann steckt hinter dem Dollar / Yuan / Euro Projekt. Er druckt seine eigene Währung, die er gerne gegen andere eintauscht. Er demaskiert damit den Popanz Geld und den Hype darum und nimmt damit hoffentlich so viel ein, dass es zum Lebensunterhalt reicht.




2. Doris Koch gibt Kochscheine aus. Wer diese zum Ausgabekurs von 35 Euro kauft, wird Teil des Kunstprojektes und ermöglicht der Künstlerin ein Leben als Künstlerin. Ein sympathisches Projekt. Man / Frau kann so, ohne sich die Wohnung mit Krempel vollzuhängen, mit einem kleinen Geldbeitrag Kreativität unterstützen.

Drei auf einen Streich

08.01.2015

Sogar im verschlafenen Steglitz blüht vereinzelt spannende Kultur. Nicht mal hundert Meter vom Händelplatz entfernt, dort bin ich aufgewachsen, befindet sich die Galerie der Moderne. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung Wolfgang Leber (Malerei), Ludmila Seefried-Matejkova (Skulpturen) und Silvia Sinha (Fotos) fand dort ein Künstlergespräch statt.

Die Schöpferin der Skulpturen war leider nicht anwesend. Wir, I. + ich, erkannten ihre Arbeiten, gesehen hatten wir sie bereits in einer Jahrespräsentation des Künstlersonderbundes in den Uferhallen im Wedding. Sie waren mir schon damals positiv aufgefallen.
Der Maler wurde am Anfang in einem Video vorgestellt. Er studierte in den sechziger Jahren Malerei in Berlin und orientierte sich seit dem besonders am Stil Picassos.
In Lebers Werken sind die Körper ähnlich "verdreht".
Die Fotografin kennen wir von einem Atelierbesuch.
Sie ist eine Vertreterin einer eher abstrakten Bildtechnik.
Strukturen stehen bei ihr im Fokus.
Uns beiden gefällt dies gut.

Die ca. zwanzig TeilnehmerInnen an der Diskussion waren, wie wir, mindestens kurz vor der Rente und wie ich nebenbei erfuhr, meist keine SteglitzerInnen.
Das tat dem Gespräch keinen Abbruch.
Doch fiel mir wieder auf, dass Steglitz eigentlich eine Einkaufsmeile mit angrenzendem Wohnumfeld ist. Total langweilig, auch weil die BewohnerInnen überwiegend keinen Emigrationshintergrund haben. Das einzig Gute ist die Verkehrsanbindung, wer weg will, hat vielfältige Möglichkeiten zu verschwinden.

Töne die Geschichten erzählen.

06.01.2015

Weil die Liebste Urlaub hatte, konnte ich sie um 13 Uhr zum Lunchkonzert in die Philharmonie ausführen.
Unter dem Motto "Gedichte ohne Worte" spielte das ELSE ENSEMBLE in dem Foyer. Es hat den Namen von der Schriftstellerin Else Lasker Schüler abgeleitet.
Die Mitglieder sind Franziska Hölscher - Violine, Hed Yaron-Mayersohn - Violine,

Avishai Chameides, Viola, Daniela Shemer - Violoncello, Teddy Ezra - Klarinette, Mor Biron - Fagott, Caspar Frantz - Kavier, Naaman Wagner - Klavier.
Auf dem Programm standen ausschließlich lyrische Kompositionen aus der Zeit der Romantik von
Felix Mendelssohn Bartholdy:

- Konzertstück Nr. 1 f-Moll op. 113
- Lieder ohne Worte op. 102 Nrn. 1 und 4
- Klavierquartett Nr. 2 f-Moll op. 2
- Konzertstück Nr. 2 d-Moll op. 114

wir beiden
Die musikalische Qualität der Aufführung war hervorragend und dadurch, dass in jedem Stück andere Instrumente beteiligt waren, war die Klangfärbung sehr facettenreich.
Die kostenlosen Lunchkonzerte finden fast jede Woche statt (Genaues findet ihr im Programmkalender auf dem Blog) und sind recht gut besucht, deshalb ist es klug um 12 Uhr zu erscheinen, um sich einen Sitzplatz auf der Treppe zu sichern.
Wir waren leider etwas zu spät und mussten stehen.

Fotos © Irmeli Rother

Scheinbar komisch

03.01.2015

Auf Drängen eines Freundes besuchte ich mit I. ein Comedy Programm im Theater Scheinbar, einer winzigen Bühne in Schöneberg. Drängen musste man mich, weil ich Comedy nicht besonders mag und genüsslich das Vorurteil pflege, dass Comedy eher was für Flachbrett BohrerInnen ist. Besonders wenn sie rassistische Vorurteile bedient und dann alle herzlich lachen. So war meine letzte einschlägige Veranstaltung bestimmt zehn Jahre her.

Damals riss der US-amerikanische Comedian Chin Meyer ziemlich dumme Witze über polnische Mitbürger.
Zum Glück geschah dies an dem Abend in der Scheinbar nicht.
Trotzdem war ich vom gebotenen Kessel Buntes nicht wirklich begeistert.
Masud Akbarzadeh versuchte den gelangweilten Conferencier zu geben und kam dabei teilweise langweilig rüber. Die anderen Auftretenden waren schlecht bis mittelmäßig.

Ausschließlich Heinz Blue konnte richtig überzeugen. Seine Präsenz in einem silbertürkisen Anzug war heftig und seine denglisch vorgetragene Geschichte herzzerreißend. In dieser Story gelang seiner Nachbarin trotz Hartz4 und Depris durch seine Unterstützung der Aufstieg zum Star einer Astro TV Sendung.

Ich weiß zwar nicht, ob es anständig ist über Menschen zu lachen, die so doof sind ihr Geld für Hokuspokus auszugeben und sich davon Hilfe zu versprechen, aber zumindest hatte die Nachbarin damit ihre Depris verloren. Ein kleines Happyend auf Kosten von Anderen.